Paläogen, Neogen und jünger
Holsteiner Gestein und weitere Untermiozängeschiebe
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- Kategorie: Paläogen, Neogen und jünger
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. Dezember 2024 00:00
- Geschrieben von Jan Heydemann
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Einleitung
Holsteiner Gestein, das Tertiärgeschiebe Schleswig-Holsteins, wurde in jüngsten Publikationen und auch im Steinkern-Forum bisher eher wenig gewürdigt. Der Autor möchte das zum Anlass nehmen, dieses attraktive Nahgeschiebe durch diesen Homepagebericht in den Fokus zu rücken.
Zusätzlich inspiriert wurde der Autor durch den bereits etwas älteren aber absolut lesens- und sehenswerten Homepagebericht des Steinkern-Redakteurs Stefan Polkowsky über das wohl berühmteste Tertiär-Geschiebe Mecklenburgs, das verglichen mit dem Holsteiner Gestein etwas ältere (oberoligozäne) Sternberger Gestein: Einblick in die Fauna und Flora des oberoligozänen Sternberger Gesteins von Mecklenburg.
Im Lübecker Museum für Natur und Umwelt können große, fossilreiche Blöcke des Holsteiner Gesteins mit prächtigen Muscheln, Schnecken und Haizähnen bestaunt werden. Das untermiozäne Holsteiner Gestein erscheint bereits von außen, aufgrund der sich weiß abhebenden, angeschliffenen Molluskenschalen, äußerst attraktiv. Nicht ohne Grund ziert das Buchcover des Klassikers „Erdgeschichte von Schleswig-Holstein“ von Karl Gripp (1964) die Abbildung eines solchen, fossilreichen Holsteiner Gesteines. Eine Steigerung kann durch aufgeschlagene oder besser noch freipräparierte Muschel- und Schneckenpflaster erfolgen. Diese können eine sehr ansprechende Kombination aus ursprünglicher Farbmusterung und limonitischen Verfärbungen aufweisen. Diese farbenprächtigen Geschiebe prägen die Vorliebe des Autors für tertiäre Geschiebefossilien bis heute.
Historisches
Beyrich (1856) prägte den Begriff „Holsteiner Gestein“. Er trennte die dem oberoligozänen Sternberger Gestein Mecklenburgs ähnelnden Lokalgeschiebe Ostholsteins aufgrund einer abweichenden, jüngeren Fauna miozänen Alters und aufgrund eines anderen Verbreitungsgebietes ab. Er erwähnt auch: „Meyn hat das Verdienst diese Blöcke…zuerst beachtet zu haben…“
Fack (1875) nennt die ersten wichtigen historischen Aufschlüsse für Holsteiner Gestein:
- „Am längsten bekannt ist wohl das hohe Ufer unterhalb Bröthen an der Lübecker Bucht“ (Anmerkung des Verfassers: gemeint ist das Brodtener Ufer bei Travemünde),
- Steinbek östlich von Segeberg,
- Sielbeck bei Eutin,
- Plön,
- Stolpe bei Bornhöved.
Anderson (1959) nennt die ersten Sammler, die Holsteiner Gestein systematisch zusammentrugen. Ihre Sammlungen dienten als wichtige Grundlage für erste Faunenbeschreibungen (von Koenen 1872 und 1882; Gottsche 1887).
- I.O. Semper (Kaufmann aus Altona),
- F. W. Fack (Gymnasiallehrer aus Kiel),
- Müller (Amtsgerichtsrat aus Kiel).
Da man die unterschiedlichen Faunen noch nicht voneinander abgrenzen konnte, wurden zunächst alle jungtertiären fossilführenden Geschiebe als „Holsteiner Gestein“ bezeichnet (so z. B. auch Reinbeker oder Hemmoorer Gestein). Die exakte Einstufung der Geschiebe erfolgte durch Gripp (1915), der Faunenmaterial aus Tiefbohrungen in den Vierlanden bei Hamburg untersuchte. Anhand der Bohrungen konnte auch der Übergang zum marinen Oberoligozän dokumentiert werden. Die äquivalenten, im tiefen Untergrund anstehenden Schichten, werden demnach als „Vierlandium“ bezeichnet. Sie können auch tonig ausgebildet sein und Mächtigkeiten von 100 m erreichen. Das Hauptverbreitungsgebiet befindet sich im Kreis Ostholstein, im Kreis Plön, in Kiel und im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Vereinzelt finden sich die Geschiebe auch weiter gestreut. Das Holsteiner Gestein wird stratigrafisch in das Untermiozän, genauer ins Vierlandium, gestellt und ist damit ca. 19 – 22,5 Mio Jahre alt. Dieses entspricht etwa dem Aquitanium und frühem Burdigalium der internationalen Stufengliederung.
Bearbeiter von Faunenelementen
Während die gesamte Artenanzahl für das oberoligozäne Sternberger Gestein Mecklenburgs derzeit auf ca. 620 geschätzt wird (Hesemann & Ketelsen 2024) sind für das untermiozäne Holsteiner Gestein nach eigenen Recherchen ca. 300 Arten belegt.
Die Mollusken des Vierlandiums wurden von Beyrich (1852/1856), von Koenen (1872, 1883), Gripp (1914, 1915), Kautsky (1925), Sorgenfrei (1940) und Anderson (1959) bearbeitet. Eine moderne Zusammenfassung bzw. Revision wäre wünschenswert, steht aber leider aus. Klug (2001) berichtet über Holsteiner Gestein und lose aufgefundene Molluskenschalen des Vierlandiums aus der ehemaligen Kiesgrube Kücknitz bei Lübeck.
Die Elasmobranchierfauna wurde von Reinecke et al. (2008, 2013) nach modernen Gesichtspunkten umfassend bearbeitet.
