Präparation einer ordovizischen Cephalopoden-Platte aus dem Geschiebe

Im folgenden Bericht soll die Präparation einer Platte mit mehreren Cephalopoden vorgestellt werden, die von René Kautz in der Nähe von Ludwigslust (M-V) in einer Kiesgrube gefunden und anschließend von mir präpariert wurde. Bei dem Material handelt es sich um den ordovizischen roten Orthocerenkalk, der bekannt dafür ist, sehr hart und undankbar bei der Präparation zu sein.

Vorgestellt wurde der Fund bereits im Forum unter der Rubrik Ordovizium und Silur und bei der Wahl zum Fossil des Monats September.

Als René mich fragte, ob ich die Präparation der Platte übernehmen würde, wusste ich zwar, dass es nicht einfach und recht mühselig werden würde, jedoch überraschte er mich mit einer genauen Vorstellung, wie das Fundstück dargestellt werden soll. Die Platte misst gute 36 mal 32 cm, ist maximal 9 cm dick und weist eine deutliche Schichtung auf, wobei die Fossilien zwar geschichtet, aber in verschiedenen Höhen, sprich Ebenen, liegen. Manche liegen an der Oberfläche der Platte, andere mittig oder nahe der Unterseite. Aufgabe war es, die Fossilien in ihrer jeweiligen Ebene so zu präparieren, dass die Schichtflächen erhalten bleiben. Dies war jedoch nicht die einzige Herausforderung, denn es befinden sich neben den orthoconen Nautiliden auch 2 gerollte Cephalopoden auf dem Stück, die ich aufgrund ihrer Seltenheit und zur besseren Betrachtung freistehend präparieren sollte. Als ich den Fund erhielt, waren 8 Nautiliden und ein größeres Trilobitenschwanzschild zu sehen. Da die Platte eine gewisse Stärke aufwies, ging es zunächst daran, das Stück weiter zu zerklopfen, um etwaige weitere Fossilien zu finden und das Gewicht zu reduzieren. Tatsächlich stieß ich dabei auch auf noch einen gestreckten Nautiliden und auf den zweiten gerollten Cephalopoden. Eine große Freude für mich und erst recht für den Finder, der die Fertigstellung kaum erwarten konnte. Auf den folgenden Bildern sind die 3 Ebenen und deren Fossilinhalt gut zu erkennen.

 

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Abb. 1: Die Deckplatte von der Oberseite: Es sind 3 Bruchstücke größerer orthoconer Nautiliden zu erkennen.

 

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Abb. 2: Die Deckplatte von der Unterseite: Hier sind 2 orthocone und der erste gerollte Nautilide, sowie das Negativ des Trilobitenschwanzschildes zu sehen.

 

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Abb. 3: Vergrößerter Ausschnitt von Abb. 2.

 

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Abb. 4: Weiterer Ausschnittsvergrößerung von Abb. 2.

 

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Abb. 5: Die Mittelplatte mit den Gegenstücken zu der Unterseite der Deckplatte und dem Schwanzschild.

 

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Abb. 6: Eine Nahaufnahme des Schwanzschildes.

 

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Abb. 7: Vergrößerter Ausschnitt von Abb. 5.

 

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Abb. 8: Der zweite gerollte Nautilide, der in der Mittelplatte liegt und sich erst beim weiteren Zerlegen zeigte. Auffallend ist, dass er vom Erhaltungszustand sehr dem ersten Gerollten gleicht.

 

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Abb. 9: Die unterste Platte von der Oberseite: Erkennbar sind hier ein recht großer orthoconer Nautilide am oberen Rand der Platte und ein kleinerer am unteren Rand.

 

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Abb. 10: Vergrößerter Ausschnitt vom kleinen Cephalopoden, der auf Abb. 9 links unten zu sehen ist.

 

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Abb. 11: Vergrößerte Ansicht des großen Cephalopoden, der auf Abb. 9 oben zu sehen ist.

 

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Abb. 12: Die unterste Platte von der Unterseite: Auch hier lassen sich zwei orthocone Cephalopoden erkennen, die aber nur als Anschnitt vorhanden sind und daher bei der Präparation vernachlässigt wurden. Diese Platte wurde nochmals gespalten und die untere Hälfte nicht weiter beachtet, da sich darauf keine verwertbaren Fossilien befanden und Gewicht eingespart werden musste. Denn die Platte soll ja schließlich mal an die Wand kommen und René´s Sammlung schmücken.

 

Dies war die Ausgangssituation für die weitere Präparation. Es ging nun daran, sich um die einzelnen Fossilien zu kümmern und diese freizustellen. Dabei war es von enormer Bedeutung genau zu überlegen, wie man vorgeht, damit nicht zu viel Gestein verloren geht und auch nicht zu viel von der Matrix geschliffen werden muss, da ja später die Schichtflächen zu erkennen sein sollen. Da René die beiden Gerollten am meisten am Herzen lagen, fing ich damit an, diese freizulegen.

