Trilobiten

Drei Geschenke, drei Präparationen, drei "Dreilapper": Präparation von drei Trilobiten aus dem Devon von Marokko

In diesem Jahr erhielt ich von drei ganz besonderen Sammlern drei ganz besondere Geschenke.

Von Andreas Rückert, den ich besuchen und mir seine beeindruckende Trilobitensammlung ansehen durfte, erhielt ich einen unpräparierten Cyphaspis, von Johannes Kalbe, meinem fachkundigen Sammlerkollegen im Geschiebe, einen anpräparierten Septimopeltis und von Heribert Schwandt, ebenfalls einer meiner engsten Sammlerkollegen, verschiedene Trilobitenrohlinge, unter denen sich ein kleiner Leonaspis befand. Über die Präparation dieser drei Trilobiten soll im Folgenden berichtet werden.

 

Zur Ausgangssituation:

Unter den vielen Steinen, die ich von Heribert erhalten habe, befanden sich auch ein paar größere „Brocken“, die ich zunächst verkleinerte. Die abgeschlagenen Scherben habe ich dann noch sorgfältig aufgeschlagen, um eventuell darin enthaltene Fossilien nicht zu übersehen. Dabei entdeckte ich tatsächlich den Querschnitt eines kleinen Trilobiten (Abb. 1-2).

 

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Abb. 1: Die abgeschlagene Scherbe mit Querschnitt oben links.

 

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Abb. 2: Der Querschnitt des Trilobiten. Die Länge beträgt nur etwa 8 mm!

 

Der Bruch verläuft von der linken Freiwange über die Rhachis bis kurz vor das Pygidium und schneidet noch einen der langen Pleuralstacheln an der rechten Seite an (Abb. 3).

 

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Abb. 3: Die Gegenseite in angefeuchtetem Zustand, rechts der Stachel.

 

Aufgrund der winzigen Größe des Anschnitts (8 mm Länge) und den kleinen Dornen auf den Axialringen der Pleuren konnte man bereits anhand der Bruchstuktur einen Leonaspis bzw. Kettneraspis vermuten.

Bei den anderen beiden Rohlingen war die Situation etwas einfacher. Der Cyphaspis von Andreas wurde genau im Übergang vom Cephalon zur ersten Pleure gespalten, die man gut auf der rechten Seite im Gegenstück erkennen kann (Abb. 4).

 

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Abb. 4: Der aufgebrochene Cyphaspis: In diesem Stein befinden sich der gesamte Thorax und das Pygidium. Links im Bild sieht man neben dem rechten Wangenstachel die erste Pleure.

 

In dem anderen Stück befindet sich der Großteil des Cephalons. Die langen Wangenstachel laufen in das Gegenstück (Abb. 5).

 

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Abb. 5: Blick auf das Cephalon. Mittig schaut bereits die bedornte Glabella und links daneben das linke Auge heraus.

 

Beim Septimopeltis von Johannes erkennt man bereits wesentlich mehr, da er mir – wie bereits erwähnt – anpräpariert übergeben wurde. Die rechte und linke Körperhälfte des Trilobiten liegen auf zwei Steine verteilt vor, da der Bruch von der rechten Freiwange ausgehend, quer über den Panzer ungefähr bis zur Spitze des Pygidiums verläuft (Abb. 6).

 

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Abb. 6: Die rechte Steinhälfte: Der Bruch verläuft von vorn bis hinten sauber durch den Septimopeltis.

 

Die linke Hälfte des Trilobitenpanzers wurde anpräpariert, wodurch fast die gesamte Spindel, der hintere Cephalonrand und die ersten Millimeter des Pygidiums bereits freiliegen. Zudem kann man sehen, dass nach der linken Freiwange „gesucht“, diese aber nicht gefunden wurde. Hoffentlich würde sie bei der Präparation noch auftauchen! Weiterhin ist zu erkennen, dass leider eine kleine Scherbe des dritten Axialrings fehlt. Die Fehlstelle wurde aber bereits mit Sekundenkleber gesichert (Abb. 7-8).

 

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Abb. 7: Die linke Hälfte, bei der der Querschnitt schon etwas „lebendiger“ ist.

 

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Abb. 8: Der bereits anpräparierte Bereich des Septimopeltis.