Polkowsky (2015) veröffentlichte die im Holsteiner Gestein nur spärlich vorhandene Decapodenfauna.
Folgende bemerkenswerte Funde wurden bisher publiziert:
- Weyl (1931) erwähnte ein Holsteiner Gestein mit einem Gewicht von 3 t, welches beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals geborgen wurde,
- das Fragment eines Riesenhaizahnes Carcharocles sp. in einem Holsteiner Gestein von Kiel-Schilksee, publiziert durch Kruckow (1959).
- Gripp (1964) nennt zwei Decapodenfunde:
1) „Micromithrax holsaticus“, nach der Revision von van Bakel et al. (2003) = Corystes holsaticus (Noetling, 1881), Fundort Bad Segeberg,
2) Dorippe judicis Gripp 1964, Fundort Stolpe,
- der Erstnachweis des Seeigels Maretia zeisei (Gagel 1903) im Holsteiner Gestein durch Montag (1979) vom Fundort Malente-Kreuzfeld,
- aus tonigen Schichten des Vierlandiums wurde ein vollständiger Riesenhaizahn Carcharocles subauriculatus Agassiz, 1843, synonym C. chubutensis von Lienau (2003) publiziert. Der Fund stammt aus einer Brunnenbohrung bei Winsen (Luhe),
- der Panzer der Schwimmkrabbe Portunus alphonsei Karasawa, Schweitzer & Feldmann (2008), Finder L. Förster, Fundort Malente-Kreuzfeld, publiziert durch Moths & Montag (2002) und Polkowsky (2015),
- Deppermann (2004) berichtet über den Fund des irregulären Seeigels Schizaster acuminatus (Goldfuss, 1829) im Holsteiner, bzw. „Damsdorfer Gestein“ von Damsdorf.
Es ist davon auszugehen, dass in Privatsammlungen weitere bedeutsame, bisher noch unpublizierte Funde schlummern.
Fundorte und Fundmöglichkeiten
Klassischer Fundort für das Holsteiner Gestein war die ehemalige Kiesgrube Vierth bei Malente, angrenzend an den aktuellen Aufschluss des Kieswerkes Kreuzfeld bei Malente.
Der Fundort Kreuzfeld erfuhr von Dr. F. Rudolph eine angemessene Würdigung in Weidert (2001): Klassische Fundstellen der Paläontologie, Band IV. In den 1980er-Jahren wurde das Betreten des Kieswerkes sogar während der Betriebszeiten freundlich ermöglicht. Zum Ende der Woche traf man dort meist die bekannten Gesichter aus Geschiebesammlerkreisen an. Etwa zur Jahrtausendwende geriet der Aufschluss wieder in den Fokus des Autors. Die Situation hatte sich jedoch verändert: Es wurde in sandigeren Lagen abgebaut, größere Geschiebe und insbesondere Holsteiner Gesteine waren kaum noch zu finden. Das Betreten des Kieswerkes wird betriebsfremden Personen grundsätzlich nicht mehr gestattet. Einem kleinen Personenkreis, den Mitgliedern der Ostholsteiner Geschiebesammlergruppe, wurde das Betreten an den Wochenenden, außerhalb der Betriebszeiten, jedoch genehmigt. Die Geschiebesammlergruppe ist inzwischen leider inaktiv geworden. Ab 2010 wurden gelegentlich wieder Blockpackungen angeschnitten und es fanden sich wieder, wenn auch nicht so häufig, die begehrten Holsteiner Gesteine, die den Grundstock für die vorliegende Sammlung bilden.
Ergänzende Informationen zum Unternehmen finden sich auf der Homepage https://kieswerk-kreuzfeld.de
Dank der Vermittlung des liebenswerten Steinkern-Redakteurs Heribert Schwandt erfüllte sich für den Autor ein lange gehegter, heimlicher Wunschtraum: In einer Hamburger Spedition lagerten drei große Drahtgitterkörbe, gefüllt mit Holsteiner Gestein, zum Verkauf. Das Material dürfte von ehemaligen Kieswerk-Arbeitern mit dem Ziel des Verkaufs gesammelt worden sein. Als Fundortangabe war lediglich „Kiesgrubengebiet um Plön“ angebeben. Es ist stark anzunehmen, dass das Material aus dem Kieswerk Kreuzfeld oder sogar dem angrenzenden, ehemaligen, berühmten Fundort Vierth stammt. Die Möglichkeit, auf eine derartige Menge Rohmaterial zugreifen zu können, war eine einmalige Gelegenheit. Obwohl das Material von außen ungemein fossilreich erschien, war die Ausbeute sammelwürdiger Fossilien eher gering: Die eingeschlossenen Fossilien liegen mitunter ungünstig und die Schalen reißen beim Aufschlagen der Geschiebe unkontrolliert. An großwüchsigen Arten überwiegen Glycymeris, Arctica, Aporrhais und Xenophora. Etwas seltener finden sich die beliebten Helmschnecken. Andere großwüchsige Arten wie z. B. Ecphora, Boreotrophon, Ficus, Charonia etc. sind erstaunlich selten anzutreffen. Es bestand zunächst durchaus die Überlegung, einige ausgewählte Stücke mit dem Luftdruckstichel durchzupräparieren. Aufgrund der Härte des Materials wurde dieses i.S. einer ökonomischen Präparation in den meisten Fällen wieder verworfen. Die Stücke wurden aufgeschlagen und der Fossilinhalt für eine spätere Präparation gesichtet. Es blieben nicht viele präparationswürdige Geschiebe übrig. Dennoch war es eine einmalige Gelegenheit, einen derartigen Einblick in die Menge der Artenverteilung im Holsteiner Gestein zu erhalten, einzelne Funde lassen sich so viel besser einschätzen.
