Die Osnabrücker Börse im November 2009

Am Wochende des 22. und 23. November 2009 öffnete wieder einmal die beliebte Osnabrücker Börse ihre Pforten. Für die Beliebtheit der Osnabrücker Börse bei Fossilienfreunden sind drei Faktoren ausschlaggebend:

1) Der Eintritt ist frei (wo gibt es das heutzutage sonst noch?).
2) Es gibt ein reichhaltiges Fossilangebot, bei dem lokale Aspekte nennenswerte Berücksichtigung finden (Osnabrücker Bergland, Porta Westfalica). "Edelsteine" und Esoterik-Klimbim fehlen in Osnabrück völlig. Selbst Mineralienstände sind mir kaum aufgefallen, obwohl diese sicher zu rund 50% vertreten sind. Man konzentriert sich eben auf die Fossilien, unter denen es wirklich genug zu entdecken gibt.
3) Man trifft viele Fossiliensammler (darunter zwischenzeitlich so manches aktive Steinkernmitglied) und das wird auch in Zukunft so sein, solange die beiden erstgenannten Faktoren wie gehabt bestehen bleiben.

Positiv ist darüber hinaus zu vermerken, dass die Fossilienverkäufer überwiegend keine Händler im engeren Sinne sind. Viele der Anbieter sammeln ihr komplettes Material oder zumindest Teile desselben selbst und können daher auf Nachfrage auch darüber berichten, wo und unter welchen Umständen sie ihre Funde gemacht haben.

Zur Sonderschau "Kupferschiefer von Hasbergen"
In diesem Jahr gab es über das normale Angebot hinaus eine Sonderschau mit Fossilien aus dem Kupferschiefer (Perm) des Hüggels bei Osnabrück/Hasbergen, präsentiert von Johannes Haunert. Die dort gezeigten Funde stammen aus zwei Grabungsaktionen am Hüggel, an deren erster ich damals selbst beteiligt war. So war es für mich besonders spannend zu sehen, das inzwischen eine professionelle präparatorische Aufbereitung vieler Funde stattgefunden hat. Im Gasthof Riga in Hasbergen wurde eine Räumlichkeit museal hergerichtet und zeigt vor allem Funde dieser beiden Grabungsaktionen. Sie kann nach Terminvereinbarung mit Johannes Haunert besichtigt werden. Einige der Highlights konnten auf der Börse in den Schauvitrinen bestaunt werden. Johannes Haunert, der viele der Fossilien präpariert hat, betreute die Ausstellung, die durch nachgebildete Lebenddarstellungen der Fossilien sehr schön ergänzt wurde.
Schade war lediglich, dass die Ausstellung etwas am Rande der Messe lag, ich wäre fast gar nicht dort vorbeigekommen. Es wäre anzuregen die Sonderausstellungen künftig noch etwas zentraler zu platzieren, oder aber sie deutlicher auszuweisen, etwa durch Plakate. Nicht, dass man das Highlight der Messe auslässt!

