Trilobiten

Präparation einer Comura aus dem Devon von Marokko

Als ich mit 14 Jahren begann Fossilien zu sammeln und mich im Steinkern-Forum anmeldete, dauerte es nicht lange, bis ich die teilweise unglaublichen Präparationen der Profis zu Gesicht bekam. Schnell wollte auch ich viele unterschiedliche Fossilien präparieren und übte mich mit verschiedensten Materialien und erweiterte meine Werkstatt um diverse neue Werkzeuge.

Besonders sind mir unter den aufwendigen Präparationen die Trilobiten ins Auge gefallen und ich war von den stark bestachelten Formen aus Marokko begeistert. Neben den zahlreichen Informationen, die ich aus dem Forum entnehmen konnte, ergaben sich auch Kontakte zu anderen Sammlern und so kam es, dass ich einen unpräparierten Trilobiten aus Marokko dankenswerterweise von Udo Resch erhielt. Die Präparation des besagten Rohlings soll im Folgenden ausführlich dargestellt werden.

Als ich den Rohling mit 16 Jahren erhielt, sah die Situation wie folgt aus: Der Stein mit dem Trilobiten war zweigeteilt. Beide Hälften ließen sich nahtlos aneinander fügen (siehe Abb. 1, 2 und 3).

 

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Abb. 1 bis 3

 

Deutlich erkennbar war der Trilobit im Querbruch, von dem auch bereits einige Stacheln zu sehen waren. Auf dem ersten Stein befand sich das Cephalon, welches bereits anpräpariert war, wie es auf Abb. 4 zu sehen ist.

 

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Abb. 4

 

Erkennbar waren bereits zwei Stacheln, aber leider auch, dass der Fortsatz an der Spitze des Cepahlons nicht vollständig erhalten ist. Im zweiten Stein befindet sich folglich der Thorax, wobei das Pygidium aus dem Stein herausläuft (siehe Abb. 5).

 

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Abb. 5

 

Damals habe ich voller Euphorie noch ohne Mikroskop gearbeitet und den Kopfschild anpräpariert. Dann habe ich noch etwas weiter an dem Stück gearbeitet und es zunächst liegen gelassen. Ungefähr eineinhalb Jahre später habe ich dann wieder weitergearbeitet und den Trilobiten fertiggestellt. Im Rückblick betrachtet war dies eine sehr gute Entscheidung, da ich mit etwas mehr Erfahrung und unter einem Mikroskop doch eindeutig bessere Ergebnisse erzielen konnte.

Die Präparation begann mit dem Freilegen des Kopfschildes (siehe Abb. 6).

 

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Abb. 6

 

Der große, zentrale Kopfstachel wurde abgenommen und der rechte Augenstachel freigelegt. Für die abzunehmenden Stacheln wurde eine kleine Skizze angefertigt und die Stacheln durchnummeriert. Abgenommene Stacheln wurden dann in leeren Displays von Tabletten abgelegt (siehe Abb. 7).

 

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Abb. 7

 

So können sie separat gut aufbewahrt werden, bevor sie wieder angesetzt werden. Beim weiteren Präparieren stellte sich leider heraus, dass Teile der Glabella nicht erhalten sind und der bereits

angesprochene Fortsatz nur ansatzweise vorhanden ist (siehe Abb. 8).

 

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Abb. 8

 

Nach dem ersten Anpräparieren wurde der Stein mit Akemi Marmorkitt geklebt. Hierzu wurde eine genügende Menge Kleber angerührt und großzügig aufgetragen. Der Stein wurde dann mithilfe einer Schraubzwinge in Position gehalten, bis der Kleber ausgehärtet war (siehe Abb. 9).

 

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Abb. 9

 

Bevor das Epoxidharz seine endgültige Festigkeit erreicht hatte, wurden die überstehenden Reste mit einem Zahnstocher entfernt. Nach dem Aushärten wurde die Matrix links und rechts neben dem Trilobiten mit ausreichendem Sicherheitsabstand mit einer Diamantsäge für den Dremel eingeschnitten (siehe Abb. 10).

