Kreide

Präparation einer Hoploparia longimana aus dem Greensand von East Devon (England)

Krebse der Gattung Hoploparia aus dem unterkreidezeitlichen Greensand von East Devon und West Dorset sind keine alltäglichen Funde. Häufig genug, dass man in den lokalen Museen ein oder sogar mehrere Exemplare zu sehen bekommt, sind sie dann aber doch. In den Fossilshops in Lyme Regis und Charmouth dagegen sieht man sie nicht oder lediglich einmal ein Einzelstück mit der Bezeichnung „not for sale“. Das sagt schon einiges darüber aus, dass es nicht so einfach ist einen „Lobster“ zu finden, zu bergen und zu präparieren. Krebse aus dem Greensand werden dennoch immer wieder einmal entdeckt, insbesondere von Sammlern, die ganz gezielt nach diesen Ausschau halten und deren Auge entsprechend für das Erkennen von Greensand-Krebsen geschult ist. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der kenntnisreiche Lokalsammler James Carroll zu nennen, der sich u. a. auf „Greensand lobster“ spezialisiert hat und an diesen auch sehr gute Präparationsergebnisse erzielt (mündliche Mitt. Sönke Simonsen).

 

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Abb. 1: Gut erhaltene und präparierte Greensand-Hummer ergeben museale Exponate, wie hier in Steve Davies Dinosaurland Fossil Museum in Lyme Regis (Dorset). Foto vergrößern.

 

Lobster

Abb. 2: Ein Greensand-Hummer als Eyecatcher im Schaufenster eines Fossilshops (Old Forge Fossil Shop) in Lyme Regis - not for sale (unverkäuflich).

 

GENZEL (2006) schrieb auf Steinkern.de auch bereits zum Thema „Lobster“ und bildete seine Exemplare ab mit folgenden Worten ab:

„Eine weitere Rarität, die man hier finden kann, sind sogenannte Lobster, Hoploparia longimana aus den überlagernden Kreideschichten. Allerdings muss man da schon sehr viel Geduld bei der Suche haben. In über 15 Jahren habe ich erst 2 Exemplare gefunden...“

Sönke Simonsen (Bielefeld), von dem ich das nachfolgend vorgestellte Stück als Rohling erhielt, fuhr in den vergangenen 10 Jahren jährlich für durchschnittlich etwa 14 Tage nach Dorset zum Fossilien suchen. Er hat dort, wie Karsten, inzwischen auch zwei Hummer gefunden und bereits drei geborgen. Das dritte Exemplar, das von Sönkes Sammlerfreund Matt Cape (Dorchester) entdeckt wurde, wird hier vorgestellt. Am Zustandekommen dieses Berichts haben also gleich mehrere Steinkern-Mitglieder Anteil. Mein Dank an dieser Stelle gilt Sönke Simonsen, der mir den Krebs nach seiner März-Exkursion 2019 überließ sowie Matt Cape, der Sönke auf die Lageposition des Blocks mit dem Krebs am Strand aufmerksam gemacht hatte, was notwendige Vorbedingung für die folgende Bergung sowie auch für die Präparation war. Matt Cape ist ein auf Dorset spezialisierter Lokalsammler und betreibt ein populäres Forum für Dorset-Fossilien (Gruppe „Dorset Fossil Hunters“ auf Facebook), er ist darüber hinaus aber auch im Steinkern-Forum aktiv.

 

Pinhay Bay

Abb. 3: Pinhay Bay. Anstehend erkent man gut den abrupten Übergang vom White Lias zum Blue Lias. Im Vordergrund liegen reichlich von der Brandung geschliffene Gesteinsbänke, aus Unterjura und Kreide (Greensand). Die Greensand-Gerölle enthalten oft massenhaft Serpuliden, können z. B. aber auch Ammoniten, Nautiliden oder Hummer enthalten. Hummer aus diesem Material sind aufgrund ihrer guten Erhaltung begehrte Funde.

