Aktuelle Ammoniten-Ausstellung von Heribert Schwandt in der Schleifmühle Schwerin

Das Interesse der Bevölkerung an Erdgeschichte und Fossilien kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geweckt werden. Es bedarf dazu jedoch immer eines konkreten persönlichen Auslösers, da in den Lehrplänen der Schulen heutzutage kaum Platz für Paläontologie und Fossilien ist. Die Zeiten, in denen Kinder schon vom Dorfschullehrer mit zur Fossiliensuche genommen wurden, sind leider lange vorbei. Das Thema Fossilien wird heute zumeist allenfalls noch im Biologieunterricht beim Thema Evolution kurz gestreift und ein Schulausflug zur Fossiliensuche dürfte heutzutage die absolute Ausnahme sein. Dieser erste Auslöser einer näheren Beschäftigung mit Fossilien muss also heute anders erfolgen. Oft ist es so, dass ein Laie mehr oder weniger zufällig auf ein Fossil am Strand oder beim Wandern im Schotter am Wegesrand stößt und mehr darüber erfahren möchte – eine Google-Recherche führt heutzutage schnell zu den einschlägigen Websites, die eine Vertiefung und einen Austausch mit Gleichgesinnten ermöglichen - noch nie war es einfacher auf reichhaltige und kostenlose Informationen über Fossilien zu stoßen wie heute. Eine andere Variante auf Fossilien zu stoßen ist es, dass man von einem Fossiliensammler aus dem Bekanntenkreis zu einer Exkursion mitgenommen wird oder durch Medienberichte über Neuentdeckungen auf das Thema stößt und einen infolgedessen selbst das Entdeckerfieber packt. Häufiger aber kommt es wohl vor, dass man zunächst bei einem Museumsbesuch Fossilien zu sehen bekommt. Durch die faszinierenden Formen und das fast unvorstellbare erdgeschichtliche Alter kann der Wunsch aufkommen, sich selbst einmal auf die Suche zu begeben und tiefer in die Materie einzusteigen. Hat man dann das erste Fossil gefunden, ist das oft der Beginn einer langen Sammlerkarriere  das Fossilien sammeln ist zweifelsohne ein Hobby mit "Suchtfaktor".

 

In diesem Sinne sind nicht nur die großen Ausstellungen renommierter Museen wichtige Multiplikatoren, um das Interesse an der Paläontologie wachzuhalten beziehungsweise überhaupt erst zu wecken, sondern auch kleine lokale Ausstellungen, seien sie dauerhaft angelegt oder temporärer Natur. Für Fossiliensammler, die Zeit dafür und Spaß daran haben Derartiges auf die Beine zu stellen, gibt es in wohl jeder Region geeignete Präsentationsplattformen, um Werbung für das Thema Fossilien zu machen und ein interessiertes Publikum zu erreichen. Deutschland ist voller solcher Kleinode, in deren Räumlichkeiten Fossilienausstellungen bestens präsentiert werden können. Auch Fossilienbörsen und deren Sonderschauen sind als Präsentationsplattform geeignet, dort kann sogar ein Fachpublikum angesprochen werden. Auf diese Weise lässt sich die private Sammlung bzw. lassen sich Teile davon ungleich mehr Besuchern zugänglich machen als man damit realistischerweise in den eigenen vier Wänden erreichen könnte. Auch dies bietet einen Anreiz solche Ausstellungen zu machen, denn einen gewissen Finderstolz hat ja nahezu jeder Sammler.

Ein geeigneter Ort für kleine temporäre Fossilienausstellungen ist auch die Schleifmühle Schwerin, in der erst seit 2017 in einer Dauerausstellung die kulturhistorische Bedeutung der Wassermühle und der Schleifmühle dargestellt werden. Neben technischen Schauanlagen und Erläuterungen zur Nutzung der Wasserkraft bringt die Dauerausstellung den Besuchern die Entwicklung und Nutzung der Schweriner Wassermühle näher. Auch erfährt man beim Besuch der ehemaligen Mühle von den Arbeits- und Lebensbedingungen der Schleifmüller und Tagelöhner im 18. und 19. Jahrhundert. Die Mühle war vom Beginn des frühen 18. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert in Betrieb. Wer sich für die Mühlengeschichte interessiert, kann hier weiteres darüber nachlesen.