Gesteinsvarianten (Lithotypen) und weitere Untermiozängeschiebe
Holsteiner Gestein findet sich auch in einer weiteren Variante im Damsdorfer Kiesgrubengebiet. Es wird informell als „Damsdorfer Gestein“ bezeichnet. Es unterscheidet sich durch eine dunkelgraue Färbung im unverwitterten Zustand, teilweise schlämmbare Verwitterungsrinden und durch das gelegentliche Vorhandensein von Intrageröllen. Letztere führen gelegentlich Krebsscheren der Gattung Callianassa sp. Gelegentlich sind Lagen von Molluskenschill und Ditrupa-Röhren vorhanden. Die dunkelgraue Färbung ist sehr unauffällig, so dass sich die Geschiebe fast nur nach starken Regenfällen auf den Gesteinshalden ausfindig machen lassen. Mitunter sind einige Geschiebe limonitisch verfärbt. „Damsdorfer Gestein“ findet sich im Damsdorfer Kiesgrubengebiet zwar regelmäßig, aber leider nur in geringer Stückzahl. Selten findet man mehr als 2 oder 3 Stücke pro Kiesgrubenbesuch. Die meisten Stücke sind faust- bis handgroß, es wurden aber auch schon ca. 50 cm große Geschiebe gefunden.
Subjektiv betrachtet, scheinen die Fundchancen für unterschiedliche Gastropoden-Arten in diesem Material etwas besser als im klassischen Holsteiner Gestein zu sein. Es gibt bisher jedoch keine dokumentierten Feststellungen, die einen tatsächlichen Faunenunterschied belegen. Ist eine dünne fossilreiche Schicht vorhanden, so sind die Geschiebe häufig genau an dieser Stelle abgeschert, wie an einer Sollbruchstelle. Die an der Oberfläche befindlichen Fossilien wurden dann leider häufig vom Gletschertransport abgeschliffen. Der verwitterungsbedingte Erhaltungszustand der Fossilien kann stark variieren.
Weiterhin finden sich limonitisch verfärbte, oft tennisballgroße „Damsdorfer Kugeln“, die nur selten Fossilien enthalten. Vermutlich handelt es sich weniger um konkretionäre Bildungen, sondern um große, isolierte Intragerölle. Teilweise weisen die Kugeln eine Schichtung auf.
Es gab und gibt noch zusätzliche Fundorte, von denen zwar weitere Untermiozängeschiebe bekannt sind, letztere weichen in ihrer lithologischen Variation allerdings deutlich vom typischen Holsteiner Gestein ab. Die Unterschiede dürften in den unterschiedlichen ursprünglichen Sedimentationsbereichen begründet sein. Die Geschiebe stammen teilweise auch aus ganz verschiedenen eiszeitlichen Exarationsgebieten.
So wurden z. B. auch in der ehemaligen Kiesgrube Groß Pampau früher große, im unverwitterten Zustand graugrüne Untermiozängeschiebe gefunden. Die Verwitterungsrinde konnte mitunter etwas limonitisch verfärbt sein, wodurch die Geschiebe eine leicht gelbliche Färbung annahmen. Diese sind jedoch nicht mit dem bekannteren Pampauer Gestein (Ober-Oligozän, Chatt C, auch „Schwarten- Sandwichsteine“ oder „Pampau-Burger“ genannt), oder dem mittelmiozänen Reinbeker Gestein zu verwechseln. Die Untermiozängeschiebe konnten Findlingsgröße erreichen und waren mitunter von fossilreichen Molluskenschichten durchsetzt. Leider waren viele Molluskenschalen mit zahlreichen feinen Haarrissen durchzogen, so dass sich nur selten gut erhaltene Exemplare bergen ließen. Es fanden sich auch Treibholzreste mit Teredo, siehe z. B. Gravesen (2020), S. 34 Abb. 1-26. Teilweise zeigten die Geschiebe Schwundrisse mit auskristallisierten Calcit-Septen. Leider wurden diese Untermiozängeschiebe kaum in Publikationen thematisiert. In Höpfner (2014, S. 26 – 29) finden sich einführende Angaben und Abbildungen zu diesem interessanten Gestein.
Diese Untermiozängeschiebe scheinen sich jedoch nicht nur auf den Fundort Groß Pampau beschränkt zu haben, es gibt auch Hinweise, dass sie vereinzelt im Kreis Herzogtum Lauenburg (pers. Beob.) und auch im nordöstlichen Niedersachsen gefunden wurden. Ein sehr großer Block konnte 1987 in einem Aufschluss bei Neetze nahe Bleckede, Landkreis Lüneburg, geborgen werden (Moths et al. 1992, Stein et al. 2021).
Beide Hälften (128 x 91 x ? cm und 180 x 120x 50 cm) befinden sich im Museum Lüneburg (Stand 2021). Stein et al. (2021) nehmen speziell zu diesem einzelnen Geschiebe die Herkunft aus einer östlich / nordöstlich gelegenen Salzstruktur an, transportiert durch den Warthe-Vorstoß der Saale-Vereisung. Da keine Schalentrümmer vorhanden sind, wird von einer Tiefe ausgegangen, in der keine Wasserbewegungen durch Sturmereignisse stattfanden. Jedoch könnte die Verschüttung mit Sediment trotzdem durch eine starke Wasserbewegung erfolgt sein.
Neben den Glycymeris-führenden und stratigraphisch nicht ganz sicher einzuordnenden Pectunculus-Gesteinen sind aus dem Umfeld der Flensburger Förde weitere Untermiozängeschiebe bekannt, die in die Nähe des Holsteiner Gesteines gerückt werden.