 

Fenstern“ und Zusammenkleben:

Meistens ist es erforderlich, den Trilobiten im Bereich des Querschnitts anzupräparieren, um sich so ein „Fenster“ zu schaffen, an dem man nach dem Verkleben weiterarbeiten kann. So ging ich auch beim Leonaspis vor. Hier habe ich damit begonnen, die Freiwange, sowie die Axialringe der Pleuren zu „ertasten“, um ein besseres Bild der genauen Lage des Trilobiten zu erhalten. Dabei tauchte auch sehr schnell das Auge auf (Abb. 9).

 

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Abb. 9: Nun schaut der Leonaspis vorsichtig aus seinem kleinen Stein.

 

Von der linken Freiwange aus, ging es nun weiter auf das Cephalon zu. Hierbei wurde deutlich, dass die Freiwange nicht perfekt am Cephalon sitzt, was zunächst einige Bedenken hinsichtlich des Verbleibs der rechten Freiwange in mir auslöste – fehlte sie etwa ganz? Aber nach ein paar weiteren Millimetern zur rechten Seite hinüber, wurde die Freiwange glücklicherweise gefunden und auch der Wangenstachel konnte lokalisiert werden (Abb. 10-11).

 

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Abb. 10: Das Cephalon ist lokalisiert - leider mit kleinem Spalt zur Freiwange.

 

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Abb. 11: Der Kopf ist komplett!

 

Nun konnte ich den Stein zusammenkleben. Aufgrund der geringen Größe und des sauberen Bruchs habe ich dazu Sekundenkleber benutzt (Abb. 12).

 

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Abb. 12: Beide Hälften wurden wieder zusammengefügt.

 

Auch der Cyphaspis wurde kurz anpräpariert. In diesem Fall lag ein günstiger Bruch vor, da die Lage des Cephalons eindeutig ersichtlich war und ich nur wenig Matrix entfernen musste, um ein Fenster zu präparieren. Ich begann also damit die Glabella und die linke Freiwange nebst dem bereits sichtbaren Auge zu "ertasten", um dann auch die rechte Freiwange mitsamt Auge aufzufinden (Abb. 13-14).

 

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Abb. 13: Nur wenige Millimeter Schale wurden von der Bruchlinie aus freigelegt.

 

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Abb. 14: Das rechte Auge schaut nun auch heraus.

 

Da nun genügend Schale sichtbar war, konnte die Klebung erfolgen. Hierzu rührte ich Akemi Marmorkitt an und hielt die Steine mit einer kleinen Schraubzwinge in Position, bis der Kleber ausgehärtet war (Abb. 15).

 

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Abb. 15: Der Stein wird geklebt.

 

Beim Septimopeltis war ja bereits einiges freigelegt worden, sodass man auch sofort eine Klebung hätte vornehmen können. Allerdings wollte ich zunächst noch herausfinden, ob die linke Freiwange erhalten sein würde, weshalb ich die ältere „Grabung“ fortsetzte. Zu meiner freudigen Überraschung tauchte die Freiwange nur ca. einen Millimeter tiefer auf (Abb. 16). Nach dem Auffinden konnte ich den Stein nun, nach dem gleichen Vorgehen wie beim Cyphaspis, kleben (Abb. 17).

 

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Abb. 16: Nur einen Millimeter tiefer wurde die Freiwange des Septimopeltis „gefunden“.

 

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Abb. 17: Der Septimopeltis während des Aushärtens des Klebers, eingespannt in eine Schraubzwinge.

 

Freilegung:

Nachdem der Kleber lange genug aushärten konnte, begann ich mit der weiteren Freilegung der Trilobiten. Beim Leonaspis wurde großzügig Gestein entfernt und dann arbeitete ich mich von Pleure zu Pleure bis zum Pygidium vor (Abb. 18-19).

 

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Abb. 18: Der Kopf und die ersten Pleuren des Leonaspis schauen hervor.

 

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Abb. 19: Das Pygidium wurde erreicht!

 

Nun konnte ich die langen Wangenstachel weiterverfolgen und den Thorax freilegen. Hierbei muss man gerade bei Leonaspis aufpassen, da einige Pleuren zu langen Stacheln verlängert sind, die man leicht beschädigen könnte (Abb. 20).

 

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Abb. 20: So langsam wird’s was!

 

Besonders problematisch bei diesem Stück war die glasartige Oberfläche der Schale, die sehr porös und teilweise regelrecht papierdünn erscheint (besonders am Pygidium!).

