Ammonite Masterpieces im Dinosaurier Museum Altmühltal
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- Kategorie: Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Mai 2024 18:58
- Geschrieben von Sönke Simonsen
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In Fachkreisen war schon länger mit gespannter Erwartung auf dieses Event hingefiebert worden. Am Donnerstag den 16. Mai 2024 war es dann endlich so weit und die Eröffnung der Ausstellung mit dem vielversprechenden Titel „Ammonite Masterpieces“ fand im Dinosaurier Museum Altmühltal in Denkendorf statt. Nur so viel vorweg: die durchaus hohen Erwartungen der Gäste wurden nicht enttäuscht – nein, im Gegenteil: sie wurden sogar übertroffen!
Bevor ich auf die Eröffnungsveranstaltung und die Ausstellung als solche eingehe, möchte ich vorweg zunächst einige Impressionen vom Dinopark-Ambiente sowie den dort schon seit Längerem ausgestellten Fossilien aus dem Süddeutschen Plattenkalk zeigen. Die Exponate reichen von Fischen über Schildkröten und ein Exemplar des Urvogels Archaeopteryx bis hin zu einem einzigartigen Raubdinosaurier. Es ist geradezu unfassbar, was in den letzten zwei Jahrzehnten durch privates Engagement in Bayern ausgegraben worden ist und nun hier der interessierten Öffentlichkeit präsentiert wird! Man stelle sich vor, diese wunderbaren Fossilien wären nicht ausgegraben, sondern mitsamt ihres Umgebungsgesteins zu Zement verarbeitet worden...
Abb. 1: Über die A9 und die Staatsstraße 2229 ist der Dinopark gut zu erreichen und dank prominenter Werbung nicht zu verfehlen.
Der Dinopark (Website https://dinosauriermuseum.de) ist ein ideales Ausflugsziel für Familien mit Kindern, Dino-Fans jeglicher Altersklassen sowie Fossilinteressierte und Hobby-Paläontologen. Die Ästhetik der raren Plattenkalk-Exponate aus Painten in der Ausstellung „Bayerns Jurameer“ ist umwerfend. Meisterlich geborgen und präpariert, ziehen die Exponate Laien- und Fachpublikum gleichermaßen in ihren Bann.
Das Dinosaurier Museum Altmühltal liegt nur 2,5 km nördlich der Abfahrt „Denkendorf“ der Autobahn 9, etwa auf halber Strecke zwischen Nürnberg und München. Es stehen direkt am Dinopark zahlreiche Parkplätze zur Verfügung. Wie ich Pfingsten selbst feststellte, ist der große Parkplatz auch nötig, denn er war zu fast 90 % ausgelastet. Um eine Vorstellung von den jährlichen Besucherzahlen zu bekommen: Innerhalb von 6 Jahren nach Gründung (im Jahr 2016) hatte der Dinopark bereits die Marke von einer Million Besuchern geknackt. So manches staatliche Museum wäre froh über solche Zahlen.
Abb. 2: In der Bannerwerbung am Dinopark stehen die Ammoniten jetzt gleichberechtigt neben dem T. rex.
Bevor wir uns den Ammoniten widmen, starten wir zunächst mit einigen Stationen des Waldrundgangs durch den Dinopark, der im Erdaltertum beginnt, durch das Erdmittelalter (Trias, Jura, Kreide) führt und mit der Erdneuzeit endet.
Abb. 3: Im Waldrundgang des Dinoparks steht das „Zeitalter der Dinosaurier“ naturgemäß im Fokus, auch wenn er sich darauf nicht vollkommen beschränkt, sondern auch das „davor“ und „danach“ Platz im schlüssigen Gesamtkonzept fanden. Schon vor Beginn der Wanderung werden den Besuchern die erdgeschichtlichen Dimensionen auf einem erdgeschichtlichen Zeitstrahl veranschaulicht.
Abb. 4: Neben vielen Lebendmodellen zählen auch dieses Modell eines verendeten Raubdinosauriers sowie eine Ausgrabungsstelle, die zeigt, wie Paläontologen Dinosaurier bergen, zu den Attraktionen des Rundgangs.
Abb. 5: Tyrannosaurus rex gilt als der Raubdinosaurier mit der größten Beißkraft. Und er ist gleichzeitig wohl auch nach wie vor derjenige mit der stärksten Zugkraft für Museen – klar, dass er auch bei den Modellen (und nicht nur dort, siehe Abb. 13) im Dinopark präsent ist.
