Ste. Marie aux Mines 2013

Wie schon im vergangenen Jahr ging es auch dieses Jahr wieder ins WWW, in das gelobte Land von Weißbrot, Weichkäse und Weißwein. Wieder lockte uns der Besuch der Messe von Ste. Marie aux Mines.

Die Anreise erfolgte bereits am Sonntag vor der Messe und verlief ereignislos, trotz der Warnungen über verschobene Betonplatten auf den Autobahnen. An die französischen Straßenbedingungen erinnerten wir uns gut durch die Exkursion des Vorjahres. Wobei es uns so vorkam, als sei die Strecke kürzer geworden, während die Zahl der Kreisverkehre zugenommen zu haben schien.

Am Montagmorgen dann der erste Ausflug. Der Super U wurde geentert. Bereits das Sortiment des Bäckers im Eingangsbereich war wieder mehr als vielversprechend! So wurde hemmungslos zugeschlagen. Pastete, Quiches, Terrinen und Käse!!! Freundliches Personal macht es einem einfach die eigenen Wünsche zu erfüllen. Die Kommunikation funktioniert prima auf Deutsch, Englisch, Französisch, oder mit Händen und Füßen.

 

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Ja, der Käse… Munsterkäse aus der Region ist eine Sache, die für einen „norddeutschen Bayern“ gewöhnungsbedürftig ist. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der erinnere sich an Asterix auf Korsika. Da war doch ´was mit einem Korsen auf einem Pratenschiff…

Ja, ähnlich ist es schon, der Geruch explodiert in der Nase, manch Einem verdrängt es die Farbe aus dem Gesicht, Aus dem Käse springende Maden jedoch konnten wir nicht entdecken.

Erstaunen löste bei uns dieses Jahr das Toilettenpapier aus. Packungen zu vier oder sechs Rollen, die mit Preisen ausgezeichnet waren, die den Verdacht nahe legen, dass es knapp und vielleicht kriegswichtiges Gut sei. Vermutlich gibt es sogar einen Schwarzmarkt. Der Eine oder Andere Fragt sich sicher „Wieso Klopapier - haben die sowas im Hotel nicht?“. Doch, haben sie schon, aber nach der Erfahrung mit der Cybertoilette im vergangenen Jahr und den geplanten Exkursionen war für uns haben besser als brauchen.

 

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Mit gefülltem Einkaufswagen ging es dann zurück. Die Beute wurde im Kühlschrank verstaut und dann ging es auch schon los.

Erstes Ziel in diesem Jahr, Riquewihr. Da hatten wir im vergangenen Jahr etwas vergessen. Und zwar einen Grand Cru, einen Weißwein der auf alten Weinstöcken wächst und geschmacklich deutlich voller und mineralischer ist. Und weil es so ein schöner Stoff ist, den Monsieur Engel vertreibt, kam auch gleich noch ein voller Gewürztraminer dazu.

Auch wenn dieser Ort aufgrund seiner touristischen Erschließung ein bisschen anmutet wie Disneyland, nimmt er einen doch immer wieder mit seinen optischen Reizen gefangen und jedes Mal entdeckt man etwas Neues.

 

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Mittags dann, der Magen beginnt zu knurren, die Einkehr in eines der örtlichen Lokale. Die ersten Flammkuchen. Einmal klassisch und einmal mit Schnecken und Munsterkäse. Ein Gedicht!

Weiter geht es nach Lapoutroie. Da gibt es ein Museum zum Thema Destillation (http://www.musee-eaux-de-vie.com/). Der Eintritt ist frei, im Inneren Unmengen an Destillationsgeräten, Schnapsflachen, Zubehör und alter Reklame. Im angeschlossenen Laden kann man ausgewählte Spirituosen erwerben, wenn einen dann die Lust überkommt.

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Das nächste Ziel dann Kayserberg. Ähnlich wie in Riquewihr hat auch diese Ortschaft einen Häuserbestand der uralt ist. Über der Ortschaft thront eine alte Feste. Zwischen den Geschäften entdecken wir einen Antiquitätenladen, der schönes Geschirr, alte Blechdosen und Emailschilder führt. Leider waren die Preise etwas überzogen. Als nächstes begegnet uns eine Glasbläserei, die herrliche Arbeiten präsentiert.

 

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Vor einem Gewitter flüchtend, geht es heim. Hier geht dann die Arbeit weiter: Etliche Karten müssen geschrieben werden.

Der nächste Tag steht dann schon im Zeichen der Messe. Nachdem lange geschlafen wurde, geht es in das Val d´argent, das Silbertal. Wir bekommen einen Parkplatz an unserer Stammstelle und wandern durch den Ort. Überall wird gearbeitet. Dinos und stilisierte Edelsteine zeigen ganz klar, um was es hier die nächsten Tage geht. Auch die lange Autoschlange vor dem Messegelände spricht eine deutliche Sprache. Die Spannung steigt. Und das sogar in zweierlei Hinsicht: Vergangenes Jahr wurde man hier von der Sonne quasi geröstet, dieses Jahr sieht das Wetter weit weniger gut aus.