Einige Notizen zum Angebot
Fossilien aus Marokko und Madagaskar waren, wie auf jeder Börse, an einigen Ständen vertreten. Als attraktiv fallen dabei immer wieder kleine Mengen perlmuttschaliger Ammoniten aus Madagaskar auf. Erstaunlich günstig wurden z.T. die von dort stammenden Douveilliceraten (trotz hoher Qualität) angeboten. Apropos Douveilliceraten: Selbst solche aus dem Albien von Troyes (Courcelles) fanden sich noch an manchen Ständen - und das zu vergleichsweise bezahlbaren Preisen. Aus der Unterkreide von Peru waren nur eine handvoll Stücke zu sehen, diese sind wohl auf anderen Börsen besser vertreten. Évrecy-Material war eher wenig im Sortiment, man entdeckte aber doch ein paar Pleurotomarien und Chondroceraten, sowie einige Topstücke im auch sonst (wie immer) gut sortierten Schmohdeschen Angebot (die Schachteln könnte man tagelang durchforsten ohne dass es einem dabei langweilig werden würde). Das Sengenthal-Angebot war ebenfalls überschaubar, am bemerkenswertesten waren noch einige gewaltige Megateuthen. Am Stand von Herrn Schmohde gab es auch einige größere Nautiliden aus Fresney-le-Puceux zu sehen und die gewohnt hohe Artenvielfalt. Trilobiten und Plattenkalkfossilien waren besonders bei "trifoss" (Heiko )gut vertreten. Bernd Haase hatte u.a. günstige Seeigel aus Dalbyover (Dänemark) und Misburg im Angebot. Stücke aus Resse musste man suchen, sie waren aber hier und da durchaus in überschaubarer Anzahl im Sortiment vertreten. Unterstürmiger und Schlaifhausener Fossilien gab es nur einige wenige.
Der Nachschub an Sammlerequipment war, wie jedes Jahr seit ich die Börse besuche, durch Olaf Schwitallas FSB-Shop gewährleistet, so dass auch diejenigen nicht zu kurz kamen, die ihre Fossilien noch primär selbst sammeln und präparieren, wobei dies den Zukauf ergänzender Stücke auf Börsen natürlich nicht ausschließt. Literatur gab es bei Frank Rudolph.
Regional waren einige Stände gut bestückt mit Liasfossilien (Oberpliensbach) von Osnabrück sowie Trigonien aus dem Dogger, mal einzel- und für das etwas besser gefüllte Portemonnaie auch doppelklappig. Auch Stücke von Porta Westfalica waren wieder zu sehen. Wechselweise waren dies Schliffe und normale Präparationen wie am Stand von Herrn Beginski sowie ausschließlich herkömmlich Präparationen  bei Michael Sowiak und auch bei Olaf Schwitalla.
An zwei Ständen entdeckte ich einzelne Echioceraten aus Warburg, denen man noch ansehen konnte, wie schwer es war, sie zu präparieren. Lytoceraten glänzten durch Abewesenheit. Aber dafür wurden wieder schöne Stücke aus Hollwede/Twiehausen angeboten. Das ist auch so eine "Osnabrücker Spezialität", die man wohl auf keiner anderen Börse in diesem Umfang antrifft. Jedes Jahr stellt man sich die Frage aufs Neue: Wie lange reichen die Vorräte wohl noch?
Es gab natürlich noch viel mehr zu sehen und die Schilderung ist rein subjektiv (und durch meinen eigenen Sammelschwerpunkt mitbedingt). Andere Fossiliensammler mögen ganz andere Stücke in Erinnerung behalten haben. Triassische Fossilien etwa waren aber doch deutlich gegenüber dem geschilderten Material in der Minderheit. Gute Ceratiten sah ich allein am Frischmuthschen Stand. Vielleicht eine Nische im Angebot, die im kommenden Jahr jemand mit seinen Stücken schließen könnte?

Ich zeige nun einige Bilder als rudimentären Überblick. Aber wer daheimgeblieben ist, dem mag es für einen kleinen Eindruck genügen und wer dort war, erkennt bestimmt einiges wieder - im Einzelfall sogar sich selbst.

Also, viel Spaß beim Anschauen!

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Abb. 1: Blick auf den zentralen Messebereich.

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Abb. 2: Im Eingangsbereich, gleich rechts, hatte Heiko Sonntag (trifoss) seinen Stand mit hochwertigem Fossilangebot. Bemerkenswert die Stücke aus dem Plattenkalk, aber natürlich gab es auch viele Trilobiten zu bestaunen.

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Abb. 3: Hier ein Blick ins Trilo-Sortiment von Heiko.

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Abb. 4: Ausgewählt schöne Stücke am Stand der Eheleute Frischmuth, mit sehr schönen Ceratiten, aber auch Fossilien aus Troyes...

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Abb. 5: ... und ungewöhnlichen, sehr hübschen Seeigeln, die bislang auf dem Markt kaum bekannt (entsprechend aber auch nicht ganz billig) sind.

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Abb. 6: Bernd Haase mit seinem nordischen Angebot: Misburg, Sternberger Kuchen und Dänemark (Fakse, Dalbyover).

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Abb. 7: Immer einen genauen Blick wert sind auch die Ausstellungsstücke von Hartmut Kaufmann. Es ist stets viel Lias dabei und fast alle Stücke sind aus Deutschland.

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Abb. 8:  Treppenstufen mit reichem Angebot am Stand von Herrn Schmohde. Von Haverlahwiese, über Resse bis nach Fresney-le-Puceux und Évrecy.

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Abb. 9: Blick in eine der bei Sammlern berühmten zum Stöbern einladenden Schachteln. Neben den wohl amerikanischen Scaphiten sind in dieser ein paar Ammos aus Vöhrum enthalten - natürlich fein säuberlich beschriftet. Wer weiß wie lange man die Perlmuttammoniten aus Norddeutschland noch so günstig bekommt wie hier?