Abb. 6: Ein langhalsiger Pflanzenfresser reckt seinen Kopf durchs Geäst des Denkendorfer-Dino-Walds.
Im Wald stoßen wir übrigens auch auf einige Pflanzenarten, die gewissermaßen lebende Fossilien sind, so z. B. Araukarien.
Abb. 7: Neben den Dinosauriern treffen wir bei unserer „Reise in die Urzeit“ auch auf Flugsaurier sowie den Urvogel Archaeopteryx. Foto vergrößern.
Wir überspringen die Erdneuzeit, den idyllischen Waldbiergarten sowie die tollen Angebote des Mitmach-Areals (u. a. kann man hier Edelsteine und Haizähne suchen sowie Schaupräparationen echter Fossilien ansehen) und das Restaurant am See im zentralen Parkgelände und finden uns mit dem nächsten Foto direkt im Archaeopteryx-Pavillon wieder, wo der stratigrafisch älteste Archaeopteryx präsentiert wird, der gleichzeitig der neuste Fund eines Archaeopteryx ist (dies gilt auch nach dem Bekanntwerden des 13. Exemplars weiterhin).
Abb. 8: Im Jahr 2010 wurde in einem kleinen Steinbruch am Rande des Köschinger Forstes im östlichen Altmühltal von einem Privatsammler der 12. Archaeopteryx entdeckt. Das Stück, das den Status eines Kulturdenkmals von nationaler Bedeutung innehat, konnte trotz schwieriger Ausgangslage nach der Bergung zu einem großartigen Exponat präpariert werden. Der Archaeopteryx-Pavillon vermittelt auch einen Überblick über die 11 weiteren Funde. Das erst kürzlich vom Chicago Field Museum präsentierte 13. Exemplare fehlt logischerweise derzeit noch in der Darstellung.
Abb. 9: Man könnte vom Archaeopteryx-Exponat aufgrund des danebenliegenden Ammoniten direkt zur Ammonite Masterpieces Ausstellung übergehen, wo die Ammoniten dann zu den Hauptdarsteller avancieren...
Abb. 10: ... doch darf zuvor der 72 cm große, juvenile Raubdinosaurier Sciurumimus albersdoerferi, der 2012 von RAUHUT et al. wissenschaftlich beschrieben wurde, nicht fehlen. Dieses Fossil ist ein Unikat. Ein vollständiges Landwirbeltier in marinen Ablagerungen zu finden, wie es den Paintener Ausgräbern gelang, ist geradezu sensationell. Die paläontologische Bedeutung würde ich ähnlich hoch bewerten, wie die eines weiteren Urvogel-Fundes und den Seltenheitswert sogar noch um einiges höher einschätzen (Verhältnis: 1 zu 13).
An dieser Stelle könnte das Zeigen von Fossilien aus dem Plattenkalk noch nahtlos mit dem Präsentieren von Dakosaurier-Skeletten mit wenigen Dezimetern (juvenil) bis zu 5 Metern Länge (adult) oder mit Flugsauriern aus den Plattenkalken fortgesetzt werden. Auch fantastisch erhaltene pycnodonte Fische aus Painten zieren die Ausstellungsvitrinen des Dinoparks. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, beschränke ich mich auf ein einziges weiteres Foto von Paintener Fossilien.
Abb. 11: Schauvitrine mit eindrucksvollen Seeigel-Coronen mit intakten Stachelkränzen aus dem oberjurassischen Plattenkalken von Painten bei Kelheim.
Nach diesem kurzen Galopp durch weite Teile des Dinoparks stoßen wir nun zum eigentlichen Kern des Berichts vor: der kürzlich eröffneten Ausstellung „Ammonite Masterpieces“.
Nach mehreren Jahren der Planung, Organisation und des Einwerbens und Erwerbens von Exponaten war es am 16. Mai 2024 so weit und die Ammoniten-Ausstellung wurde eröffnet. Beteiligte aus nah und fern (Süddeutschland, Norddeutschland, England, Frankreich...) folgten der Einladung des Dinosaurier Museums Altmühltal und reisten nach Denkendorf. Für das leibliche Wohl wurden bereits ab mittags in der Ammonite-Masterpieces-Lounge in einer Jurte im Zentrum des Parks kühle Getränke, Kaffee und kleine Snacks bereitgestellt. Für den größeren Hunger bekamen alle geladenen Gäste bei der Anmeldung am Eingang des Dinoparks Gutscheine für das Restaurant am See. Am Abend wurde ein 3-Gänge-Menü gereicht, dazu gab es – je nach persönlicher Präferenz – alkoholische und alkoholfreie Getränke.
