Devon
Mit Stacheln und Anhängen: Trilobiten aus Marokko
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- Kategorie: Fossilien aus dem Devon
- Veröffentlicht: Freitag, 18. Januar 2008 22:21
- Geschrieben von Andreas Rückert
- Zugriffe: 19858
Was sind eigentlich Trilobiten?
Trilobiten sind ausgestorbene Gliederfüßler, die bei vielen Frauen (so auch zunächst bei meiner Frau) spontanes Entsetzen, ja sogar Ekel hervorrufen, da sie auf den ersten Blick gerne mit Schaben oder Kellerasseln verglichen werden.
Das, was wir fossil überliefert finden, ist das Exoskelett, welches wie ein Dom das darunter und darin liegende Tier schützen sollte. Um zu wachsen, mussten sie sich, wie auch bei Krebsen üblich, ihrer alten Haut entledigen. Es sind niedliche Tierchen mit variablen Äußerem, aber einheitlichem Aufbau. Die Dreiteilung ( tri = 3) findet man sowohl in Längs- als auch Querrichtung. Durch ihre Bauweise waren Trilobiten, anders als z Bsp Ammoniten, deutlich zerfallsgefährdet. Schnell lösten sich die beweglichen Einzelteile voneinander ab, sodass der Trilobit in einzelne Bauteile zerfiel. Hier wird deutlich, warum es mitunter so schwierig ist vollständige Panzer zu finden.
Etwas näher wollen wir uns im Folgenden mit einigen Trilobiten aus dem Devon Marokkos beschäftigen. Für uns Sammler haben sich marokkanische Trilobiten in größerem Umfang erst seit über 20 Jahren erschlossen. Wissenschaftliche Publikationen gab es hingegen schon deutlich früher. Die Material- und Formenfülle erscheint fast unbegrenzt, obwohl es in den letzten Jahren unübersehbar zu einem Rückgang des kommerziellen Trilobitenangebotes gekommen ist. Die Gründe liegen nicht unerheblich auch im Versiegen von Fundstellen, selbst in Marokko ist so etwas möglich!
Als Problem stellen sich in der Praxis immer wieder Zuordnungsfragen dar. Diese rühren im wesentlichen durch die nur selten eindeutigen Fundumstände her (Fundortangabe selten vorhanden, präzises stratigraphisches Niveau auch selten exakt bekannt). Und natürlich ist es relevant, dass es einfach noch relativ wenig brauchbare Literatur gibt.
Der aktuell bedeutendste Forscher weltweit, CHATTERTON (zusammen mit einigen Coautoren) hat 2006 die zweifellos beste Trilobitenpublikation über Devontrilobiten der letzten Jahre oder sogar Jahrzehnte herausgegeben, die sich speziell mit einer Lokalität in Südmarokko beschäftigt. Funde von dort sind somit für uns Sammler gut bestimmbar. Der Nutzwert der Arbeit liegt insbesondere auch darin begründet, dass die Autoren basierend überwiegend auf kompletten Panzern ihre Diagnosen stellen. Das es also möglich ist, selbst in einer wissenschaftlichen Publikation über Trilobiten qualitativ befriedigendes Material einzusetzen, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Exemplarisch habe ich mal einige Trilobiten ausgesucht, um sie euch mal vorzustellen.
Es sei hier ausdrücklich erwähnt, dass sich die Auswahl bewusst nicht nach zoologischen Kriterien richtet, sondern eher was für die Praktiker darstellt (nur als Anmerkung, falls diese Gliederung jemand als Kritikpunkt filtrieren möchte). Auch sei erwähnt, dass bewusst einige Stücke noch einen weißen „puderzuckerartigen“ Belag auf dem Panzer haben. Es sind hauchdünne Matrixreste, sowie Klebe(r)reste, die noch weggestrahlt werden; damit möchte ich bewusst auch mal Trilobiten zeigen, die noch nicht 100% fertig präpariert sind.
Kategorie I - Light
Hierunter fallen vor allem die Vertreter der Phacopiden.
Wie dieser Reedops sp.

