Trilobiten

Kniffelige Präparation einer Comura bultyncki aus dem Devon von Marokko

Comura aus dem Devon vom Jbel Issimour in Marokko ist neben Ceratarges einer meiner Favoriten unter den Trilobiten. Es ist einer der „Käfer“, die bevorzugt als große und möglichst gestreckte Exemplare präpariert werden. Begründet ist dies sicherlich durch den „dreifachen Irokesen“, den das Tier auf dem Rücken trägt und sicher auch durch die in der Regel bescheidene Trennung zwischen Fossil und Matrix.

 

Der Rohling

Der Rohling besteht aus zwei Teilen, der Trilobit ist schwarz im Querbruch zu sehen. Er scheint auf der Längsachse gebrochen, aber ob er gestreckt liegt ist unklar - groß ist er jedenfalls nicht gerade.

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Lagebeurteilung

Einen Steg zur Sicherheit an den Kanten stehen lassend, geht es mit dem Stein los, der die linke Seite des Fossils beinhaltet. Erst wird um den Kopf gearbeitet, bis zum Erreichen der Wangenspitze. Dann geht es ans „Heck“, vorsichtig Pleure für Pleure, wiederum bis auf Höhe der Wangenspitze. Zwischendrin wird immer wieder der „Klotz“ auf dem Trilobiten reduziert. Wichtig war dabei großzügig einzukalkulieren, dass die mittlere Stachelreihe recht hoch ist.

 

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Im nächsten Schritt wird die Kontur von links auf den rechten Stein übertragen und das Gestein dann vorsichtig beschlagen.

 

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Ja, und dann geht das Spiel von vorne los, aber eben auf der anderen Seite. Da wird solange gearbeitet bis man einmal herum ist und der „Rucksack“ beidseitig passend aussieht. Am Ende ist klar, dass der Trilobit im vorderen Drittel einen schönen Buckel macht und vor dem Schwanzschild leicht ins Hohlkreuz fällt. Das freut den Präparator richtig, weil die Stacheln auf den Pleuren schön unregelmäßig stehen, dafür aber sehr attraktiv aussehen.

 

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Dann geht es ans Kleben. Diesesmal kommt Sekundenkleber zum Einsatz. Die Wahl fällt auf eine mittelviskose Variante (Achtung, nicht alle Sekundenkleber verhalten sich gleich - lieber vorher einmal testen!). Es gilt schnell zu sein, damit der Einsatz der Schraubzwinge noch etwas nützt und ein enger Fugenschluss gewährleistet ist. Im Anschluss, knapp eine Stunde später, werden die Sicherheitsstege weggenommen.

 

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Irokese I +II“

Nun geht es noch einmal um das Tier herum. Nachdem im ersten Gang die langen horizontalen Stacheln freigelegt wurden, in die die Pleuren auslaufen, geht es nun an die Stacheln, die außen auf den Pleuren ansetzen. Stehen sie auf den ersten Pleuren noch annähernd senkrecht mit einem im oberen Drittel angelegten schönen Radius nach hinten, neigen sie sich, je weiter man nach hinten kommt, dann auch noch immer stärker nach außen.

 

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Am Kopf hangele ich mich über die Wangen nach oben, wo am Hinterrand des Cephalons auf halber Höhe zu den Augen noch ein Stachel steht. Dann geht es seitlich an der Glabella nach oben auf die Augen zu, denn da steht auch noch ein Stachel. Von da aus geht es auf den Occipitalring zu, denn auch dort steht ein Stachel. Dann räume ich die Glabella aus, auf der auch noch ein paar kleinere Stacheln stehen.

 

Nun kann die Standfläche festgelegt werden. Ich wähle sie so, dass das Fossil auf mich maximal attraktiv wirkt. Man sollte sich dabei aber darüber im Klaren sein, dass man damit auch die Position in der Vitrine annähernd festlegt. In diesem Fall gelingt es die Standfläche zu schlagen. Klappt das nicht, helfen Bandschleifer oder Steinsäge.

 

Irokese III“

Im Anschluss an diese Arbeiten, geht es daran die Spindelstacheln darzustellen, der III. Irokese ist an der Reihe. Beim vorliegenden Exemplar hängen die Spitzen der Stacheln wie der Zipfel einer Mütze über den Folgestachel hinaus. Dies macht die Arbeit in einem Steg nicht unbedingt leichter.

Zunächst werden also die Stege, in denen die Stacheln stehen, vorsichtig immer dünner gemacht. Die Entscheidung die Stacheln in Stegen stehen zu lassen beruht im Übrigen auf folgenden zwei Gründen:

1.: Die Thoraxstacheln gehören somit nachweislich zu genau diesem Trilobiten (und sind somit gegen die verbreiteten Montagen klar abzugrenzen, vgl. auch den Bericht "A tale of two Comura…").

2.: Das Fossil bleibt insgesamt stabiler, die kleinen Stacheln auf der Glabella, die freigestellten Augenstacheln und der freistehende Occipitalstachel machen das Objekt schon empfindlich genug.

 

Spot

Nun geht es das dritte Mal um den Trilobiten herum, um den Spot zu gestalten. Dies geschieht mittels Nachbeschlagen und mit Sticheln. Nachdem der Spot dann endgültig steht, werden die abgenommenen Stacheln aufmontiert. Jetzt ginge es eigentlich an den Sandstrahler, der aber bei einem Freund steht, den ich nicht so oft treffe, daher wird das Tier erst einmal so belassen wie es ist. Strahlen kann man es immer noch und mir gefällt der Trilobit auch in diesem Zustand recht gut. Bis hierher hat die kleine Bestie ca. 30 Stunden verschlungen, bei einer Körperlänge unter Einschluss der Stacheln von gerade mal knapp über 5 cm.

 

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Udo Resch für Steinkern.de