Rückblick auf die Mineralientage München – The Munich Show 2024

Vom 24.-27.10.2024 fand in der Messe München die Munich Show, auch bekannt als Münchner Mineralientage, statt. Nach eigener Auskunft „Europas größte Messe für Mineralien, Fossilien, Edelsteine & Schmuck“. 1100 Austeller aus 64 Nationen präsentierten in 5 Messehallen auf 50000 qm Fläche ihr Angebot. Den Mineralien und Fossilien waren dabei 3 Hallen gewidmet. Zur Tradition der Munich Show gehören Sonderausstellungen, die dieses Jahr waren: Spinosaurus, „The Impossible Crystal“, die von Sammlern gestalteten Vitrinen zu mineralogischen und paläontologischen Themen und die erst kürzlich entdeckten „Erdinger Ur-Elefanten“. Für jüngere Besucher wurden Aktivitäten wie Edelsteine und Haifischzähne sieben, Geoden knacken, Holzmadener Schiefer spalten, Präparationsübungen und noch einiges mehr angeboten.


Die Trennung von Schmuck und „Naturware“ in unterschiedlichen Hallen, auch wenn sie stets von einigen wenigen Ausstellern punktuell verwässert wird, ist ein langjähriges Qualitätsmerkmal der Messe. Von der Kiloware im Centbereich bis zum Museumsstück in der Preislage eines Oberklasseautos ist für jeden Geldbeutel und nahezu jedes Sammelinteresse etwas geboten. Dazu kommen Zubehör für Steinbearbeitung, Präparation und Ausstellung bzw. Aufbewahrung sowie ein breites Literaturangebot. Als Besucher kann man auf den Mineralientagen gut einen vollen 9-stündigen Messetag verbringen. Eine Gleichsetzung mit der Messe in Sainte-Marie-aux-Mines, die angesichts der schieren Größe im ersten Moment naheliegend erscheint, ist dabei nicht wirklich zutreffend. Unter anderem gibt es deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Aussteller. Es sind beispielsweise mehr deutsche Anbieter vertreten, dafür weniger aus den USA und Großbritannien. Selbst aus der Russischen Föderation und aus Afghanistan waren Verkäufer angereist. Die Messe ist auch eine hervorragende Gelegenheit, um in Gesprächen Informationen aus erster Hand zu erhalten und Sammlerkollegen von überall her zu teffen.


Den weitaus größten Teil des Angebots bei jeder Munich Show machen Mineralien aus. Laut Ausstellerverzeichnis waren es dennoch rund 140 Anbieter von Fossilien, die vom Proterozoikum bis ins Pleistozän, vom Belegmaterial bis zum Schaustück und von allen Kontinenten Ware anboten. Augenfällig war ein Überwiegen von vergleichsweise leicht verfügbarem Material von bereits länger bekannten Fundstellen mit den beiden Schwerpunkten Schaustück oder Massenware. Was aber nicht heißt, dass man bei genauem Durchsehen der Auslage oder auf Nachfrage nicht doch genau die eine Spezialität aufstöbern konnte, die einem noch in der Sammlung fehlt. Auch sind immer einige Händler präsent, die auf Raritäten oder Altfunde spezialisiert sind.


Die Anbieter von Fossilien waren im Wesentlichen in den Hallen A6 und A4 und in räumlicher Nähe zueinander konzentriert, was dem rein an Fossilien interessierten Besucher jede Menge „Leer-Lauf“ ersparte. Die nur zur Hälfte belegte Halle A4 war dabei fest in marokkanischer Hand, was der Atmosphäre einen ganz besonderen Touch verlieh. Hier konnte man sich auf einem Basar wähnen und sich nach Herzenslust durch einen schier unüberschaubaren Wust an Fossilien und Mineralien und allen möglichen und unmöglichen Kreationen daraus arbeiten und sich am Verhandeln des Preises versuchen.


Meine besondere Beachtung fand die Sonderausstellung der „Erdinger Ur-Elefanten“, die im vergangenen Jahr von dem Privatpaläontologen Peter Kapustin und seinen Kindern entdeckt und in Eigenregie mit professioneller Unterstützung geborgen wurden. Der Fund, der neben zwei weitgehend vollständigen Skeletten des Hauerelefanten Deinotherium auch Knochen unter anderem eines Nashorns, einer Antilope und einer Großkatze umfasst, und seine Auswertung erfuhren aufgrund der Seltenheit und des Engagements des Finders und Ausgräbers überregionale Rezeption und wurden in mehreren Medienberichten thematisiert. Den teils sehr großen Knochen wurde in der Ausstellungsgestaltung mit entsprechend großen Raumteilern und Grafiken entsprochen, so dass insgesamt das Gefühl eines „großen Fundes“ vermittelt werden konnte.