Sie sind ebenso in das Vierlandium zu stellen. Ihr Exarationsgebiet dürfte aber in der eiszeitlich ausgeschürften Flensburger Förde zu vermuten sein. Vierlandium wurde auch in Tiefbohrungen östlich (Hinsch, 1972) und südwestlich (Dittmer, 1959) Flensburgs nachgewiesen.
Auch diese Lokalgeschiebe können beeindruckende Größen erreichen. Die Geschiebe können nahezu fossilleer sein, aber auch vielversprechende Lagen und „Nester“ mit Mollusken, Intrageröllen und zerbrochenem Schill beinhalten. Die Geschiebe und die enthaltenen Fossilien sind in Farbe und Kontrast leider meist weniger attraktiv erhalten als im klassischen Holsteiner Gestein Ostholsteins. Auch zu diesen Untermiozängeschieben finden sich in der Literatur leider nur spärliche Hinweise. Ferner sei noch die tonige Fazies der dänischen Klintinghoved-Fm (entspricht dem Vierlandium) genannt (Sorgenfrei, 1940).
Auffällig sind einige Ähnlichkeiten (Intragerölle, Schill) des „Damsdorfer Gesteins“ mit den Untermiozängeschieben der Flensburger Förde. Lediglich in Bezug auf ihre Größe weichen die Geschiebe stark voneinander ab. Dieser Umstand wurde bereits von Gripp (1964) thematisiert, der hier Wattablagerungen vermutete. Klug (2001) verweist diesbezüglich auf eine briefliche Mitteilung von Dr. K. Gürs, der grundberührende und Schilllagen-aufwirbelnde Sturmereignissen als Ursache benennt.
Abschließend möchte der Autor anregen, dass evtl. in Sammlungen vorhandenes Holsteiner Gestein, bzw. besondere Fossilien aus dem Material, hier auf Steinkern in einem Sammel-Thread (z. B. unter Rubrik Paläogen und Neogen) gebündelt vorgestellt wird.
Öffentliche Sammlungen
Besonders attraktive Holsteiner Gesteine sind in folgenden öffentlichen Sammlungen ausgestellt:
Museum für Natur und Umwelt Lübeck, https://museum-fuer-natur-und-umwelt.de/
Museum der Stadt Bad Schwartau, https://www.bad-schwartau.de/Meine-Stadt/Kulturelle-Einrichtungen/Museum
Literatur / Internetquellen
Anderson, H.-J. (1959): Die Muschelfauna des nordwestdeutschen Untermiozän. – Palaeontographica Abt. A 113: 61 – 179, Tafel 13 – 18, 9 Abb., 2 Tab., Stuttgart.
van Bakel, B.W.M., Jagt, W.M., Fraaije, R.H.B. & Wille, E.R.H. (2003): Piacenzian (Pliocene) decapod crustacean faunules from northwest Belgium. Bulletin of the Mizunami Fossil Museum 30: 97 – 108, 3 Abb.
https://www.city.mizunami.lg.jp/_res/projects/default_project/_page_/001/002/298/bmfm3006bakeletal.pdf
Beyrich, E. (1853): Die Conchylien des Norddeutschen Tertiärgebirges, 336 S., 30 Bildtafeln, Verlag W. Hertz, Berlin.
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10283013?page=38
Beyrich, E. (1856): Ueber den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen. Zur Erläuterung einer geologischen Übersichtskarte – Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physik. Kl. 1855: 1 – 20 Berlin.
https://www.e-rara.ch/zut/wihibe/content/zoom/22164505
Deppermann, J. (2004): Ein Seeigel im „Damsdorfer Gestein“, Der Geschiebesammler 37/4, S. 143 – 144, 1 Abb., Wankendorf.
Dittmer. E. (1959): Das Vierland von Wanderup. Die Küste 7: 44 – 46, Heide, Holstein: Boyens. https://core.ac.uk/download/pdf/326238855.pdf
Fack, M. W. (1875): Das Vorkommen von Miocängestein unter Diluvialgeschieben in Holstein. Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein 1 (3): 243-254.
Gagel, C. (1903): Über einige neue Spatangiden aus dem norddeutschen Miozän. Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt 23: 525- 543, 2 Taf, 1 Abb.
Gravesen, P. (2020): Fossilien Nordwesteuropas, Gyldendal, 648 S., zahlr. Abb., Kopenhagen.
Gripp, K. (1915): Über das marine Altmiocän im Nordseebecken (Inaugural-Dissertation). – 59 S., 2 Taf., Stuttgart (Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser).
Gripp, K 1964 Erdgeschichte von Schleswig-Holstein. – 411 S., 57 Taf., 63 Abb. 11 Tab., 3 Ktn., (Karl Wachholtz Verlag) Neumünster.
Gottsche, C. (1887): Die Mollusken-Fauna des Holsteiner Gesteins. – Abhandlungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaften 10 (8) Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, 14 S., 2 Tab., Hamburg.
Hesemann, M. & Ketelsen, D. (2024): Foraminifera in the glacial erratic rock Sternberger Gestein from Northern Germany. Journal of Foraminiferal Research, v. 54, no. 3: 249 – 263, 13 Abb., 1 Tab.
Hinsch, W. (1972): Biostratigraphie des Miocäns im Raum von Flensburg. Mededelungen, Werkgruppe Tertiär, Kwartär Geologie 9 (2): 48 – 70, 4 Abb., 7 Tab., Kiel. https://natuurtijdschriften.nl/pub/521343/MWTKG1972009002004.pdf
Höpfner, G. (2014): Aus der Urzeit aufgetaucht, Berichte des Museum für Natur und Umwelt und des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Lübeck, Heft 2 a, Lübeck.
