Ausrüstung fürs Gelände

Vom "richtigen" Werkzeug ! (Der richtige Hammer)

20.9.2005

Weil ich überrascht bin wie oft in Foren nachgefragt wird, welche Geologen-Werkzeuge (insbes. Geologen-Hämmer) man kaufen soll, will ich hier einige Antworten auf die häufig gestellte Fragen geben.

Meine Ausführungen mögen demjenigen, der sich selber schon "alter Hase" nennen darf, evtl. überflüssig erscheinen.

Deshalb ist der Bericht vielmehr für diejenigen gedacht, die bisher z.B. mit irgendwelchem Baumarkt-Werkzeug auf die Fossilien-Jagd gegangen sind und sich nun - da man dem Hobby treu bleiben will - etwas "professionelleres" Werkzeug zulegen wollen.

Das im Beitrag geschriebene stellt meine persönliche Meinung dar die auf jahrelanger Erfahrung in Hobby u. Beruf basiert. Sie soll als Vorschlag zu Kaufentscheidung dienen !

- Thomas B. -

 

1. Maurerhammer:

 

DER Hammer, mit dem die meisten beginnen Ihrem Hobby zu fröhnen.
Als Einstiegshammer für Anfänger ein durchaus geeignetes Werkzeug mit dem man Gesteine zerspalten und zerschlagen kann. Auch eignet sich der Hammer gut zu
leichten Grabarbeiten (Scharren im Ton etc.).
Bei den Maurerhämmern unterscheidet man heute 2 Formen:

Den Maurerhammer "Rheinische Form" und den Maurerhammer "Berliner Form".
Beide Hämmer haben eine Schneide wobei die Schneide der Rheinischen Form
etwas schmaler ist als die der Berliner Form. Dadurch kommt die Rheinische Form dem Geohammer (Schürfhammer) am nächsten.
Beide Hämmer haben ein Gewicht von ca. 600 g und beide gibt es entweder mit einem Holzstiel (selten) bzw. einem Stahlrohrstiel (häufig).

1a. Maurerhammer Rheinische Form
Ein universell einsetzbarer Hammer den man auch mal als  Spalthammer (für brüchige Gesteine) einsetzen kann indem man mit einem Fäustel auf die Schlagfläche schlägt.
Weil das Metall nicht so hart ist wie bei einem echten Geo-Hammer besteht kaum
Splittergefahr. Der Hammer ist sehr günstig sodass ein Verlust leicht zu verschmerzen ist. Der Einstiegspreis liegt so ca. bei 8 Euro.

tomba_maurerh_rhein_kunststgriff.jpg
oben: Maurerhammer "rheinische Form"

tomba_maurerhammer_Berlin_2.jpg
oben: Maurerhammer "rheinische Form".
Wenn man von einem Schmied das Auge weiten
läßt und gleichzeitig die Schneide etwas schmäler
und länger zieht, entsteht auch ein sehr brauchbarer
Hammer der gut geeignet ist. Jedoch ... wer hat heute
noch einen Schmied in der Nachbarschaft.
Leider ist mein "Eigenbau" irgendwann einmal
verloren gegangen - aber er hatte fast 5 Jahre gehalten.



1b. Maurerhammer Berliner Form

Hat im Gegensatz zum Maurerhammer Rheinische Form eine etwas breitere Schneide sowie eine etwas schlankere Schlagfläche.
Weil die Schlagfläche etwas schlanker verläuft eignet sich dieser Hammer weniger gut zum Zerklopfen von Gestein. Sehr gut dagegen ist er zum Graben und Scharren geeignet. Zum Spalten (z.B. Schieferplatten) ist der Hammer - trotz breiter Schneide - kaum geeignet. So einen Hammer habe ich meist als Ersatzhammer im Kofferraum liegen.

tomba_maurerh_berlin_holzgriff.jpg
oben: Ein Maurerhammer "Berliner Form" mit Holzstiel.
Etwas exotisch.


tomba_maurerh_berlin_kunststgriff.jpg
oben: Ein Maurerhammer "Berliner Form" mit dem allseits
bekannten Stahlrohrstiel und der breiten Schneide incl. Nagelzieher.



Wichtig:

Beim Kauf sollte man darauf achten einen Hammer mit TÜV und GS Zeichen zu kaufen. Der Schwachpunkt bei diesen Hämmern ist meist der Übergang vom Stahlrohrstiel in den Kopf. An dieser Stelle brechen diese Hämmer - insbesondere wenn man die billigste Qualität ohne TÜV und GS-Zeichen kauft - sehr häufig und relativ bald ab. Trotzdem sollte man dem Stahlrohrstiel den Vorzug gegenüber dem Holzstiel geben weil Holzstiele mit der Zeit locker und brüchig werden.