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Langsam nähern wir uns dem Treffpunkt, ein Freund hatte uns gebeten, ihm etwas zu helfen. Da kann man doch nicht nein sagen! Überraschung, er ist schon auf dem Gelände! Das war so nicht angedacht. Seitdem die Parkplätze einzelnen Händlern zugeordnet werden und die dann blockweise abgerufen werden, geht der ganze Aufbau viel schneller und auch wesentlich ruhiger vonstatten. Ein kurzer Anruf genügte und wir bekamen unsere Akkreditierungen.

Auf dem Gelände überall Gewimmel, Gabelstapler quirlen durch die Gassen, Materialberge werden von A nach B geschafft und vermutlich auch wieder zurück. Einige Stände stehen bereits fast vollständig, andere sehen noch aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen.

 

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Schließlich ist der eigene Einsatzort erreicht. Das Zelt wird geöffnet und es kann losgehen. Tische werden aufgestellt, die Regale aufgebaut und dann die Ware dekoriert. So geht auch dieser Tag ins Land und am Abend führt der Weg wieder an einer Käsetheke vorbei und so entscheiden wir uns für Baguette und schönen Käse.

 

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Am Folgetag geht es früh weiter. Es dauert noch bis mittags, dann steht der Stand und es ist Zeit für eine erste kurze Exkursion. Es sind längst noch nicht alle soweit. Manche brauchen noch die ersten Stunden des folgenden Tages. Wir zeigen ein paar Bilder:

 

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Es ist Donnerstag, endlich beginnt der erste Messetag. Der Adrenalinspiegel steigt, die Temperaturen sind im Fallen begriffen. Regen kündigt sich an. Aber wie heißt es so schön, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Mal sehen, was es so zu entdecken gibt:

 

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Heteromorphe Ammoniten aus der Unterkreide Marokkos. Es hat einige Jahre gedauert, aber nun tragen sie analog zu den französischen Stücken auch Stacheln. Dieses Jahr jedoch haben wir von den französischen Stücken keine Exponate entdeckt. Vielleicht haben wir sie aber auch einfach nur übersehen.

 

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Goniatitenansammlungen als authentische Matrixpräparate aus Marokko. Schön, so etwas einmal zu sehen. Da wäre durch eine Nachpräparation sicher noch einiges herauszuholen.

 

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Spät dran! Ein Meteoritenhändler aus Südamerika. Hier haben sich ein paar Parteien einen Stand geteilt und es gab auch frisches Material vom großen Fall in Russland Anfang des Jahres.

 

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Ein Stück mit Potential - ein Knochenhecht aus Wyoming. Wenn man den von der anderen Seite neu präparieren würde, ergäbe es sicher ästhetisch ein tolles Stück. So aber erzählt das Fossil eine Geschichte, was uns persönlich besser gefällt.

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Eine Lastenträgerschnecke beachtlichen Ausmaßes.

 

Wir wollen mit ein paar alten Bekannten weitermachen:

 

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Horst Heisig inmitten seiner kleinen Krabbler. Wie immer hat er eine schöne Auswahl guter Trilobiten am Start.

 

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Der Stand von Harald Prescher. Seine Schwerpunkte sind und bleiben Trilobiten und Werkzeug, zwei Gründe für einen Besuch.

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Said Karkouri aus Marokko bietet dieses Jahr gute Trilobiten und authentisches Mosasaurier-Material aus Marokko an.

 

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Meister Schmode mit seinem Dorado für all jene, die noch Lücken in ihrer Systematik schließen wollen. Es waren wieder schöne Sachen zu haben.

 

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Trifoss in persona Heiko Sonntag. Wie immer sind Fossilien aus Solnhofen und Trilobiten (welweit) seine Angebotsschwerpunkte. Dazwischen entdecken wir ein paar Schmankerl, wie etwa zwei Seesterne aus dem Plattenkalk.

 

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Der Stand von Philipp Krüger. Wir sehen schicke Echinodermen, hervorragende Präparate aus Brunn und viele weitere sehr gute Fossilien!

 

Ein paar Einzelstücke, die uns zu beeindrucken wussten:

 

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Eine Quarzkugel beachtlichen Ausmaßes mit einem Gewicht von etwa 2,2 Tonnen.

 

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Fische aus Geoden, darunter ein Quastenflosser. Herkunft nach Angaben des Händlers ist Timor.

 

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Eine schöne Erbenochile aus dem Devon Marokkos.

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Ein paar fossile Stämme, darunter sehr schöne Exemplare.

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In unseren Augen einer der schönsten Steinkerne auf der Messe: Eine halbwegs dreidimensional erhaltene und auch so präparierte Crinoide aus dem Ordovizium Marokkos.

 

Am Folgetag dann die Sensation der Veranstaltung! Auf dem Markt, der auch schon im Bericht des Vorjahres angesprochen wurde, befanden sich die Stände noch im Aufbau. Aber was sich da schon in der Auslage befand, zog uns magisch an. Ausweichen unmöglich. Die Frage: Excuse moi, qu'est-ce que c'est? Die Antwort nicht verständlich. Nous sommes allemands. Ah, Das ist eine Edelsalami, eigene Herstellung und hier habe ich ´was ganz Besonderes: Hirschfilet im Edelschimmel. Probieren sie mal!

So bekam er etliche Euros und wir ein Stück Brot, Salami und Hirschfilet. Unser bester Deal der Messe, zumindest was die Lebensqualität betrifft.

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Mit diesen Leckereien im Gepäck ging es dann wieder auf die Messe.

 

Nun wurden Mineralien angeschaut.

 

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Grasgrüne Pyromorphite aus der Eifel.

 

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Sehr cooles mineralisches Gebilde aus Indien, das optisch irgendwie an eine Raumstation erinnert.

 

Daneben gab es das Übliche. Viele chinesische Stufen, die von ihren Anbietern oft nur mit Gummihandschuhen angefasst wurden. Zum Schutz der Stücke oder zum Schutz der Aussteller, das ist da die Frage. Dann die schönen Stücke aus Poona in Indien, und so weiter und so weiter.

 

Als nächstes ging es in die Ausstellung der High End Minerale. Hier wurden die schönen Stücke auch noch exzellent präsentiert:

 

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Smaragde und Turmaline.

 

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Ein herrlicher Turmalin.

 

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„Nur“ ein Quarz.

 

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Herrliche Fluorite.

 

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Gips als Excentrics.

 

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Ein weiterer Tanzanit.

 

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Links: Schwefel; rechts: Azurit.

 

Kommen wir nun wieder zurück zu den Fossilien. Natürlich gab es auch hier Highlights, die leider nicht fotografiert werden durften. So fand sich in der Halle ein Flugsaurier aus China, der an Dsungaripterus erinnert, in einem Zelt riesige Stufen mit Pectiniden, und wiederum in der Halle Krebse und Krabben aus Australien, die ihresgleichen suchen. Aus Solnhofen gab es einen gigantischen Cyclerion, Seesterne und einen Engelshai zu sehen.

Es gab aber auch wieder eine Menge Stücke aus aller Herren Länder bei denen man an der Authentizität zweifeln musste. Leider wird sich dieses Phänomen wohl nie komplett abstellen lassen. Vielleicht erleichtert es einem dafür Verständnis zu haben, wenn man bedenkt, dass es eben einen Sammlermarkt gibt und jenseits davon den Zweig der „Innendekoration“.

Als Rahmenprogramm gab es wie im vergangenen Jahr eine ordentliche Verpflegung auf der Messe. Daneben ein gutes Rahmenprogramm für Kinder, das nicht nur die kleinen Racker beschäftigt, sondern auch auf Nachwuchsgewinnung für die Themen der Messe ausgerichtet ist.

Das Thema Esoterik und Schmuck schenken wir uns dieses Jahr einfach mal.

Die Beute: Mitgebracht haben wir von der Messe zwei Stücke Tigerauge, ein paar achatisierte Schnecken aus Marokko, zwei Seeigel aus Marokko, einige Platten Solnhofen und zwei Trilobiten aus Marokko, daneben zwei Kisten Wein, diverse Lebensmittel und eine Menge Lust auf das kommende Jahr.

Damit ging die Messe für uns auch schon zu Ende. Einen Tag hatten wir aber noch. Der begann mit einer Fahrt zu einer Schmetterlingsfarm in Hunawihr. Etwas zu früh dort, enterten wir zuerst die dortige Kirche in der Hoffnung auf eine schöne Aussicht. Die gab es auch, aber das Gelände war ursprünglich Kirche, Friedhof und Feste in Einem!

 

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Dann ging es zu den Faltern. Tropische Schmetterlinge lebend bestaunen zu dürfen, ist erheblich schöner als aufgesteckte Exemplare anzusehen.

 

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Im Anschluss besuchten wir die Haute Koenigsbourg. Es handelt sich dabei um eine um 1900 wieder aufgebaute Anlage, die mehr als beeindruckt. Auf roten Sandstein gebaut, der tolle Schräg- und Kreuzschichtung zeigt, thront sie auf einer Bergspitze und ermöglicht bei schönem Wetter eine Aussicht hin bis zu den Alpen.

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Die Haute Koenigsbourg - links in Gesamtansicht als Modell eingeblendet, und rechts im Original.

 

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Abschließend ging es dann zum örtlichen Hallenbad: Toller Bau, tolle Anlage, doch leider dürfen wir darin nicht schwimmen. Nicht etwa weil geschlossen wäre, nein, es sind nur eng anliegende Badeklamotten erlaubt. Schlottershorts sind untersagt. Verstehe einer die Franzosen! :-)

So wurde der für den kommenden Tag vorgesehene Einkauf vorgezogen. Es hat eben alles seine Vor-und Nachteile.

 

Udo Resch