 

Entdeckung und Bergung
Matt Cape entdeckte den Hummer im 1. Quartal des Jahres 2019 in einem mittelgroßen Greensand-Block (Unterkreide) in der Pinhay Bay (East Devon). Bei seinen regelmäßigen Begehungen des Fundorts stieß er in den kommenden Wochen von Zeit zu Zeit am Strand erneut auf das Stück. Die Bergung erschien ihm zu schwierig und da er über keine Präparationswerkstatt verfügt, nahm er von eigenen Bergungsversuchen Abstand. Dies tat er auch im Hinblick darauf, das Fossil nicht zu beschädigen und somit jemand anderem die Bergung zu ermöglichen. Und dennoch drohte die Erosion bei jeder Flut die Oberfläche des Krebses immer mehr zu beschädigen. Als Matts Sammelfreund Sönke im März 2019 in Charmouth (Dorset) zu Gast war, unternahmen die beiden mehrere Tagestrips bei Lyme Regis und Charmouth und suchten und bargen zusammen Fossilien. Am Rande eines Besuchs von Monmouth Beach und Pinhay Bay zeigte Matt dann Sönke den Krebs. An diesem Tag, da die Rucksäcke der beiden schon mit Ammoniten aus dem Unterjura gefüllt waren und das Werkzeug beider nur unzureichend auf die Bergung eines Hummers aus dem extrem harten Greensand-Material ausgelegt war, wurde nach zaghaftem versuchsweisen randlichem Beschlagen des Blocks entschieden, das Fundstück vorerst vor Ort zu belassen und es vielleicht bei einem späteren Besuch des Fundorts mit besser geeignetem Werkzeug zu bergen. Einige Tage danach war Sönke erneut vor Ort. Diesmal mit noch recht leerem Rucksack, Schutzbrille, Schutzhandschuhen und zwei Meißeln sowie Matts Segen „im Gepäck“, die Bergung durchzuführen. Beide hatten zwischenzeitlich zusammen große Unterjura-Ammoniten geborgen und hier war Sönke Matt behilflich gewesen, ein Exemplar für dessen Sammlung zu formatieren und abzutransportieren.

Es war für Sönke zunächst gar nicht so einfach, am Strand der Pinhay Bay (East Devon) den betreffenden Stein wiederzufinden, da der Strand übersät mit Geröllen aus Greensand und Unterjura ist – Steine soweit das Auge reicht. Eigentlich ein Traum für Sammler, aber ein Alptraum, will man dort einen spezifischen Stein wiederfinden. Man kann also auch zigfach am gesuchten Stein vorbei laufen, wenn man an einer bestimmten Stelle ein Fundstück deponiert bzw. liegengelassen hat. Mit Pech dreht die Brandung einen Stein auch um oder verlagert ihn, dann kann eine spätere Bergung durchaus auch ganz vereitelt werden – von der aufgrund der hohen Kontrolldichte durch lokale Sammler naheliegenden Möglichkeit, dass andere Spezialisten unabhängig von einem selbst auf ein im Gelände belassenes Fossil stoßen, mal abgesehen. Wenigstens gibt es in der Pinhay Bay keinen Sand, der z. B. in Charmouth oder Seatown Steine von einem Tag auf den anderen einfach verschwinden lässt. So fand Sönke das Stück schon nach kurzer Suche an unveränderter Position wieder. Er zerlegte den Gesteinsblock mit dem Hummer mit Hammer und Meißeln auf ein leicht transportables Maß. Hierzu meißelte er „Rinnen“ in den Block, um das Gestein möglichst tiefreichend auf einer Linie zu erschüttern und somit trotz des eher ungünstigen Spaltverhaltens einigermaßen gezielt zu zerkleinern. Entlang der so geschaffenen Schwachstellen brach das Gestein dann letztlich auch. Wie es beim Bearbeiten von Greensand-Blöcken schnell passiert, brachen leider im Verlauf der Arbeit auch die Spitzen von beiden mitgeführten Meißeln ab. Beim Bergen von Greensand-Fossilien muss ein gewisser Werkzeugverschleiß einkalkuliert werden. Man kann sich das Bearbeiten von Greensand in etwa so „dankbar“ vorstellen, als würde man kristallines Geschiebe beschlagen (mündl. Mitteilung Sönke Simonsen). Letztlich gelang es Sönke in mehreren Schritten, den Stein so zu formatieren, dass er mit Leichtigkeit in seinen Rucksack passte. Zuletzt platzte dabei ungewollt ein Stück mit darin enthaltener Fossilsubstanz ab, in dem die Spitze einer Krebsschere sichtbar wurde. Dieser kleine „Unfall“ beim Bergen war allerdings – wiewohl nicht geplant gewesen – sogar hilfreich, da er Rückschlüsse auf die Vollständigkeit und die Lage des Krebses im Gestein ermöglichte. Glücklicherweise war dabei keinerlei Fossilsubstanz verlorengegangen.