Mittlerweile gibt es beide Hämmer auch mit Glasfiberstielen. Diese sind durchaus
auch empfehlenswert wenn diese ein TÜV und GS-Zeichen besitzen. Ohne diese Auszeichnungen erhält man u. U. einen Hammer, dessen Kopf nur schwach mit dem Stiel verbunden ist und sich deshalb lösen kann. Gute Hämmer dagegen sind nicht nur gut verpresst sondern auch fest verklebt. Aber das ist auf Anhieb nicht zu erkennen.

Nur nebenbei ...
Wir mußten in meiner früheren Firma einmal tausende von Glasfiberwerkzeugen zurückrufen weil bei einigen Vorschlaghämmern und Äxten sich die Verklebung zwischen Kopf und Stiel gelöst hatte. Der Kopf war - von außen nicht sichtbar - nur teilweise in den Kopf verpreßt. Den restl. Raum füllten die Hersteller in China einfach mit einer Füllmasse auf die den Eindruck vermittelte, der Kopf wäre bombenfest verklebt. Also aufpassen beim Kauf !
Einen Vorteil hat der Holzstiel gegenüber den Stahlrohr- oder Glasfibersteilen jedoch: abgebrochene Stiele kann man ersetzen. Ich hab mir früher aus abgebrochenen Schaufelstielen extra lange und extra starke Hammerstiele hergestellt mit denen ich auch immer sehr gerne gearbeitet habe.
Jedoch haben die vergrößerten Hebel auch dazu geführt, dass die Stiele häufiger gebrochen sind.

Nicht verwechseln sollte man die Maurerhämmer jedoch nicht mit
einem Latthammer (hat neben der Spitze eine Vorrichtung zum Nägel ziehen).
Zum Zerklopfen von Gesteinen ist dieser Hammer zwar auch geeignet, zu mehr jedoch nicht !

tomba_latthammer.JPG
oben: Ein typischer Latthammer wie Ihn die Zimmerleute
einsetzen ... aber doch bitte nicht Geologen !

 

2. Geologen-Werkzeuge (von Estwing)

Estwing Geologen Hammer

Estwing stellt 2 Formen von Geologen-Hämmern. Diese kann man getrost als Mercedes unter den Hämmern bezeichnen wobei ich bemerken möchte ... dass die Hämmer (im Gegensatz zu manchem PKW mit ähnlichem Namen) nicht nur teuer sondern auch gut und zuverlässig sind.
Estwing Hämmer bestehen aus Spezialstahl der für die Gesteinsbearbeitung besonders gut geeignet ist. Stiel und Kopf sind aus einem Stück geschmiedet,
und bilden eine exakt aufeinander abgestimmte Einheit wobei der Stiel nicht (wie bei den Maurerhämmern) innen hohl ist.

 

2a. Estwing Schürfhammer

Dieser Geologenhammer besitzt eine Schneide.
Er sieht ähnlich aus wie der Maurerhammer Rheinische Form.

Vom Maurerhammer her kommend habe ich mir anfangs einen Schürfhammer zugelegt weil ich gemeint habe, dass diese besser zum Spalten geeignet sei als der Geologen-Pickhammer. Dies war jedoch eine Fehlannahme.

Der Hammer hat mich in der Praxis nicht überzeugt. Der Stiel war zu kurz, der Hammer insgesamt zu leicht. Beim Klopfen kam zu wenig Schlagenergie auf den Stein. Und zum Spalten von zähem Ton war der Pickhammer auch besser geeignet.

Deshalb verwende ich diese Ausführung des Geologen-Hammers eigentlich nicht mehr. Auch habe ich diesen noch nicht  besonders häufig "auf Baustellen" gesehen.
Er scheint einfach nicht so gut geeignet bzw. unbeliebt zu sein.
Der Schürfhammer wird in 3 unterschiedlichen Ausführungen angeboten:
Länge 270 bis 285mm bzw. 340 bis 675 g Gewicht. Alle Ausführungen haben einen sog. Vinyl Griff der die Schlagenergie gut absorbiert und damit die Hand bzw. das Handgelenk schont.

tomba_estwing_schuerfhammer.JPG
oben: Die verfügbaren Ausführungen des Estwing Schürfhammers


2b. Estwing Pickhammer

Dieser ist der eigentliche echte und typische Geologen-Hammer !

Auch er wird in 3 verschiedenen Ausführungen angeboten:
Länge 280 bis 410mm bzw. 390 bis 620g Gewicht. Alle Ausführungeh haben einen sog. Vinyl Griff der Schlagenergie gut absorbiert und damit die Hand bzw. das Handgelenk schon.

