Präparation einer Makrele aus dem Eozän Dänemarks

English Version:

Last summer I spent a wonderful vacation together with my wife on the island of Mors at Limfjord, Denmark. On the very first collecting day at the Ejerslev Moler pit in the Eocene Fur Formation I opened a cement stone showing a small portion of what appeared to be a fish fin, packed it away and took it home with me for further examination. It turned out to probably be an almost complete Scomber sp., a member of the Mackerel family, as the following report on its preparation shall show. This work consumed 40 hours altogether, but it was well worth the effort.

I'd never done anything like this before and without the help from afar through emails and attachments to and from an experienced colleague I could very well have botched it at some point. Karsten, my colleague from the Hamburg area, suggested I number the pieces, front, back and sides, so that he could keep track of what I was doing.

You can see the negative of the "fin", which turned out to be part of the stomach, on the large block 1A and the other side of it on 2B. Part of the spinal chord is underlying the smaller stone by the crack. At this point we could only hope that everything in these stones was intact. The first thing was to tackle stone no.1 and see what we could find. I worked my way carefully into the stone with the air engraver and when I got close went over to a treatment with acetic acid (vinegar essence). Found the head. Now we knew where we were. The next step was to transfer the vertebrae from block 2 onto block 1. So I cut it down to size, glued it on with superglue and fatted up the parts which were to disappear so that they'd fly off easily. Then it was a matter of getting down to the spine again and treating it similarly to the way the head was done: acid treatment, scratching the stone away under the microscope with needles and razor blades, soaking in water to remove the acid, protecting the parts completed with zapon stone conserver and repeating the whole procedure until done. This method was used each time that new parts of the fish were exposed. Near the end of the preparation the lacquer had to be removed again with acetone before the final finish was done.
Then it was time for stone number 3 to come "under the hammer". It was possible to judge where the spinal chord continued since the stones passed well together and there was a tiny little metallic dot on the edge where the stones met. I left the wall in between since it was first necessary to construct a "bathtub" which would hold the acid. Now we really knew where we were and the work on no. 3 could continue on to the tail end. All that was left to do to get down to the complete fish, which we happily now recognized was intact with the exception of a small piece in the middle which went lost unnoticed in the quarry, was to remove the wall.

After the rough work was finished there were still lots to do in terms of smoothing out the matrix and giving it its final form.

The stones were then glued together with a strong epoxy and the surfaces smoothed down using various small mechanical sanding instruments. All that was left to do was to fill in the cracks with a mixture of sanding dust from the stones which I had collected and a bit of the epoxy glue. Then the finishing touch with a thin layer of diluted zapon.

The final result is a Mackerel which may belong to the genus Scomber sp. (Linnaeus 1758) although we're not at all sure about that. You have to count the bones on fins and stuff like that and since some are missing it may never be possible to make an identification down to the species.
At any rate it definitely belongs to the family of the Scombridae to which the Tuna also belong since they are recognizable due to the ring of bones around the eyes.

 


 
 
Im vorangegangenen Sommer verbrachte ich mit meiner Frau einen wunderschönen Urlaub auf der Insel Mors am Limfjord in Dänemark. Wir hatten das Glück von Karsten und Solveig Witteck, die mehrmals auf Steinkern.de über diese Gegend berichtet haben, in Sachen Unterkunft, Ausflugsziele, einheimische Schlemmereien und natürlich auch Fundstellen beraten worden zu sein, so waren wir gut gerüstet und haben die Zeit am Limfjord richtig genossen.
Am ersten Sammeltag wurde ich von dem dänischen Sammlerkollege Mikkel Rodwig, einem Mitglied des dortigen Fossiliensammler-Vereins, begleitet. Er zeigte mir zuerst das mit seiner beispielhaften Sammlung ausgestattete Moler-Museum. Danach zogen wir nach Ejerslev und verbrachten den restlichen Tag in der Moler-Grube, wo die ungefähr 55 Millionen Jahre alte Fur-Formation des Eozäns aufgeschlossen ist. Es war ein abwechslungsreicher Tag, nicht nur hinsichtlich des Wetters, das uns immer wieder Regengüsse bescherte, sondern auch von der Sammlungstätigkeit. Man wechselt ständig von dem weichen Moler, den man mit einem Taschenmesser spalten kann, zum Zementstein, der sich nur mit vollem Krafteinsatz spalten lässt.
Als ich einen Block Zementstein auseinander schlug, da lag sie plötzlich vor mir: die mutmaßliche Flosse eines Fisches. Ich sammelte die Bruchstücke auf und packte sie ein, nicht ahnend, dass ich damit bereits am ersten Sammeltag meinen allerbesten Fund des Urlaubs schon getätigt hatte.

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Die Molergrube Ejerslev. Die Fundstelle befindet sich unten an der Wand - ein paar Meter über der Sohle im linken hellen Bereich (rechts im Bild)
Dort lösten wir einige Zementstein-Brocken aus dem Verband.

Zwei Wochen später war ich zu Hause und zum Alltag zurückgekehrt. Beim Überprüfen meiner Funde kam ich immer wieder auf die 3 Teilstücke mit „Flosse“ fragend zurück: Wie und wo kann ich mit der Präparation anfangen? Inzwischen ist meine Werkstatt zwar mit Druckluft-Sticheln, Strahler, Gesteinssäge, Binokular, usw. gut ausgestattet, nur hatte ich bisher überhaupt keine Erfahrung mit derartigen Präparationen gehabt. Schließlich beschloss ich mich, nach Rat suchend, eine Email an Karsten zu schreiben. Seine sofortige und freundliche Antwort ließ Freude in mir aufsteigen: Ich sollte ihm ein paar Bilder schicken.

