Devon

Phacops: ein immer wieder gern gesehener Trilobit!


von Andreas Rückert

 

Die Trilobitengattung Phacops gehört zweifelsohne zu den in Sammlerkreisen am meisten bekannten Trilobiten überhaupt. Selbst eingefleischte Jurasammler können mit dem Begriff etwas anfangen, verkörpern die Phacopinae doch so etwas wie einen Archetypus eines Trilobiten,auch wenn sie beileibe nicht zu den ältesten Vertretern dieser Tierklasse auf unserem Planeten gehören.Die kompakte Form ,und vor allem die wunderschönen Facettenaugen  sind für den hohen Wiedererkennungswert eines Phacops verantwortlich. Als überaus problematisch stellen sich jedoch die Bestimmungsversuche auf Artebene dar,doch dazu erst später ein paar Infos.

Die ältesten Vertreter dessen,was man als Phacops bezeichnen kann, krabbelten auf dem Boden des Ordoviziummeeres,um dann als die  verbreiteste Trilobitengattung  im Devon  aufzutauchen.

Man findet Überreste dieser kleinen Krabbler überall auf der Welt;bekannte Fundstellen liegen natürlich in Marokko, überwiegend im oberen Unterdevon, bis ins Mitteldevon reichend. Seit vielen Jahren kennt man auch von Börsen Phacops rana GREEN aus dem Bundesstaat New York/USA,die häufig phantastisch erhalten sind und von manchen Autoren als die schönsten Phacopinae überhaupt bezeichnet werden. Natürlich müssen wir auch unsere heimischen Fundstellen erwähnen,wobei an Nummer eins zweifelsohne die sogenannten Trilobitenfelder bei Gees in der Nähe von Gerolstein in der Eifel zu nennen sind. Leider ist das Fossiliensammeln dort seit 1984 verboten. Temporäre Aufschlüße für Trilobiten gab es in den vergangenen Jahren immer wieder bei Erdarbeiten am Auberg in Gerolstein, auch eine klassische Fundstelle für Trilobiten. Reste von Phacopiden kann man im Grunde genommen fast überall in den Eifelkalkmulden tätigen, nur sind komplette Exemplare selten. Erwähnenswert ist weiterhin Bundenbach ,wo man sogar Exemplare mit erhaltenen Weichteilen gefunden hat. Es gibt noch weitere Fundstellen in der ganzen Welt, deren Aufzählung etwas zu umfangreich werden würde.


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Phacops ( Geesops) schlotheimi BRONN -  Fundort : Gees bei Gerolstein -  Mitteldevon, Eifelium.  Größe : 5cm

 

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Phacops ( Pedinopariops) sublevatus STRUVE  -  Mitteldevon, Eifelium  -  Fundort : Rommersheim bei Prüm.  Größe : 5cm

 

 

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Phacops ( Phacops) fragosus STRUVE  -  Mitteldevon, Eifelium  -  Fundort : Gees bei Gerolstein.  Größe : 12 cm

 

 

Die Bestimmung von Trilobiten bis auf Artebene ist häufig ein schwieriges Unterfangen,bei dem man nicht selten eine Wünschelrute als Instrumentarium herbeisehnt. Bei den Phacopinae trifft dies auch zu . Während bei vielen Trilobitentaxa das Pygdium als wichtigtes Kriterium für die Bestimmung von Arten angesehen wird,ist es bei den Phacopinae das Cephalon,welches man sich hierfür genau anschauen muß.STRUVE hat 1970 und 1982 versucht,eine Art Systematik einzuführen,mit deren Hilfe man selber viele der Eifler Arten zuordnen kann,zumal,weil es Funde sind,die sich in der Regel stratigraphisch genau einordnen lassen. Jedoch war es auch STRUVE,der die Phacopinae zunächst in  zahlreiche Untergattungen formierte,um sie dann 1982 sogar zu eigenen Gattungen „emporzuheben“. Folgt man seinen letzten Ausführungen,dann gibt es die Bezeichnung „Phacops“ nur noch für sehr wenige Trilobiten, stattdessen spricht er von Geesops,Arduennops,Omegops,Liolophops,Pedinopariops um nur einige zu nennen,denn es gibt noch etliche weitere derartiger Neologismen. Nicht alle Autoren folgen dieser Sicht der Dinge und benützen auch weiterhin die gute alte Bezeichnung „Phacops“. Ich folge der Struveschen Ansicht,allerdings nur in seiner Version von 1970,.d.h. mit einer Trennung auf Untergattungsebene. Aber das darf jeder so machen ,wie er möchte, denn gegen den subjektiven Eindruck eines Autors gibt es nichts auszusetzen.

