Paläogen, Neogen und jünger
Die neochattischen Feinsandsteinknollen des „Pampauer Gesteins“
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- Kategorie: Paläogen, Neogen und jünger
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. März 2009 19:54
- Geschrieben von Jan Deppermann
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die aufgrund ihrer Molluskenfauna in das Oberoligozän, Chatt C gestellt wurden.
Siehe hierzu
Piehl, A. 1999 Die Molluskenfauna eines neochattischen Geschiebes (Oberoligozän) aus Groß Pampau, Kreis Herzogtum Lauenburg, Geschiebekunde aktuell 15 (3) 75 – 84, 2 Taf., 1 Tab.
Der Begriff „Pampauer Gestein“ wurde geprägt.
Es liegen verschiedene Varianten dieses Geschiebetyps vor:
Typ 1: unverwitterte, grüngraue Feinsandstein-Geschiebe mit hervorragend erhaltenen Molluskenschalen
Unverwittertes „Pampauer Gestein“ mit Schilllage
Schillage mit Haizahn Carcharias gustrowensis (WINKLER 1875)
Nahaufnahme einer Schilllage
Typ 2: durch Verwitterung entkalkte Geschiebe (limonitisch-sideritische Konkretion),
Mollusken liegen nur noch in Steinkernerhaltung vor.
Entkalktes Pampauer Gestein mit Zahnkrone Isurus oxyrinchus (RAFINESQUE 1810)
Zwischen diesen beiden Ausbildungen sind diverse Übergangsformen möglich.
Meist befand sich zwischen einer oberen und unteren harten „Schwarte“ eine Lage Molluskenschill, was den Geschieben ein „sandwichartiges“ Erscheinungsbild gab.
In Sammlerkreisen wurden die Geschiebe auch als „Sandwich“- oder „Schwartensteine“ bezeichnet.
Gelegentlich wurden sie auch mit anderen Lokalgeschieben wie Holsteiner Gestein oder Sternberger Gestein verwechselt.
Typ 3: kugelrunde Feinsandsteinkonkretionen, die in ihrer Mitte nur ein einzelnes Fossil enthalten.
Auf Typ 3 soll an dieser Stelle verstärkt eingegangen werden.
Die kugelrunden Knollen sind i.d.R. entkalkt. Ihre Größe variiert zwischen wenigen cm und über kopfgroß. Oft sind sie mit einer wenigen mm dicken limonitischen Verwitterungsschicht überzogen, die beim Aufschlagen abplatzt.
Nicht jede Knolle enthält ein Fossil, nach eigenen Wahrnehmungen enthält durchschnittlich jede ca. 5. Knolle ein Fossil. Am häufigsten fanden sich große Fischschuppen und etwas seltener Haizähne. In den Jahren 2000 – 2005 gelangen dem Verfasser Funde weiterer Fossilgruppen, die im Geschiebe absolute Raritäten darstellen. Vergleichbare Funde liegen im Geschiebe aus dem etwas älteren Sternberger Gestein vor.
Nach dem Rückzug des „Sternberger Meeres“ (Chatt A / B) wurden weiter westlich die Feinsande Chatt C abgelagert. Groß Pampau ist bislang der einzige Fundort für oberflächennahe harte Geschiebe dieser Art. Eine Bohrung in Ratzeburg belegt in großer Tiefe die Typuslokalität. Danach wird die Formation auch als „Ratzeburg-Formation“ bezeichnet. Vermutlich durch die Salzstöcke Hohenhorn und Nusse wurden diese und jüngere Meeresablagerungen aufgewölbt, konnten so von den Gletschern erfasst und im Gebiet Groß Pampau wieder abgelagert werden.
Folgende Fossilgruppen liegen vor:
- Krebse
- Seeigel
- Wale
- Haie
- Rochen
- Knochenfische
- Reptilien
Krebse & Krabben :
Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1883)
Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928)
Coeloma (Paracoeloma) cf. credneri (NOETLING 1881)
Homarus neptunianus n. sp.
liegen in der eigenen Sammlung als Panzer, Panzerfragmente, Scheren oder Scherenfragmente vor.
Hierbei handelt es sich teilweise um Erstnachweise für das „Pampauer Gestein“ bzw. für das Geschiebe überhaupt.
Die Arten werden in der geplanten Publikation über Geschiebe-Dekapoden von S. Polkowsky berücksichtigt werden.
Moths beschrieb 2002 Carcinus sp. aus einem wahrscheinlich neochattischen „Pampauer Gestein“.
Damit erhöht sich die Anzahl der aus diesem Geschiebe bekannten Krabbenarten auf 4.