Viele geladene Gäste traf man schon weit vor der offiziellen Eröffnung auf dem Parkgelände. Dies bot Gelegenheit für manchen Plausch und auch dazu, sich etwas auf dem Parkgelände umschauen zu können sowie vom Verpflegungsgutschein Gebrauch zu machen. Es war toll, viele Fossilbegeisterte wiederzusehen – auf einige traf ich hier sogar erstmals persönlich. Schön war es außerdem auch, einige meiner englischen Freunde zur Abwechslung mal in Deutschland begrüßen zu dürfen, anstatt sich wie sonst an der Jurassic Coast zu treffen! Es gab reichlich Gesprächsthemen, zumal sehr viele der geladenen Gäste persönlich auf die eine oder andere Art und Weise zum Zustandekommen der Ausstellung beigetragen hatten und man sich untereinander kennt.
Gegen 17 Uhr versammelten sich die Anwesenden an der Museumshalle. Wer genau hinschaut, erkennt auf Abb. 12, das auch die Maus zu den Gästen zählte.
Abb. 12: Paläontologen, Hobby-Paläontologen, Präparatoren und die Maus warten vor der Museumshalle gespannt auf die Ausstellungseröffnung.
Freundliche Mitarbeiterinnen des Dinoparks verteilten vor der Halle Drinks und kleine Gaumenfreuden. So gestärkt, ging es dann in die Ausstellungshalle, die zuvor vom emsigen Museumspersonal für die Eröffnungsveranstaltung mit Tischen und Stühlen ausstaffiert worden war, sodass man es sich zwischen Plattenkalk-Fossilien gemütlich machen konnte.
Nachdem alle Platz genommen hatten, sprachen Michael Völker und Raimund Albersdörfer, die Gründer des Dinosaurier Museums Altmühltal, kurze Grußworte. Aus Raimunds Vortrag erinnere ich mich noch daran, dass eines der Ziele der Ausstellung sei, dass nach der Besichtigung jeder Besucher Ammoniten von Schnecken unterscheiden könne – ich denke, dass das Aussicht auf Erfolg hat. Für Ammonitensammler ist es bisweilen tatsächlich etwas bitter, dass ein Großteil der Bevölkerung Ammoniten weiterhin mit Schnecken gleichsetzt. Man fängt mit den Erklärungen immer wieder bei Null an. Die Ausstellung wird sicherlich einen hilfreichen Beitrag dazu leisten, das Wissen über Ammoniten zu mehren!
Abb. 13: Das Publikum lauscht den Worten der Gründer des Dinoparks Raimund Albersdörfer (links) und Michael Völker. Der Tyrannosaurus rex „Rocky“ lauscht mit versteinerter Miene: werden ihm die Ammoniten heute Abend etwa die Show stehlen?
Raimund, der mit seiner Partnerin Kristin Erdmann die Ausstellung konzipierte, erläuterte dem Publikum seine Faszination für Ammoniten. Nachdem er sich Jahrzehnte lang für Saurier begeistert hatte, war die Beschäftigung mit den Ammoniten für ihn ein „back to the roots“, hatte er doch damals mit Schlaifhausener Ammonitenfriedhöfen und Unterstürmiger Pleuroceraten in Franken seine Fossilien-Karriere, die ihn zum Studium der Paläontologie und später zu professionellen Saurierausgrabungen in den USA führte, begonnen. Die Ästhetik der Ammoniten hat ihn all die Jahre nie losgelassen.
Zu den anwesenden Gästen zählten auch Vertreter der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, mit denen der Dinopark ein gutes Verhältnis pflegt. Prof. Dr. Gert Wörheide (Direktor der Bayerischen Staatssammlung) brachte dann auch die gegenseitige Wertschätzung und Zusammenarbeit in seinem Grußwort zum Ausdruck.
Mit Prof. em. Dr. Helmut Keupp (Freie Universität Berlin) war es Raimund Albersdörfer und dem Dinosauriermuseum gelungen, einen der profundesten Kenner dieser Tiergruppe überhaupt als Referenten für einen kurzen Fachvortrag unter dem Titel „Ammoniten - Juwelen der Erdgeschichte“ zu gewinnen, der das Publikum auf die ästhetische Schönheit der in der Ausstellung zu sehenden Exponate vorbereitete, nicht ohne überdies auch reichhaltigen Wissensinput zu liefern, was die Ammoniten, ihren Gehäusebau, ihre Lebensweise und ihre Bedeutung für die paläontologische Forschung anbetrifft.
