Hallo zusammen,
zunächst möchte ich Euch allen für die Diskussionsbeiträge danken.

Die Einladung Feedback zu äußern, umschließt ausdrücklich auch kritische Stellungnahmen!

Wenn durch diese eine Diskussion in Gang kommt, wird dadurch etwas erreicht, das durch reines Lob nicht erreicht werden kann, eine interessante Debatte.
Zu dem konkret angesprochenen Artikel möchte ich sagen: Ich stehe voll und ganz hinter diesem Artikel sowie auch hinter jedem anderen Artikel, den ich in der Zeitschrift veröffentliche. Da passt sozusagen kein Blatt Papier zwischen den/die Autoren und mich.

Ich habe mich - obwohl mir mehr als eine ganze Zeitschrift voller längerer Artikel im Rohbau vorliegt - hier bewusst für eine Platzierung dieses Artikels entschieden. Dem liegt, wie bei allen Artikeln (besonders den längeren Artikeln, in dem Punkt gebe ich Polli Recht: bei Papier spielt die Länge eine Rolle, bei Homepageberichten z. B. weniger - weswegen man vor dem Verfassen von Berichten am besten mit mir Absprachen trifft, um den Bericht gleich für die angestrebte Plattform der Publikation zu optimieren) ein gewisser Abwägungsprozess zugrunde. Steinkern.de hat bekanntlich - und das ist ein Riesenvorteil gegenüber anderen Zeitschriften - eine Vielzahl Veröffentlichungsmöglichkeiten: Zeitschrift, Homepage, Galerie, Forum, Social Media. D.h., ich muss mir angebotene Artikel fast nie ablehnen, sondern kann mit dem Verfasser die richtige Plattform für den jeweiligen Bericht besprechen. Mögliche Frustrationen werden so vermieden.
Der Plattenkalk-Artikel präsentiert - in dieser Zusammenschau (meines Wissens) einmalig - Material der seltenen Krebsgattung Cancrinos. Anders als hier im Forum wiedergegeben, wird nicht nur eine gewisse Variationsbreite angezeigt, sondern im Prinzip einer wissenschaftlichen Bearbeitung (mit einer abgrenzbaren neuen Form) der Boden bereitet. Den Aspekt der Verschränkung von Hobby-Paläontologie und professioneller Paläontologie finde ich wichtig (Stichwort Citizen Science). Es wäre nicht das erste Mal, dass Autorenteams um Udo es schaffen würden, mit ihren auf einer umfassenden Kenntnis der gesamten Tierwelt des Plattenkalks anhand der Kenntnis vieler, vieler Stücke aus öffentlichen und privaten Sammlungen fußenden genauen Beobachtungen an bestimmten Tiergruppen bzw. Taxa, im Nachgang wissenschaftliche Bearbeitungen auf den Plan zu rufen. Meiner Meinung nach hat Udo eine geniale Beobachtungsgabe. Eine zitierfähige Print-Publikation ist zur Grundsteinlegung hilfreich, was ich mit der Aufnahme des Artikels unterstützen wollte. Ein weiteres Argument für die Aufnahme des Artikels war, dass der Solnhofener Plattenkalk durchaus eine große Fangemeinde hat und dass die Viecher schon echt spannend sind und auch optisch nicht uninteressant aussehen (klar, rein optisch hätte es einem Großteil der Leserschaft wohl genügt, die Top5 der Cancrinos zu sehen). Die Länge des Artikels findet ihre Begründung darin, dass für die Untersuchung und den Vergleich alles verfügbare Material abgebildet werden musste. So wie der Artikel angelegt war, habe ich hier keine Redundanz und kein Kürzungspotenzial erkannt. Ich sage aber ehrlich: wäre z. B. die doppelte Menge Abbildungen vorhanden gewesen, hätte man es anders lösen müssen, z. B. durch Auslagerung von Teilen der Illustration auf die Website. Aber auch solche Trennungen nehme ich nur recht ungern vor, weil es für die Leser irgendwie unpraktisch ist. Man möchte am liebsten doch alles zum Beitrag gehörige in einem Medium gebündelt vorfinden. Ausnahmen wären vielleicht bei anderen Themen attraktiv für bewegte Bilder (Video von der Fundsituation oder Präparation per QR-Code? o.ä.).
Es ist mir vollkommen klar, dass ich die Steinkern-Hefte nicht hauptsächlich mit solchen eher wissenschaftlich orientierten Berichten füllen kann, sondern diese nur ein (wertvoller!) Teil einer gesunden thematischen Mischung sein können. Wenn möglich, bevorzuge ich aus unterschiedlichen Gründen eigentlich auch etwas kürzere Berichte, z. B. um innerhalb der Ausgaben ein gerüttelt Maß an thematischer Vielfalt gewährleisten zu können. Längere Artikel brauchen aus Platzgründen mitunter auch länger zur Platzierung (hier war es geschätzt 1 Jahr).
Erfahrungsgemäß ergibt es sich mehrmals jährlich, dass Themen (im kleinen DIN A5-Format) dann doch etwas mehr Platz zur Darstellung benötigen, als man anfangs denkt, wenn erste Abreden mit dem Autor getroffen werden. Mehrteiler haben zwar den Reiz, es platzmäßig etwas zu entzerren, aber es ist dann wiederum auseinandergerissen, da eine Platzierung z. B. in zwei aufeinanderfolgenden Heften auch kein "Mehr an Themenvielfalt" ermöglicht, sondern dann zwei Hefte ein gewisses Gepräge erhalten. Deswegen neige ich dazu, auch einige Male im Jahr dann doch einen Bericht von 15-20 Seiten aufzunehmen. Gleichzeitig versuche ich, wie auch bei dieser Ausgabe, bei den verbleibenden Artikeln eine möglichst hohe Vielfalt unterzubringen, um das möglichst gut auszugleichen. Die Ichthyosaurier-Bergung und Präparation (auch recht lang), bildet im vorliegenden Heft aus meiner Sicht inhaltlich (leicht lesbare, grandiose Story) ein gutes Gegengewicht zu der Cancrinos-Studie, flankiert von den diversen kürzeren Berichten.
68 Seiten reichen für eine komplett ausgewogene Mischung nicht immer aus, besonders wenn einige größere Artikel vorhanden sind. Ich würde daher bezüglich des Themenmixes zu einer Betrachtung des gesamten Abo-Jahrgangs raten, bzw. vielleicht sogar noch längerer Zeiträume. Eine gewisse Toleranz ist da einfach nötig.
Du, Polli, hast ja auch deutlich gemacht, dass Du im Prinzip zufrieden mit dem Themenmix bist. Ich denke, dass es immer einzelne Berichte geben wird, die einen mehr ansprechen und andere, die einen weniger ansprechen. So lange der Gesamtmix aufs Jahr bezogen stimmt, ist alles gut. Was für den einen besonders interessant war, ist für den nächsten besonders langweilig. Das hängt ja auch von den Schwerpunkten ab. Mir ist z. B. ganz klar, dass ich mit dem Steinkern-Abonnement vor allem Sammler erreichen kann, die sich (mehr oder weniger) für die gesamte Erdgeschichte interessieren. Es gibt auch ziemlich viele, die einfach nur ihr eigenes Sammelgebiet interessiert - die werden die Hefte dann wahrscheinlich auch nie abonnieren, egal wie die Themenzusammensetzung ist. Trotzdem kann es sein, dass genau so jemand, irgendwann mal Autor eines ganzen Sonderhefts wird, ohne die Reihe abonniert zu haben. Oder er kauft zumindest mal eine einzelne Ausgabe, wenn etwas dabei ist, dass das eigene Fachgebiet betrifft.
Zu meinen Auswahlkriterien will ich jetzt nicht öffentlich theoretisieren: Man kann im Zeitraum von 2008 - Januar 2025 gucken, was de facto veröffentlicht wurde:
https://www.steinkern.de/alle-ausgaben.html . Natürlich spielt bei der Themenauswahl auch die von Stefan (für seine Zeitschriftenberichte bitte "Stefan Wagner" in die Heftsuche eingeben:
https://www.steinkern.de/suchfunktion.html , diverses Weiteres gibt´s auf der Homepage von Stefan zu lesen, der einer derjenigen ist, die durch kontinuierliches Engagement Steinkern.de seit näherungsweise 2 Jahrzehnten interessant gestalten) angesprochene Verfügbarkeit eine Rolle. Es gibt bei mir und den Lesern allemöglichen Wunschthemen, zu denen entweder bisher der Autor fehlt oder die aufgrund der Sensibilität von Fundorten zurückgestellt werden müssen bzw. nur häppchenweise mit Einzelfunden und subtil am Rande erwähnte Fundortinfo präsentabel sind. Es bedarf mitunter ziemlich viel Fingerspitzengefühl, gerade bei Fundortpublikationen.
Durch die Nachfrage nach einzelnen Heften und Artikeln ist mir ziemlich klar, welche Themen prinzipiell besonders nachgefragt sind. Gleichzeitig ist der Wunsch nach einem "Sonderheft zum Thema XY" schnell geäußert... was es aber bedeutet ein solches auch wirklich zu erstellen, weiß nur, wer schonmal etwas Vergleichbares selbst realisiert hat. Die Mitwirkenden machen zudem alles ehrenamtlich.
Was ich Euch versprechen kann: ich werde alles dafür tun, die bisherige Qualität der Reihe weiter aufrecht zu erhalten in den nächsten Jahren.

