Baden-Württemberg

Fossilien aus dem "Arietenland" am Fuße der Schwäbischen Alb

In diesem Bericht möchte ich ein bisschen vom "Arietenland" berichten und einiges an Bildmaterial dazu zeigen. Grundsätzlich bin ich wohl nicht der Richtige für dieses Thema, da gibt es viele andere die sich besser und kompetenter dazu äußern könnten, aber außer Thomas (alias amaltheus) macht das ja niemand.

Wo ist das "Arietenland" ungefähr?
Ganz grob kann man sagen, das "Arietenland" befindet sich am Fuß der Schwäbischen Alb im Bereich von Schwäbisch Gmünd und dann südlich von Tübingen bis zur Baar. Ich habe mich in der Regel südlich von Balingen bis ungefähr nach Aldingen bewegt und da gab es in den letzten zwei Jahrzehnten eigentlich immer wieder irgendwelche Bauten, wo etwas zu Tage gebracht wurde. In den letzten zwei Jahren ist es allerdings sehr ruhig geworden, man sieht es auch auf den Erddeponien, es wird fast nur noch saniert.

Unzählige Gryphaen
Aber noch mal zurück zum Wort "Arietenland", stimmt das eigentlich oder wären nicht andere Namen viel bezeichnender? Von der reinen Anzahl an Fossilien müsste vom "Gryphaeenland" gesprochen werden. Ich kann in keiner Weise sagen wieviel Millionen oder Milliarden Gryphaeen es gibt, auf jeden Fall aber sind es ungeheuer viele und manchmal gibt es richtig schöne und interessante Zusammenballungen. Die Sammler lieben sie in aller Regel nicht sehr, es sei denn, sie sitzen auf Arieten oder Nautiliden, das kann dann sehr dekorativ sein. Ede Bernt besitzt ein Stück, bei dem aus dem Nabelbereich ein ganzer Strauß von Gryphaeen herausquillt – das sieht aus wie ein Blumenstrauß.

Nautiliden im "Arietenland"
Für mich selber ist das "Arietenland" eigentlich mehr das Land der Nautiliden, der Lias alpha 3 ist wohl die Schicht mit der größten Nautilidendichte in der Region und da meine Frau diese Viecher liebt, wurde mindestens anfänglich jeder Nautilus mitgenommen. Bei den Bildern habe ich daher einen Schwerpunkt auf die Nautiliden gelegt. Natürlich gibt es auch viele, vor allem große Muscheln, andere Ammonitenarten, Schnecken und immer wieder schönes versteinertes Holz, aber insgesamt sind es ohne Zweifel die Arieten, die die fossile Fauna dominieren.
Immer wieder finden sich große Steinplatten, wo ein Ariet am anderen liegt. höchstens mal durch einen Nautilus unterbrochen - man könnte eigentlich an eine Art Massensterben denken.

Harte Arbeit
Wenn man auf Arieten geht, so ist das ein bisschen wie in den Krieg ziehen, man braucht auf jeden Fall schweres Werkzeug. Ein 5 bis 6 Kilogramm schwerer Vorschlaghammer, große Stangen und schwere Fäustel sowie entsprechende Meißel sind das mindeste an Ausstattung.
Die Arietenkalkplatten sind häufig 200 bis 500 Kilogramm schwer. Dazu kommt, dass der Arietenkalk, wenn er noch frisch und unverwittert ist (tiefgraue Farbe) extrem hart ist, ich nenne ihn dann einfach "gesund". Dann sind die Chancen, dass man so eine Platte spalten kann sehr gering, aber wenn es doch gelingt und es ist ein Fossil darin, dass sich auch bergen lässt, dann werden das die besten Stücke. Ich selber befasse mich schon lange nicht mehr mit solchen Brocken, das überlasse ich jetzt den Jüngeren.
Das schönste am Arietenkalk ist eigentlich, dass er sich lesen lässt: Fast immer kann man auf den Bruchflächen Konturen von Arieten bzw. Nautiliden sehen. Das kann ohne weiteres ein Zeichen dafür sein, dass es sich lohnt sich mit dem Block zu beschäftigen. Leider ist das natürlich keine Erfolgsgarantie, aber ein erster Hinweis.
Wie schon erwähnt, war mein vorwiegendes Suchgebiet für Arieten der Bereich der Ortschaften Rosenfeld, Balingen, Wellendingen und Dautmergen. In Dautmergen war die Fossildichte am höchsten, aber gleichzeitig war das Gestein am gesündesten, dementsprechend war der Erfolg gering, denn im Arietenkalk gilt ganz besonders, ein Fossil finden ist die eine Sache, es zu bergen eine ganz Andere.

