Oberer Jura

Eine Ardescia aus dem Malm Alpha 3

Im folgenden möchte ich einen besonderen Orthosphincten aus dem untersten Malm Alpha 3 (Bimammatum-Zone, Hypselus-Subzone) von Gräfenberg (Steinbruch Deuerlein) beschreiben. Der Ammonit stammt aus der Ex-Kollektion Fritz Lang (Roth).

Ardescia_Alpha.jpg
 

Beschreibung: Der rund 7 Zentimeter große Ammonit ist ausgewachsen. Aufgrund des erhaltenen Endmundsaums, der in einer kurzen Apophyse (= Ohr) endet, kann er als Mikrokonch (= Männchen) angesprochen werden. Die Hauptrippen spalten sich im äußeren Flankendrittel meist bipartit, daneben aber auch deutlich polygyrat auf. Eindeutig identifizierbare Schaltrippen sind nicht zu erkennen. Die Zahl der Rippen bleibt mit jeweils ca. 48 je Umgang (gezählt auf den letzten beiden Umgängen) gleich. Die Kombination der beiden Merkmale – gleichbleibende Zahl der Hauptrippen und Auftreten polygyrater Rippeneinheiten – ist eigentlich typisch für jüngere Vertreter der Gattung Orthosphinctes aus dem mittleren Malm Gamma 1, die zur (Unter)gattung Ardesica gestellt werden.

Die typischen Orthosphincten der Hypselum-Subzone weisen sich durch meist bipartit gespaltene Hauptrippen aus. Dazu kommen immer wieder ungespaltene Hauptrippen und bei einem größeren Durchmesser auch gelegentlich einzelne Schaltrippen, ohne jedoch in Verbindung mit der Hauptrippe polygyrate Rippeneinheiten auszubilden. Außerdem nimmt die Zahl der Hauptrippen mit wachsendem Durchmesser kontinuierlich zu.

Für den abgebildeten Ammoniten sehe ich derzeit zwei Erklärungsversuche:

Es handelt sich um einen frühen Orthosphinctes, am extremen Rand der möglichen Variationsbreite oder um einen frühen Vertreter der (Unter)gattung Ardescia. Ähnliche Formen treten übrigens auch im höheren Malm Alpha 3 (Bimmamatum-Zone, Hauffianum-Subzone) auf. Eine der ersten echten Ardescien von der Frankenalb wird aus dem Malm Beta 1 von Biburg beschrieben (vergl. Schairer 1985, Taf. 1, Fig. 6). Das Stück hat große Ähnlichkeit mit einer Ardescia proincondita aus dem mittleren Malm Gamma 1. Die "Beta-Ardescia" ist der Bayerischen Staatssammlung von einem zuverlässigen Sammler geschenkt worden. Ob Fundort und Fundschicht tatsächlich stimmen, kann ich nicht beurteilen. In meinem Malm-Ammoniten-Bestimmungsbuch habe ich ein ähnliches Stück auf Tafel 4, Fig. 4 als Orthosphinctes (Praeataxioceras) cf. laufenensis abgebildet. Leider ist der Fundort unbekannt. Aufgrund der Matrix dürfte Malm Beta äußerst wahrscheinlich sein. Da die Gattung Praeataxioceras inzwischen vollkommen neu definiert worden ist (vergl. Schweigert 1997), könnte man in dem Ammoniten ebenfalls eine frühe Ardescia sehen. Mein Traum wäre es, im Malm Beta einmal selbst und am besten horizontiert auf ähnliche Formen zu stoßen.

In meiner Sammlung befindet sich bis heute aus dem Malm Beta bis zum unteren Malm Gamma 1 - soweit ich die entsprechenden Stücke vermessen habe -  kein einziges Exemplar, das ich als Ardescia ansprechen würde. Erst im mittleren Gamma 1 wird diese (Unter)gattung zu einem bestimmenden Teil der Ammonitenfauna.



Literatur:

Schairer, G. (1985): Die Cephalopodenfauna der Schwammkalke von Biburg (Oberoxford, südliche Frankenalb): Pseudaganides (Nautiloidea), Amoeboceras, Paraspidoceras, Physodoceras, Rasenia, Orthosphinctes, Aptychen (Ammonoidea), Hibolithes (Coloidea). – Münchner geowiss. Abh., A 6: 1– 23, 6 Taf.; München.


Schweigert, G. (1997): Der bauhini-Faunenhorizont und seine Bedeutung für die Korrelation zwischen tethyalem und subborealem Oberjura.- Stuttgarter Beitr. Naturk. Ser. B 247: 69 S., 10 Abb., 7 Taf.; Stuttgart


Foto und Sammlung: Victor Schlampp


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