Bayern

Die Tongrube Kalchreuth bei Nürnberg

Stand 2008:
Der Abbau in der Tongrube ist seit mehreren Jahren eingestellt. Die Fundmöglichkeiten sind dadurch, dass kein neues Material mehr aufgeschlossen wird sehr stark eingeschränkt. Interessante Schichten sind in der Zwischenzeit massiv, durch rege Grabungstätigkeit von Sammlern, ausgebeutet worden. Belegstücke können aber nach wie vor durch Absammeln gefunden werden.
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Stand 2005:
Schlechte Nachrichten für alle Fans der Tongrube Kalchreuth....
Ende des Monats (April 2005) wird die Grube in Kalchreuth endgültig stillgelegt. Auch Gerüchte, die besagen, dass im hinteren Teil der Grube weiter gearbeitet wird, stimmen nicht! Das hat uns heute der Baggerfahrer erzählt, der uns leider nicht besonders wohl gesonnen war und uns rauswarf.
Er sagte, dass es Anzeigen geben würde und auch Fahrzeuge , die auf dem Feldweg stehen, rigoros abgeschleppt werden. Er meinte auch, dass es strengstens verboten sei, in der letzten verbliebenen Fundschicht zu graben, da dies eine angelegte Böschung ist, die sonst wieder aufwändig ausgebessert werden müsste.
Sehr schade, dass dieser "Jahrhundertfundort" jetzt endgültg der Vergangenheit angehört, konnte man doch auch in letzter Zeit, durchaus noch schöne Pleuroceraten dort finden.

von Wolfgang Dietz
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Bericht von Sönke Simonsen zu Kalchreuth:

Die Tongrube Kalchreuth ist eine der klassischen Fundstellen Frankens. In ihr werden seit vielen Jahren Tone des Lias delta 2 (Oberes Domerium, Pleuroceratenschichten) abgebaut. Die Fossilführung der erschlossenen Schichten ist sehr unterschiedlich. Generell sind in allen Schichten Fossilien enthalten, meist aber nur in geringer Anzahl. Im höheren Bereich der Grube sind Pleuroceraten recht häufig. Vielfach ist jedoch nur die Wohnkammer körperlich erhalten und das Phragmokon ist plattgedrückt. Körperlich erhaltene Ammoniten ohne umhüllende Konkretion sind relativ selten. Die Chance schöne körperlich erhaltene Ammoniten zu finden, ist bei der Suche in der „Grauen Knollenschicht“ wohl am besten. Die Schicht ist im Grubenprofil durch die eigentlich immer vorhandenen „Knusperstellen“ der Sammler leicht zu entdecken. Dort lohnt sich das Graben eigentlich immer.
Die Fundmöglichkeiten beschränken sich nicht ausschließlich auf Ammoniten. Es existiert auch einige Begleitfauna, dazu gehören Muscheln, Scaphopoden, Schnecken und Belemniten.
Auch Nautiliden und Krebse wurden bereits in Kalchreuth gefunden.
Ebenfalls sind Ammoniten der Gattung Amaltheus sind zu finden, sie treten jedoch sehr deutlich hinter den Pleuroceraten, bei denen P. solare vorherrscht, zurück.
Die Ammoniten erreichen meistens eine Größe zwischen 2-7 cm, noch größere gut erhaltene Stücke sind selten, kommen aber vor. Pleuroceraten können deutlich über 10 cm und Amaltheen bis etwa 30 cm Größe erreichen.

Die Tongrube ist verhältnismäßig leicht zu erreichen, in Kalchreuth (liegt knapp 10 km östlich von Erlangen) biegt man an einem Kreisverkehr nach Nürnberg/Buchenbühl ab. Wenige 100 Meter außerhalb Kalchreuths biegt man auf eine asphaltierte Straße ab, an der ein Wanderparkplatz liegt. Dieser Straße – die für den normalen Autoverkehr gesperrt ist – folgt man bis zu einem linkerhand liegenden kleinen Platz, auf dem oftmals kleine Sand – oder Schotterhügel liegen. Von dort führt ein Feldweg an der Grube entlang. Diesem Weg folgt man einige hundert Meter, bis man auf Höhe der neueren Grubenbereiche ist, dort geht man rechts über eine manchmal von Schafen abgeweidete Wiese in Richtung Grube. Dann kann die Suche beginnen, je nach aktuellen Abbauverhältnissen muss man sehen, was am lohnenswertesten erscheint, das Graben mit der Pickhacke oder, wenn an der richtigen Stelle frisch abgebaut wurde, das Absuchen und Aufklopfen der umgebrochenen Schollen.

Ich kann euch nur raten keine Knollen an Ort und Stelle aufzuschlagen, wenn Fossilien herausschauen. Besonders die Fossilien aus den Konkretionen haben oft eine sehr schöne Schalenerhaltung. Ich habe schon manchen schönen Fund zerstört, weil ich zu voreilig war und anfangs auch nur sehr schlechte Präparationsmöglichkeiten hatte.
Mit kleinen Präparationsmeisseln lassen sich recht gute Präparationsergebnisse erzielen, hierbei geht die Schale der Ammoniten allerdings auch oft verloren, da die Haftung Fossil-Gestein oftmals sehr intensiv ist.

Interessant sind z.B. Pleuroceraten mit calzitisierten Innenwindungen, wenn man diese beidseitig präpariert, so erhält man durchscheinende Ammoniten (Kirchenfenster).
Calzitisch überlieferte Ammoniten eignen sich vermutlich gut als Schliffobjekte.

Im Übrigen ist der gesamte Kalchreuther Höhenzug für Fossilien aus dem Lias epsilon bekannt, also auf Baustellen achten! Ich war bei meinen Frankenurlauben zwar schon oft in der Tongrube Kalchreuth, habe aber selbst noch nie das Glück gehabt, dort eine lohnende Baustelle zu finden.

