Unterer Jura

Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Letztens habe ich einige Kisten mit Dactylioceras-Platten aus Kalchreuth-Käswasser (Mittelfranken, Bayern) in meinem Materiallager wiederentdeckt, die ich vor ungefähr 25 Jahren gesammelt hatte. In den Jahren 1996 und 1997 wurde dort ein Baugebiet erschlossen. Dabei wurde der komplette Lias Epsilon (Unteres Toarcium, Unterjura) erschlossen. Neben wenigen Laibsteinen und einzelnen Bonebedresten erwies sich vor allem die Dactylioceras-Bank als interessant. Beim Spalten trennte diese teilweise sehr gut zwischen Fossil und Gestein, wie man es sonst vor allem aus dem Gebiet rund um den Alten Rotenberg bei Schnaittach kennt. In den folgenden Jahren konnte ich bei mehreren Hausbaustellen weiteres Material bergen. Mit meiner Päparationskunst war es damals noch nicht weit her. Auch fehlte mir noch das passende Werkzeug. So fanden nur wenige gute Stücke den Weg in meine Sammlung. In weiser Voraussicht hatte ich damals einige größere „Dacty-Platten für eine spätere Praparation aufbewahrt. Des Potenzials der Platten war ich mir durchaus bewusst, doch hatte mich der immense Zeitaufwand für eine sorgfältige Präparation doch immer wieder abgeschreckt. Älter und geduldiger geworden, nahm ich nun die Herausforderung an. Eine Platte mit einem größeren Hildoceras bifrons hatte ich hierbei immer wieder im Blick. Von der Präparation genau dieser Platte möchte ich nachfogend berichten. Das Dactylioceraten aufgrund der vielen feinen Rippen nicht leicht zu präparieren sind, ist allgemein bekannt. Als Voraussetzung für eine Stichelpräparation sollte daher entweder eine gute Trennung zwischen Gestein und Schale oder zwischen Schale und Steinkern vorhanden sein. Bei diesem Stück war vor allem Letzteres der Fall, während die Fuge zwischen Schale und Gestein wenig ausgeprägt war. In einigen Bereichen trennte es aber auch ganz schlecht.

 

Abb. 1: Ausgangslage: Zu sehen waren bereits das Hildoceras bifrons (links oben), zwei größere und einige kleinere Dactylioceraten. Während der Präparation kamen noch zahlreiche weitere „Dactys“ zum Vorschein.

 

Abb. 2: Einzeln ließen sich die Dactylioceraten viel besser handhaben als auf der Stufe und es konnte Rippe für Rippe bis in den Nabel herausgearbeitet werden. Da die Ammoniten auf der Stufe dicht an dicht und teils sehr verwinkelt zueinander lagen, hätte ohne das Abspalten oft in ungünstigen Winkeln gestichelt werden müssen. Je schlechter die Zugänglichkeit, desto schlechter trennt letztlich auch das Gestein vom Fossil.

 

Abb. 3: Geschafft! Die zur Präparation als Einzelstücke von der Platte abgespaltenen Stücke sind inzwischen alle einzeln präpariert worden.

 

Abb. 4: Direkt nach dem Abspalten wurden die Ammoniten und ihre Abdrücke nummeriert, um die Positive später genau an der ursprünglichen Stelle ohne Verwechslungsgefahr wieder anbringen zu können.

 

Abb. 5: Nachdem ich die Ammoniten abgenommen hatte, machte ich mich daran, das Gewicht der Platte zu reduzieren. Mit Hilfe einer Steinsäge sägte ich ein Gitter auf der Rückseite ein. Die stehengebliebenen Würfel ließen sich danach Blöckchen für Blöckchen her mit einem Meißel abspalten, ohne Bruchgefahr für die noch immer stabile Platte.

 

Abb. 6: Um möglichst gleichmäßigee Schnitttiefen zu erhalten, wurde die „Dacty-Platte auf einem Holzbrett waagerecht fixiert. Die Holzplatte mit dem Stein konnte auf dem Schiebeschlitten der Steinsäge mühelos verschoben werden. Dank der waagerechten Ausrichtung gelang es mir tatsächlich eine einheitliche Schnitttiefe zu erzielen.

 

Abb. 7: Unansehnliche Stichelspuren und die Freiräume zwischen den Ammoniten wurden verschliffen. Betrachtete man sich den Stein mit den Negativen und die separat präparierten Ammoniten, ließ das zusammengenommen nach Fertigstellung bereits auf ein wirklich ansehnliches Präparationsresultat hoffen.

