Oberer Jura

Präparation eines Pseudhimalayites uhlandi aus dem Oberjura des Landkreises Neumarkt i.d.OPf. (Bayern)

Ende des Jahres 2021 gelang mir im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. der Fund eines Ammoniten, dessen Präparation mich längere Zeit beschäftigen sollte. In diesem Bericht möchte ich meine Vorgehensweise beim Kleben und Freilegen des Ammoniten beschreiben und dabei aufzeigen, dass man durchaus auch solche süddeutsche Oberjura-Ammoniten freilegen kann, die nicht als „lucky split“ zu Tage kommen bzw. nicht über eine gute Trennfuge verfügen. Der Artikel versteht sich als Anregung dazu, „die Flinte nicht zu früh ins Korn zu werfen“, egal wie kompliziert eine Präparation am Anfang auch erscheinen mag. Oft lohnt es sich, den Schritt zu wagen und einiges an Zeit in ein Fossil zu stecken, um letztlich ein schönes Schaustück daraus zu machen. Dies kann in manchem Fall selbst dann gelingen, wenn der Rohling bei der Bergung noch nicht allzu vielversprechend erscheint. Der Versuch wird öfter belohnt als man denkt – so auch in diesem Fall:

Kurz vor Weihnachten des Jahres 2021 fand ich bei einer Geländebegehung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. (Bayern) einen Pseudhimalayites uhlandi im Bereich der Uhlandi-Bänke des Malm gamma 3 (Kimmeridgium). Da der Ammonit knapp unter der Grasnarbe zum Vorschein kam, war die Oberseite entsprechend verwittert. Durch die oberflächennahe Lagerung gebrochen, hatte sich über die Jahrhunderte Sinter entlang der Bruchflächen gebildet. Bei diesem Anblick grübelte ich hin und her, ob ich eine Bergung wagen sollte. Schließlich fasste ich mir ein Herz und sammelte vorsichtig alle Teile ein.

 

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Abb. 1: Fundzustand. Der Ammonit liegt in viele Stücken zerbrochen in einer Art Lösslehm. Die einst festen Uhlandi-Bänke waren an dieser Stelle nur noch schollenartig ausgebildet und stark aufgewittert. Foto vergrößern.

 

Nach dem Säubern der vielen Teile, wurde das Ausmaß der notwendigen Klebearbeiten deutlich. Das Kleben wurde mittels Ponal Reparaturspachtel vorgenommen. Der Ammonit wurde auf diese Weise Stück für Stück wieder zusammengefügt. Es zeigte sich beim Kleben stellenweise ein Versatz von bis zu 5 mm Sprunghöhe an der Außenwindung. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gehäuses passte dagegen alles haargenau aneinander, gänzlich ohne Versatz.

 

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Abb. 2: Der Ammonit nach der Säuberung aller geborgenen Teile.

 

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Abb. 3: Puzzeln und anschließendes Zusammenfügen mittels Ponal Reparaturspachtel.

 

Das Kleben war nur in mehreren Schritten möglich, da die Ponal Spachtelmasse einige Zeit braucht, um auszuhärten.

 

Nach gut 24 Stunden konnte ich weitermachen. Nun stand der spannende Teil der Präparation unmittelbar bevor. Doch zuvor galt es zunächst noch, die überschüssige Ponalmasse zu entfernen. Da der Kleber trotz seiner guten Festigkeit recht flexibel war, ließ er sich mittels Skalpell und Schaber sehr leicht entfernen. Nach dem Säubern der Klebefugen konnte man den Versatz in der angewitterten Wohnkammer erstmals deutlich sehen.

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Abb. 4: Entlang der Klebenähte wird überschüssige Ponal-Spachtelmasse entfernt.

 

Es hätte nun durchaus die Möglichkeit bestanden, das Stück als Belegstück so zu belassen, wie es war. Hierfür hätte gesprochen, dass zu diesem Zeitpunkt vollkommen unklar war, ob die Innenwindungen vorhanden überhaupt überliefert wären. Sich an die weitere Präparation heranzuwagen, barg neben dem zu investierenden zeitlichen Aufwand auch ein gewisses Risiko. Im Falle des Fehlens der inneren Windungen, wäre der Präparationsversuch nämlich mit einer Verschlechterung des Erscheinungsbildes des Ammoniten verbunden gewesen. Ich war allerdings zu neugierig und mein Streben nach mehr als nur einem Belegstück groß, so dass ich es auf den Versuch der Präparation der Innenwindungen ankommen ließ. Die bange Frage, ob das Zentrum vorhanden sein würde, musste unbedingt geklärt werden! Ich fing also damit an, mich Stück für Stück auf das Zentrum hin vorzuarbeiten. An den Dornen konnte ich stets frühzeitig erkennen, dass der Ammonit weiterlaufen würde. Nach ungefähr vier freigelegten Dornen kam jedoch eine Fehlstelle. „Schön blöd, das war's dann wohl“, dachte ich mir, doch nach kurzer Suche konnte ich glücklicherweise aufatmen, als ich den Verlauf der Windung nach der eingebrochenen Stelle wiederfand.
An den Klebestellen war es gar nicht so einfach einen sauberen Übergang zu schaffen. Aufgrund der Härte des Materials und der schwierigen Trennung blieben Sticheltreffer leider nicht aus. Das Freilegen der Dornen war noch anspruchsvoller. Man musste höllisch aufpassen, dass sie nicht wegflogen oder auseinanderbrachen. Drei Dornen brachen trotzdem. Ich konnte sie aber wieder an ihre ursprüngliche Position kleben. Ein fehlender Dorn wurde ergänzt sowie ein kleines Loch direkt auf der Windung an einer Klebestelle verschlossen. Ansonsten wurde auf größere Ergänzungen verzichtet.

