Unterer Jura

Präparation einer Dactylioceras-Stufe aus dem Toarcium (Unterjura) von Kalchreuth-Käswasser

Vor Kurzem habe ich mich wieder einmal an eine aufwändige Präparation einer Dactylioceras-Bank gewagt. Gefunden wurde der Rohling bereits ca. 1997 in einem Kelleraushub eines Hauses im damaligen Neubaugebiet „Käswasser (Gemeinde Kalchreuth, Landkreis Erlangen-Höchstadt, Mittelfranken).

Dactylioceras-Bänke sind in der Regel sehr schwer zu präparieren, da die darin enthaltenen Fossilien äußerst innig mit dem Gestein „verbacken sind. Daher sind in den meisten Sammlungen lediglich Naturpräparate von solchen Fundstellen vorhanden, wo die Dactylioceraten durch natürliche Verwitterung freigelegt wurden. Die bekannteste Fundstelle für solches Material ist Schlaifhausen.


Stufen, bei denen die Fossilien aufwändig präparatorisch herausgearbeitet wurden, kenne ich nur von recht wenigen Sammlern und Fundorten. Da ich mittlerweile schon ein paar Dactylioceraten-Stufen präpariert habe, weiß ich, dass bei einer guten Trennung zwischen Fossil und Gestein durchaus ansprechende Stufen freigelegt werden können.

 

Insgesamt sind auf der vorliegenden Stufe 33 nahezu vollständige Individuen und 11 Reste von Ammoniten zu sehen. Die Präparationsarbeit dauerte insgesamt etwa 50 Stunden.

 

Werkzeug und Material:

Mikroskop, HW 90, HW 65, HW 322, Feinstrahlgerät, grober Druckluftschleifer, feine Druckluftschleifer, diverse Schleif- und Sägeaufsätze, Sekundenkleber, Apoxie Sculpt, Zaponlack.

 

Dactylioceras Stufe 1

Abb. 1: Ausgangslage: Die Platte war in drei Fragmente zerbrochen. Es waren bereits mehrere größere Dactylioceraten zu sehen. Diese hatten beim Abspalten der Platte gut getrennt (teils bis ins Zentrum), was Hoffnung auf eine gute Trennung zwischen Fossil und Gestein machte. Dieses Stück mit ca. 2-3 cm Stärke ist knapp unterhalb der Oberfläche der Hangendseite der ursprünglich ca. 10 cm starken Bank abgespalten worden.

 

Dactylioceras Stufe 2

Abb. 2: Das größere Teilstück wurde bereits teilweise präpariert. Ein paar Ammoniten haben sich von der Matrix gelöst, nachdem ich sie rundherum freigelegt habe. Oben rechts ist ein Dactylioceras mitsamt Matrix abgebrochen.

 

Dactylioceras Stufe 3

Abb. 3: Bei der Präparation kamen immer mehr Ammoniten zum Vorschein.

 

Dactylioceras Stufe 4

Abb. 4: Die meisten Ammoniten habe ich während der Arbeit zwischenzeitlich von der Platte abgenommen. Dies barg den Vorteil, dass diese viel leichter bei der Präparation zu händeln waren, da der Stichel im idealen Winkel zum Fosil angesetzt werden kann, um die Trennung von Gestein und Fossil auszulösen. Auch lassen sich Stichelspuren im Umfeld der Ammoniten so einfacher entfernen und die Matrix kann problemloser geglättet werden. Um später nicht den Überblick zu verlieren, habe ich die Ammoniten und ihre Positionen auf dem Gestein nummeriert.

 

Dactylioceras Stufe 5

Abb. 5: Die Matrix wurde inzwischen geglättet. Die meisten Ammoniten sind bereits grob freigestichelt und ich habe sie in ihrer Urpsrungsposition auf die Platte gelegt. Bei einem Ammoniten im oberen Drittel in der Mitte fehlte ein Viertel der äußeren Windung – hier wurde ein Stück Windung eines „Abfall-Ammoniten“ eingesetzt.

 

Dactylioceras Stufe 6

Abb. 6: Die zwei noch unbearbeiteten kleineren Bruchstücke hatte ich zwischenzeitlich zusammengeklebt. Zur Probe der Passgenauigkeit und für das Foto habe ich sie an den bereits präparierten Teil angelegt. In das kleine „Loch“ an der Bruchkante zwischen den Platten wurde später ein Abfallstück der Matrix eingepasst.

 

Dactylioceras Stufe 7

Abb. 7: Auf der Anschlussplatte zeigt sich, dass die Erhaltung der Dactylioceraten dort weniger gut ist. Es stellte sich daher die Frage, ob ich nicht die ganze Anschlussplatte weglassen soll!?

 

Dactylioceras Stufe 8

Abb. 8: Letztlich entschied ich mich, den weiteren Verlauf der Präparation abzuwarten und den Rest der Platte weiter zu bearbeiten.

 

Dactylioceras Stufe 9

Abb. 9: Auch bei der Anschlussplatte wird die Matrix geglättet.

 

Dactylioceras Stufe 10

Abb. 10: Die Anschlussplatte wurde angeklebt. Der Riss wurde mit Apoxie Sculpt gefüllt und anschließend verschliffen, sodass beide Platten auf einem einheitlichen Niveau sind. Dadurch wirkt die gesamte Platte wieder harmonisch und stabil.

 

Dactylioceras Stufe 11 6223

Abb. 11: Die fertige Stufe, nachdem alle Ammoniten aufgeklebt und mit verdünntem Zaponlack versiegelt wurden. Das Finish sorgt für eine „bergfeuchtere“ Optik der Ammoniten. Foto vergrößern.

 


Über Präparationen vergleichbarer Platten gibt es folgende Steinkern.de-Onlineartikel:

Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Große Dactylioceras-Stufe aus Käswasser (Kalchreuth)

 


Zur Präparation von Schlaifhausener Dactylioceraten gibt es einen Bericht in der Steinkern-Zeitschrift:

KONTERMANN, K. (2022): Präparation einer Dactylioceras-Stufe aus dem Toarcium (Unterjura) von Schlaifhausen, in: Der Steinkern, 50, Jubiläumsausgabe, S. 50–51.

 

 

Bericht und Fotos: Fritz Lang für Steinkern.de

 


 

Habt Ihr noch Fragen, oder möchtet Lob oder Kritik loswerden?

Hier geht´s Diskussion über den Bericht im Steinkern.de Forum:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&t=39951&p=356378#p356378