Bis auf die Stacheln und letzten Feinheiten wurde nun alles freigelegt (Abb. 21-22).

 

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Abb. 21: Bis auf die fragilsten Teile liegt nun alles frei.

 

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Abb. 22: Mit Alkohol benetzt, kann man die feinen Details der Oberfläche wesentlich besser erkennen!

 

Beim Cyphaspis konnte ich, vom Cephalon ausgehend, die Pleuren freilegen. Die ersten Pleuren wurden dabei sehr schnell gefunden (Abb. 23), allerdings schlossen die dritte Pleure und die folgenden Pleuren nicht exakt an die ersten beiden an. Daher musste ich zunächst etwas „suchen“, bevor ich den Thorax weiter freilegen konnte.

 

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Abb. 23: Die ersten Pleuren des Cyphaspis zeigen sich.

 

Da die folgenden Pleuren etwas nach oben gestellt sind, kam ich nun gefährlich nahe an den Thoraxstachel heran, glücklicherweise aber ohne Beschädigungen (Abb. 24).

 

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Abb. 24: Der Thoraxstachel wurde gefunden!

 

Nun konnte ich die Stacheln „ausgraben“, die sich als äußerst lang und dünn erwiesen (Abb. 25-26).

 

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Abb. 25: Die Stacheln unter Alkohol.

 

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Abb. 26: Etwas weiter präpariert.

 

 

Ich setzte anschließend die Freilegung des Cephalons fort. Auch hier verlief alles problemlos. Leider befinden sich jedoch auf der linken Seite zwei angelöste Stellen, an denen die Schale nicht mehr erhalten ist (Abb. 27-28).

 

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Abb. 27: Das Cephalon liegt frei…

 

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Abb. 28: … leider ist es jedoch lokal etwas angelöst.

 

Zu Freilegung des Thorax hatte ich nun zwei Möglichkeiten: Entweder ich stelle den mittleren Stachel völlig frei, oder ich grabe mich unter dem Stachel hindurch, sodass am Ende eine Art Brücke entsteht. Ich entschied mich aufgrund des extrem dünnen Stachels für letztere Variante (Abb. 29-31).

 

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Abb. 29: Langsam wird der Stachel unterhöhlt.

 

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Abb. 30: Ein kleines Stück der Matrix wurde mit Akemi und Steinmehl verschlossen.

 

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Abb. 31: Die „Brücke“ ist fertig!

 

 

Der Septimopeltis zeigte eine gute Trennung, sodass ich relativ schnell vorankam. Die Augen ließ ich zunächst aus und tastete mich an die „Dimensionen“ des Trilobiten heran (Abb. 32-34).

 

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Abb. 32: An verschiedenen Stellen wird weiterpräpariert, um die Dimensionen besser ermessen zu können.

 

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Abb. 33: Das Cephalon liegt fast frei.

 

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Abb. 34: Hier ist gut zu erkennen, dass die rechte Freiwange etwas zum restlichen Kopfschild versetzt eingebettet wurde.

 

 

Dabei wurde der Stein an der linken Seite des Septimopeltis immer dünner, sodass ich vorsichtiger weiterarbeitete. Leider zerbrach der Stein dennoch plötzlich und ohne Vorwarnung in der Mitte. Aufgrund des sauberen Bruchs vermute ich einen Haarriss, der durch die Erschütterungen des Stichels aufgebrochen wurde, hinter dem Fiasko. Glücklicherweise wurde nicht ein einziger Splitter abgelöst, sodass die beiden Hälften nahtlos aneinander passten (Abb. 35).

 

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Abb. 35: Plötzlich bricht der Stein mittendurch.

 

Also wurde schnell geklebt und anschließend weiter präpariert! (Abb. 36)

 

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Abb. 36: Nach dem Kleben ist vom Bruch glücklicherweise kaum noch etwas zu sehen.

 

 

Es galt großzügig Gestein abzutragen und so legte ich den Septimopeltis vollständig frei. Der Stein bekam jetzt seine endgültige Form - lediglich ein kleines Loch im Bereich des Bruchs musste noch aufgefüllt werden (Abb. 37-39).

 

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Abb. 37: Bis auf die Spitzen liegt der Septimopeltis nun schon gut frei!

 

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Abb. 38: Der Stein erhält seine Form.

 

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Abb. 39: Fast fertig!

 

 

Feinschliff und Endergebnis:

Nun geht es an den letzten Schliff, damit die Arbeiten endlich fertiggestellt werden können.