 

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Abb. 10

 

Somit konnte die Matrix grob abgetragen werden, ohne die Comura zu gefährden. Nun begann die Präparation des Thorax mit den vielen, vielen Stacheln. Zunächst wurde der seitliche rechte Stachel geborgen und dann hangelte ich mich, vom rechten Teil des Cephalons ausgehend, von Pleure zu Pleure zu weiter (siehe Abb. 11).

 

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Abb. 11

Bei jeder Pleure tastete ich mich an den ersten Stachel heran, um die Gefahr auszuschließen, diese unabsichtlich bei der weiteren Freilegung der folgenden Pleuren zu beschädigen. So habe ich dann bis zum Pygidium weitergearbeitet und alle Stacheln vorsichtig abgebrochen und beiseite gelegt (siehe Abb. 12, 13, 14).

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Dann ging es weiter zur Rhachis und den dortigen Stacheln, sowie zur linken Seite des Trilobiten. Auch hier hieß es: Erst den Stachel lokalisieren und dann weiterarbeiten (siehe Abb. 15, 16).

 

 

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Abb. 15

 

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Abb. 16

 

Nachdem nun alle Stacheln gesichert waren, ging es an die Feinpräparation. Also wurden die letzten Gesteinsreste mit Stichel und Nadel entfernt, besonders zwischen den Pleuren. Dann wurde die Matrix um die Comura herum geschliffen und es konnte mit dem Ergänzen der fehlenden Stellen begonnen werden (siehe Abb. 17).

 

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Abb. 17

 

Da der Stein im Bereich des Schwanzschilds unvermittelt endet, ich den fehlenden Bereich des Pygidiums aber ergänzen wollte, entschied ich mich einen Teil des Steins von der Unterseite abzusägen und an das Ende des Steins anzusetzen (siehe Abb. 18, 19, 20).

 

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Abb. 18

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20

 

Dieser angesetzte Stein wurde zunächst mit Sekundenkleber fixiert, dann mit Akemi gesichert und schließlich mit Blitzzement aufgefüllt. Die fehlenden Partien am Cephalon wurden mit schwarz eingefärbtem Akepox ergänzt (siehe Abb. 21, 22).

 

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Abb. 21

 

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Abb. 22

 

Auf dieselbe Weise wurde dann auch das Pygidium ergänzt und der Kopfbereich mit verschiedenen Diamantfräsen für den Dremel in Form gebracht (siehe Abb. 23).

 

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Abb. 23

 

Nun wurde auch das Pygidium zurechtgeschliffen und die Comura konnte mit geringem Druck gestrahlt werden. Fast fertig, Endspurt! (siehe Abb. 24)

 

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Abb. 24

 

Das Ankleben der zuvor gesicherten Stacheln bereitet enormen Spaß, erfordert allerdings auch eine ruhige Hand, damit der Sekundenkleber an Ort und Stelle abbinden kann und bereits montierte Stacheln nicht versehentlich abgebrochen werden. Nun konnte erneut äußerst vorsichtig gestrahlt werden, um die Kleberreste zu entfernen und abschließend wurde der fertige Trilobit mit Mowilith eingelassen (siehe Abb. 25-30).

 

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Abb. 25

 

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Abb. 26

 

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Abb. 27

 

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Abb. 28

 

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Abb. 29

 

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Abb. 30

 

Fazit:

Am Ende bleibt mir nur noch zu sagen, dass es mir großen Spaß bereitet hat, die Comura präparieren zu dürfen und dass ich ein neues, schönes Schaustück für meine Sammlung erhalten habe. Diese Arbeit ist mittlerweile 2 Jahre alt und wenn ich nun darüber reflektiere, kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich enorm an Erfahrung gewonnen habe und mein Interesse für die marokkanischen Trilobiten erst richtig geweckt wurde. Hierfür richte ich nochmals meinen herzlichsten Dank an Udo Resch für die großzügige Überlassung des Rohlings.

 

Präparationsdauer: Rund 45 Stunden

 

Werkzeug: HW-1, Dremel mit diversen Aufsätzen und Sägeblättern, Nadel, Skalpell, Strahlgerät

 

Hilfsmittel: Akemi Marmorkitt, Akepox, Sekundenkleber, Blitzzement, in Aceton gelöstes Mowilith

 

Bericht: Paul Freitag für Steinkern.de