Österreich

Fossilien sammeln im untersten Lias des Karwendelgebirges - Teil 2

Über den sandigen Kalk- und Mergellagen der Kendlbachschichten findet man plötzlich ohne Übergang geringmächtige graue, dichte Kalke.

Gelegentlich sind die ersten dünnen Bänke sogar violett bis grünlich. Im Hangenden folgt immer eine dunkelgrau-gefleckte Kalkbank.

Diese ersten grauen Kalkbänke enthalten so gut wie keine Makrofossilien.

Den –abgesehen von den neuen Erkenntnissen in den Grenzmergeln – traditionellen Beginn mit den altbekannten Ammoniten des Lias stellt die „Calliphyllum-Bank“ dar. Sie ist immer vorhanden im Karwendel, aber nicht einfach zu finden:

Sie kann am Top der ersten grauen Kalkbänke zu finden sein, was meist keinen guten Einfluß auf die Erhaltung hat: Die Ammoniten sind oft nur der Schatten Ihrer selbst:

Bild1PsilocerasimBasiskalk.jpg

Bild 1: Psiloceras im Basiskalk

Wenn man viel Glück hat, sind an wenigen Punkten exzellente Funde im Basiskalk möglich:

Bild2PsilocerascalliphyllumBasiskalk.jpg

Bild3PsilocerasnaumanniBasiskalk.jpg

Überhaupt neigt diese Bank dazu, wegen der geringen Sedimentationsrate bei der Ablagerung als sog. „Ammonitenpflaster“ vorzuliegen. Gute Funde sind heutzutage selten.

Bild4calliphyllumbankBasiskalk.jpg


Die berühmteste Fundstelle ist das Fonsjoch am Achensee, wo aber schon seit vielen Jahren nur noch nach Hangrutschen Zufallsfunde möglich sind:

Bild5AmmonitenpflasterFonsjoch2006.jpg

Bild6Fonsjoch.jpg

Die calliphyllum-Bank kannin einer über den Graukalken folgenden ockerbraunen Kalkbank enthalten sein, die reich an Eisenkrusten ist. Diese Bank, der klassische „Enzesfelder Kalk“, ist genauso wie die Calliphyllum-Bank auch immer vorhanden (im unteren oder mittleren Hettang) und immer stark kondensiert.  Das heißt, dass viele Millionen Jahre und oft mehrere Ammoniten-Zonen innerhalb weniger Zentimeter abgelagert wurden.

 

 


Bild 7 zeigt unten die typische Erscheinung des Enzesfelder Kalks im Anschlag mit calcitgefüllten Ammoniten, nicht selten mit Wasserwaage. (Was drin war siehe auch Bild 8.) Der untere Teil mit den Ammonitenquerschnitten repräsentiert hier das untere Hettang, ein geringmächtiger, fast fossilleerer Teil ganz oben das mittlere Hettang. Der Enzesfelder Kalk endet an einer Eisen-Mangan-Kruste (marmoreum-Kruste) abrupt. Darüber, oben,  folgt ein fleischroter, dichter Kalk (oberes Hettang):

Bild7EnzesfelderKalkmitmarmoreum_Kruste.jpg

 

 

 

 


Die Erhaltung in Enzesfelder Kalk ist meist sehr gut, wenn man Brocken findet und sie auch spalten kann:

Bild8SchistophyllocerasaulonotumHERBICH.jpg

Schistophylloceras aulonotum HERBICH aus Bild 7

 


Bild9Enzesfelder_Kalk.jpg

Bild 9 Enzesfelder Kalk mit Psiloceras costosum LANGE (links oben und mitte), Caloceras johnstoni SOW. (mitte rechts) Psiloceras naumanni NEUMAYR (rechts) , Togaticeras togatum NEUMAYR (links unten) und Schistophyllocras aulonotum HERBICH (rechts unten)


Bild10GeyerocerassubcylindricumNEUMAYR.jpg

 

 


Zur Stratigraphie des unteren Hettangs:

Zuunterst treten als Leitfossilien Psiloceras calliphyllum NAUMAYR und Psiloceras costosum LANGE auf:

Bild11PsilocerascalliphyllumNEUMAYR.jpg

 


Darüber folgen – leicht zu erkennen – die weit genabelten Caloceras johnstoni und großwüchsigen Ps. naumanni:

Bild12PsilocerasnaumanniNEUMAYR.jpg

Bild13CalocerasjohnstoniSOW.jpg

 


Wegen der Kondensation ist diese Abfolge nur selten wirklich zu erkennen.

Als Übersicht noch mal ein Beispiel eines Lesefunds: in einer einzigen Bank vereint ist (rechts) der graue Basiskalk, links darüber der geringmächtige ockerfarbene Enzesfelder Kalk,  darüber nach der dünnen schwarzen marmoreum-Kruste der Adneter Kalk – dazu melde ich mich wieder !

 

Bild14grauerBasiskalk.jpg

marmoreum