 

1 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 4: Zunächst wird weit entfernt vom Krebs (dunkle Substanz links im Stein) ein Meißel ins Gestein getrieben. Es dauert einige Zeit, dann bildet sich ein Riss aus. Der vebleibende Block um den Hummer ist trotzdem noch unverhältnismäßig groß.

 

2 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 5: Im Querbruch erkennnt man, dass im Gestein angebohrtes Holz eingelagert ist. Im nächsten Formatierungsschritt wird nun deutlich mutiger am Krebs entlang formatiert.

 

3 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 6 a und b: Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Rennsteig-Meißel nicht. Schön wär´s! Der Greensand-Block hat der Meißelspitze den Rest gegeben“ (siehe Einblendung) – aber, und das ist das Entscheidende,  der Riss hat sich mustergültig dort ausgebildet, wo Sönke ihn produzieren wollte. Der Block mit dem Hummer war nun bereits auf eine zum Abtransport geeignete Gewichtsklasse reduziert. Man darf nicht vergessen, dass von der Pinhay Bay aus mehrere Kilometer Fußmarsch bis zum Parkplatz des Autos in Lyme Regis zurückzulegen sind.

 

5 Hoploparia longimana Foto S Simonsen

Abb. 7:  Danach machte sich Sönke daran, den Stein an den Kanten mit dem Schlosserhammer noch etwas nachzubeschlagen.

 

Die nächsten Fotos zeigen Bilder des Stücks zu einem Zeitpunkt, da es bereits in Bielefeld angelandet war – übrigens noch vor dem Brexit. Ob das jetzt noch so einfach ginge wie damals, weiß im Augenblick von den Fossiliensammlern noch keiner so genau.

 

6 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 8: Beim Formatieren mit dem Hammer war noch am Fundort die rechts neben dem Haupstein liegende Scherbe abgeplatzt, die trotz ihrer gefühlsmäßig noch recht weiten Entfernung vom Carapax des Krebses ersichtlich Fossilsubstanz enthielt.

 

7 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 9: Unter dem Daumen sieht man zwei "Punkte". Diese gehören zur Schere. Es war gut, dass sie Sönke beim Formatieren aufgefallen waren, sodass er die Abplatzung barg. Der nass wirkende Bereich reflektiert das Licht, weil hier noch am Fundort ein unerwünschter Riss im Gestein satt mit Sekundenkleber getränkt worden ist.

 

 9 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 10: In der Detailansicht der abgeplatzten Scherbe erkennt man die Umrisse der quer durchgebrochenen Scherenfinger deutlicher. Diese Bruchfigur bot bei der späteren Arbeit am Fossil eine wichtige Orientierung.

 

8 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 11: Das war vom Krebs vor der Präparation zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde an eine Umbettung gedacht, um die eventuell besser erhaltene im Sediment liegende Rückseite freizulegen. Foto vergrößern.