Beim Leonaspis musste ich mit ruhiger Hand äußerst vorsichtig die dünnen und fragilen Stacheln freilegen. Aufgrund der geringen Größe des Trilobiten fallen auch die Spitzen am Pygidium sehr klein aus. Hier konnte ich nur noch mit den feinen Nadeln für den HW-1 und zwischendurch auch per Hand mit dünner Nadel arbeiten. Da die besonders langen Stacheln der sechsten Pleure tief ins Gestein abtauchen, wurden sie nicht bis zur Spitze freigelegt, um Beschädigungen zu vermeiden. Abschließend war noch die Matrix zu glätten und ein Spalt am Bruch mit eingefärbtem Gips aufzufüllen. Fertig (Abb. 40-41)!

 

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Abb. 40 (links): Der hässliche Spalt in der Matrix des Leonapsis muss noch verschlossen werden.

Abb. 41 (rechts): Für das Auffüllen wurde Gips verwendet. Manchmal funktioniert es noch besser mit einer Mischung aus Kleber und Geseinsmehl.

 

Der Leonaspis konnte als Leonaspis haddenei CHATTERTON et al. 2006 bestimmt werden und stammt vom Foum Zquid. Er wurde innerhalb von ca. 4 Stunden vollständig freigelegt und ist insgesamt nur 10 mm lang. Die Präparation erfolgte, bis auf den Einsatz des HW-25 zum gröberen Gesteinsabtrag, fast ausschließlich mit dem HW-1 und den dazugehörigen feinen Nadeln (Abb. 42).

 

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Abb. 42: Der nur 10 mm große Leonaspis haddenei ist fertig präpariert!

 

 

Auch beim Cyphaspis mussten nur noch kleinste Feinheiten mit der Nadel frei gearbeitet werden. Mit äußerst geringem Druck wurden dann letzte anhaftende Gesteinsreste mit dem Sandstrahler entfernt und die Matrix geglättet. Fertig! Der Cyphaspis sp., ist ca. 17 mm lang (ohne Stacheln!) und stammt aus dem Pragium, allerdings ist der Fundort nicht bekannt und nachträglich nicht eindeutig eingrenzbar. Die Präparation dauerte etwa 6 Stunden.

Die Präparation verlief gut, vorwiegend wurde mit dem HW-1 im Wechsel zwischen der normalen Spitze und den feinen Nadeln gearbeitet. Der HW-25 und der HW-65 kamen für den gröberen Gesteinsabtrag zum Einsatz (Abb. 43-44).

 

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Abb. 43: Der 17 mm lange Cyphaspis auf seinem Stein.

 

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Abb. 44: Der Cyphaspis nochmals im Detail.

 

Beim Septimopeltis brauchte ich jetzt nur noch die Matrix zu glätten, kleine Fehlstellen im Bereich der Klebung auszubessern und den Trilobiten bei geringem Druck zu strahlen. Abschließend zeichnete ich die Konturen mit einer feinen Nadel nach, um den Kontrast zur Matrix zu erhöhen und damit man die feinen Pleuren gut voneinander abgetrennt betrachten kann. Der Septimopeltis sp. ist gut 5 cm lang und wurde in Zireg gefunden. Die Präparation dauerte rund 7 Stunden.

Bis auf den plötzlichen Bruch gestaltete sich die Präparation problemlos und verlief aufgrund der überwiegend guten Trennung sehr angenehm. Verwendet wurden auch hier der HW-1, HW-25 und der HW-65 (Abb. 45-47).

 

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Abb. 45: Detailansicht des fertigen Präparats des 50 mm langen Septimopeltis.

 

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Abb. 46: Der Septimopeltis präsentiert sich schön gestreckt auf der Matrix.

 

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Abb. 47: Detailansicht des Pygidiums mit intakter Bestachelung.

 

Alle Präparationsarbeiten wurden bei 10- bis 20-facher Vergrößerung durchgeführt.

 

Danksagung:

Mein Dank gilt den Herren Heribert Schwandt, Andreas Rückert und Johannes Kalbe, die mir die Rohlinge großzügig überlassen haben sowie meinem Vater Dirk Freitag, der die fertigen Resultate gekonnt fotografierte und Jens Koppka sowie Udo Resch, von denen ich wertvolle Informationen zu den Trilobiten und Fundorten erhalten habe.

 

Paul Freitag