Die wenigen Funde lassen wohl kaum die Repräsentation der Dekapoden - Fauna zu, es scheinen sich aber Unterschiede zur Fauna des Sternberger Gesteins abzuzeichnen.
Siehe hierzu
Polkowsky, S. (2005): Decapode Krebse aus dem oberoligozänem Sternberger Gestein von Kobrow (Mecklenburg). Tassados, 1, 1 – 126, Eigenverlag S. Polkowsky, Schwerin.
Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1838), ca. 14 mm, Groß Pampau
Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1838), ca 11 mm und große Fischschuppe in einer Konkretion
Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928), ca. 28 mm, Negativ
Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928), Positiv und Negativ
Seeigel:
Seeigel Maretia sp., ca 18 mm, Groß Pampau
Wale:
Wal-Epiphyse, Durchmesser ca. 3 cm, Groß Pampau
Haie:
Siehe hierzu
REINECKE,T. 2005 : Die Elasmobranchier des Norddeutschen Chattiums, insbesondere des Sternberger Gesteins (Eochattium, oberes Oligozän), Palaeontos 8, 1- 135, 60 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw
REINECKE,T. 2008: Die Elasmobranchier des Neochattiums (Oberoligozän) von Johannistal, Ostholstein, und Ergänzungen zu deren vorkommen in der Ratzeburg-Formation (Neochattium) des südöstlichen Nordseebeckens, Palaeontos 14, 55-95, 13 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw
Hai-Wirbel, Durchmesser ca. 4 cm, Groß Pampau
Haizahn Cosmopolitodus aff. hastalis (AGASSIZ 1838), ca. 4 cm, Groß Pampau
Haizahn Isurus oxyrinchus (RAFINESQUE 1810), ca 5 cm, Wurzel teilweise ergänzt.
Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau
Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau
Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau
Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau
Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau
Haizahn Carcharias gustrowensis (WINKLER1875), Groß Pampau
Rochen:
Rochenstachel, ca 7 cm, Groß Pampau
Reptilien:
Knochenplatte eines Reptils, ca. 4 cm, Groß Pampau
Präparation:
Viele Fossilien müssen nach dem Aufschlagen der Knolle gar nicht weiter präpariert werden. Sollte eine Präparation dennoch notwendig erscheinen, lassen sie sich mit Luftdruckstichel weiter freilegen. Das Gestein ist meist recht hart.
Fundmöglichkeiten:
Seit einigen Jahren wird in der Grube Ohle kaum noch abgebaut, daher gibt es leider keine Fundmöglichkeiten mehr.
Öffentliche Sammlungen:
Literatur:
Eckloff,W. u. Montag, A. (1999): Fossilien in Schleswig Holstein. – Walbaum-Festschrift, Museum für Natur und Umwelt Lübeck, 43 – 61, 16 Abb.
Glaessner,M (1969): Decapoda.- In: Moore, R (Hrsg.): Treatise on Invertebrate Paleontology, Part R, Arthropoda 4 (2): The Geological Society of America, V.2: 399-651, 340 Abb.; Kansas
Moths,H. ,Montag,A. & Grant, A. & Albrecht, F. (1997): Die Molluskenfauna des oberoligozänen „Sternberger Gesteins“,Teil 2. Neogastropoda,Euthyneura. Erratica, Monographien zur Geschiebekunde, 3, 1 – 58
Moths,H (2002): Tertiäre dekapode Krebse aus Geschieben und dem Anstehenden Norddeutschlands und Dänemarks –Geschiebesammler, 35 (1), 1 – 30,1 Abb., 9 Tafeln.;Wankendorf
Piehl, A (1999): Die Molluskenfauna eines neochattischen Geschiebes (Oberoligozän) aus Groß Pampau, Kreis Herzogtum Lauenburg. Geschiebekunde aktuell,15, 75 - 84
Polkowsky, S. (2005): Decapode Krebse aus dem oberoligozänem Sternberger Gestein von Kobrow (Mecklenburg). Tassados, 1, 1 – 126, Eigenverlag S. Polkowsky, Schwerin.
REINECKE,T. 2005 : Die Elasmobranchier des Norddeutschen Chattiums, insbesondere des Sternberger Gesteins (Eochattium, oberes Oligozän), Palaeontos 8, 1- 135, 60 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw
REINECKE,T. 2008: Die Elasmobranchier des Neochattiums (Oberoligozän) von Johannistal, Ostholstein, und Ergänzungen zu deren Vorkommen in der Ratzeburg-Formation (Neochattium) des südöstlichen Nordseebeckens, Palaeontos 14, 55-95, 13 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw
Danksagung: