Mineralien Hamburg 2016 - 70 Jahre Geologisch-Paläontologische Arbeitsgemeinschaft Kiel und 25 Jahre Fossilien präparieren für Kinder

Obwohl die Hamburger Messe im Dezember 2016 sehr kurzfristig wegen einer OSZE-Tagung um eine Woche vorverlegt wurde, verlief die Veranstaltung vom 1. bis 3. Dezember ohne Störung und erfolgreich. Bei den Besucherzahlen von 20.000 wurde ein Plus gegenüber dem Vorjahr vermerkt.

Unter den 256 Ausstellern waren nur fünf Händler mit reinem Fossilienangebot: Reinhard Schmode, Silvio Keller (Fossnet), Alios Speckbacher aus Nußdorf, Nord-Fossil und die Fossilien Galerie aus Bad Homburg mit hervorragenden Fischen aus dem Libanon, Marokko und Deutschland. Die Marokkaner mit ihren gemischten Angeboten waren mit ca. 15 Ständen vertreten.

 

Kugelfisch Kreide Libanon Fossilien Galerie Bad Homburg

Abb. 1: Kugelfisch Nursalia aus dem Cenomanium von Hajoula, Libanon aus dem Angebot der Fossilien Galerie Bad Homburg.

 

Eine Besonderheit mit großer Vielfalt der Hamburger Messe sind die Sonderschauen und Mitmachaktionen v. a. für Kinder sowie auch die wissenschaftlichen Vorträge.

Sonderschauen gab es in diesem Jahr zu den Themen „Fossilien“ sowie „Kupfer, Silber und Gold aus den Anden“, gezeigt wurden auch Exponate aus der Sammlung Reinhard Anton Brauns (1861-1937), ferner wurde der Rubin als Edelstein des Jahres vorgestellt.

Zu den Mitmach-Aktionen bzw. Attraktionen und Vorzügen der Messe zählten die Fossilienwerkstatt, Goldwaschen, Opalschleifen, ein Geodenknacker, Möglichkeiten zur Edelsteinbearbeitung, zum Kennenlernen archäologischer Ausgrabungstechniken, dem Bernstein schleifen, Feuer machen unter Steinzeit-Bedingungen sowie der Gutachterservice und das Vortragsforum.

Aus diesen Angeboten möchte ich die Fossilien-Sonderschau unserer Geologisch-Paläontologichen Arbeitsgemeinschaft Kiel (www.geo-ag-kiel.de) und meine Herzblut-Attraktion, die Fossilienwerkstatt, hervorheben.

Im Juli dieses Jahres hatten wir, die Geo AG Kiel, zu unserem 70-jährigen Bestehen in einem großen Einkaufzentrum, eine sehr erfolgreiche Vitrinenausstellung aus den umfangreichen Sammlungen der Mitglieder und diverse Aktionsangebote für Kinder und Jugendliche durchgeführt.

Einen Teil dieser Vitrinenausstellung haben wir dann auf der Mineralien Hamburg 2016 als Sonderausstellung präsentiert. Die Themen der Vitrinen: Ammoniten, Nautiliden aus dem Ordovizium und Silur, Fische, Geschiebe-Trilobiten, Seeigel und andere Echiodermen, Haifische und ihre Zähne, Lastenträgerschnecken (Xenophoridae), Spurenfossilien, Mammutknochen, Hölzer, Vor.- u. Frühgeschichtliches, Achate aus Marokko, Präparationswerkzeuge- Präparationsabläufe und -ergebnisse. Die 70-jährige Vereinsgeschichte konnten wir ergänzend dazu auf vier Postern darstellen. Nicht nur zur Vitrinenaustellung, auch zur Historie des Vereins wurde seitens der Besucher viel nachgefragt.

 

Artefakte aus Daenemark

Abb. 2: Artefakte aus Dänemark in der Sonderschau der Geo AG Kiel auf der Mineralien Hamburg 2016.

 

Agglutinierende Schnecken Miozaen Frankreich

Abb. 3: Lastenträgerschnecken aus Frankreich. Mehr über fossile und rezente Lastenträgerschnecken erfahren Sie auf Steinkern.de im Bericht Das besondere Fossil: Xenophora - Eine "Muschelsammlerin" aus der westfälischen Oberkreide von Oliver Schneider.

 

Schlammfisch aus Messel

Abb. 4: Schlammfisch Cyclurus ("Amia") kehreri aus der Grube Messel in der Sonderschau der Geo AG Kiel, Leihgabe von Katrin Mohr (Urzeithof Fehrenbötel).

 

Haizaehne Otodus Marokko

Abb. 5: Haizähne aus der Kreide Marokkos in Originalposition im Sediment - keine Montage.

 

Katzenhai mit Fischen

Abb. 6: Im Bildzentrum ist ein Katzenhai (Scyliorhinus) aus dem Cenoman von Hakel (Libanon) zu sehen). Über die berühmtesten Fundorte der libanesischen Kreide berichtete Kurt Weiss in seinem Steinkernheft-Artikel Eine Zeitreise zur kreidezeitlichen Fauna des Libanon.

 

Nautiliden Silur kl

Abb. 7: Nautiliden aus dem Silur in der Sonderschau der Geo AG Kiel.

 

Nautiliden Ordovizium kl

Abb. 8: Ordovizische Nautiliden aus den Sammlungen der Mitglieder der Geo AG Kiel. Ansicht vergrößern.