Abb. 14: Prof. em. Dr. Helmut Keupp stimmt das Publikum mit einem informativen und reichhaltig illustrierten Kurzvortrag auf die Masterpieces-Ausstellung ein.
Nach dieser gelungenen Einstimmung waren es dann die Dinopark-Gründer Raimund Albersdörfer und Michael Völker, die den zunächst noch vom großen Paintener Meereskrokodil Dakosaurus „versperrten“ Eingang zu den „Ammonite Masterpieces“ öffneten. Anders als bei Ali Baba und den vierzig Räubern war kein Geheimcode wie „Sesam, öffne dich" erforderlich: Die große Vitrine verfügte über Rollen und konnte einfach beiseite geschoben werden. Analog zur Geschichte von Ali Baba verbarg sich aber auch hinter diesem Hindernis ein wahrer Schatz!
Nun konnten die Gäste in die Ausstellung strömen, um die Ammoniten aus aller Welt zu bestaunen. In dunklen Vitrinen werden über 120 Ammoniten edel präsentiert und ihre Skulpturdetails gezielt durch meist sehr gekonnt eingesetzte Beleuchtung in Szene gesetzt. In weißer Schrift sind an den Vitrinen Erläuterungen angebracht, die sich trotz der überwiegend dunkel gehaltenen Räumlichkeit gut entziffern lassen. Etwas schwieriger lesbar sind die recht klein gedruckten Eckdaten zu den Fossilien, die aber vor allem das Fachpublikum interessieren dürften und für das Gros der Besucher weniger relevant sind.
Die Vitrinen widmen sich ganz unterschiedlichen Aspekten. So werden bedeutende Fundregionen, angefangen in Süddeutschland (Franken und Schwaben) bis hin zu internationalen Exponaten, etwa aus Staaten mit Fundstellen spektakulären Ammonitenmaterials wie England, Japan, den USA, Marokko, Madagaskar und Australien in besonderer Weise gefeatured. Neben solch einer geografischen Gliederung findet man auch Themenvitrinen vor, z. B.: heteromorphe Ammoniten, stachelige Schönheiten, Lytoceraten, Lobenlinien, ein Stück Meeresboden, Gehäuseformen und der Ammonit als Beute. Es gibt darüber hinaus z. B. auch Schaukästen zur wissenschaftlichen Bedeutung, dem Geschlechtsdimorphismus und unterschiedlichen Formgebungen von Ammoniten. Das verbindende Element aller Ausstellungsstücke ist deren faszinierende Schönheit. Eine Ammoniten-Ausstellung mit Exponaten dieser Wertigkeit und Seltenheit aus Fundorten rund um den Globus ist deutschlandweit, europaweit und wohl auch weltweit ein absolutes Novum! Daher nahm es nicht wunder, dass man sich beim Rundgang allerhand staunenden Blicken und heruntergeklappten Kinnladen der Besucher gegenübersah. Wohl so mancher sah für einen kurzen Moment Sinn und Zweck der eigenen Sammeltätigkeit in Frage gestellt, ob der Häufung solcher Sensationsstücke. Allerdings waren viele der Anwesenden ja mit einem oder mehreren Stücken selbst präsent, die sich vor den anderen Exponaten wiederum nicht zu verstecken brauchten, sodass man sich vom ersten Schock berappelte und sodann die Ausstellung genießen konnte.
Ich fragte mich unwillkürlich, wie viele Suchstunden und wie viele Präparationsarbeitsstunden wohl im gesamten Fundus der Ausstellung stecken. Den Machern der Ausstellung ist es jedenfalls gelungen innerhalb erstaunlich kurzer Zeit Material im Umfang diverser paläontologischer Lebenswerke zusammenzutragen. Der Titel „Ammonite Masterpieces“ ist tatsächlich Programm, das Dinosauriermuseum ist dem mit diesem Titel postulierten hohen eigenen Anspruch mehr als gerecht geworden.