Klug, G. (2001): Holsteiner Gestein und lose aufgelesene Kalkschalen vom Alter des Vierlandium (Untermiozän) aus einer Kiesgrube in Lübeck-Kücknitz / Dummersdorfer Ufer, Der Geschiebesammler 34 / 3, S. 83 – 141, Wankendorf.
von Koenen, A. (1872): Das Miocaen Nord-Deutschlands und seine Mollusken-Fauna, Teil I. Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg: 1 – 128, Tafeln I - III, Kassel.
von Koenen, A. (1883): Das Miocaen Nord-Deutschlands und seine Mollusken-Fauna, Teil 2. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, II. Beilage-Band: 223 – 368, Taf V – VII, Stuttgart.
Kroh, A. (2007): Hemipatagus, a misinterpreted Loveniid (Echinodermata: Echinoidea), Journal of Systematic Palaeontology 5 (82): 163 – 192, 3 Taf., 6 Abb., United Kingdom, doi:10.1017/S1477201906002021
Kutscher. M. & Thiede. K. (2019): Neues über die Stachelhäuter (Echinodermata) des Sternberger Gesteins (Oligozän, Chattium), Geschiebekunde aktuell 35 (3): 70 – 84, 8 Abb. Hamburg / Greifswald. https://www.geschiebekunde.de/dl/ga/Geschiebekunde_aktuell_35(3)_2019.pdf
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Reinecke et al. (2008): Die Elasmobranchier des Vierlandiums, unteres Miozän, im nordwestdeutschen Becken aus Bohrungen und glaziofluviatilen Geröllen („Holsteiner Gestein“) der Vierlande-Feinsande (Holstein) und der Kakert-Schichten (Niederrhein), Palaentos 14, S. 1 – 54, 7 Text-Fig., 4 Tab. 8 Tafeln, Antwerpen.
Reinecke T. (2013) Zähne von Carcharoides catticus (PHILIPPI, 1846) (Elasmobranchii, Odontaspididae) aus Geschieben des „Holsteiner Gesteins", Vierlande Feinsande (regionale Vierlande-Stufe, Unteres Miozän) von Bad Malente, Schleswig-Holstein, Archiv für Geschiebekunde, 6 (7): 493-498, 2 Abb 1 Tab., Hamburg.
Rudolph, F. in W. K. Weidert (2001): Klassische Fundstellen der Paläontologie IV, Goldschneck Verlag, 286 Seiten.
Rudolph, F., Bilz, W. & Pittermann, D. (2010): Fossilien an Nord- und Ostsee Finden und Bestimmen: 284 S., zahlr. Abb., Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co, Wiebelsheim.
Sorgenfrei, T. (1940): Marint Nedre-Miozaen i Klintinghoves paa Als.- Danmark Geologiske Undersogelse, II Raekke, Nr. 65, 1 – 145., 5 Tafeln, Kopenhagen.
Stein, G., Schumacher, D., Moths, H. (2021): Die Molluskenfauna des großen Sandstein-Geschiebes aus Neetze im Museum Lüneburg. Jahrbuch des Naturswissenschaftlichen Vereins für das Fürstentum Lüneburg von 1851 e.V., 48: 33 – 96, 7 Abb., 3 Tab., 13 Taf., Lüneburg. https://www.academia.edu/113647025/Die_Molluskenfauna...
Weyl, R. (1933): Über einige bemerkenswerte Miocängeschiebe aus Schleswig-Holstein – Zeitschrift für Geschiebeforschung, 9: 69 – 83, 5 Abb., Berlin.
Wieneke, U, Stoutjesdik, H. Simonet, P., Liverani, V. & Heitz, A. (2018): Gastropoda Stromboidea, Aporrhaidae, Aporrhais, Aporrhais bicarinata Koch & Boll in Koch, 1862, World Wide Web electronic publication, abgerufen am 13.05.2024 unter: http://www.stromboidea.de/?n=Species.AporrhaisBicarinata
Abb. 1: Kieswerk Kreuzfeld, Übersichtsaufnahme, südlicher Grubenteil, Zustand 2019.
Abb. 2: Trübes Sammelwetter und vielversprechende Geröllhalden mit unterschiedlichsten Geschieben, Zustand 2016.
Abb. 3: Eine gute Tagesausbeute an Holsteiner Gestein.
Abb. 4: Ein kleiner Teil des Rohmaterials in der Hamburger Spedition. Herkunftsangabe: „Kiesgrubengebiet um Plön“ = vermutlich Kieswerk Vierth oder Kreuzfeld bei Bad Malente. Foto: Heribert Schwandt.
Abb. 5: Attraktives graues Holsteiner Gestein, ca. 21 x 20 x 9 cm, Fundort Kreuzfeld / Bad Malente. Die graue, unverwitterte Variante erscheint im Zusammenspiel mit den an der Außenseite vom Gletschertransport angeschliffenen Molluskenschalen verhältnismäßig hell und wurde deshalb von Sammlern auch als „weißes Holsteiner Gestein“ bezeichnet. Es ist eher unüblich, diese Geschiebe aufzuschlagen, da die Mollusken im Inneren sich kaum vom Gestein abheben und regelrecht mit dem Gestein „verbacken“ zu sein scheinen. Es könnten jedoch Haizähne zum Vorschein kommen. Haizähne können auch durch Auflösen der grauen Variante mittels Essigsäure gewonnen werden.
Abb. 6: Typisches braunes Holsteiner Gestein mit limonitischer Verwitterungsrinde im angefeuchteten Zustand, ca. 18 x 10 x 6 cm, Fundort: Kreuzfeld bei Bad Malente.