An dieser Stelle soll ein Überblick über die von Steinkern-Redakteur Heribert Schwandt (Oststeinbek) dort kürzlich eingerichtete temporäre Sonderschau mit Fossilien aus dem Erdmittelalter (Mesozoikum) gezeigt werden. Nach Karina Thiede (Parchim), die in diesem Jahr Fossilien aus dem Sternberger Gestein dort ausgestellt hatte, präsentiert nun Heribert Stücke aus seiner Kollektion. Die seit 22. Oktober 2019 zugängliche Schau mit seinen Fossilien läuft bis ins Frühjahr 2020. Heribert hat sich dazu entschieden Ammonoideen (Ammoniten und Ceratiten) aus Trias, Jura und Kreide zu präsentieren. Das Material hat er überwiegend selbst gesammelt und es stammt vorwiegend aus Deutschland, doch auch aus England und Frankreich sind Stücke vertreten. Die Lokalitäten von denen die Fossilien stammen, werden in den nachfolgenden Bildunterschriften aufgeführt.

Vor Beginn einer Ausstellung ist eine der ersten Maßnahmen Maß zu nehmen, um zu Hause die Ausstellung auf den vorhandenen Platz ausrichten und eine entsprechende Auswahl von Stücken treffen zu können. In diesem Fall standen Heribert vier Tischvitrinen mit einem Format von je 100 x 50 cm zur Verfügung. Nicht viel, wenn man den Umfang seiner Sammlung bedenkt. Insofern hatte Heribert die Qual der Wahl. Für welche Stücke er sich entschieden hat, sehen Sie nachfolgend selbst. Falls Sie übrigens Stücke wiedererkennen sollten, haben Sie ein gutes Gedächtnis, denn manche der Exponate hat Heribert bereits im Rahmen der Steinkern-Galerie präsentiert. Die folgenden vier Fotos zeigen jeweils eine Gegenüberstellung aus der Zusammenstellung zuhause und der Umsetzung vor Ort. In der Mühle dann komplettiert um die Beschriftung der jeweiligen Stücke. Die Präsentation erfolgt von alt nach jung (Trias -> Jura -> Kreide).

 

Die meisten Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.

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Vitrine 1:
Links: Trias-Fossilien von Gramschatz, Pfersdorf und Gundelsheim.
Mittig und rechts: Unterjura-Exponate aus Grimmen, Ahrensburg und Yorkshire.

 

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Vitrine 2:
Unterjura-Funde von Thouars, Altdorf, Schlaifhausen, Holzmaden, Mistelgau, Buttenheim, und Kalchreuth.

 

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Vitrine 3:
Stücke aus Unterjura (links), Mitteljura (zentral) und Oberjura (rechts): Vertreten sind Ammoniten aus den Grands Causses, aus Bonenburg, aus Ledde und Velpe, vom Voßberg sowie aus Drügendorf.

 

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Vitrine 4:
Links Ammoniten aus dem Oberjura von Gräfenberg, mittig Material aus der Unterkreide von Haste, aus Hollwede, von Wissant (Côte d’Opale) und aus Dörenthe.

 

 

Abschließend noch zwei Ansichten der gesamten temporären Ammoniten-Ausstellung in der Schleifmühle:

 

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Vielleicht ist ja der eine oder andere Steinkern-Leser in den nächsten Monaten in Schwerin und hat Gelegenheit sich die Schau anzusehen?

 

Wer über eine umfangreiche Sammlung verfügt und bisher noch keine entsprechenden Ausstellungen auf die Beine gestellt hat, mag diesen Bericht auch als Anregung begreifen, selbst etwas Öffentlichkeitsarbeit für das Fossilien sammeln zu betreiben – es macht Spaß und es weckt das Interesse an Paläontologie!

Dies erachte ich für wichtig, gerade in Zeiten, in denen sich die Ausübung unseres einzigartigen Hobbys zu Unrecht immer größeren Erschwernissen, gerade auch beim Zugang zu Fundstellen ausgesetzt sieht. Es ist ein einzigartiges und traditionsreiches Hobby mit Volksbildungscharakter, dessen Ausübung durch Enthusiasten seit Jahrunderten einen wesentlichen Beitrag zur Wissenschaft leistet - citizen science im besten Sinn. Das können und sollten wir Sammler durch solche Öffentlichkeitsarbeit im Kleinen immer wieder deutlich machen und damit vielleicht den gesellschaftlichen Boden dafür bereiten, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen sich eines Tages wieder so umgestalten lassen, dass das ungebrochen große Interesse an Fossilien in der Fläche des Landes durch legale Zugangsmöglichkeiten zu möglichst zahlreichen relevanten geologischen Aufschlüssen bedient werden kann und sich somit noch größeren Teilen der Bevölkerung erschließt.

 

Doch wieder zurück zur Schleifmühle!

Öffungszeiten, Eintittspreise, Anreise und weitere Informationen finden Sie hier:


https://www.schleifmuehle-schwerin.de

 

 

Alle Fotos und Exponate im Bericht: Heribert Schwandt

 

Sönke Simonsen für Steinkern.de

 


 

Diskussion zur Ausstellung bzw. zum Bericht im Forum:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&p=261899