Unterer Jura

Die Belemniten der Tongrube Buttenheim


Hinweis der Steinkern.de Redaktion vom 7. Februar 2024:

Im Jahr 2024 erteilt Liapor – anders als dies in den letzten Jahren der Fall war – keine offiziellen Betretungsgenehmigungen an Sammler.


 

 
 
Ergebnisse eines Tagesbesuches

Die Tongrube Buttenheim liegt am westlichen Rand der nördlichen Frankenalb im Landkreis Forchheim. Sie erschließt Tonmergel des Lias ?1 (Obere Amaltheus margaritatus-Zone) und des ?2 (Pleuroceras spinatum-Zone) und setzt die Schichtfolge der bekannten Grube Unterstürmig im Liegenden fort. Im Hangenden erschließt sich, nach einer Profillücke, die große Bereiche der Oberen Spinatum-Zone umfasst, eine geringmächtige Schicht des Lias ?1. In den Schichten des Lias ? wurden neben einigen Pleuroceraten und einem Amaltheen -Fragment

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-Amaltheus margaritatus- Teilweise ergänztes Fragment

diverse Belemnitenrostren gefunden, die verschiedenen Gattungen zugeordnet werden können, vornehmlich jedoch der Familie Passaloteuthididae NAEF, 1922, und hier der Gattung Passaloteuthis LISSAJOUS, 1915 .
Passaloteuthis ist ein bekannter alter Gattungsname. Die adulten, plumpen aber auch kegelförmig, scharf zugespitzten Rostren des Formenkreises um Pass. bisulcata und Pass. laevigata gehen auf dieselben, lang kegelförmigen, spitzen Jugendstadien zurück, die im Rostrum ausgewachsener Tiere leicht schräg zur Bauchseite gedreht liegen. Die Apikallinie verläuft deshalb mit geringer Exzentrizität etwas der Ventralseite genähert, bleibt aber weitgehend linear (goniolineat).

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-Rostrenschnitte,dorsoventral

Für die durch die Tongrube Buttenheim „Holzbachacker“ vorgegeben Zonen werden nach Schlegelmilch zwei Passaloteuthis-„Arten“ vorgegeben: Passaloteuthis bisulcata BLAINVILLE, 1825 sowie Passaloteuthis laevigata ZIETEN, 1831. Letztere ist vermutlich jedoch nur eine schlankere, kegelförmige Unterart von bisulcata mit spitzem Apex. So gesehen sind nicht nur Übergangsformen möglich, sondern es ist ein zeitliches Nebeneinander zu erwarten. So ließ schon Schwegler seine Belemnites paxillosus Varianten A, B und C (A,B werden heute zu bisulcata, C zu laevigata gestellt) gleichzeitig bis in das untere Lias ? reichen.
Ist schon im ausgewachsenen Stadium die Identifizierung der Passaloteuthiden nach ihrer Artzugehörigkeit nicht einfach, so verschwimmt sie gänzlich, wenn wir juvenile Wachstumsstadien betrachten. Johann Schobert stellte mir dankenswerter Weise diverse mittelgroße und kleine Rostren aus dem Lias ?2 zur Verfügung, die mehrere Wachstumsstadien der Passaloteuthiden zeigen

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-Passaloteuthis in verschiedenen Wachstumsstadien - kleine Rostren rechts sind ca. 30 mm lang

aber auch Rostren mit auffällig gerundetem Apex, die, unter Vorbehalt, auf Passaloteuthis milleri PHILLIPS, 1867 hindeuten könnten.

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-Passaloteuthis milleri - die Rostren sind 40 bis 50 mm lang

Ein adultes Rostrum dieser Passaloteuthidenart liegt mir indes nicht vor.

In Buttenheim fand sich am Fuße der Oberen Spinatum-Zone das in Abbildung 5 gezeigte Rostrum von Passaloteuthis laevigata.

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-Passaloteuthis laevigata - Länge 135mm.

Weitere Rostren von Passaloteuthis laevigata sowie Passaloteuthis bisulcata konnten im angeschnittenen Untersten Lias ? geborgen werden.

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-Unteres Rostrum Passaloteuthis laevigata; obere drei Rostren Passaloteuthis bisulcata

Vergesellschaftet mit Pleuroceraten finden sich auch bisulcata-Rostren mit ausgeprägtem Phragmokon.

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-Passaloteuthis bisulcata juvenil mit Phragmokon - aus Sammlung von Wolfgang Dietz

Neben den Passaloteuthiden ergab die Sichtung des Schobert’schen Materials drei weitere kleinere „Formen“ von Belemniten:
1. zylindrische Rostren mit kurzem Rostrum solidum, die Parapassaloteuthis zieteni MEYER-EYMAR, 1884 zugeordnet
werden,

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-Parapassaloteuthis zieteni - Länge 40 - 50mm

2. in lateraler Sicht hoch ovale Rostren, die Pleurobelus compressus STAHL, 1824 entsprechen und

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-Pleurobelus compressus - Länge 20 - 30mm

3. recht schlanke Rostren mit leicht subhastatem Aussehen, die Pseudohastites longiformis BLAKE, 1876 zugerechnet werden könnten (Doyle stellt den Holotyp von Pseudohastites longiformis in die spinatum-Zone).

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-cf. Pseudohastites longiformis - Länge 60 - 80 mm

Pseudohastites wurde zunächst von NAEF 1922 in „Die fossilen Tintenfische, S. 234“ erwähnt und dem Formenkreis um Belemnites scabrosus SIMPSON, 1855 zugeordnet. In dieser Gattung werden kleinere Rostren mit zylindrisch-schlankem bis subhastatem Aussehen und hochelliptischem bis subquadratischem Querschnitt zusammengefasst (siehe Doyle S. 23). Die Apikallinie der Rostren setzt sich in nahezu gerader mittig verlaufender Linie vom Embryonalrostrum bis zum Apex fort (ortholineat).
Bei den vorliegenden Rostren aus Buttenheim sind die Spitzenfurchen oder –mulden schwach angedeutet; die erst im Alveolarbereich ausstreichenden lateralen Bänder führen zu einem elliptischen Querschnitt. Die Rostren ähneln zu groß geratenen Hastiten der Art Hastites araris. Ob sie in der Tat Pseudohastiten sind oder doch nur in den Variationsbereich juveniler Passaloteuthiden fallen, kann nur durch Querschnitte ermittelt werden.

Literatur:
 
Doyle, P., The British Toarcian (Lower Jurassic) Belemnites, Part1, London 1990.
 
Hoffmann, R., Keupp, H. & Gradl, H., Zur Korrelation der Lias-Tongruben von Unterstürmig und Buttenheim (Frankenalb), Jber.Mit.oberrhein.geol.Ver.,N.F.89, S.37-48.
 
Schlegelmilch, R., Die Belemniten des süddeutschen Jura, Stuttgart 1998.
 
Schwegler, E., Revision der Belemniten des Schwäbischen Jura, Palaeontographica, Abt. A, Stuttgart 1962, Teil III, S.121-164.
 
Verfasser: Carsten Rohde

siehe auch: http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=3576
 
 
heft2_neuauflage.jpg Unser Lesetipp zum Thema Buttenheim:

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