In einer weiteren Fossilien-Sonderausstellung gab es Neues über Spinosaurus zu erfahren. Rund um eine (bzw. unterhalb einer) Skelettrekonstruktion in Lebensgröße wurden Originalknochen gezeigt und erklärt sowie die jüngsten Erkenntnisse zum Körperbau und zur Lebensweise dieses aufsehenerregenden Dinosauriers vermittelt.


In der Sonderausstellung „The Impossible Crystal“ wurde dem Betrachter die Ästhetik der Kristallografie nahegebracht und deren Hintergründe erklärt: Perfekte und auch besonders ungewöhnliche Wuchsformen verschiedener Kristalle und Mineralaggregate sowie die Vielfalt der Farben in der Mineralienwelt. Auch für Fossiliensammler ein Augenschmaus, der noch dazu mit einem Wissensgewinn einherging.


Die zur Tradition der Munich Show gehörenden Sammlervitrinen – sowohl von einzelnen Sammlern wie auch von Vereinen gestaltet – boten auch dieses Jahr wieder hochkarätige Einblicke in spezielle Themen ganz nach dem Gusto der jeweiligen Person bzw. Gruppierung. Hier kommt eine tiefe, oftmals schon ins Wissenschaftliche gehende Beschäftigung mit dem jeweiligen Sujet zum Ausdruck, nebst ausgezeichneter Präparationskünste. Erwähnt seien unter anderem die seltenen und ästhetischen Ammoniten aus dem alpinen Unterjura von Peter Reiter, die top-präparierten Top-Fundstücke aus dem Frankenjura von Fabian Weiß, und die dem fränkischen Oberjura mit ebenfalls präparatorischer Höchstleistung abgetrotzten kontrastreichen Ammoniten von Jens Kucharski. Alle drei berichten auch im Steinkern-Forum immer wieder über ihre Funde und Präparationen. Alle anderen Vitrinengestalter, die ich hier nicht erwähnt habe, bitte ich um Nachsicht. Auch ich war irgendwann von den vielen Eindrücken auf der Messe übersättigt.


Eine solche eventuell aufgetretene Übersättigung konnte der Besucher in Pausen abbauen, für die in den Hallen und auf den Freiflächen dazwischen eine vielfältige Gastronomie mit ebenso vielfältiger Preisgestaltung zur Verfügung stand. Wer nicht 7,90 € in ein belegtes Käsebrötchen investieren mochte, sorgte entsprechend anderweitig vor. Die großzügig dimensionierten Gänge zwischen den Ständen ermöglichten sowohl ein zügiges Vorankommen als auch ein entspanntes Betrachten der Auslagen an den Ständen ohne Drängeln und Anrempeln. Eine Website mit interaktivem Hallenplan unterstützte den Besucher beim Auffinden bestimmter Anbieter oder Angebote. Wenn man es morgens gar nicht erwarten konnte, in die Hallen zu kommen, wie auch am Abend, wenn die Sohlen gründlich heiß gelaufen waren, kam die Parksituation mit (kostenpflichtigen) Großparkplätzen unweit des Messeeingangs zupass.


Für mich war die diesjährige Munich Show eine angenehme Veranstaltung, dank einer guten Organisation seitens der Messeveranstalter. Nach 2,5 Stunden Anfahrt bin ich mit meinen breit gestreuten Interessen sowohl bei Fossilien wie auch Mineralien auf jede Menge spannendes und schönes Material gestoßen, das mir zusammen mit Gesprächen mit Händlern und anderen Sammlern den Tag wie im Fluge hat vergehen lassen. Am Ende konnte ich einige Stücke für die Sammlung mitnehmen.

 

 

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Abb. 1: Dieser Blick in die Halle A6 gibt einen Eindruck von der Größe der Messe.

 

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Abb. 2: Gleich am Eingang der Halle taucht der Besucher in mystische Kristallwelten ein (Stand der Firma „Welt der Kristalle“).

 

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Abb. 3: Im Vordergrund der beliebte Stand von Reinhard Schmode, dahinter Fossilsworldwide.

 

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Abb. 4: Ammolith-Ammoniten aus der Kreidezeit Kanadas gehören zum Farbenprächtigsten und Spektakulärsten, was das Fossilreich zu bieten hat.