Beide wurden hierzu mittels Druckluftstichel aus der Matrix herausgestichelt. Leider ist die Unterseite bei beiden wesentlich besser erhalten, als die Oberseite. Bei dem zweiten Gerollten musste teilweise mittels Dremel heran geschliffen werden, um das Fossil in Form zu bringen, da nicht einmal der Steinkern auf der Oberseite erhalten war. Manchmal kommt es auch vor, dass die Cephalopoden des roten Orthocerenkalkes nur „halb“ vorliegen. Die Oberseite kann also komplett mit Schale vorliegen, doch wenn man sich an der Seite weiter nach unten vorarbeitet, so hört die Substanz einfach auf. So war es auch bei dem ersten Gerollten, den man schon von Anfang an erkennen konnte.

Wie man auf den obigen Bildern bereits erkennen kann, fehlt diesem auch noch die „Spitze“, die jedoch gut ergänzt werden konnte, da das Negativ vollständig vorhanden war. Hierzu wurde ein Negativabguss angefertigt. Das bedeutet, dass der Bereich der Fehlstelle aus dem Negativ ausgesägt und mit Fluat behandelt wurde, damit der Kleber dort nicht hält. Dann wurde der gerollte Nautilide eingeklebt. Hierzu wurde mit Steinmehl eingefärbter Akemi Marmorkitt verwendet.

 

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Abb. 13: So sah der Abguss nach dem Freilegen aus. Nun wurde er herausgelöst und mit dem Gerollten verklebt.

 

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Abb. 14: Blick auf die unterste Platte mit anpräpariertem Cephalopoden oben. Beide gerollten Nautiliden wurden freipräpariert und in der originalen Position aufgelegt.

 

Man kann deutlich erkennen, dass die Oberseite nicht sehr ansprechend erhalten ist. Daher wurde entschieden, beide Gerollten umzudrehen und mit der besseren Unterseite nach oben einzusetzen. Dadurch wird zwar die Lage verändert, aber Sie behalten dieselbe Position auf der Platte und im Verbund mit den anderen Fossilien.

 

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Abb. 15: Für die anderen Fotos hatte ich stets alle Teile zusammengesetzt, jedoch sah es während der Präparation meist ungefähr so aus, wie auf diesem Bild.

 

Nun ging es daran, die anderen Cephalopoden freizulegen bzw. aus der oberen Lage mit der Flex herauszusägen. Stück für Stück wurde die Platte wieder zusammengesetzt. Hierbei fing ich auf der untersten Ebene an, bis ich ganz oben angelangt war. Dann wurden auch die großen Cephalopoden von „oben“ aufgeklebt und die Reste der Matrix, die zur Sicherheit beim Sägen stehen bleiben mussten, weggestichelt.

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Abb. 16: Präparationszustand kurz vor dem Feinschliff.

 

Der Schwanzschild wurde noch freigelegt und die letzten Unebenheiten geglättet. Durch das Drehen der gerollten Nautiliden passten diese natürlich nicht mehr genau, weshalb eine kleine „Kuhle“ gestichelt wurde, in die die Gerollten eingesetzt werden konnten.

Kleine Fehlstellen in der Matrix wurden mit eingefärbtem Akemi aufgefüllt.

Zum Finish wurde die Platte kurz gestrahlt und die Fossilien mit Fluat eingelassen.

Das fertige Stück zeigt eindrucksvoll die verschiedenen Schichtflächen, Ebenen und die Fossilien, die teilweise fast dreidimensional von der Platte abstehen. Die gerollten Cephalopoden wurden als Lituites hageni REMELÈ 1880 bestimmt. Der Schwanzschild dürfte zu den Megistaspiden gehören.

 

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Abb. 17: Gesamtaufnahme des fertigen Präparates.

 

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Abb. 18: Nahaufnahme des ersten Gerollten.

 

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Abb. 19: Nahaufnahme des zweiten Gerollten.

 

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Abb. 20: Vergrößerter Bildausschnitt von Abb. 17.

 

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Abb. 21: Seitliche Aufnahme zur Verdeutlichung der Schichtung

 

Präparationszeit:

22 Stunden

 

Verwendete Werkzeuge und Materialien:

HW-1, HW-25, modifizierter Air-Scriber, Nadel, Skalpell, Sandstrahlgerät mit Eisenpulver, Flex mit Diamantscheibe, Dremel mit Diamanttrennschleifer, Präparationshammer und Meißel, jede Menge Sekundenkleber und Akemi Marmorkitt, Fluat

 

Danksagung:

Danken möchte ich René Kautz für sein entgegengebrachtes Vertrauen und die Aufgabe, die Platte zu präparieren, meinen Eltern, die es mir seit 3 Jahren ermöglichen, im Keller eine Präparationswerkstatt zu betreiben und meiner Freundin Julia Schulz für das stetige „Anfeuern“, gerade bei den größeren Projekten und ihr Interesse an meinem Hobby.

 

Fotos und Bericht: Paul Freitag für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor