Unterer Jura

Eine außergewöhnliche Grabgemeinschaft aus dem Herforder Unterpliensbach

Ich stelle in diesem Beitrag einen außergewöhnlichen Fund aus dem Unteren Jura vor. Genau genommen handelt es sich um eine Ammonitenstufe aus dem Unteren Pliensbachium (Lias gamma) und der dortigen Zone der Uptonia jamesoni.
Eine Straßenbaustelle (B239)  in Herford bei Bielefeld lieferte seit Anfang 2006 gelegentlich Funde guterhaltener limonitsierter und pyritisierter Ammoniten.
Über die Fundstelle "B239 - Herford" habe ich bereits einiges publiziert, besonders herauszuheben ist an dieser Stelle meine "Jahresarbeit" über Fossilien für die Schule, die sich weitestgehend an Fossilien von der Herforder Baustelle orientiert.
Die über 100-seitige Arbeit kann hier heruntergeladen werden: Jahresarbeit

Nun aber zu dem Fund, welchem sich dieser Beitrag widmet.
Die Außergewöhnlichkeit des Fundes beruht auf der Ansammlung dreier Ammoniten auf einer solch kleinen Platte. Die pyritsierten Kleinammoniten liegen selbst in den guten Schichten nicht in Massen herum, sie sind üblicherweise ziemlich verstreut. Sehr selten haben sich zwei Fossilien auf einer Platte "zusammengefunden" und konnten als Grabgemeinschaft geborgen werden. Meistens hat man es also mit Einzelstücken zu tun, oft konnten die Funde auch gar nicht auf Matrix geborgen werden, weil sie in matschigen Platten lagen o. ä.
Daher stufe ich den vorgestellten Fund als eine Besonderheit ein, gerade auch deswegen, weil die Fossilien noch nicht einmal richtig zusammengespült wurden, sondern einfach zufällig so dicht beieinander liegen. Was ebenfalls interessant ist, ist dass immerhin 2 der 3 häufigen Gattungen der jamesoni-Schichten von Herford auf der Platte zu finden sind, ein Polymorphites und zwei Tragophylloceraten, jeweils in schichttypischer Größe und in sehr guter Pyriterhaltung.
Anzumerken ist, dass es sich bei den Tragophylloceraten lediglich um die Innenwindungen handelt, während der Polymorphites annähernd ausgewachsen ist und ein großer Teil seiner Wohnkammer erhalten ist.

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Der maximale Durchmesser der Tonmatrix mit den drei aufsitzenden verkiesten Ammoniten beläuft sich auf gute 20 cm

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Schrägsicht auf einen Teil der Platte

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Dieser Tragophylloceras cf. undulatum weist einen Gesamtdurchmesser von 18 mm auf

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Polymorphites cf. bronni mit maximalen 23 mm im Durchmesser.

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Der kleinere Tragophylloceras cf. undulatum hat 15 mm Durchmesser

Präpariert wurden die Funde per Skalpell (schaben) und mit feinen Nadeln um die Innenwindungen vom Ton zu befreien. Leichter wäre eine Sandstrahlpräparation gewesen, da mir aber kein Sandstrahler zur Verfügung stand, habe ich die Präparation manuell durchgeführt. Eingelassen sind die Ammoniten mit Rember Steinpflegemittel, die Matrix ist naturbelassen, da sie sehr kompakt und gut durchgetrocknet war, musste sie nicht zusätzlich stabilisiert werden.

Der Fund machte ich übrigens vor etwa 8 Wochen in Herford. Die Bedingungen haben sich seitdem von Tag zu Tag verändert. Vor zwei Wochen habe ich noch gute Funde gemacht, während icham 15. September völlig leer ausging (keine Fundmöglichkeiten!). Die großflächigsten Arbeiten sind sicherlich beendet, vielleicht kommen gute Schichten aber nochmals kleinflächig zu Tage. Ich will es hoffen - damit ich mir noch letzte Stücke (Uptonia, Tragophylloceras, Polymorphites) aus der selten aufgeschlossenen jamesoni-Schicht sichern kann. Am liebsten nochmal ein Stück was über die gewöhnlichen 1-2,5 cm etwas hinausgeht - diese "Großfunde" sind allerdings sehr rar gesät.

Resümierend kann die Baustelle an der Herforder B 239 (dem Autobahnzubringer zur A2) als Jahrhundertbaustelle für das Unterpliensbach der Herforder Liasmulde gewertet werden - daher werde ich meine Funde aus der ibex-Zone und der jamesoni-Zone auch noch ausführlich auf Steinkern vorstellen.