Um in diesem Bericht aufzuzeigen, dass die von Raimund Albersdörfer und Kristin Erdmann zusammengetragene Ausstellung, das Werk vieler Beteiligter ist – darunter auch diverser Steinkern-Mitglieder – habe ich versucht, einige der Präparatoren und/oder Finder mit ins Bild zu rücken, soweit diese bei Steinkern aktiv sind. Das konnte in der Kürze der Zeit und im Getümmel natürlich nicht lückenlos erfolgen – es gab diverse weitere Beteiligte aus den Reihen der Steinkern-Community. Die Namen aller Mitwirkenden, nicht nur derer aus dem Steinkern-Umfeld, sind im Buch zur Ausstellung zu finden bzw. oft auch direkt bei den Exponaten in der Ausstellung (Angabe der ex coll. / früheren Sammlung) vermerkt.
Nachfolgend möchte ich einige Fotos vom Rundgang durch die Ausstellung zeigen. Ein Teil davon entstand erst bei einem erneuten Besuch zwei Tage nach der Eröffnung, als der Smartphone-Akku längst wieder aufgeladen war und auch weniger Getümmel herrschte.
Abb. 15: Über diesem riesigen Arieten aus dem Schwäbischen Jura schwebt im Hintergrund der kreidezeitliche Riesenflugsaurier „Dracula“, eines der bedeutendsten Exponate des Dinoparks.
Abb. 16: Zu den Eyecatchern, nicht nur unter den Ammoniten aus Süddeutschland, zählt diese prachtvolle Stufe mit Harpoceraten aus dem Toarcium von Postbauer-Heng. Die Lokalität ist paläontologisch zum für Konkretionsfossilien des Toarciums berühmten Altdorfer Raum zu rechnen. Es handelt sich um ein Fundstück des Steinkern-Mitglieds Peter Reiter. Die Präparation erfolgte durch Peter Reiter und Jens Kucharski.
Abb. 17: Die englische Fossiliensammlerin und -händlerin Lizzie Hingley war in der Ausstellung gleich mit mehreren Fossilien von der Jurassic Coast vertreten, u. a. mit dieser Ammoniten-Stufe aus dem Sinemurium.
Abb. 18: Die schöne Zusammenschwemmung aus dem Sinemurium von Charmouth enthält u. a. Ammoniten der Gattungen Caenisites und Promicroceras und wurde von Lizzie meisterhaft in Szene gesetzt. Der äußere Rand des Steins, unter dem auch Ammoniten verborgen liegen, wurde nicht angetastet und umgibt das Zentrum der Ansammlung gleich einem Bilderrahmen, was dem Exponat besondere Anmut verleiht.
Abb. 19: So schwierig es heutzutage auch sein mag, sie vor Ort zu finden: Asteroceraten sind so etwas wie die Aushängeschilder unter den Ammoniten von Dorset. Rückseitig beleuchtet, scheint der honiggelbe Kalzit wunderbar durch. Hierdurch lassen sich die Lobenlinien gut erkennen. Wie ich einigen zufällig aufgeschnappten Besucherreaktionen bei der Eröffnung, aber auch bei meiner zweiten Besichtigung der Ausstellung entnahm, kommt diese Form der Präsentation beim Publikum sehr gut an („boah Papa, guck mal hier!“).
Abb. 20: Steinkern-Redakteur Paul Freitag präparierte als Auftragsarbeiten gleich mehrere Spitzenexponate für die Masterpieces-Ausstellung, u. a. diese Doppelstufe mit Unterpliensbachium-Lytoceraten. Die filigranen Krägen zu erhalten, war knifflig, aber Paul hat es dennoch geschafft. Ergänzt werden mussten lediglich kleine Bereiche, die schon bei der Bergung verlorengegangen waren.
Abb. 21: Die Lytoceraten-Stufe von der iberischen Halbinsel aus der Nähe betrachtet.
Abb. 22 a und b: Stacheln sind als Skulpturmerkmal bei Ammoniten weiter verbreitet als Krägen, aber ähnlich schwierig zu präparieren. Diese Stufe stammt ebenfalls aus dem Pliensbachium der Iberischen Halbinsel und wurde von Andi Fichtner in sorgsam ausgeführter Feinarbeit optimal in Szene gesetzt. Der aufliegende Ammonit ist nach meinem Dafürhalten ein Platypleuroceras.
Abb. 23: Zu den ausdauerndsten Präparatoren der Steinkern-Community zählt auch der schwäbische Lokalsammler Uwe Fidder. Neben Schlotheimien haben es ihm die weitnabeligen und kräftig berippten Ammoniten der Gattung Epammonites besonders angetan.
Abb. 24: Das Epammonites-Duo hat Uwe Fidder mit seinem speziellen Methodenkanon (vor allem Schabetechniken) aus dem Gestein „herausgekitzelt“. Die annähernd herzförmige Matrix trägt zum gefälligen Gesamteindruck des Exponats bei.