 

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Abb. 5: Schöne Fische aus dem Eozän von Wyoming.

 

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Abb. 6: Verschiedene Fossilien aus Altsammlungen und von teils erloschenen Fundstellen.

 

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Abb. 7: Aus der Untertrias von Madagaskar kommt dieses Skelett eines Temnospondyliers (Amphibium).

 

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Abb. 8: Bunte Stromatolithenvielfalt aus allen Erdzeitaltern.

 

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Abb. 9: Auch quartäre Megafauna war reichlich vertreten.

 

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Abb. 10: Marokkanische Anbieter können traditionell mit einem reichen Angebot an Trilobiten aufwarten…

 

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Abb. 11 und 12: …ebenso mit einem großen Fundus an Wirbeltieren und aus deren Resten erzeugten Komposita.

 

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Abb. 13: Marokkanische Haifischzähne wie Sand am Meer, einzeln zu erwerben, im Kilo oder gleich auf der Palette.

 

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Abb. 14: Es überstrapaziert das Wohlwollen, diese sessile Seelilie, kombiniert mit einer an ein Schwimmorgan von Scyphocrinus erinnernden, handgeformten Kugel als Rekonstruktion zu bezeichnen. Wenn man meint, man kennt schon alles, wird man doch jedes Jahr wieder vom Einfallsreichtum der marokkanischen Fossilien-Kunsthandwerker überrascht.

 

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Abb. 15: Kunst und „Kunst“ haben ebenfalls ihren Platz auf dieser Messe. Und ihren Preis.

 

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Abb. 16: Wer am (madegassischen) Ammoniten- statt am Katzentisch sitzen wollte, kam auf seine Kosten.

 

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Abb. 17: Die Meteoritenszene ist auf der Munich Show traditionell stark vertreten.

 

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Abb. 18: Pallasite – Meteorite aus einem Gemisch von Eisen und Olivinkristallen – gehören zweifellos zu den schönsten Boten aus dem Weltraum.

 

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Abb. 19: Meteoriten aus Nordafrika zur freien Auswahl.

 

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Abb. 20: Zum Anfassen: Der 2020 in Issigau, Ortsteil Reitzenstein, Kreis Hof (Bayern) gefundene Eisenmeteorit.

 

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Abb. 21: Immer wieder beeindruckend sind die tiefvioletten brasilianischen Amethystdrusen, die in allen Größen und Formen angeboten werden.

 

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Abb. 22: Wie ein erfrischendes Fruchteis im Sommer: Mangoquarz.

 

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Abb. 23: Turmaline aus der Pederneira Mine, Minas Gerais, Brasilien, sind spektakulär. Die Extraktion der filigranen Kristalle erfordert großen Aufwand.

 

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Abb. 24: Mineralien (im Vordergrund: ein riesiger Calcit) und Fossilien traulich vereint an einem Stand.

 

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Abb. 25: Ebenso spektakulär waren die Exponate der Sonderschau „The Impossible Crystal“, hier ein Pyritaggregat von der bekannten Fundstelle Navajún, La Rioja, Spanien.

 

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Abb. 26: Wer hier keinen Appetit auf Mineralien bekommt, dem ist nicht mehr zu helfen.

 

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Abb. 27: Die Sonderausstellung „Die Erdinger Ur-Elefanten“.

 

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Abb. 28 und Abb. 29: Die Sonderausstellung „Spinosaurus“ mit lebensgroßer Skelettrekonstruktion.

 

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Abb. 30: Die Sammlervitrine von Fabian Weiß mit Schönem und Wohlpräpariertem aus Franken.

 

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Abb. 31 und Abb. 32: Peter Reiters alpine Unterjura-Ammoniten. Die evolute Spiralform der Alsatiten in Kombination mit den Farbverläufen des Gesteins begeistert mich immer wieder.

 

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Abb. 33: Langwierig zusammengetragene und mühsam präparierte Ammoniten aus dem „Oberjura-Marmor“ Frankens von Jens Kucharski. Déjà-vu? Oui – richtig erkannt, unten mittig ist das Steinkern.de Fossil des Monats September 2024 zu sehen.

 

 

 Rainer Albert für Steinkern.de




 

Ihr seid herzlich eingeladen über die Mineralientage München und den Bericht von Rainer Albert im Forum zu diskutieren:

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Weitere Fotos aus München gibt es ebenfalls im Steinkern-Forum zu sehen:

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