Abb. 7: Häufig befindet sich unter der limonitischen Verwitterungsrinde ein grauer, unverwitterter Kern, der Molluskenschalen in hervorragender Erhaltung überliefern kann. Das Geschiebe enthält eine gut erhaltene „Aporrhais“, ca. 4 cm, Fundort Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 8: Großgeschiebe mit 53 cm Kantenlänge, aufgrund der Größe fast schon ein Museumsstück. Es zeigt sehr schön die vom Gletschertransport angeschliffene Schichtung. Einige Worte zu den Fundumständen: Das Geschiebe befand sich in einer Blockpackung in einem alten, inaktiven Grubenteil. Es waren zunächst nur wenige Quadratzentimeter sichtbar. Nach der aufwändigen Bergung musste der Block aufgrund seines Gewichts die mehrere hundert Meter lange Grubenzufahrt zum Auto „gerollt“ werden (Wenn man bei der eckigen Grundform von „rollen“ sprechen kann) Dies sorgte für einen phänomenalen Muskelkater in den Unterarmen!
Abb. 9: Sandtigerhaizahn Carcharias gustrowensis (Winkler, 1875), Größe: 10 x 8 mm, Fundort: “Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 10: Haizahn Isurus sp., ca. 40 mm hoch. Obwohl das Geschiebe an der Oberfläche der Außenseite eine ausgesprochene Fossilfülle besitzt, zeigt sich das aufgeschlagene graue Holsteiner Gestein innen meist wenig attraktiv. Unterhalb der Wurzel wurde ein Riss im Geschiebe ausgebessert und grau nachkoloriert. Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 11: Kammhaizahn Notorhynchus primigenius (Agassiz, 1835), mit fragmentarisch erhaltener Wurzel, Größe ca. 25 x 22 mm, Fundort „Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 12: Der sehr seltene Fund eines Delphinzahnes (Odontoceti), Höhe: 18 mm. Die Krone wurde vom Gletschertransport leicht beschädigt. Geschiebebreite 23 cm. Fundort: „Kiesgrubengebiet um Plön“. Aus Untermiozängeschieben ist dem Autor lediglich ein weiterer, unpublizierter Delphinzahn vom historischen Fundort Vierth bekannt.
Abb. 13: Im Holsteiner Gestein finden sich auch Knochenfischzähne aus der Familie Sparidae (Meerbrassen). Das durophage Gebiss besteht aus spitzen oder meißelähnlichen Vorderzähnen und abgerundeten Mahlzähnen, vergleichbar mit der rezenten Dorade / Goldbrasse Sparus aurata Linnaeus, 1758. Das Geschiebe ist knapp 30 cm lang, der Zahn oben links ca. 5 mm hoch, der Zahn unten rechts stammt aus einem anderen Geschiebe und ist ca. 2,5 mm hoch. Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 14: Irregulärer Seeigel Hemipatagus hoffmanni (Goldfuss 1826), auch unter dem Synonym Spatangus (Maretia) hoffmanni Goldfuss, 1829 bekannt, größter Durchmesser ca. 15 mm, Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente. Die eingesenkten Stachelwarzen im vorderen Coronabereich zeichnen sich nur undeutlich ab, im Negativ sind sie etwas besser erkennbar.
Auffällig: Das Geschiebe enthielt viele Treibholzreste. Auch im etwas jüngeren, mittelmiozänen Reinbeker Gestein finden sich gelegentlich Echinodermata in Begleitung von kleinen, leichten Treibholzresten. Möglicherweise zeichnet sich hier eine strömungs- oder sedimentationsbedingte, gewichtsabhängige Verteilung ab. So könnten Treibholzreste in entsprechenden Tertiärgeschieben evtl. ein guter Indikator für das Vorkommen von Seeigelgehäusen sein.
Gagel (1903) führt aus mittelmiozänen Geschieben der Reinbek-Stufe Maretia zeisei (Gagel 1903) an. Diese Art könnte synonym sein. Sie wird im Reinbeker Gestein etwas häufiger gefunden als in allen anderen Tertiär-Geschieben. Kutscher & Thiede (2019) bilden Hemipatagus hoffmanni (Goldfuss 1826) im oberoligozänen Sternberger Gestein ab.
Die Art wurde auch vereinzelt in Feinsandsteinkonkretionen des Pampauer Gesteins (Oberoligozän, Chatt C) gefunden (Höpfner, 2014). Rudolph, Bilz & Pittermann (2010) publizieren die Art ebenso aus dem oberoligozänen Stettiner Gestein aus der Umgebung von Stettin.
Bisher wurden erst zwei Seeigelfunde aus Geschieben der Vierlandstufe publiziert: Montag (1979) und Deppermann (2004).
Abb. 15: Großwüchsiger pectinide Muschel Chlamys (Hilberia) semstriatus Münster, 1835, größter Durchmesser: 70 mm. Eisenhaltige Sickerwässer verfärbten die Perlmuttschale und ergeben jetzt einen goldenen Glanz, Fundort: „Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 16: Große pectinide Muschel Chlamys (Hilberia) semstriatus Münster, 1835, größter Durchmesser knapp 70 mm und eine Glycymeris sp., Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente. Nach dem Aufschlagen blieb die Schale zunächst im Negativ haften, sie wurde aufwändig auf das Positv transferiert.
Abb. 17: Begehrenswerte Zusammenschwemmung der Flügelschnecke Aporrhais cf. bicarinata Koch & Boll, 1861, früher i.d.R. als Drepanocheilus („Aporrhais“) speciosus (v. Schlotheim, 1820) bezeichnet, siehe Wieneke et al. (2018), Geschiebe: 23 cm, größte Schnecke: 5 cm, alle Fossilien in Originalposition. Fundort „Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 18: Aufgeschlagenes, noch unpräpariertes Geschiebe, Fundort Kreuzfeld / Bad Malente, maximale Länge des Geschiebes 18 cm.
Abb. 19: Dasselbe Stück in präpariertem Zustand, u. a. mit 47 mm großer Helmschnecke Semicassis rondeleti Basterot, 1825. Einige Mollusken wurden aus dem Negativ übertragen.