Ein Sammlertraum
Nur so ganz am Rande: Es war immer ein Traum von uns eine schöne Platte mit einem Arieten und daneben noch einem Nautilus zu finden. Das ganze sollte natürlich noch eine kommod handhabbare Größe haben und auch noch schön sein. Wir haben diese Platte tatsächlich gefunden, nur war sie zirka 120 Zentimeter lang und 80 Zentimeter breit und rund 25 Zentimeter dick. Also absolut keine Chance auf eine Bergung im Befundzusammenhang, ich hab dann versucht den Arieten und den Nautilus einzeln zu bergen... am Ende gab es einen großen Schrotthaufen und gar nichts zum Mitnehmen, dafür Tränen von Zorn und Enttäuschung.

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Nautilus, 30 cm und Arietites, 30cm, Wellendingen. Das ist der Ersatz für die nicht geborgene Platte.


Momentane Situation
Momentan sind die Chancen auf Arietenfunde im Balinger Gebiet nicht sonderlich gut. Größere Straßenbaustellen gibt es augenblicklich nicht, Baugebiete werden auch keine neu erschlossen und auf den einzelnen Baustellen, die es geben mag, holen oft schon die Baggerfahrer die interessanten Brocken raus. Aber irgendwann werden gewiss noch Umgehungsstraßen um den einen oder anderen Ort gebaut, die dann Arietenkalkbereiche tangieren und spätestens dann gibt es wieder neues Material.


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Arietites bucklandi, 22 cm, Lias alpha 3 - Arietenkalk, Dautmergen.


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Coroniceras rotiforme, 20cm, Rosenfeld.


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Paracoroniceras, 26 cm, Wellendingen.


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Arietites und Nautilusfragment, 26 cm, Wellendingen.

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Zwei Ansichten vpm Euagassiceras resupinatum, 30 cm, Fragment mit auflagernden Gryphaeen, Wellendingen.

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Arietites bucklandi aus "gesundem" Gestein, 22 cm, Rosenfeld/Brittheim.

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Arnioceras oppeli, 80 mm, Wellendingen.

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Noch nicht sicher zugeordneter Ammonit, 8 cm, Wellendingen.

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Angulaticeras martinischmidti, 36 cm, Rosenfeld.

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Agassiceras? scipionanum, 30 cm, Aldingen.


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Wohnkammerbruchstück mit kleinen Ammoniten ("Fossilfalle"), Breite: 15 cm, Wellendingen.

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Nautilus, 13 cm, Rosenfeld.

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Nautilus, 16 cm, Dautmergen.


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Nautilus, 24 cm, Rosenfeld.


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Nautilus, Rosenfeld/Brittheim, 30 cm, Unterseite, war im Sediment, Wohnkammer weitgehend erhalten. Oberseitig ist die Wohnkammer nicht erhalten, wodurch sich eine Füllung mit Gryphaen offenbart, Fundort: Rosenfeld/Brittheim.


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Nautilus, 18 cm, Wellendingen.


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Nautilus, 8 cm, Dautmergen.

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Plagiostoma sp., 12 cm.


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Versteinertes Holz, 20 cm, Wellendingen.

Fotos und Sammlung: Harald Hengstler