Abb. 25: Auch Michael Elias Günter, der derzeit in Bochum eine Ausbildung zum Präparationstechnischen Assistenten absolviert, ist mit einem schwäbischen Leckerbissen in Denkendorf vertreten: einer von ihm gefundenen und sehr schön präparierten Schlotheimia.
Abb. 26: Michaels Trossinger Schlotheimia, eine Ammonitengattung aus dem Hettangium (Unterjura), macht sich gut zwischen den anderen schwäbischen Exponaten.
Abb. 27: Auch Jens Kurcharski gehört zu den besten Ammoniten-Präparatoren der Steinkern-Community. Kein Wunder, dass Kristin und Raimund für die Masterpieces-Ausstellung auf ihn aufmerksam wurden. Das Foto zeigt Jens mit wunderschönen Fossilien (teilweise Leihgaben) von der ehemaligen ICE-Baustelle bei Greding/Kinding. Während Kinding schon in Oberbayern liegt, ist Greding zu Franken zu rechnen, sodass man die Überschrift „Franken“ durchaus gelten lassen kann. Der erloschene Fundort liegt außerdem nur rund 15 Kilometer vom Dinopark entfernt, weswegen die wunderschönen und gleichzeitig raren Bajocium-Ammoniten ideal in die Masterpieces-Ausstellung passen. Foto vergrößern.
Abb. 28: Auch Elmar Scherer, über den 2025 ein Sammlerporträt in der Steinkern-Zeitschrift erscheinen wird, war an der Ausstellung beteiligt. Hier hat er gerade ein frisch gedrucktes Steinkern-Shirt mit einem Cadomites aus seiner Sammlung übergezogen, das ich ihm erst kurz vorher übergeben hatte. Ein Teloceras hätte in seinem Fall auch gut als Shirt-Motiv gepasst, da er eine höchst beachtliche Kollektion dieser kugeligen Ammoniten aus Schwaben besitzt.
Abb. 29: Kein Wunder, dass Elmar für Raimunds und Kristins Idee einer Gegenüberstellung eines discoiden und eines kugeligen Ammoniten in einer gemeinsamen Vitrine zum Zuge kam. Das abgebildete Teloceras banksii aus Mössingen-Thalheim präparierte Elmar eigens für die Ausstellung – oder, wie Elmar so schön zu sagen pflegt, er hat es für den Zweck der Ausstellung aus dem harten Umgebungsgestein „herausgemostet“.
Abb. 30: Über einen Teil der Ausstellung wacht Friedrich August Quenstedt (1809–1889). Hätte er anderthalb Jahrhunderte später gelebt, er wäre ganz sicherlich zur Eröffnung nach Denkendorf angereist und hätte dort seine helle Freude an den Exponaten und am Austausch mit den Ausstellungsmachern und Paläontologen wie Helmut Keupp und Christian Klug sowie auch mit den anwesenden Hobby-Paläontologen gehabt. Ich bin sicher, die Ergebnisse heutiger Präparationsarbeiten hätten ihn hellauf begeistert – denn so etwas war im 19. Jahrhundert noch kaum denkbar, wiewohl das Sammeln von Rohlingen damals leichter war als heute.
Rechts oben eingeblendet: ein Pleuroceras spinatum aus Unterstürmig, gebettet auf die passende Seite aus Quenstedts „Jura“. Das Stück wurde von Steinkern-Mitglied Hans Peter Junkermann zur Ausstellung beigesteuert.
Abb. 31: Dimorphe Paare werden in mehreren Vitrinen gezeigt, was ich als sehr gute Idee empfinde. Dieses Thema hätte aus meiner Sicht durchaus Potenzial für ganze Sonderausstellungen oder eine umfangreiche schriftliche Publikation. In diesem Fall sehen wir eine Gegenüberstellung von Stephanoceras (Makrokonch) und Normannites (Mikrokonch mit Mündungsapophyse). Die größeren Makrokonche gelten als Weibchen, während die Mikrokonche die Männchen gewesen sein dürften.
Abb. 32: Perlmutt-Ammoniten der Gattung Sphenodiscus aus Alberta (Kanada) dürfen bei den Masterpieces natürlich nicht fehlen. Oft sind diese nicht komplett erhalten oder zu bergen, sodass ihre opaleszierenden Schalenbruchstücke einzeln im Handel als Schmuckstein namens „Ammolite“ angeboten werden. Komplette Exemplare, wie wir sie nun im Dinopark bewundern können, sind dann aber doch nochmals um einiges schöner!