Abb. 20: Holsteiner Gestein, ca. 20 cm breit, mit freipräparierten Mollusken, Kreuzfeld / Bad Malente. Die Aporrhais links mittig wurde geringfügig in ihrer Position verändert.
Abb. 21: Holsteiner Gestein mit aufwändig freipräparierter Molluskenschicht, ca. 27 cm breit. Es dominieren Aporrhais cf. bicarinata Koch & Boll, 1861 und Xenophora sp. Die Präparation des sehr harten Materials dauerte geschätzte 50 – 60 Stunden. Aus dem Negativ wurden diverse Mollusken übertragen. Drei aus dem Negativ stammende „Aporrhais“ befinden sich nicht exakt in originaler Position. Fundort: „Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 22: Molluskenzusammenschwemmung in ca. 28 cm breitem Geschiebe, Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 23: Braunes Holsteiner Gestein mit limonitisch verfärbter und in Original-Position freipräparierter Helmschnecke Semicassis rondeleti Basterot, 1825, die Schnecke ist ca. 40 mm hoch, Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 24: Holsteiner Gestein mit freipräparierter Helmschnecke Semicassis rondeleti Basterot, 1825, ca. 40 mm, Fundort: Damsdorf.
Abb. 25: Fossilreiche Schicht mit der Lastenträgerschnecke Xenophora sp. und diversen Bivalven. Das Geschiebe misst ca. 22 x 19 cm, Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 26: Helmschnecke Semicassis rondeleti Basterot, 1825, ca. 50 mm, Kreuzfeld / Bad Malente. Das Gehäuse war teilweise hohl und zerbrach beim Aufschlagen des Gesteins. Ein kleiner Teil musste nach dem Kleben rekonstruiert werden.
Abb. 27: Zusammenschwemmung von Glycymeris sp. Länge des Geschiebes ca. 30 cm, Durchmesser der Muscheln ca. 30 – 40 mm, Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 28: Zusammenschwemmung von Arctica islandica rotundata (Agassiz, 1845), Länge des Geschiebes ca. 30 cm, Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 29: Prächtige Zusammenschwemmung von Islandmuscheln Arctica islandica rotundata (Agassiz, 1845), Durchmesser jeweils ca. 60 mm. Das obere Exemplar wurde aufmontiert: Es fiel beim Aufschlagen des Geschiebes aus der Rückseite und hätte dort nicht optimal präsentiert werden können, Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 30: Ein mit ca. 80 mm Durchmesser großwüchsiges Exemplar von Arctica islandica rotundata (Agassiz, 1845). Die Muschel ist nicht selten im Holsteiner Gestein, hat aber einen äußerst fragilen Schalenaufbau und ist daher selten vollständig zu finden, bzw. zu bergen. An der Muschel wurden Ausbesserungen vorgenommen. Fundort: Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 31: Kammhaizahn Notorhynchus primigenius (Agassiz, 1835), Breite: ca. 20 mm, das Geschiebe misst ca. 20 cm. Diese Art ist sehr selten im Holsteiner Gestein. Da er quer zur Schichtung eingebettet wurde, trug er beim Aufschlagen des Geschiebes leider Beschädigungen am Übergang zwischen Wurzel und Krone davon. Diese wurden mit schwarz eingefärbtem Kleber kaschiert. Fundort: „Kiesgrubengebiet um Plön“.
Abb. 32: Zahn des Sandtigerhaies Carcharias gustrowensis (Winkler, 1875), ca. 17 mm hoch, HG, Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 33: Holsteiner Gestein mit vom Gletschertransport angeschliffenen Turritellen und dem Haizahn Carcharias gustrowensis (Winkler, 1875), ca. 11 mm hoch, Kreuzfeld / Bad Malente.
Abb. 34: Verhältnismäßig großes Geschiebe „Damsdorfer Gestein“, ca. 37 x 22 cm, mit Arctica islandica rotundata (Agassiz, 1845), Durchmesser ca. 90 mm, Xenophora sp., Aporrhais sp. und Ficus concinnus (Beyrich, 1854), Damsdorfer Kiesgrubengebiet.
Abb. 35: „Damsdorfer Gestein“ mit 60 mm großer Helmschnecke Semicassis rondeleti Basterot, 1825, Natica cf. tigrina Defrance, 1825, Arctica islandica rotundata (Agassiz, 1845) und Glossus subtransversus (Orbigny, 1852), Damsdorfer Kiesgrubengebiet.
Abb. 36 : „Damsdorfer Gestein“ mit fossilreicher Schicht, Länge ca. 40 cm, Damsdorfer Kiesgrubengebiet. Herrn A. Piehl (Lauenburg) gelang es 2008 aus dem überlassenen Schlämmmaterial der weichen Verwitterungsschicht dieses Geschiebes 82 Molluskenarten zu bestimmen, die eine zweifelsfreie stratigraphische Zuordnung zum oberen sandigen Vierlandium = Holsteiner Gestein ergaben.
Abb. 37: Schlämmbare Schillage in einem “Damsdorfer Gestein“ links oben mit juveniler Ecphora wichmanni (von Koenen, 1872).
Abb. 38: „Damsdorfer Gestein“ mit zahlreichen Intrageröllen, Damsdorfer Kiesgrubengebiet. Das Geschiebe wurde später aufgeschlagen, offenbarte aber keine nennenswerten Fossilien.
Abb. 39 : „Damsdorfer Kugeln“. Diese meist tennisballgroßen, isolierten Intragerölle enthalten nur sehr selten Fossilien.
