Hallo liebe Steinkerne,
in Nusplingen auf der Schwäbischen Alb gibt es die einzige Fossilien führende Plattenkalk-Fundstelle in Baden-Würtemberg.
Berühmt ist Nusplingen durch die Funde von Engelhaien, von denen in den letzten 185 Jahren, seit dem bekannt werden dieser Fundstelle im Jahr 1839 durch Friedrich August Quenstedt, um die 50 Stück gefunden wurden.
Inzwischen ist die Fundstelle Grabungsschutzgebiet, es wird dort aber eine wissenschaftliche Grabung des Löwentor-Museums Stuttgart unter der Leitung von Dr. Günter Schweigert durchgeführt. Neben einem gelogischen Lehrpfad gibt es auch noch eine kleine Klopfstelle.
Insgesamt sind die laminierten Plattenkalke von Nusplingen recht fossilreich, aber das beschränkt sich überwiegend auf Ammoniten, Belemniten, Austern und eben einen bestimmten Schwimmkrebs, alle anderen Fossilien sind dagegen selten bis sehr selten. Bisher (Im Reich der Meerengel, 2011) konnten aber über 350 verschiedene Taxa nachgewiesen werden.
Ich möchte euch einen dieser Schwimmkrebse, den ich in den letzten zwei Monaten präparieren konnte, zur Wahl stellen.
Es handelt sich um einen
Antrimpos undenarius, eine Art, die nur in Nusplingen (und selten in Zandt) vorkommt. Er unterscheidet sich von den Antrimpos aus den jüngeren Schichten von Eichstätt und Solnhofen durch die Anzahl der Zähne am Rosturm (11) und etwas andere Proportionen der Beine.
Der Krebs liegt in einer reltiv kleinen und dünnen Platte, die zur Präparation aufgedoppelt werden musste.
Bei der Bearbeitung stellte es sich schnell heraus, dass die Erhaltung vorzüglich ist, es sind kaum Eisenoxyde, welche die Präparation sehr erschwert hätten, vorhanden. Leider zeigte sich aber auch, dass die Platte etwas knapp bemessen ist und die Spitzen zweier Scheren und eine Antenne daher nicht vollständig erhalten sind.
Die Bilder können in hoher Auflösung betrachtet werden.
Während der Präparation:

- IMG_6809-13 70% b1p.jpg (2.25 MiB) 5900 mal betrachtet
Übersicht der Platte:

- IMG_7081-3 100% b5.JPG (2.31 MiB) 5900 mal betrachtet
Bild Tageslicht:

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Bild UV:

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Bemerkenswert ist besonders die gute Erhaltung des Petasmas, der Appendix masculina sowie der Schwimmbeine:

- IMG_7044-52 70% b1p.jpg (1.69 MiB) 5900 mal betrachtet
Hierzu gibt es auch eine
Veröffentlichung.
Günter schreibt mir zu dem Stück:
"
Der Antrimpos undenarius ist ja fantastisch geworden! Abgesehen davon, dass die beiden Propodi von P3 und ein Teil einer Antenne verlustig gegangen sind, eines der besten Stücke überhaupt. Die Erhaltung eines Petasmas hatten wir, abgesehen von dem publizierten Stück, sonst nicht und auch die Erhaltung von Pleopoden ist außergewöhnlich. (...)",
was mich natürlich sehr gefreut hat und mich veranlasst, euch auch daran Teil haben zu lassen.
Antrimpos undenarius SCHWEIGERT 2001
Länge entlang des Rückens gemessen: 21 cm
Nusplingen, Baden-Würtemberg, Deutschland
Ober-Kimmeridgium, Nusplingen-Formation
Beckeri-Zone, Ulmense-Subzone, hoelderi-Horizont
Präparation in knapp 200 Stunden
Sammlung Jürgen Härer
Herzliche Grüße
Jürgen