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Abb. 10: Schachteln mit Seeigeln gab es natürlich auch. Oben zwei Maretia hoffmanni aus Altbeständen vom Doberg bei Bünde.

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Abb. 11: Exemplare von Macrocephalites aus Porta Westfalica in toller Qualität.

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Abb. 12: Nicht im Angebot, aber sehr sehenswert, war auch dieses Teloceras aus Évrecy, das mir Roland Hermann, in der Caféteria - wo man, wie überhaupt auf der ganzen Börse, so manch bekanntes Gesicht entdecken konnte - zeigte.

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Abb. 13: Um die Mineralien nicht ganz zu unterschlagen, auch mal ein Blick auf einen reinen Mineralienstand.

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Abb. 14: Der Fossiliensammlerbedarfsshop (FSB) war - wie immer - auf der Messe vertreten.

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Abb. 15: Stellvertretend für eine ganze Anzahl hochkarätiger Trigonien aus dem Osnabrücker Bergland, hier einige in "allochthoner Totengemeinschaft" mit Ammoniten aus dem Wittenkindsflöz.

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Abb. 16: Freddy Hausdorf aus Hameln mit seinem Standnachbarn...

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Abb. 17: ... der wieder einmal tolle Altbestände aus Hollwede anbot. Es sind noch immer viele schöne Stücke dabei. Schon vor einigen Jahren aus dem heutigen Fischteich "geangelt".


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Abb. 18: Zwei Mecochirus aus Resse, sowie hinten rechts eine schicke Pleurotomaria aus Nordfrankreich.

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Abb. 19: Links: Markus Lücke und Marco Olschewski; rechts am Stand: Michael Sowiak.

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Abb. 20: Diese Porta-Altfunde zählten zu Michaels Angebot, wie auch Fossilien aus dem dem Unter- und dem Oberpliensbach (hier hatte auch Lars Ischtschuk tolle Stücke im Angebot) von Osnabrück.

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Abb. 21: Schon von ferne erkennbar: Schlaifhausen. Das war aber auch alles, was von dort zu sehen war.


Die Sonderschau vom Geozentrum Hüggel im Naturpark TERRA.vita

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Abb. 22: Johannes Haunert richtete die Hüggel-Ausstellung ein und betreute sie. Neben den fossilen Exponaten wurde ein großformatiges Bild der Lebewelt des Kupferschiefers gezeigt sowie die über die Grabungen erschienen Presse-Artikel. Auch die wissenschaftlichen Arbeiten und Grabungsfotos konnte man anschauen und somit interessante Einblicke gewinnen (oder aber Erinnerungen auffrischen, soweit man selbst an den Grabungen beteiligt war).

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Abb. 23: Im Kupferschiefer des Hüggels konnten nicht nur Fische sondern auch Pflanzen geborgen werden. Hier ein signifikanter Zweig, wohl zu Ullmannia frumentaria gehörig.

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Abb. 24: Der Kupferschieferhering in zwei Ausführungen. Das Stück oben rechts in der Vitrine habe ich damals selbst bei der ersten Hüggelgrabung entdeckt (es war fast ein "lucky split").

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Abb. 25: Bei den Hüggelgrabungen wurden mehrere Quastenflosser gefunden. Die Gegenüberstellung mit einer Nachbildung lockerte die Ausstellung auf und es bedurfte nicht mehr allzu großer Vorstellungskraft sich auszumalen, wie der Coelacanthus dereinst durch das Kupferschiefermeer geschwommen ist.

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Abb. 26: Ein Platysomus vom Hüggel bei Hasbergen.

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Abb. 27: Ein Raubfisch der Art Pygopetris humboldti.

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Abb. 28: Klein aber selten. Der einzige Nachweis von Acentrophporus glaphyrus von den ersten beiden Hüggelgrabungen.

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Abb. 29: Und noch mal eine andere Form aus dem Kupferschiefer vom Hüggel bei Hasbergen.

Insgesamt hat mir die Börse wieder sehr gut gefallen und es wäre daher aus meiner Sicht eine Überlegung wert, in einem der kommenden Jahre auch mal als Steinkern.de Forum auf der Börse einen Stand zu bestücken.

Fotos und Bericht:
Sönke Simonsen