oder Proetiden wie
Gerastos tuberculatus maroconensis CHATTERTON et al, Fo Zquilma,

die in sehr großer Arten - und Individuenzahl alle Schichten des marokkanischen Devons dominieren. Die Bestimmung auf Artebene ist vor allem bei den Phacopiden ohne Fundortkenntnisse sehr schwierig.
In diese Kategorie fällt auch z B. Lobopyge,


ein Odontopleuride, der dem eifler Eifliarges sehr ähnlich sieht. Insgesamt ein unspektakulärer, kleiner und leicht zu präparierender Trilobit.
Das abgebildete Stück liegt im Hohlkreuz mit Blick auf das freigelegte Hypostom.
Kategorie II - Medium
Unter diese Kategorie stelle ich die flacheren und auch dünnschaligeren Formen, bei denen im Rahmen der Präparation schon leichter was beschädigt werden kann. Auch kann hier schon mal ein Stachel auftauchen, und zwar in Form von Wangenstacheln oder Nackenstacheln, oder pygidialen Fortsätzen.
Tropidocoryphe ein kleiner und eher seltener Vertreter

Cavetia sp., der häufigste Vertreter innerhalb der Scutelluidae

Kayserops megaspina MORZADEC mit den riesigen Wangenstacheln

Phaetonellus sp., ein selten zu sehender Proetide


Ein unbeschriebener Trilobit, zu den Proetiden gehörig


Eine Ansammlung von 5 verschiedenen Trilos, allesamt zusammengeklappte Tiere mit freigestellten Wangen.

(Welch Frevel, da haben sich doch wahrhaftig auch zwei Trilos aus der Eifel mit dazugesellt. wer findet sie heraus?)
Kategorie III - Heavy
Nun kommen wir zu den fieseren Arten, die überwiegend ein Stachelkleid tragen und/oder Glabellarapophysen besitzen.
Eine Batterie von Stachelviechern der „härteren“ Machart: Kolihapeltis, Dicranurus, Ceratarges ( 2 verschiedene) und ein Cyphaspis

Ceratarges sp. ein Monster von ca. 10 cm Länge; Aus Marokko noch unbeschrieben. Anhand des Stachelkleides kann ich wenigstens vier verschiedene Arten unterscheiden.


Harpes sp. unangenehm zu präparieren! eine Stufe mit 3 Kopfschilden

Und jetzt nehmen wir den Deckel herunter und... ups da ist ja noch einer (7 cm lang)


Drotops armatus STRUVE, Kurzstachler, mit Blick auf das Hypostom


Ceratonurus sp

Dicranurus sp

Psychopyge termierorum MORZADEC (Rechter Wangenstachel teilweise ergänzt);
Eine Art mit einer spektakulären Glabellarapophysen, die auch als Unterscheidungsmerkmal der Arten heranzuziehen ist. Es gibt nach wie vor keine plausible Erklärung für den Nutzwert dieser Fortsätze. Im Forum bei www.trilobita.de wurde hierüber schon eifrig diskutiert


Psychopyge sp.

Psychopyge praestans CHATTERTON et al., Fo Zquilma, gut erkennbar an der gespaltenen Zunge

Comura bultyncki MORZADEC, am Rand schaut noch ein Cyphaspis sp. um die Ecke


Und zu guter letzt kommt noch etwas
Kategorie IV - Extreme
In diese Rubrik fallen die Extremformen aus Marokko. Man hat den Eindruck, dass sich auch Hollywood hier schon Anregungen geholt hat
Andegavia sp.,

Gattung Koneprusia: meine persönlichen Lieblinge aus Marokko. Weltweit wurden bislang lediglich zwei Arten anhand vollständiger Exemplare beschrieben. Auch hier stellt das Stachelkleid ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dar.
Koneprusia damani CHATTERTON et al 2006; typisch die „V- spines“ auf den Spindelringen 1 und 2, Fo Zquilma


Koneprusia sp.: „V –spine“ nur auf Spindelring 1,

Koneprusia sp.: Auf Spindelringen 1und 2 überhaupt kein Stachel.