 

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Abb. 5: Die Stichelarbeiten schreiten voran.

 

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 Abb. 6: Rippe für Rippe und Dorn für Dorn geht es aufs Zentrum zu.

 

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Abb. 7: Und der Ammonit läuft glücklicherweise munter weiter – nunmehr stand fest, dass die Arbeit sich lohnen würde!

 

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Abb. 8: Gesamtansicht des Präparats während der Stichelpräparation.

 

Nachdem die Innenwindungen Schritt für Schritt per Stichel freigelegt werden konnten, war die eigentliche Präparation fast abgeschlossen. Das Zentrum des Pseudhimalayites war erfreulicherweise vorhanden.

Nun stellte sich mir die Frage, ob ich die noch verbliebenen Risse nur füllen oder auch farblich angleichen sollte. Ich entschied mich dafür sie sichtbar zu lassen. Dafür gab es auch zwei gute Gründe: Zum einen hatte ich schon zwei ungebrochene Exemplare in der Sammlung, die zwar kleiner sind, aber auch bis ins Zentrum erhalten sind und zum anderen, wollte ich den Ausgangspunkt der Erhaltung mit den natürlichen Klüften im Fossil bewahren. Ich finde, in dem Fall passt dies ganz gut zur Charakteristik des Fossils.

Als Füllmaterial benutzte ich Apoxie Sculpt in einem weißen Farbton. Dieses füllte ich mittels Zahnstocher in die Risse. Mit einem nassen Wattestäbchen ließ sich dieses gut verteilen und in die Fugen einarbeiten, bis diese versiegelt waren. Dies dauert eine Weile, aber es lohnte sich. Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, kamen noch zwei kleine farbliche Angleichungen an die Reihe. Der ergänzte Dorn wurde mittels Sekundenkleber, Steinstaub und Farbpigmenten dem natürlichen Erscheinungsbild der anderen Dornen angeglichen. Gleiches geschah mit dem Verfüllbereich des früheren Lochs an der Klebung.

Falls es mich irgendwann einmal beim Betrachten des Stückes packen sollte, könnte ich die Risse ja immer noch im Hinblick auf deren Struktur und Farbe an jene des Fossils anpassen.

Als letzten Schritt kratzte ich die Dornen mittels einer Nadel noch ein Stück von letzten Matrixresten frei, die stellenweise nach dem Sticheln noch anhgehaftet hatten. Danach trug ich ein Gemisch (Mischverhältnis 1:1) aus HMK 239 von Möller-Chemie und Nitroverdünnung auf.

 

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Abb. 9: Der 34,5 cm große Ammonit Pseudhimalayites uhlandi (Oppel 1863) nach Abschluss der Präparation im Streiflicht.

 

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Abb. 10: Ansicht des fertigen Präparats bei vollständiger Ausleuchtung. Foto vergrößern.

 

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Abb. 11: Aus diesem Blickwinkel kann man den Versatz im Bereich der Außenwindung besonders deutlich sehen.

 

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Abb. 12: Detailaufnahme des Zentrums des Pseudhimalayites.

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Pseudhimalayites uhlandi (Oppel 1863)
Durchmesser: 34,5 cm
Fundort: Landkreis Neumarkt i.d. OPf.
Fundschicht: Uhlandi-Bänke, mittlerer Malm gamma 3 (Kimmeridgium, Oberjura)
Fund und Präparation: Florian Kramm
Arbeitszeit: ungefähr 17 Stunden

 

Fazit:
Abschließend möchte ich sagen, dass dieses Präparationsprojekt mir viel Spaß gemacht hat und es sich gelohnt hat, dieses Stück zu bergen. Allen, die im Zweifel sind, ob sich eine Bergung eines kompliziert gebrochenen Fossils lohnt, die aber das Gefühl haben, es könnte durchaus etwas daraus werden, soll dieser Bericht Mut machen, das Fossil keinesfalls aufzugeben, sondern zu probieren es tatsächlich zu bergen und freizulegen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – viel Glück!

 

Florian Kramm für Steinkern.de

 

 


 

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