Am Phacops Cephalon finden sich  einige Leitstrukturen,mit deren Hilfe sich die Arten auseinanderhalten lassen; da wäre zunächst das Auge zu nennen; das Motto,“ich schau dir in die Augen „Kleiner“,hilft dabei weiter,denn die Anzahl der Facetten oder Linsen ( in vertikaler und horizontaler Zählung) zeigt eine gewisse artliche Konstanz.Aber leider reicht das nicht aus, um seinen (Trilobiten)Kindern einen Namen zu geben,denn sowohl wie die Anzahl der Facetten zwischen jungen und älteren Individuen einer Art unterschiedlich sein kann, gibt es auch identische „Linsenformeln“ bei verschiedenen Arten.An Kriterien zur artlichen Unterscheidung gibt es noch viele weitere Merkmale,die sich teilweise wie Begriffe aus einer anderen Welt anhören (Marginulation?,Terrassenlinien?,Wölbung der Glabella?,Körnelung der Glabella?,Form der Glabella? usw)

Ist die Artenvielfalt in der Eifel oder in den Ardennen noch einigermaßen überschaubar,so verliert man bei den marokkanischen Phacopinae sehr schnell den Überblick. Viele der im Handel auftauchenden marokkanischen Phacopinae sind zwar mit einem Artnamen versehen, weil  das für den Verkauf offenbar besser aussieht. Tatsächlich ist eine korrekte artliche Bestimmung dieser Stücke eher selten möglich; dies liegt zum einen an der fehlenden Zuordbarkeit zu Fundorten oder stratigraphischen Niveaus. Meist steht auf dem Etikett als Fundort nur der „Ort“ Marokko und „Unterdevon“. Viele marokkanische Arten wurden  (teilweise schon vor Jahrzehnten) wissenschaftlich nur anhand von schlecht erhaltenen Resten beschrieben,die eine Vergleichbarkeit mit den eigenen Stücken kaum zulassen. Auch werden gerne Artnamen,die man tschechischen Trilobiten ( aus ähnlichen stratigraphischen Bereichen) zuordnete, gerne auf die „Marokkaner“ übertragen,was sachlich meist nicht korrekt ist.So bleibt halt nichts anderes übrig,auf seine Etiketten nur „Phacops“ sp zu schreiben,sieht vielleicht nicht so schön aus,spielt aber keine Rolle und ist  wenigstens nicht falsch!

Der vielleicht spektakulärste Vertreter der Phacopiden ist sicherlich der bizarr bestachelte ( es sind etwa 70 Stacheln !) und großwüchsige Phacops ( Drotops) armatus STRUVE 1995,der so gerne gefälscht bzw „restauriert“ wird.

Wer sich etwas im Detail über diese sympathischen „Käfer“ informieren möchte,dem seien die Arbeiten von Struve,W. zu empfehlen, die in Senckenbergiana lethaea erschienen sind und die man antiquarisch oder beim Verlag ( Schweizerbart) noch beziehen kann.

 

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Phacops ( Drotops) armatus STRUVE  -  Marokko  -  Unterdevon.  Größe : 15 cm

 

 

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Phacops sp.  -  Marokko  -  Unterdevon.  Größe :  8 cm