Sonstige Berichte

Rezension: „Eine Reise in den unteren Jura der Region Altdorf“ von Matthias Weißmüller

Fossilien aus Altdorf Cover klein

Im November 2017 erfuhr ich von der Neuerscheinung der „Reise in den unteren Jura der Region Altdorf“. Da ich den Unterjura recht interessant finde, obwohl ich nicht in diesem Zeitalter sammle, bestellte ich mir daraufhin das Buch. Wie vielen anderen Sammlern auch, war mir der Lias epsilon (Toarcium) von Altdorf schon vorher ein Begriff. Abbildungen der ästhetisch ansprechenden Fossilien aus dieser Fundregion findet man in diversen Büchern und auch auf der Homepage und im Forum von Steinkern.de wurde im Laufe der Jahre schon einiges an Altdorfer Fossilien gezeigt, nicht zuletzt auch vom Autor des Buches.

Ende November wurde das Buch dann geliefert und sogleich mehrmals überflogen. Ich war danach schon recht erschlagen von der Vielzahl Bilder. Ein paar Tage später ging es ans Lesen.

 

 

Abb. 1 (nebenstehend): Das Cover des Buches.

Das Buch ist ein Werk vom Sammler für Sammler über eine tolle Fundregion, die immer wieder spektakuläre Funde liefert und meines Wissens in diesem Umfang noch nicht dokumentiert wurde.

Ich bin nicht unbedingt ein Ammonitenliebhaber, aber was da aufgefahren wird, ist schon heftig – spektakuläre Exponate, wie man sie nur selten zu sehen bekommt!

Neben Museumsstücken (vgl. Abb. 2) werden viele exzellent erhaltene, zum Teil einmalige Stücke aus privaten Sammlungen gezeigt.

 

4 ichthyosaurier kl

Abb. 2: Dieser insgesamt etwa 1,5 m lange Ichthyosaurier Stenopterygius wurde mit enormem Zeitaufwand aus einem Laibstein herauspräpariert. Das Exponat befindet sich in der Ausstellung des Naturhistorischen Museums Nürnberg. Foto vergrößern.

 

1

Abb 3: Phylloceras heterophyllum (ca. 23 cm) mit juvenilen Phylloceraten und Cleviceras elegans. Foto und Präparation: Arno Garbe.

 

3

Abb. 4: Stufe mit Harpoceras serpentinum und Cleviceras elegans, Präparation und Foto: Klaus P. Weiss.

 

12 Pachycormus

Abb. 5: Schädel des Fisches Pachycormus, von der Kieferspitze bis zum hinteren Kiemendeckel gemessen 27 cm, Sammlung: Martin Görlich.

 

9

Abb. 6: Lytoceras ceratophagum, 29 cm, Sammlung: Martin Görlich.

 

Es geht in Matthias Weißmüllers Buch bei Weitem nicht nur um Ammoniten. Der Autor beschäftigt sich systematisch mit dem gesamten Fossilspektrum des Toarciums im Raum Altdorf. Einen Schwerpunkt der Darstellung bilden die sonst oft nur stiefmütterlich behandelten Belemniten. Die Seiten des Buches sind durchweg mit sehenswerten Exponaten und immer wieder auch mit wirklich selten gesehenen Raritäten garniert.

Neben den bei Sammlern sehr begehrten Fossilien aus den Laibsteinen des Unteren Toarciums wird auch die Fauna des Oberen Toarciums ausführlich besprochen.

7 belemniten

Abb. 7: Belemniten aus dem Kanaleinschnitt bei Dörlbach.

 

Regelmäßig eingestreute Fotos aus dem Gelände, die Fundsituationen, Aufschlussverhältnisse und Stratigraphie verdeutlichen, runden das Bild ab.

5

Abb. 8: Fossilreiche Toarcium-Schichten am Dörlbacher Einschnitt warten darauf durchsucht zu werden.

 

Was dieses Buch so spektakulär macht, ist vor allem die sehr gründliche Dokumentation der Aufschlüsse durch gekonnte Verknüpfung von Texten und Bildern. Das Highlight ist für mich die Beschreibung der klassischen Lokalität des Dörlbacher Einschnitts am Ludwig-Donau-Main-Kanal, die vor wenigen Jahren aufgrund drohender Hangrutschungen abgeböscht werden musste und in diesem Zuge temporär neu erschlossen wurde.