Walliserops trifurcatus MORZADEC, Fo Zquilma


Quadrops flexuosus MORZADEC der heftigste Devontrilobit Marokkos, die Stacheln wurden hier teilweise auf dünnen Stegen belassen


Quadrops flexuosus MORZADEC ein wahres Monster; Thorakal und Pygidialstacheln teilweise ergänzt

So, ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim Betrachten der Bilder, die sicher nicht alle scharf sind; meine Digicam kommt da halt an ihre physiologischen Grenzen.
Und noch was: bis auf den Walliserops wurden alle Stücke hier in Deutschland präpariert und liegen in meiner Sammlung.
Trilobiten sind ausgestorbene Gliederfüßler, die bei vielen Frauen (so auch zunächst bei meiner Frau) spontanes Entsetzen, ja sogar Ekel hervorrufen, da sie auf den ersten Blick gerne mit Schaben oder Kellerasseln verglichen werden.
Das, was wir fossil überliefert finden, ist das Exoskelett, welches wie ein Dom das darunter und darin liegende Tier schützen sollte. Um zu wachsen, mussten sie sich, wie auch bei Krebsen üblich, ihrer alten Haut entledigen. Es sind niedliche Tierchen mit variablen Äußerem, aber einheitlichem Aufbau. Die Dreiteilung ( tri = 3) findet man sowohl in Längs- als auch Querrichtung. Durch ihre Bauweise waren Trilobiten, anders als z Bsp Ammoniten, deutlich zerfallsgefährdet. Schnell lösten sich die beweglichen Einzelteile voneinander ab, sodass der Trilobit in einzelne Bauteile zerfiel. Hier wird deutlich, warum es mitunter so schwierig ist vollständige Panzer zu finden.
Etwas näher wollen wir uns im Folgenden mit einigen Trilobiten aus dem Devon Marokkos beschäftigen. Für uns Sammler haben sich marokkanische Trilobiten in größerem Umfang erst seit über 20 Jahren erschlossen. Wissenschaftliche Publikationen gab es hingegen schon deutlich früher. Die Material- und Formenfülle erscheint fast unbegrenzt, obwohl es in den letzten Jahren unübersehbar zu einem Rückgang des kommerziellen Trilobitenangebotes gekommen ist. Die Gründe liegen nicht unerheblich auch im Versiegen von Fundstellen, selbst in Marokko ist so etwas möglich!
Als Problem stellen sich in der Praxis immer wieder Zuordnungsfragen dar. Diese rühren im wesentlichen durch die nur selten eindeutigen Fundumstände her (Fundortangabe selten vorhanden, präzises stratigraphisches Niveau auch selten exakt bekannt). Und natürlich ist es relevant, dass es einfach noch relativ wenig brauchbare Literatur gibt.
Der aktuell bedeutendste Forscher weltweit, CHATTERTON (zusammen mit einigen Coautoren) hat 2006 die zweifellos beste Trilobitenpublikation über Devontrilobiten der letzten Jahre oder sogar Jahrzehnte herausgegeben, die sich speziell mit einer Lokalität in Südmarokko beschäftigt. Funde von dort sind somit für uns Sammler gut bestimmbar. Der Nutzwert der Arbeit liegt insbesondere auch darin begründet, dass die Autoren basierend überwiegend auf kompletten Panzern ihre Diagnosen stellen. Das es also möglich ist, selbst in einer wissenschaftlichen Publikation über Trilobiten qualitativ befriedigendes Material einzusetzen, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Exemplarisch habe ich mal einige Trilobiten ausgesucht, um sie euch mal vorzustellen.
Es sei hier ausdrücklich erwähnt, dass sich die Auswahl bewusst nicht nach zoologischen Kriterien richtet, sondern eher was für die Praktiker darstellt (nur als Anmerkung, falls diese Gliederung jemand als Kritikpunkt filtrieren möchte). Auch sei erwähnt, dass bewusst einige Stücke noch einen weißen „puderzuckerartigen“ Belag auf dem Panzer haben. Es sind hauchdünne Matrixreste, sowie Klebe(r)reste, die noch weggestrahlt werden; damit möchte ich bewusst auch mal Trilobiten zeigen, die noch nicht 100% fertig präpariert sind.
Kategorie I - Light
Hierunter fallen vor allem die Vertreter der Phacopiden.
Wie dieser Reedops sp.