Abb. 40: „Damsdorfer Kugel“ mit dem Scherenfinger einer Schwimmkrabbe, evtl. Portunidae, Länge 19 mm. Man stelle sich ein komplettes Exemplar in diesem Erhaltungszustand vor! Fundort: Damsdorfer Kiesgrubengebiet
Abb. 41: Ein Seeigel im „Damsdorfer Gestein“, Schizaster sp. / cf. acuminatus (Goldfuss, 1829), Durchmesser 35 mm, publiziert durch Deppermann (2004) und Polkowsky (2015). Die Aboralseite befand sich an der Außenseite des Geschiebes und wurde vom Gletschertransport abgeschliffen. Der freipräparierte Seeigel wurde wieder auf einem Original-Bruchstück des Geschiebes aufgeklebt. Fundort: Damsdorf.
Weitere Untermiozängeschiebe
Es folgen Abbildungen von Geschieben ähnlichen Alters, die aber nicht oder nicht sicher dem Holsteiner Gestein zugewiesen werden konnten.
Abb. 42: Isolierte Untermiozänfossilien (Gastropoden: Ecphora wichmanni (v Koenen, 1872), Boreotrophon sp. und Charonia flandrica (Nyst, 1836), Wirbel eines Meeressäugers, unbestimmter Haizahn, Fächerkoralle Flabellum sp.) aus den eiszeitlichen Schmelzwassersanden der ehemaligen Kiesgrube Kücknitz bei Lübeck. Sie sind nur geringfügig älter als das Holsteiner Gestein, s. Klug (2001).
Abb. 43: Entkalktes Untermiozängeschiebe, das wohl dem Holsteiner Gestein im weiteren Sinne entsprechen dürfte, Breite ca. 35 cm. Die Mollusken sind nur noch als Steinkerne bzw. Abdrücke erhalten. In diesem Stück befinden sich als Raritäten mindestens vier Steinkerne / Abdrücke der sehr seltenen Schnecke Athleta ficulina (Lamarck, 1811) Fundort: Steilküste Ostholstein.
Abb. 44: Trotz des Verwitterungszustands kann man in entkalkten Geschieben gut erhaltene Haizähne finden: Carcharias gustrowensis (Winkler, 1875), 9 x 7 mm, Steilküste Ostholstein.
Abb. 45: Carcharoides catticus (Philippi, 1846), Größe ca. 15 x 17 mm, in einem entkalkten Untermiozängeschiebe, Steilküste Ostholstein.
Abb: 46: An einigen Abschnitten von Ostholsteins Steilküsten finden sich kleine, ca. 1 – 4 cm große Untermiozän-Konkretionen. Sie können sich weder an Größe noch an Fossilinhalt mit den berühmten oberoligozänen Stettiner Kugeln oder den als „Kanonenkugeln“ bekannten Geoden aus Groß Pampau messen. Meistens enthalten sie nichts oder Reusendornstrahlen des planktonfressenden Riesenhais Cetorhinus sp. oder Steinkerne von Bivalven.
Abb. 47: Unter hunderten dieser Untermiozänknollen wurde vom Autor bisher nur dieser eine Kammhaizahn Notorhynchus primigenius (Agassiz, 1835) gefunden. Diagonal mittig wurde ein Riss ausgebessert und nicht ganz treffend nachkoloriert.
Abb. 48: Ein Laubblatt wurde bisher gefunden, Länge: ca. 20 mm.
Abb. 49: Dieses mutmaßliche Untermiozängeschiebe enthält vergleichbare Konkretionen bzw. Intragerölle. Das Geschiebe ist ca. 10 cm breit, Steilküste Ostholstein.
Abb. 50: Verwittertes Untermiozängeschiebe, Breite ca. 33 cm, aus der ehemaligen Kiesgrube Groß Pampau mit einer Schicht Glycymeris sp. und rechts einer Ecphora wichmanni (von Koenen, 1872), Finder: Polkowsky, Sammlung: Heydemann.
Abb. 51: Eine kleine Auswahl verhältnismäßig gut erhaltener Mollusken aus unverwitterten Untermiozän-Geschieben aus Groß Pampau: Aporrhais cf. bicarinata Koch & Boll 1861, Semicassis rondeleti Basterot, 1825, Liomesus rarus (Beyrich, 1856), Boreotrophon sp. und doppelklappige Glycymeris sp.
Abb. 52: Pectunculus-Gestein aus dem Umfeld der Flensburger Förde. Die stratigraphische Einstufung bleibt etwas unsicher.
Abb. 53: Nahezu fossilleeres, mutmaßliches Untermiozängeschiebe in Findlingsgröße, ehemalige Kiesgrube im Umfeld der Flensburger Förde.
Abb. 54: Bildausschnitt (ca. 40 – 50 cm) von einem großen, unverwitterten Untermiozängeschiebe aus dem Umfeld der Flensburger Förde. An der Oberfläche sind vom Gletschertransport angeschliffene Intragerölle und zerbrochener Molluskenschill erkennbar.
Abb. 55: Ecphora wichmanni (von Koenen, 1872), Höhe ca. 60 mm, aus dem zuvor abgebildeten Untermiozängeschiebe, die dunkelbraune, grobe Spiralskulptur der Außenschale ließ sich nicht vom Umgebungsgestein trennen. Lediglich die skulpturärmere, hellere „Unterschale“ ließ sich retten. Dieser Erhaltungszustand verleitet immer wieder zur Annahme, dass es glattschalige, bzw. weniger skulptierte Ecphora-Arten bzw. Varianten gäbe.
Abb. 56: Haizahn / isolierte Krone ohne Wurzel, Höhe ca. 37 mm, mutmaßlich umgelagert aus ursprünglich untermiozänen Ablagerungen. Strandfund von einer Steilküste am nördlichen Ufer der Flensburger Förde.
Jan Heydemann für Steinkern.de