 

Da Sönke bei derselben Exkursion selbst auch einen „Greensand-Lobster“ gefunden hatte und nach der 60-stündigen Präparation seines 2017 gefundenen ersten Exemplars weder kurz- noch längerfristig eine Perspektive für die Präparation gleich zweier neuer Rohlinge sah, überließ er mir das dritte Stück freundlicherweise.
Da bei Strandfunden von Hummern oftmals die noch im Sediment liegende Seite die besser erhaltene ist, hatte Sönke im Hinblick auf eine mögliche Umbettung im Rahmen einer Transferpräparation noch einen handlichen wohlgerundeten Greensand-Stein vom Strand von Lyme Regis mitgenommen, den er mir bei Bedarf für die Umbettung zur Verfügung gestellt hätte.

 

10 Hoploparia longimana Foto Simonsen

Abb. 12: Links der Stein mit dem Krebs samt Scherbe, rechts ein zusätzlich geborgenes Greensand-Geröll ohne Fossil, in das der Zehnfußkrebs potenziell im Rahmen der Präparaton umgebettet werden könnte.

 

Präparation
Obwohl Sönke vor Ort das Gestein nach Kräften formatiert hatte, stand fest: so groß kann man die „Wacke“ nicht belassen. Eine Benzinflex leistet beim gezielten Formatieren hervorragende Dienste. Der Stein wird in der Stärke halbiert und hinter dem Krebs auch etwas verkleinert.

 

11 Hoploparia longimana

Abb. 13: Mit der Flex wird ein nicht benötigtes Gesteinsstück abgetrennt.

 

Unterhalb sowie vor dem Krebs darf man auf keinen Fall sägen, man weiß schließlich nicht, ob die zweite Schere vorhanden ist und falls ja, wie genau sie liegt.

Dann wird vorsichtig mit dem Hammer weiter formatiert. Dabei zerbricht der Stein in zwei große und eine kleine Scherbe sowie ein paar Splitter. Die Splitter waren Teile des Carapax. Es ließ sich aber alles gut wieder zusammenpuzzeln und man gewann durch das Zerbrechen erneut an Orientierung am Fossil.

 

12 Hoploparia longimana

Abb. 14

 

13 Hoploparia longimana

Abb. 15

 

14 Hoploparia longimana

Abb. 16

 

15 Hoploparia longimana

Abb. 17

 

Beim Blick auf die Innenseite des Steins erkennt man rechts im Bild den Krebskörper (linke Seite) nebst linkem Scherenarm:

 

16 Hoploparia longimana

Abb. 18

 

Die Scherbe mit den Spitzen des Scherenarms wird eingeklebt und mit der Suche nach den Scheren begonnen.

 

17 Hoploparia longimana

Abb. 19

 

18 Hoploparia longimana

Abb. 20

 

Als nächstes erfolgt eine Probegrabung am Kopf. Sönkes Grundidee war ja gewesen, den Krebs umzubetten, um ihn von der anderen Seite aus dem Gestein herauszuholen. Hierzu hatte er damals das zweite Greensand-Strandgeröll mitgenommen gehabt.

 

19 Hoploparia longimana

Abb. 21

 

20 Hoploparia longimana

Abb. 22

 

Wer Querbrüche lesen kann, kann mitunter viel Zeit zu sparen und frühzeitig entscheiden, welche Seite eines Fossils er tendenziell besser freilegt und welche besser nicht. Die genauere Betrachtung des Querbruchs ergibt das Bild einer Implosion des Kopfpanzers auf der linken Seite. Außerdem zeigt der linke Scherenarm nicht dorthin, wo man ihn für eine optimale Darstellung gerne hätte, vermutlich weil er direkt am Ansatz schon etwas verdriftet ist. Also geht es doch auf die rechte, nur vermeintlich schlechtere (weil vom Meer etwas erodierte) Seite. Ein großer Vorteil daran: es ist keine Umbettung in einen Trägerstein erforderlich, das Fossil kann in seinem Original-Muttergestein verbleiben.