Zusätzlich wird beim 330mm / 660g Hammer eine Ausführung mit Ledergriff angeboten. Somit gibt es 5 unterschiedliche Varianten.
Jedoch hat der Ledergriff den gravierenden Nachteil dass die Wicklung irgendwann bricht und dann der Hammer bei jedem Schlag klirrt. Das kann ganz schön nervig sein.


tomba_estwing_pickhammer.JPG
oben: Die verfügbaren Ausführungen es Estwing Pickhammers (m. Vinyl-Griff).
Die Abbildung desselben Hammers ... nur mit Ledergriff ... spare ich mir.



2c. Picard Geologenhammer

Einzelne Sammler schwören auf Ihren Picard-Geologenhammer.
Picard ist ein deutscher Top-Hersteller von Werkzeugen.
Jedoch hab ich deren Geologenhammer nie selber getestet weshalb ich
dazu nichts sagen will.
Von dem Picard-Hammer gibt es 4 Ausführungen: 300 bzw. 500g - jeweils mit Spitze oder Schneide.

Im Gegensatz zum Estwing-Geologenhammer besitzt der jedoch "nur" einen
Stahrohrstiel. Da nicht aus einem Stück handgeschmiedet ... ist er sicherlich günstiger zu erhalten als ein echter Estwing-Geologenhammer.


3. Fäustel

Neben einem Geologenhammer sollte man immer auch einen handlichen Fäustel dabei haben wenn man auf Fossilienjagd geht.
Bei den Fäusteln gehen die Meinungen etwas weiter auseinander wie bei den Geologen-Hämmern. Sicherlich kann mit jedoch ordentlichen Baumarkt-Fäustel
fast genau so gut gearbeitet werden wie mit einem orginal Estwing-Fäustel.
Ich selber habe ein ganzes Sortiment an verschiedensten Fäustel über die Jahre zusammengetragen und getestet. Aber wenn ich heute losziehe, dann habe ich immer in einer Hand meinen Estwing-Pickhammer und in der anderen meinen Estwing-Fäustel. Und in der Meterstab-Tasche meiner Latzhose steckt ein
Estwing-Stein-Flachmeissel. Damit bin ich für die meisten Fälle ausgerüstet die
bei kleinen Touren auftreten.


3a. Estwing-Fäustel
Dieser wird in Längen zwischen 275 und 400mm bzw. einem Gewicht von 900 bis 1800g angeboten. Auch dieser Hammer ist aus einem Stück geschmiedet und besitzt die schockabsorbierenden Vinyl-Griffe.
Die Schlagflächen des Fäustelkopfes sind seitlich abgeplattet. Das bewirkt, dass auch dann, wenn man einen Stein nicht perfekt getroffen hat, fast die volle Schlagkraft auf den Stein übertragen wird. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Schlagenergie dieser Hammer aufbringt. Meine Empfehlung geht zum 1300g Fäustel
als Einstiegsfäustel weil ja schon der normale Geologen-Hammer knapp über 600g besitzt und der Gewichts-Abstand sonst etwas gering wäre.

Meinen Estwing-Fäustel würde ich so wenig wieder hergeben wie meinen Estwing-Pickhammer.

tomba_estwing_faeustel.jpg


Schade nur, dass Estwing keinen Vorschlag-Hammer im Programm hat.
Es wäre meine nächste Anschaffung.
Diesbezüglich bin ich auch auf die "Baumarkt" Vorschlaghämmer angewiesen ...
wobei die einen Sammler auf Holzstiele ... die anderen auf Glasfiberstiele "abfahren.
Aber das kann / muss jeder selber rausfinden was einem besser liegt.

4. Steinmeissel
Für die meisten Eventualitäten ist man gerüstet wenn man im Rucksack zusätzlich zum Pickhammer und Fäustel noch einen mittelgroßen Stein-Spitzmeissel und Stein-Flachmeissel dabei hat. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen mit den Estwing Hämmern habe ich mir vor etlichen Jahren einen Estwing-Spitzmeissel und einen Estwing-Flachmeissel zugelegt. Diese sind kurz und somit sehr handlich und leicht zu verstauen / transportieren. Der Griffbereich und das Schlagende sind mit Vinyl ummantelt. Dies dient nicht nur der Schockabsorbtion sondern erhöht auf die Griffigkeit. Zudem sind die Schlagenden etwas breiter geschmiedet so dass man den Meissel beim Klopfen nicht so oft verfehlt.
Von den Meisseln gibt es 4 Ausführungen wobei ich selber jedoch nur die 2 mittleren (der mit der Spitze und der mit der mittelbreiten Schneide) einsetze.
Der dünne Lang-Flachmeissel ist eher was für die Grobpräparation .. daheim in der Werkstatt oder im Freien.