 

70 Jahre Geo AG Kiel

70 Jahre Vereinsgeschichte sind eine lange Zeit mit vielen interessanten und besonderen Ereignissen. Der 29. Mai 1946 ist die Geburtsstunde der Kieler Arbeitsgemeinschaft. Hervorgegangen aus einem Volkshochschulkurs der Stadt Kiel. Lehrer war der bekannte Wissenschaftler und Universitätsprofessor Dr. Walter Wetzel und sein „Assistent“ Karl-Heinz Tiedemann stand ihm zu Seite. Er leitete viele Jahre die Arbeitsgemeinschaft und schaffte mit seinem Wissen und seiner sozialen Vereinsführung die Grundlagen für den Verein. Das hält bis heute die Gemeinschaft zusammen und die Inhalte der Geowissenschaften werden kontinuierlich auf dem neuesten Stand gehalten. Nach dem Tod von Professor Wetzel und später von K. H. Tiedemann wurde es schwierig die Nachfolge zu regeln. Aber die Mitglieder rafften sich auf, erstellten eine Satzung und bis heute wird die Arbeitsgemeinschaft von drei Vorsitzenden im jährlichen Wechsel geführt. Unterstützt von eine/r/m Kassenwart/in, Schriftführer/in und Bücherwart/in für unsere umfangreiche Bibliothek. Alles Weitere ist aus den 4 Postern zu ersehen.

 

GEO AG KIEL Flyer

Abb. 9: Plakate zum 70-jährigen Jubiläum der Geo AG Kiel. Ansicht vergrößern.

 

Nun zu meinem „Lieblingsprojekt“, der Fossilienwerkstatt mit dem Präpariertisch für Kinder und Jugendliche: Am Eröffnungstag der Veranstaltung (Freitag, 1. Dezember) hatte Johannes Jansen (www.geotanium.de) mit den Schulklassen „Hauptkampftag“. Die Aufgaben und Möglichkeiten für die Kinder bestanden im Bernsteinschleifen, dem Präparieren von Fossilien aus einer Gips/Sand-Matrix sowie dem Kolorieren von Abgüssen von Fossilien.

 

Fossilienwerkstatt

Abb. 10: Rege Betriebsamkeit in der Fossilien-Werkstatt auf der Mineralien Hamburg 2016.

 

Fossilienwerkstatt Johannes Jannsen

Abb. 11: Dipl. Geol. Johannes Jannsen leitet die Fossilien-Werkstatt auf der Mineralien Hamburg.

 

Am Samstag und Sonntag kam dann meine Nachfolgerin Katrin Mohr mit den Jura-Ammoniten dazu. Beide Tage waren schwer für die Rücken des Personals. Von den anfänglich fünf Bäckerkisten Jura-Material blieb nur noch der Präparierabfall übrig. Katrin konnte diesmal rund 200 zufriedene und glückliche Kinder an das Thema Fossilienpräparation heranführen.

 

Praepariertisch fuer Kinder und Jugendliche

Abb. 12: Konzentriertes Arbeiten am Präpariertisch für Kinder und Jugendliche.

 

Praepariertisch

Abb. 13: Mit Schutzbriillen ausgestattet arbeiten die Kinder mit Druckluftsticheln an Ammoniten aus dem Fränkischen Jura.

 

Katrin hilft

Abb. 14: Unterstützt wurden die motivierten Nachwuchspräparatoren von Katrin Mohr (Urzeithof Fehrenbötel) und ihrem Team.

 

Eine Bitte an die Steinkern-Leser

Das Angebot des Kinderpräpariertischs steht und fällt mit der Materialbeschaffung aus dem fränkischen Jura-Fundgebiet. Wenn ich das Reservelager bei Katrin sehe, dann ist ein baldiges Ende dieser Aktion in Sicht. Nur gut trennendes Oberjura-Material ist für die Kinder zum Erlernen des Präparierens geeignet, das zeigen meine Erfahrungen aus 25 Jahren Präpariertisch für Kinder.

An dieser Stelle möchten wir ein großes Dankeschön sagen an Victor Schlampp, Bernd Neubig und Roman Kernwein sowie an Wolfgang Dietz von Steinkern.de. Sie haben uns in der Vergangenheit immer wieder im Fundgebiet unterstützt und aus ihrem Fundus Material zu Verfügung gestellt.

Auch ist die Fundsituation der fossilführenden Schichten in den Steinbrüchen Gräfenberg und Drügendorf schlechter geworden. Da nützen auch unsere guten Kontakte zu den Eigentümern nur noch eingeschränkt. Aufgrund dieser Situation möchte ich eine Bitte an alle Steinkerner und Sammler, die im fränkischen Jura- Fundgebiet tätig sind, richten: Wenn ihr überschüssiges Präpariermaterial, auch solches von minderer Qualität für den Kinderpräpariertisch uns anbieten oder zu Verfügung stellen könnt, wären wir sehr dankbar. Für unsere aufwendigen Bergeexkursionen aus den „hohen Norden“ ins Fundgebiet suchen wir auch immer wieder Manpower. Die Modalitäten sind dann mit Katrin abzuklären.

Wir würden uns auch über Informationen zu anderen Jura-Steinbrüchen freuen, wo ähnliches Material ansteht und abgebaut wird.

Dieter Henze für Steinkern.de

 

Kontakt:

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