Natürlich geht das nur mit Eurer Mitarbeit!
Ganz ausdrücklich würde ich mich auch freuen, künftig auch mit Dir zusammenzuarbeiten, Polli. Was Du im Forum gezeigt hast, ist ja wirklich vielversprechend. Am besten gebrauchen könnte ich kurzfristig kürzere Berichte von wenigen Seiten Umfang, idealiter sogar nur 1-2 Seiten. Da könnte ich das eine oder andere sogar noch dieses Jahr publizieren.

Es ist eine Kunst Themen so weit herunterzubrechen, da es voraussetzt nicht sein komplettes Wissen über ein Fossil auszubreiten, sondern eher das zu schreiben, was man für die Leser als am wichtigsten empfindet.
Also, auf gute Zusammenarbeit!
Schöne Grüße und Danke an alle für ihre Debattenbeiträge,
Sönke
P.S.: Ich habe z. B. in unserer Facebookgruppe mal eine Umfrage gemacht, welche Fossilgruppen am liebsten gesammelt werden usw. - so etwas gibt auch Aufschluss über Hauptinteressen. Ich darf in dem Kontext verraten, dass die Sonderhefte "Ammoniten" und "Haie" zuletzt z. B. sehr gut ankamen.

Natürlich gibt´s aber auch Leser, die nicht jedes Jahr ein Ammoniten-Spezial haben möchten... die Vielfalt macht´s! Ein Cancrinos-Spezial ist nicht geplant, aber ich fand´s toll, dass diese Tiere jetzt ihre Plattform hatten und es wäre super, wenn es in der wissenschaftlichen Paläontologie den erhofften Widerhall fände.
