Trias

Erstnachweis von Parotosuchus aus dem Buntsandstein des Schwarzwaldes

Mein Name ist Bernd Vogt und ich bin seit einiger Zeit Mitglied (triasbernd) bei euch im Steinkern. Ich bin begeisterter Sammler von Triasfossilien. Spezialisiert habe ich mich auf Wirbeltierfossilien aus der Trias, insbesonders aus dem oberen Muschelkalk und dem Lettenkeuper.

Ich besitze eine wunderschöne Sammlung von Knochen, Wirbeln und Zähnen. Wenn es mir zeitlich reicht verfolge ich die Beiträge bei Steinkern. In der Galerie ist mir aufgefallen, dass es dort bisher kein Bild einer Versteinerung aus dem Buntsandstein gab, was mit dem hier vorgestellten Parotosuchus nun anders ist. Ich selbst lebe in Baden-Württemberg am Rande des Schwarzwaldes. Der Nordschwarzwald wird zum größten Teil aus dem Buntsandstein aus der Trias gebildet.

Der Buntsandstein ist für Fossiliensammler frustrierend. Er ist hier in Süddeutschland so gut wie frei von Fossilien. Ich persönlich bezeichne ihn als fossilleer! Damals vor ca. 240 Millionen Jahren in der unteren Trias war hier vor meiner Haustüre eine lebensfeindliche Wüste. Leben gab es nur an ganz wenigen Stellen, wie einzelnen Oasen oder an temporären Flüssen, die aber immer wieder austrockneten. Die Ablagerungen wurden in einer Playa abgelagert. Das sind trockene Ablagerungsräume, die hin und wieder von katastrophalen Flutereignissen betroffen waren.

Versteinerungen aus dem Buntsandstein vom nördlichen Schwarzwald kenne ich eigentlich nur aus historischen Berichten. Vor über hundert Jahren gab es noch viele kleine Steinbrüche im Nordschwarzwald. Dort wurden die Steine noch in Handarbeit abgebaut und so kam ab und zu noch eine Versteinerung zum Vorschein.

Doch die wenigen Versteinerungen wurden dann auch noch im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe teilweise zerstört.

Um so überraschter war ich als ein Bekannter mich besuchte. Er hatte im Nordschwarzwald in der Nähe von Simmersfeld, bei Altensteig, Steine für eine Gartenmauer an einer Waldwegsböschung geholt. Ein Stein kam ihm komisch vor und er zeigt ihn mir bei einer Grillparty mit den Worten: "Du kennst dich doch mit Steinen aus. Ist das eine Versteinerung?"

Mein fachmännischer auf Wirbeltierfossilien geschulter Blick erkannte sofort, das ist ein Schädelfragment eines Dachschädellurchs. Und dazu noch ein verdammt schönes Stück.

Natürlich sind im Sandstein des Buntsandsteines nicht die Knochen erhalten, sondern immer nur der Knochenhohlraum, aber man konnte sehr gut die Schnautzspitze mit den Fangzähnen erkennen.

dachschaedellurch.jpg
Die Größe des Schädelfragments beträgt 13 cm, d.h. der Schädel dürfte insgesamt etwa 40-45 cm groß gewesen sein.

Das Fundstück habe ich zwischenzeitlich dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart überlassen. Herr Dr. Schoch vom Museum am Löwentor war ganz begeistert. Er bestimmte das Schädelfragment vorläufig als zu Parotosuchus gehörig. Ein Dachschädellurch mit 2 bis 3 Metern Länge, nicht unähnlich dem bekannten Eocyclotosaurus. Für Nichtfachleute sei erklärt, dass der Saurier in etwa die Form eines Krokodils hat, aber stammesgeschichtlich zu den Amphibien gehörte.

Mit dieser Versteinerung ist der Erstnachweis von Parotosuchus hier im Schwarzwald gelungen. Es ist übrigens die erste Versteinerung aus dem Buntsandstein des Schwarzwaldes seit über 50 Jahren.

Ich hoffe nun, dass durch die Übergabe des Schädelfragments an das Museum am Löwentor in Stuttgart durch wissenschaftliche Bearbeitung die Versteinerung der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird und bin froh, dass der Schädel nicht in einer Privatsammlung verschwunden ist.

Allen Sammlern von Wirbeltieren aus der Trias, Jura und den Tertiär kann ich wärmstens das Museum am Löwentor in Stuttgart empfehlen. Es ist meines Erachtens insbesondere für Triasversteinerungen das beste Museum in Europa. Ich selbst bin so oft wie möglich in den Ausstellungsräumen und finde immer wieder neue Anregungen zum Fossilien sammeln. Auch Sammlern aus Norddeutschland kann ich nur empfehlen, wenn Sie in Süddeutschland sind besuchen sie unbedingt das Museum am Löwentor. Ich kenne einige Museen in Europa. Es gibt für Triassammler nichts Vergleichbares.

Eine Lebenddarstellung von Parotosuchus findet sich übrigens unter folgendem Link:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Parotosuchus_orenb12DB.jpg


Bernd Vogt