Kreide

Heteromorphe Ammoniten aus Westfalen - Ancyloceras urbani

Liebe Steinkerne,


ich möchte Euch heute von drei älteren Funden aus meiner Sammlung berichten.

In der Zeit ab 1962 besuchten wir öfter das Grenzgebiet zwischen Holland und Deutschland (Westfalen), unweit von Enschede.
Dort machten wir nahe der Grenze Ferien im Naturfreundenhaus De Braom – in der Nähe von Alstätte. Ein Auto besaßen wir noch nicht und unternahmen daher alle Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Zug, Autobus usw.

Wir gingen also zu Fuß zur Tongrube I der südlich Alstätte gelegenen Ziegelei Große-Hündfeld – einer heute leider nicht mehr zugänglichen Lokalität.

Stellt Euch das in der heutigen Zeit einmal vor: laufend hin und zurück!
Und auf dem Rückweg war natürlich außer dem Gewicht unseres Werkzeugs noch zusätzlich das der Funde im Rucksack. Am damaligen Grenzposten arbeitete ein junger holländischer Grenzwart, der unsere vom Kriechen durch den Tonschlamm schmutzig gewordene Bekleidung sah und interessiert fragte, was wir in der Gegend gesucht hatten. Seitdem gingen wir bei jedem weiteren Besuch der Fundstelle am Grenzhäuschen entlang und zeigten ihm unsere Fossilienausbeute.

In späteren Jahren hatten wir einen Motorroller zur Verfügung und damit einen größeren Aktionsradius. Nun konnten wir auch weitere Fundstellen anfahren, darunter die Tongrube II der Ziegelei Große-Hündfeld in Alstätte, die Ausschachtungen rund um Holtwick, der bekannte Steinbruch Wüllen, die Fundstelle Haddorf (Münsterlander Kieszug) und die Ziegelei Borges bei Ochtrup, die Lokalität Weiner Esch usw.

Die Abbildungen zeigen drei Individuen des entrollten Cephalopoden Ancyloceras urbani NEUM & UHLICH. Alle drei wurden in der Tongrube I in Alstätte gefunden. Fundschicht der drei Ancyloceraten-Fragmente ist das Untere Aptium (Unterkreide). Neben Ancyloceras waren unter anderem verschiedene Formen von Deshayesites zu finden. Leider lagen alle Fossilien meist nur fragmentarisch und/oder verdrückt vor.

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Abb. 1: Ancyloceras urbani (“Ellenbogen”), 15 x 10 cm. Der Übergang von Tuberkeln zu den Rippenwülsten ist gut erkennbar.

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Abb. 2: Fragment eines weiteren Ancyloceras urbani mit Tuberkeln, 7,5 x 7,3 x 6 cm.         
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Abb. 3: Teilweise verdrücktes Fragment eines geraden Gehäuseabschnitts, Größe: 7,5 cm x 14 cm.

Für die Bestätigung der Bestimmung danke ich Herrn Herman Akkermann und Herrn Dr. Jens Lehmann (Bremen). Dr. Lehmann teilte darüber hinaus mit, dass es derzeit noch offen ist, ob es sich bei Ancyloceras urbani um ein “echtes” Ancyloceras oder um ein Audouliceras handelt. Vorerst emfpiehlt es sich daher die herkömmliche Bezeichnung weiter zu verwenden.

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Abb. 4: Zeichnung eines vollständigen Ancyloceras aus Taylor, J. E. (1904): Geological Stories (London: Gibbings & Company, Limited) 187, FCIT: http://etc.usf.edu/clipart/ .

Jo Buijs


Literatur:

Kaever / Oekentorp / Siegfried – Fossilien Westfalens, Teil 1:  Invertebraten der Kreide. Münster, 2. Aufl., 1974.

Kemper – Geol. Führer durch die Grafschaft Bentheim u.d. angrenzenden Gebiete.
Nordhorn-Bentheim, 5. Aufl., 1976.

Kemper – in: Die Kreide Westfalens, Ein Symposium, Krefeld, 1964.