Österreich

Fossilien sammeln im untersten Lias des Karwendelgebirges - Teil 3

Das mittlere Hettang ist gekennzeichnet von den Leitammoniten

Megastomoceras megastoma GÜMBEL (ein naher Verwandter in Bild 1) und Alsatites proaries NEUMAYR (Bild 2 + 3).

 Bild_1_Megastomeras_anisophyllum_WAEHNER.jpg

Bild 1

Bild_2_Alsatites_proaries_GUEMBEL.jpg

Bild 2

 

Bild_3_Alsatites_cf._proaries_GUEMBEL.jpg

Bild 3

 

Die Sedimente des Hettang im Karwendelgebirge weisen immer eine charakteristische, durchgängige Eisen-Mangan-Kruste mit Konkretionen auf, die zeitlich an den Beginn des Ober-Hettang zu stellen ist. Sie wird „marmoreum-Kruste“ genannt nach Angulaticeras marmoreum OPPEL oder „Brandschicht“ und ist v.a. bekannt geworden aus der Gegend von Adnet, wo diese Gesteine zuerst beschrieben wurden.

Diese Brandschicht stellt einen Sedimentationsstillstand dar, der sich bereits vorher ankündigt: im Liegenden findet man allermeistens eine ockerfarben verwitternde Bank mit Eisenkrusten und umgelagerten Gesteinsklasten, den sog. Enzesfelder Kalk, der bereits in Teil 2 beschrieben wurde. Bild 4 zur typischen Ausbildung der marmoreum-Kruste.

Bild_4_Marmoreum_Kruste.jpg

Bild 4

 

Die Fauna des mittleren Hettang ist meist konzentriert auf die obersten Zentimeter dieses ockerbraunen Kalks, knapp unter der Brandschicht:

Bild 5 zeigt einen mit 10 cm ausgewachsenen Storthoceras sp., der zur Hälfte in die marmoreum-Kruste hineinragte und dort dunkelbraun vererzt wurde, zur Hälfte aus dem Enzesfelder Kalk herauspräpariert wurde. Je nach Fundstelle liegt die Fauna des unteren Hettang (Psiloceras) wegen sehr starker Mangelsedimentation zusammen mit der des mittleren Hettang vor. Dort kommen Psiloceras auch noch in der marmoreum-Kruste vor (siehe unten).

Bild_5_Storthoceras_sp._adult.jpg

Bild 5

 

In Bild 6 ist ein Storthoceras cf. haploptychum zu sehen, der mit einem Teil Umgebungsgestein umgelagert und (herzförmig) verkrustet wurde. Diese Umkrustungen können gelegentlich innerhalb des Enzesfelder Kalks richtige Konkretionen hervorbringen. Viele Kleinammoniten aus dem mittleren Hettang finden sich in diesem oberen Bereich der Kalkbank.

Bild_6_Storthoceras_cf._haploptychum__WAEHNER___umkrustet.jpg

Bild 6

 

Ein kleiner aber gut erhaltener Teil der Fauna des mittleren Hettangs findet sich aber in den Konkretionen der marmoreum-Kruste. Dies betrifft vor allem größere Exemplare. Diese wurden ständig umgelagert und von allen Seiten mehr oder weniger dick mit Mangan- und Eisenoxid umkrustet. Kleinere Schalen sind dabei kaputtgegangen. Je nach Fundstelle sind beide Seiten des umkrusteten Ammoniten gut zu präparieren oder eine oder auch gar keine. Bild 7 zeigt als Nahaufnahme die Umkrustung eines Fossilrests. Hier waren auf jeden Fall Mikroorganismen im Spiel, was das unregelmäßige Wachstum der Krusten zeigt.

Bild_7_Eisen_Mangan_Konkretion.jpg

Bild 7

 

 

Ein 10 cm großer Storthoceras und seine Bergung sind in den Bildern 8,9,10 dargestellt. Die Fundansicht ist von unten, die Präparation auch.

Bild_8_Storthoceras_im_Rotkalk_Fundzustand.jpg

Bild 8

 

Bild_9_Storthoceras_im_Rotkalk_geborgen.jpg

Bild 9

 

 

Bild_10_Storthoceras_im_Rotkalk.jpg

Bild 10

 

Einen weiteren gut erhaltenen Fund dieser Art stellt Bild 11 dar.

Bild_11_Storthoceras_sp.JPG 

Bild 11

 

 

In Bild 12 seht Ihr einen größeren Brocken von einer Fundstelle, wo in der Kruste noch Psiloceras in Konkretionen vorkommen. Das mittlere Hettang fehlt ganz; wahrscheinlich wurde es dort bereits vor der Verkrustung abgetragen bzw. nicht abgelagert.

Bild_12_Marmoreum_Kruste_mit_Psiloceras.jpg

Bild 12

 

 

 

Eine Ausnahme stellt mal wieder die klassische Fundstelle Fansjoch am Achensee dar: dort ist das untere und mittlere Hettang in einem sog. „bunten Liaskalk“ abgelagert, der mit mehreren Dezimetern erstaunlich mächtig ist. Die marmoreum-Kruste ist erst ca. 2 Meter darüber zu finden. Die Bergung von Ammoniten ist dort besonders schwer, weil die Bänke so mächtig sind. Die Ablagerungsrate war also ungewöhnlich hoch an dieser Stelle zu der Zeit.

 

marmoreum