Für einen Frankenurlaub empfiehlt sich die Anschaffung des "Geoführer Frankenjura" von A. E. Richter. Dort werden reichlich interessante Fundstellen beschrieben, doch auch darüber hinaus kann man selbst neue Fundpunkte entdecken, die vielleicht längere Zeit schon nichtmehr abgesammelt wurden!

Es folgen einige Bilder von Funden aus der Grube und von der Grube Kalchreuth selbst, die nach Unterstürmig und neben Buttenheim wohl mit die bedeutendste Lias delta Fundstelle der letzten Jahrzehnte in Franken ist.


Das Bild zeigt den zur Zeit interessanten Teil der Tongrube Kalchreuth Pfingsten 2004, im Hintergrund ist Heroldsberg zu sehen.


Hier sind die Stufen in denen abgebaut wurde gut erkennbar. Das Graben lohnt sich vor allem am Übergang zwischen braunem und grauem Mergel, dort lassen sich reichlich schöne Knollen finden, bei entsprechendem Arbeitseinsatz. Die Grabungsstellen der Sammler sind auf dem Bild erkennbar.


Mein Vater durchmustert das von einem anderen Sammler gegrabene Loch in der „Grauen Knollenschicht“, nicht selten lässt sich durch das umdrehen der ein oder anderen Scholle mal ein Zufallsfund erzielen.


Solche Glücksfunde, wie diesen pyritisierten 6,2 cm großen Pleuroceras spinatum, den man kaum zu präparieren brauchte und den man einfach so auflesen konnte, macht man leider nicht bei jedem Besuch.


Eine äußerst stattliche Ausbeute von Sammlerfreund Wolfgang Dietz aus dem Dezember 2004. Wenn man weiß wo die Hacke anzusetzen ist, hat man so einen Haufen brauchbarer bis sehr guter Ammoniten innerhalb von etwa 3 Stunden zusammen, so zumindest bei den derzeitigen Aufschlussverhältnissen. Foto von Wolfgang Dietz.


Ein Tablett voll mit Funden aus dem Herbsturlaub 2003. Das war nur etwa die Hälfte unserer Funde. Die Bedingungen waren damals ziemlich genial, weil im oberen Grubenbereich abgebaut wurde und die besten Schichten frisch und kaum abgesammelt frei lagen.


Dieser Pleuroceras solare ist einer der Funde aus den Grabungsresten eines anderen Sammlers! Das Exemplar misst etwas über 6 cm. Der aufsitzende Belemnit hätte eigentlich nicht nötig getan. *gg*
Die Präparation dieses Stückes hat sich ziemlich aufwändig gestaltet, weil ich damals noch keine brauchbaren Präparationsmeißel hatte. Ich habe das Stück mit einer Nadel freigekratzt. Das hat evtl. auch seine Vorteile gehabt, sonst wäre der Belemnit evtl. abgesprungen.


Hier ein Pleuroceras in schöner bräunlicher Schalenerhaltung. Das Exemplar ist sehr gut erhalten, da es mittig und somit an keiner Stelle der Verwitterung augesetzt in der Knolle gelagert hat. Der Pleuroceras misst 5 cm und ist ein Sammlungsstück von Wolfgang Dietz, Foto ebenfalls Wolfgang Dietz.


Ein Pleuroceras solare mit aufsitzender Schnecke. Der 4 cm große Ammonit ist zwar etwas verdrückt, aber durch die Schnecke trotzdem ein attraktives Sammlungsstück.


Der linke Pleuroceras ist 5 cm groß, der rechte Pleuroceras misst 3 cm.
Solche pyritisierten Stücke sind relativ selten, dafür aber um so schöner und außerdem leicht zu präparieren.


Ein schalenerhaltener Pleuroceras solare mit 6,3 cm Durchmesser. Auf der Wohnkammer lässt die Bedornung merklich nach.


Ein 4,5 cm großer Pleuroceras solare mit überwiegend sehr schöner Schalenerhaltung.


Ein weiterer Pleuroceras solare in STEINKERNerhaltung mit kalkigen Schalenresten. Dieses Stück misst etwa 4,6 cm.


Ein schalenerhaltener 8,2 cm großer Amaltheus margaritatus aus der „Grauen Knollenschicht“.


Eine Kleinstufe mit zwei Pleuroceraten, der größere Pleuroceras ist 4,1 cm groß.


Ein 4,2 cm großer kräftiger Pleuroceras cf. spinatum.


Ein mit 6,7 cm Durchmesser ziemlich großer Pleuroceras.


Der komplett freigelegte etwas kleinere Pleuroceras solare misst 4,9 cm.


Ein über 10 cm großer Pleuroceras mit weiteren aufsitzenden Pleuroceraten. Die Ammoniten waren vor der Präparation völlig pyritverkrustet. Dieses Stück aus der Sammlung Wolfgang Dietz ist für den Fundort außergewöhnlich groß und nicht nur dadurch eine Attraktion.

Der Bericht baut auf dem Stand vom Anfang des Jahres 2005 auf. Die Bedingungen in Kalchreuth wechseln ständig, mal bestehen bessere Fundmöglichkeiten, mal schlechtere. Eine Fundgarantie gibt es natürlich nicht, aber grundsätzlich bestehen gute Chancen auf schöne Pleuroceraten, vor allem wenn man in der Schicht gräbt, findet man eigentlich immer was.

Dieser kleine Bericht ist natürlich nicht allumfassend, viele Stücke fehlen auch einfach noch in meiner Sammlung, z.B. die Turmschnecke Katosira, große Amaltheen, Septarien, Ammoniten mit Original-Farbstreifung usw.

Sönke Simonsen