Abb. 33: In der Ausstellungs-Rubrik „Stachelige Schönheiten“ vermag u. a. dieses Exponat mit gleich vier Metaderoceraten zu überzeugen. Auch dieses Stück kommt aus dem iberischen Unterpliensbachium. Der Präparator des Highend-Stücks ist wiederum Paul Freitag.
Abb. 34: Von jemandem im direkten Anschluss an die Ausstellungsbesichtigung nach meinem persönlichen Lieblingsstück unter den Masterpieces gefragt, war mir keine entschiedene Spontan-Antwort möglich – dazu reichte die Rechenleistung des Gehirns nach der ammonitischen Reizüberflutung nicht mehr aus bzw. ist eine Festlegung tatsächlich schwierig. Zu den Stücken, um die meine Gedanken dabei kreisten, zählt aber auf jeden Fall die hier gezeigte Konkretion mit heteromorphen Ammoniten aus dem Aptium des Walsh River (Queensland, Australien). Diese wurde so präpariert, dass man die Konkretion nahtlos wieder verschließen kann. Der Konkretionsdeckel liegt rechts oben neben der Stufe. Der Durchmesser der Konkretion beträgt 16 cm. Die exzellente Präparation wurde von Patrick Brisac durchgeführt.
Abb. 35: Bei meiner ersten nicht ganz vollständigen Runde durch die Ausstellung – hier und da hatte viel Getümmel vor den Vitrinen geherrscht – hatte ich diesen oberkreidezeitlichen „Tannenbaum“ der Gattung Hypoturrilites noch übersehen. Christian Klug, dem dieses sagenhafte Exponat besonders gut gefallen hatte, machte mich später beim Fachsimpeln in der Ausstellung auf das außergewöhnliche Stück aufmerksam. Das Rätsel um den vorerst noch vom Finder als Geheimnis gehüteten Fundort konnten wir nicht lösen. Man darf gespannt sein, was von dort in den nächsten Jahren noch an Material auftaucht. Wo ein solcher Tannenbaum gefunden wird, da gibt es bestimmt noch weitere...
Abb. 36: Heteromorphe Ammoniten haben aufgrund ihrer bizarren Schönheit und ihres Abwechslungsreichtums verdientermaßen einen beachtlichen Anteil unter den Exponaten der Ausstellung, der ihre tatsächliche Häufigkeit übersteigt. Eine Konkretion aus Resse oder ein Hyphantoceras aus Halle (Westfalen) würden sich langfristig betrachtet – aus norddeutscher Sicht – auch noch gut als mögliche Erweiterungen der Heteromorphen-Sammlung machen.
Abb. 37: Großammoniten wie dieses Lytoceras aus Sakahara (Madagaskar) zeugen vom unbeschreiblichen Fossilreichtum des vor der afrikanischen Südostküste gelegenen Inselstaates, der sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Exporteure auf dem Fossilien-Weltmarkt entwickelte.
Ich hätte hier ohne Weiteres noch 100 zusätzliche Fotos zeigen können, ohne dass die Qualität der Ammoniten in irgendeiner Weise abgeflacht wäre. Allerdings soll dieser Bericht natürlich weder einen Besuch der Ausstellung ersetzen, noch mit dem wunderschönen Bildband zur Ausstellung konkurrieren.
Nachdem alle Gäste sich mit den Masterpieces vertraut gemacht hatten und auch etwas Zeit zum persönlichen Austausch gewesen war, rundete um 20 Uhr ein Vortrag zur Ammoniten-Anatomie von Prof. Dr. Christian Klug (Universität Zürich) das Vortragsprogramm auf hervorragende Art und Weise ab. Der Zeitpunkt dafür war gut gewählt, denn jetzt war nur noch das paläontologische Fachpublikum anwesend, das sich für Details wie Weichteilerhaltung, Anzahl der Tentakel und Beweise für die Schwimmfähigkeit von Ammoniten interessierte. Christian warb bei den Gästen augenzwinkernd und gleichzeitig mit Erfolg um Verständnis für die vergleichsweise bescheidene Ästhetik und schwierige Interpretierbarkeit überlieferter Weichteile von Ammoniten.