 

Abb. 8: Die Ammoniten wurden für dieses Foto zunächst lose aufgelegt. Ammonit Nr. 9 und Ammonit Nr. 15 wurden aufgrund ihrer schlechten Erhaltung ersetzt. Bei Ammonit Nr. 18 montierte ich dagegen ein Drittel der Außenwindung dazu. Hierbei und beim Ersetzen von ganzen Ammoniten durch andere Ammoniten scheiden sich die Geister. Ich für meinen Teil halte es bei dieser Platte für legitim, da ein Dactylioceras durch ein anderes Dactylioceras vom selben Fundort ersetzt wurde. Es wurde kein Ammonit dazu montiert, wo sich zuvor keiner befand. Bei Aussehen und Größe habe ich darauf geachtet, dass die Ersatz-Ammoniten dem Orginal möglichst ähnlich sehen.

 

Abb. 9: Ammonit Nr. 9 hatte Aussetzer und wollte weder zwischen Gestein und Schale noch zwischen Schale und Steinkern trennen. Deswegen ersetzte ich ihn durch einen anderen. Für einen sauberen Sitz des Ersatzammoniten wurde eine passende Menge der aus zwei Komponenten bestehenden Modelliermasse Apoxie Sculpt gründlich vermengt und anschließend auf die Platte gegeben. Dann wurde Frischhaltefolie darüber gelegt und durch diese hindurch der neue Ammonit kräftig eingedrückt. Nach dem Aushärten lassen der Modelliermasse konnte die Folie abgezogen werden und der perfekte Sockel für den neuen Ammoniten war fertig. Der Ammonit brauchte nur noch lückenlos eingeklebt zu werden.

 

Abb. 10: Ammonit Nr. 15 wurde schon im Moment des Entdeckens mit dem Stichel stark beschädigt, zudem setzt die Außenwindung auf etwa einem Viertel ihrer Länge aus. Daher ersetzte ich ihn durch das linke Exemplar. Bei der Auswahl von geeignetem Ersatz machte es sich bezahlt, dass ich zwei Kisten mit Einzelstücken aufbewahrt hatte.

 

Abb. 11: Bei Ammonit Nr. 18 ergänzte ich den Windungsaussetzer mit einem Bruchstück eines anderen Dactylioceras und verfüllte danach die Zwischenräume mit Apoxie Sculpt.

 

Abb. 12: Am Hildoceras bifrons mussten größere, bei den Dactylioceraten kleinere Fehlstellen mit Apoxie Sulpt ausgebessert und anschließend koloriert werden.

Trotz des besseren Kontrasts war die geschliffene Platte (Abb 12 - Vorher) für meinen Geschmack etwas zu künstlich geraten. Um die Platte wieder in einen Zustand zu versetzen, welcher dem des „bergfeuchten“ Naturzustands näherkam, wurden die bislang nur lose aufgelegten Ammoniten wieder abgenommen und die Oberfläche der Platte mit verdünnter Salzsäure angeätzt. Das Resultat mit zur Probe erneut aufgelegten Ammoniten zeigt Abb. 12 - Nachher.

 

Abb. 13: Zu guter Letzt wurden die Ammoniten mit verdünntem Zaponlack eingelassen und auf die Platte geklebt. Alles in Allem benötigte ich für die Präparation etwa 40 bis 45 Stunden. Insgesamt besteht die Stufe aus 22 Dactylioceraten und einem Hildoceras bifrons. Es ist leider kein 1A-Topstück geworden, dazu haben einige Ammoniten doch zu viele Macken, die teils schon bei der Einbettung und teils durch Sticheltreffer bzw. durch das Fehlen einer Trennfuge entstanden sind. Dennoch gefällt mir die Stufe sehr gut. Schön ist auch, dass sie eine andere Färbung und Erhaltung als die Schlaifhausener Ammonitenfriedhöfe“ in meiner Sammlung zeigt. Die ästhetische Wirkung ist eine andere – beides hat letztlich seinen Charme.

 

Werkzeug und Material:

Steinsäge, Schriftenhammer, Mikroskop, HW-90, HW-65, HW 3-22, Krantz-Stichel (mit extra langer Spitze), Sandstrahlgerät, grober Druckluftschleifer, feine Druckluft-Schleifer, diverse Schleif- und Sägeaufsätze.

Sekundenkleber, Apoxie Sculpt, 5%ige-Salzsäure, säurefeste Handschuhe und Schutzbrille, Zaponlack.

 

 

Fritz Lang für Steinkern.de

 

 


 

 

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