 

21 Hoploparia longimana

Abb. 23

 

22 Hoploparia longimana

Abb. 24

 

Der First des Kopfpanzers nebst Rostrum wird freigelegt:

 

23 Hoploparia longimana

Abb. 25

 

Die Suche nach der linken Schere beginnt:

 

24 Hoploparia longimana

Abb. 26

 

Die rechte Schere liegt exakt so vor, wie man es sich wünscht:

 

25 Hoploparia longimana

Abb. 27

 

Jetzt gilt es, wechselseitig beide Scheren freizulegen, damit man nach und nach ein Gefühl für die Gestaltung des Hummers bekommt.

 

26 Hoploparia longimana

Abb. 28

Der Dactylus der rechten Schere ist freigelegt:

 

27 Hoploparia longimana

Abb. 29

 

28 Hoploparia longimana 

Abb. 30

 

Langsam aber sicher nimmt der Hummer Gestalt an und man kann sich hinsichtlich der genauen Lage des Tieres immer besser orientieren. Nun gilt es, die Details freizulegen und Krebs und Matrix hierbei gestalterisch schön aufzustellen, um am Ende ein ästhetisch ansprechendes Präparat zu erhalten.

 

29 Hoploparia longimana

Abb. 31

 

Die Arbeit an der Rückseite der im nächsten Bild sichtbaren Schere gestaltet sich etwas kniffelig, da der Stein in diesem Bereich ziemlich dünn ist. Unabhängig davon muss der Klebstoff-„Flatschen“ unten in der Mitte weichen.

Zuvor konnte endlich ein noch verbliebener und bisher sicher separat verwahrter Stein mit weiterer Substanz des Hummers angesetzt werden. Es ist der Splitter mit den Spitzen einer Schere, der bereits beim Formatieren des Steins am Strand abgeplatzt war (links oben in Abb. 32).

 

31 Hoploparia longimana

Abb. 32

 

Die linke Schere wurde nach dem Ankleben an ihrem am weitesten geöffneten Punkt im Bereich des geklebten Querbruchs (vgl. Abb. 9 und 10) freigelegt:

 

 

32 Hoploparia longimana

Abb. 33: In dieser seitlichen Ansicht entwickelt man langsam eine Vorstellung davon, wie das fertig präparierte Exponat in etwa aussehen wird. Hinten sieht man die linke Schere über den leicht nach unten abgewinkelten rechten Scherenarm emporragen.

 

 

Von oben sieht der „Ausgrabungsfortschritt“ am Fossil so aus, wie es im folgenden Bild zu sehen ist. Es gibt noch immer viel zu tun, doch will jeder Schritt an einem solchen komplex dreidimensional im Gestein steckenden Fossil wohl überlegt sein und man sollte nichts überstürzen.

 

33 Hoploparia longimana

Abb. 34

 

Einer der weiteren Schritte besteht darin, für die Standfläche Maß zu nehmen und das Anlegen derselben duchzuführen.

 

34 Hoploparia longimana

Abb. 35

 

Danach wird weiter an den Scheren gestichelt.

 

36 Hoploparia longimana

Abb. 36

 

Dann folgt nochmals eine „Risiko-Aktion“. Mit einem kleinen Hämmerchen wird der Stein vorsichtig beschlagen, denn die Sägeflächen müssen weg. Auf der Rückseite gestaltet sich das schwieriger. Da braucht es dann schon den 200-Gramm-Hammer und einen Meißel. Die linke Schere „fliegt“ bei diesem Vorgang – mehrfach. Also wird in dem Bereich nunmehr mit kleinen Diamantscheiben vorsichtig gesägt, um weitere tiefgreifende Erschütterungen des Gesteins zu vermeiden. Der das Fossil umgebende Stein gewinnt indessen an Form.