Noch sind nicht alle Rätsel um die Ammoniten gelöst, insofern sind alle Fossiliensammler dazu aufgerufen, die Augen offenzuhalten und verdächtige Funde aus Konservatlagerstätten oder in Ammonitenwohnkammern an Ammonitologen wie Christian Klug zu melden.
Abb. 38: Christian Klugs Begeisterung für Ammoniten (und sogar die für deren bescheiden erhaltene Weichteile) übertrug sich auf das noch unter dem Eindruck der Ausstellungsbesichtigung stehende Publikum.
Auf den Tag der Eröffnung fiel auch die Publikation des Buches zur Ausstellung, das passenderweise ebenfalls den Titel „Ammonite Masterpieces“ trägt.
Auf mehr als 400 großformatigen Seiten dokumentieren Raimund Albersdörfer und Kristin Erdmann kurzweilig, kenntnisreich und in vielen Fotos die Faszination und Schönheit der Ammoniten.
Der Bildband ist in deutscher und englischer Sprache erhältlich. Er kann derzeit vor Ort im Museumsshop mit seinem breit gefächerten Angebot oder auch über den Onlineshop des Dinoparks für 86 € (zzgl. Versandkosten bei Online-Bestellung) bezogen werden: https://dinosauriermuseum.de/produkt/ammonite-masterpieces-fotoband/#
Das Buch ist sowohl für Ausstellungsbesucher interessant, um das ästhetische Feuerwerk der Ausstellung „mit nach Hause zu nehmen“ und hier einiges in Ruhe nachlesen zu können, wofür vor Ort keine Zeit war oder um Dinge nachzuschlagen, die einem wieder entfallen sind. Außerdem sind im Buch auch diverse Stücke enthalten, für die am Ende im Ausstellungskonzept kein Platz mehr war. Dabei stehen diese den ausgestellten Exponaten in nichts nach, es wäre bloß zu dicht gedrängt geworden, hätte man alles gezeigt. Hinsichtlich der Ausstellung ist an dieser Stelle lobend hervorzuheben, dass die Stücke sehr übersichtlich – oft in Einzelvitrinen – dargeboten werden, was maximalen optischen Genuss und eine Konzentration auf das jeweilige Exponat ermöglicht. So ist der Eindruck vollkommen anders, als in den meist bis zur maximalmöglichen Auslastung beladenen Sammlervitrinen daheim, bei denen man froh sein kann, wenn die Vitrinenböden nicht eines Tages unter dem Gewicht der Exponate zerbersten.
Wer nicht die Möglichkeit hat, die Ausstellung zu besuchen, findet im Buch eine schöne Alternative, die man bequem zu Hause genießen kann. Am besten ist es natürlich, man fährt hin und erwirbt ergänzend das Buch.
Abb. 39: Raimund und Kristin mit einem Exemplar ihres Buches bei der Ausstellungseröffnung.
Das großformatige Buch (27 cm x 32,5) Ammonite Masterpieces (ISBN: 978-3-00-078176-6) kostet, wie bereits erwähnt, 86 € (zzgl. Versand). Dieser Preis ist für die edle Ausstattung, die Größe und den Umfang des Buches günstig. Beim Kauf vor Ort im Shop oder der Produktauswahl im Onlineshop bzw. generell bei der Bestellung des Buches sollte auf die Auswahl der richtigen Sprachversion geachtet werden.
Abb. 40: Das Masterpieces-Buch im Museumsshop des Dinosauriermuseums.
Also, liebe Steinkern-Leserinnen und -Leser: nichts wie los! Fahrt ins Dinosaurier Museum Denkendorf und seht Euch den Dinopark samt Ammoniten-Ausstellung an! Der Dinopark ist nicht erst durch die Ammoniten-Ausstellung zu einer der Wohlfühloasen für Fossilienfans in Deutschland avanciert. Und auch das Buch sollte man sich rechtzeitig sichern, bevor es eventuell wie Wolfgang Grulkes ähnlich dimensionierter, thematisch etwas enger gefasster Klassiker „Heteromorph - The Book“ schon bald vergriffen ist.
Dank
Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dinosaurier Museums Altmühltal und allen Mitwirkenden an der Ausstellung, die es Raimund Albersdörfer und Kristin Erdmann ermöglicht haben, zusammen echte Meisterstücke ( Masterpieces eben!) zu schaffen, die Ausstellung und das Buch.
Raimund und Kristin gratuliere ich zur Eröffnung ihrer Ausstellung sowie zur Buchpublikation und wünsche beidem den gebührenden Erfolg!
Sönke Simonsen für Steinkern.de
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