Der Stein-Flachmeissel mit der breiten Schneide ist zu breit um z.B. Schiefer zu spalten. Er hat eher was von einem Steinmetz-Charier-Eisen.
Da findet man im Baumarkt besser geeignete Meissel (Backsteinmeissel, Breit-Flachmeissel, etc.).
Zum Aufzuzwängen von Spalten und zum Formatieren von Blöcken dagegen mag er besser geeignet sein.

tomba_estwing_meissel.JPG



Warum sollte man "echtes" Geologenwerkzeug verwenden ?

Der Stahl z.B. der Estwing-Geologenhämmer ist härter und zäher als der eines normalen Maurerhammers. Der Stiel ist massiv (Kopf u. Stiel sind zudem aus einem Stück handgeschmiedet) und bricht praktisch nicht ab.

Nichts ist ärgerlicher als wenn auf einer Baustelle / Fundstelle ein Hammer kaputt geht und man keinen Ersatz dabei hat.

Kaputt bekommen tut man Geologenhämmer eigentlich nur dann, wenn man diese
als Meissel einsetzt und hinten drauf mit einem Fäustel schlägt.
Entweder verbiegt es einem dann die Spitze (die dann irgendwann abbricht) oder es bricht seitlich ein Stück der Bahn ab (=flaches Hammerende).

Deshalb sollte der Geohammer nicht in Verbindung mit einem Fäustel eingesetzt werden. Auch sollte man den Hammer nicht in eine Spalte zwängen und dann den Stiel brutal seitlich wegdrücken um die Spalte aufzuhebeln. Auch dabei kann der Hammer durchaus zerstört werden ... auch wenn mir dies noch nie passiert ist.

Bei einem Maurerhammer ist das kein Problem. Der Stahl ist weicher und neigt nicht so schnell zum Splittern oder Abbrechen. Und wenn ... dann ist der Verlust nicht so groß wie bei teuren Geologen-Hammer. Wobei jedoch bemerkt werden sollte,
dass Estwing auf seine Werkzeuge eine lebenslange Garantie gibt ... vorausgesetzt man geht nicht "falsch" mit dem Werkzeug um. Auch ich habe schon mal einen
Pickhammer kostenlos umgetauscht bekommen bei dem die Spitze nach einem
Jahr abgebrochen war.

Vorallem aber hat ein Geologenhammer einen besseren "Durchzug". Obwohl das Gewicht des Hammer doch "relativ niedrig" ist, kann man damit auch mühelos Steine zerklopfen, die eigentlich eher etwas für einen kleinen Fäustel wären. Grund ist sicherlich die optimale Übertragung der Kraft direkt auf die Schlagfläche oder Spitze. Die Erschütterungen im Handgelenk sind reduziert (bei Vinyl-Griff).



Aufpassen mußt man allerdings beim Kauf schon !

Machmal werden auch Geologenhämmer als solche verkauft, die Ihre Namen nicht verdienen und die Ihr Geld auch nicht wert sind. Meist handelt es sich um irgendwelche No-Name Hämmer die zwar wie ein Geologen-Hammer aussehen, aber damit nicht viel gemein haben ... außer vielleicht die Grundform u. den Namen.
Da merkt man allerdings erst bei der Arbeit wenn die Schlagkraft nicht korrekt auf die Spitze oder auf die Schlagfläche übertragen wird und damit die Arbeit keinen Spaß mehr macht weil die Handgelengserschütterungen Schmerzen verursachen.

(Bild von so einem Hammer folgt ... muss nur noch das ungeliebt Stück 
in meinem Lager suchen !)
 
Deshalb am Hammer  bzw. bei den Meisseln nicht sparen !!
Ein echter Estwing Pick-Hammer hält durchaus 20 Jahre und länger, ein Estwing-Fäusel bzw. Estwing-Meissel vielleicht ewig, wenn man diese nicht falsch einsetzt !
Werkzeuge aus dem Baumarkt halten dagegen teilweise oft nur wenige Wochen !


Schlußbemerkung:

Da Estwing-Werkzeuge nun überhaupt nicht billig sind, lohnt ein Preisvergleich im Internet immer ! Die Preise gehen teilweise sehr weit auseinander. Manchmal hilft auch ein Blick in eBay ! Dort jedoch die Versandkosten beachten !!!
 
Quellen:

Eine Übersicht über Estwing-Werkzeuge findet man bei der für Europa zuständige Vertretung:

http://www.fivel.nl/


Bezug ist jedoch nur über den Handel und nicht direkt möglich !)

Picard-Werkzeuge findet man auf der Homepage von Picard:
http://www.picard-hammer.de/

Weitere Anbieter von Estwing-Werkzeugen:
Die Firma Krantz:
http://www.krantz-online.de

Die Firma Mikon:
http://www.mikon-online.com/

und andere nichtgenannte Firmen, die man über Google leicht findet, wenn man als Suchbegriff ESTWING eingibt.