In den Jahren 1840 und 1841 wurde hier von hunderten Arbeitern, noch zu einem großen Teil in Handarbeit mit Hacke, Schaufel, aber auch mittels Sprengungen und mit einem dampfbetriebenen Bagger der Kanal ausgeschachtet und dabei so manches Fossil geborgen. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung als sich vor einigen Jahren abzeichnete, das hier für mehrere Millionen Euro etwa 80.000 Kubikmeter Gestein entnommen werden sollte. Nach relativ magerem Auftakt lieferte die Fundstelle tatsächlich die erhofften Funde.

Die Schilderungen des Autors gewähren einen Einblick „hinter die Kulissen“, der aufzeigt, wie diese Fundstelle aus sammlerischer Sicht erlebt wurde und welch hoher Aufwand hier mitunter betrieben werden musste, um zu Funden zu gelangen, diese zu bergen und zu präparieren. Die Fundmengen waren präparatorisch bislang noch nicht vollständig zu bewältigen, jedoch beschränkt sich die Darstellung nicht auf Funde aus dem Dörlbacher Einschnitt, auch älteres Sammlungsmaterial wurde einbezogen. Hier gelang es dem Autor erfreulicherweise einige Sammlerfreunde mit Altdorf-Spezialsammlungen zur Mitarbeit zu gewinnen, aus deren Sammlungen er für das Buch zusätzlich zu seinen eigenen Fossilien schöpfen konnte.

2 Doerlbach

Abb. 9: Das Buch vermittelt Kenntnisse der Stratigraphie und Fossilführung, die für das Suchen in künftigen Aufschlüssen in der Region um Altdorf, aber auch insgesamt im Toarcium nützliches Hintergrundwissen darstellen.

 

Das Sahnehäubchen ist, dass der Autor hier nicht mit „Detailinformationen“ geizt. Dies macht dieses Werk besonders interessant, weil man das Geschehen auf der Baustelle nachträglich miterleben kann. In meinen Augen eine ganz wichtige Art der Dokumentation, die über das streng Wissenschaftliche hinaus geht, da hier Erfahrung und Intuition einfließen, die dem Sammler potentiell Ableitungen erlauben, die sich auf andere Lokalitäten übertragen lassen.

Abgerundet wird das Buch durch ein knapp gehaltenes Kapitel über die Präparation der Funde, in dem aber aber alles Wesentliche gesagt und gezeigt wird.

 

10 11 Altdorf

Abb. 10 und 11: Im Kapitel „Präparation der Funde“ wird bildreich dokumentiert wie es Jürgen Geppert gelang aus einem hoffnungslos erscheinenden Fall, einem aufgebrochenen Harpoceras serpentinum, ein Prachtstück für seine Sammlung zu machen. Der Durchmesser des Ammoniten beträgt 30 cm.

 

Fazit:

Der Autor hat sich einer gewaltigen Aufgabe gestellt, die er in meinen Augen sehr gut gestemmt hat. Das Buch ist eine Bereicherung der Fossilienliteratur, gerade weil es aus der Sicht des Sammlers und damit aus einer etwas anderen Perspektive als üblich geschrieben wurde. Dieses Buch ist ein echter Zugewinn!

 

Eckdaten:

Erschienen: 4. Quartal 2017

Umfang: 197 Seiten, Format A4 (hoch), über 450 Abb.

Selbstverlag Matthias Weißmüller

Der Verkaufspreis des gebundenen DinA4-Buchs beträgt 29,90 Euro.

Der Preis für das kleinere, ebenfalls gebundene Buch (17 x 24 cm) 24,80 Euro

Preise jeweils zzgl. Versandkosten

 

Autor und Bezugsquelle:

Matthias Weißmüller

Schloßstr. 15

92384 Berg

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Alle Abbildungen, die ich hier exemplarisch zeigen durfte, sind auch im Buch wiederzufinden.

 

Rezension: Udo Resch für Steinkern.de