oder Proetiden wie
Gerastos tuberculatus maroconensis CHATTERTON et al, Fo Zquilma,

die in sehr großer Arten - und Individuenzahl alle Schichten des marokkanischen Devons dominieren. Die Bestimmung auf Artebene ist vor allem bei den Phacopiden ohne Fundortkenntnisse sehr schwierig.
In diese Kategorie fällt auch z B. Lobopyge,


ein Odontopleuride, der dem eifler Eifliarges sehr ähnlich sieht. Insgesamt ein unspektakulärer, kleiner und leicht zu präparierender Trilobit.
Das abgebildete Stück liegt im Hohlkreuz mit Blick auf das freigelegte Hypostom.
Kategorie II - Medium
Unter diese Kategorie stelle ich die flacheren und auch dünnschaligeren Formen, bei denen im Rahmen der Präparation schon leichter was beschädigt werden kann. Auch kann hier schon mal ein Stachel auftauchen, und zwar in Form von Wangenstacheln oder Nackenstacheln, oder pygidialen Fortsätzen.
Tropidocoryphe ein kleiner und eher seltener Vertreter

Cavetia sp., der häufigste Vertreter innerhalb der Scutelluidae

Kayserops megaspina MORZADEC mit den riesigen Wangenstacheln

Phaetonellus sp., ein selten zu sehender Proetide


Ein unbeschriebener Trilobit, zu den Proetiden gehörig


Eine Ansammlung von 5 verschiedenen Trilos, allesamt zusammengeklappte Tiere mit freigestellten Wangen.

(Welch Frevel, da haben sich doch wahrhaftig auch zwei Trilos aus der Eifel mit dazugesellt. wer findet sie heraus?)
Kategorie III - Heavy
Nun kommen wir zu den fieseren Arten, die überwiegend ein Stachelkleid tragen und/oder Glabellarapophysen besitzen.
Eine Batterie von Stachelviechern der „härteren“ Machart: Kolihapeltis, Dicranurus, Ceratarges ( 2 verschiedene) und ein Cyphaspis

Ceratarges sp. ein Monster von ca. 10 cm Länge; Aus Marokko noch unbeschrieben. Anhand des Stachelkleides kann ich wenigstens vier verschiedene Arten unterscheiden.


Harpes sp. unangenehm zu präparieren! eine Stufe mit 3 Kopfschilden

Und jetzt nehmen wir den Deckel herunter und... ups da ist ja noch einer (7 cm lang)


Drotops armatus STRUVE, Kurzstachler, mit Blick auf das Hypostom


Ceratonurus sp

Dicranurus sp

Psychopyge termierorum MORZADEC (Rechter Wangenstachel teilweise ergänzt);
Eine Art mit einer spektakulären Glabellarapophysen, die auch als Unterscheidungsmerkmal der Arten heranzuziehen ist. Es gibt nach wie vor keine plausible Erklärung für den Nutzwert dieser Fortsätze. Im Forum bei www.trilobita.de wurde hierüber schon eifrig diskutiert


Psychopyge sp.

Psychopyge praestans CHATTERTON et al., Fo Zquilma, gut erkennbar an der gespaltenen Zunge

Comura bultyncki MORZADEC, am Rand schaut noch ein Cyphaspis sp. um die Ecke


Und zu guter letzt kommt noch etwas
Kategorie IV - Extreme
In diese Rubrik fallen die Extremformen aus Marokko. Man hat den Eindruck, dass sich auch Hollywood hier schon Anregungen geholt hat
Andegavia sp.,

Gattung Koneprusia: meine persönlichen Lieblinge aus Marokko. Weltweit wurden bislang lediglich zwei Arten anhand vollständiger Exemplare beschrieben. Auch hier stellt das Stachelkleid ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dar.
Koneprusia damani CHATTERTON et al 2006; typisch die „V- spines“ auf den Spindelringen 1 und 2, Fo Zquilma


Koneprusia sp.: „V –spine“ nur auf Spindelring 1,

Koneprusia sp.: Auf Spindelringen 1und 2 überhaupt kein Stachel.



Walliserops trifurcatus MORZADEC, Fo Zquilma


Quadrops flexuosus MORZADEC der heftigste Devontrilobit Marokkos, die Stacheln wurden hier teilweise auf dünnen Stegen belassen


Quadrops flexuosus MORZADEC ein wahres Monster; Thorakal und Pygidialstacheln teilweise ergänzt

So, ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim Betrachten der Bilder, die sicher nicht alle scharf sind; meine Digicam kommt da halt an ihre physiologischen Grenzen.
Und noch was: bis auf den Walliserops wurden alle Stücke hier in Deutschland präpariert und liegen in meiner Sammlung.