 

37 Hoploparia longimana

Abb. 37

 

Zufallsfund beim Flächen „schrubben“ – eine Antenne taucht auf:

 

38 Hoploparia longimana

Abb. 38

 

Nun muss langsam an die Gestaltung der Flächen gedacht werden und es geht an der Schauseite weiter. Die rechte Schere liegt bereits komplett frei. Hinsichtlich der Matrix gilt es auch hier, diese allmählich in eine gefällige Form zu bringen und keine tiefen Löcher mehr hineinzusticheln.

 

40 Hoploparia longimana

Abb. 39

 

Die Scherenfinger der linken Schere auf der Rückseite bereiten bei der Präparation Schwierigkeiten. Indessen sind weitere Teile der Antenne entdeckt worden, die sich direkt an der Schere befinden.

 

41 Hoploparia longimana

Abb. 40

 

42 Hoploparia longimana

Abb. 41

 

Der Block steht nun fest auf seinem Sockel und der Krebs ist auch bereits weitestgehend freigelegt. Den Schwanzfächer der Hoploparia hat es etwas „zerlegt“ und auch die Beine sind nicht wirklich toll erhalten.

 

43 Hoploparia longimana

Abb. 42

 

Nun geht es noch einmal an der linken Schere weiter:

 

44 Hoploparia longimana

Abb. 43

 

Dann wird damit begonnen, den Spot einzuschleifen und die „Sauereien“ mit Sekundenkleber auf der Gesteinsoberfläche zu beseitigen. Die Frontseite sieht infolge dieser Maßnahmen bereits ganz gut aus.

 

45 Hoploparia longimana

Abb. 44

 

Die Rückseite hingegen sieht noch nicht ganz so schön aus. Da muss noch etwas an der Schere passieren!

 

46 Hoploparia longimana

Abb. 45

 

Nachdem noch einmal am Hinterleib „gestochert“ wurde, sehen die Beine etwas besser aus und die Risse können überarbeitet werden.

 

47 Hoploparia longimana

Abb. 46

 

48 Hoploparia longimana

Abb. 47

 

Auch die Rückseite sieht nach einer weiteren „Schönheitskur“ nun deutlich ansehnlicher aus:

 

49 Hoploparia longimana

Abb. 48

 

Bis mir der Spot schließlich gefällt, ist aber nochmals einige Nacharbeit nötig

 

50 Hoploparia longimana

Abb. 49

 

51 Hoploparia longimana

Abb. 50

 

Abschießend wird das Fossil zur Steigerung des Kontrasts der Fossilsubstanz gegenüber der hellen Matrix versiegelt.

 

52 Hoploparia longimana

Abb. 51

 

Fertig präpariert, lässt sich das Stück bei entsprechendem Licht fotografisch gut in Szene setzen:

 

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Abb. 52: Foto vergrößern.

 

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Abb. 53: Foto vergrößern.

 

57 Hoploparia longimana

Abb. 54

 

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Abb. 55

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Fossil: Hoploparia longimana (Sowerby, 1826)

Größe: 13,5 cm, auf gerader Linie gemessen vom höchsten Punkt des Hinterleibs bis zur Spitze der rechten Schere

Fundort: Pinhay Bay (East Devon), westlich Lyme Regis (Dorset), Großbritannien

Stratigrafie: Untere Kreide, Albium, Upper Greensand, inflatum Zone

Fund: Matthew Cape

Bergung: Sönke Simonsen

Präparation und Sammlung: Udo Resch

 

 

Bildnachweis:

Abb. 1-12: Sönke Simonsen

Abb. 13-55: Udo Resch

 

Bericht: Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Steinkern-Artikel über Dorset (mit Abbildung zweier Hoploparia):

GENZEL, K. (2006): Stratigrafie und Fossilien der Jurassic Coast, Südengland - Teil 1, Rubrik: Fundorte / Großbritannien.

 

 


 

Diskussion zum Bericht im Steinkern.de Forum:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&t=33249