So fing das „Makrelen-Projekt“ an.

Über die folgenden Wochen schickte ich Karsten nach Hamburg Beschreibungen, Fragen und Bilder von den Fortschritten und er antwortete in Richtung Bodensee mit Vorschlägen, Beschreibungen und markierten Bildern zurück. Es war eine sehr produktive Zusammenarbeit, die schließlich von Erfolg gekrönt war:
Ein guter und fast vollständiger Makrelenfisch, der die Zierde meiner Sammlung geworden ist.

Es folgt die Geschichte der Präparation in Bildern - von ihrem Anfang bis zum fertig präparierten Fossil:

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Hier sind die 3 Brocken in der Bildmitte gleich nach der Bergung. Der kleinere ist beim Transport leider in drei Stücke gebrochen und ich musste ihn wieder zusammenkleben. Vorteilhaft war aber, dass ein Teil der Wirbelsäule im kleinsten Stück erkennbar war.

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Eines der ersten Bilder, das ich Karsten zuschickte - mit Arbeitsnummern gekennzeichnet.
Wir dachten erst, dass die „Flosse“ der Schwanz des Fisches war, aber es stellte sich später als Hinterwand des Magens heraus.

Als erstes fing ich an, das Gestein hinter dem Magen am Block 1 mit dem HW 70 Stichel abzutragen und eine „Wanne“ für die spätere Säurebehandlung zu bilden. Sobald der Fisch sich zeigte, sollte ich an anderer Stelle weiter machen, bis alles Wesentliche zum Vorschein gekommen war. Danach sollte ich den Rest des verbliebenen Gesteins mit Hilfe von abwechselnden Essigsäure- und Wasserbädern und Nadeln unter dem Binokular entfernen. Bei jedem Fortschritt wurden die behandelten Teile mit einer Schicht Zaponlack geschützt. Das ist Gott sei Dank gut gelungen und ich war froh darüber…

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 … denn nun war der Kopf erschienen! Spätestens hier wurde die vermeintliche „Flosse“ zum Magen umgewidmet.

Als nächstes entfernte ich wieder mit Stichel, Säure und Nadeln den restlichen Stein oberhalb des Magens und markierte mit Rot für Karsten den Bereich für den Transfer des Wirbelteils aus dem kleineren Gestein 2 auf den Fisch.

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Ich hatte auch früher gesehen, dass ein kleiner Teil des Gesteins, im Bild grün markiert, schon bei der Bergung unbemerkt verloren gegangen war und ich hoffte, durch den Transfer die Lücke kaschieren zu können.

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Hier sieht man das auf das Wesentliche zurechtgesägte Stück 2 auf dem Fisch mit flüssigem Sekundenkleber an den wichtigen und Fett an den unwichtigen Stellen montiert. Dadurch konnte das überflüssige Gestein leicht entfernt werden.

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Der Transfer des Wirbelteils war gelungen. Leider hat das Decken der Lücke aber nicht funktioniert.

Der gröbere Teil der Arbeit an Block 1 war nun soweit abgeschlossen und jetzt war Block 3 an der Reihe. Theoretisch konnte der Rest des Fisches auf einer Tiefe von ca. 1,5 cm bis zum Schwanz darin stecken, aber praktisch wussten wir nur, dass ein kleiner glänzender Punkt an der Nahtstelle auf die Fortsetzung des Wirbels deutete. Die geschätzte Lage des Hinterteils wurde auf dem Block markiert und ich stichelte voller Hoffnung - und ganz vorsichtig - an eine Stelle hinein, bis ich frohgemut einen Teil des Rückens und des Wirbels freilegen konnte.

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Jetzt wussten wir, wo wir waren, aber es blieb noch spannend…

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… bis schließlich der voll erhaltene hintere Teil des Fisches vor mir lag!

Die Arbeit ging gut voran, weil größtenteils eine gute Trennschicht das saubere Abspringen des Gesteins unter ausschließlichem Einsatz des Stichels ermöglichte. Nur der Schwanz bog sich gut einen Zentimeter in die Höhe, was ich zu spät merkte. Dadurch verursachte ich einen Kratzer, den man im Bild links oben sieht. Dies konnte aber später relativ gut mit unverdünntem Steinpflegemittel ausgebessert werden.

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Eine Säurebehandlung des hinteren Teils war wieder notwendig, um die Feinheiten von den verbliebenen Gesteinsresten zu befreien. Anschließend wurde die „Wand“ am Blockrand entfernt und die darunter befindlichen Fischteile ebenfalls behandelt.

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Nun war der ganze Fisch aus dem Gestein befreit, aber es lag noch eine Menge Arbeit vor mir:

Als erstes musste die Zaponlack-Schicht mit Aceton entfernt werden und die Steine wurden danach für eine ganze Woche in ein Wasserbad gelegt, um alle Säurereste zu entfernen. Das war eine echte Geduldsprobe!
Als es endlich so weit war, wurden die 2 Blöcke mit 2-Komponenten-Kleber zusammengefügt und später nach dem Austrocknen formatiert. Dann wurde alles um den Fisch herum geglättet und gestaltet. Für diese Arbeit habe ich ein Proxxon Graviergerät und eine Haushalts-Bohrmaschine mit verschiedenen Schleif- und Fräsaufsätzen benutzt.

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Fast fertig!

Während des Schleifens habe ich das dabei entstandenen Gesteinsmehl gesammelt und aufgehoben. Das wurde jetzt mit ein wenig Epoxid-Kleber vermischt und zum Füllen der Löcher und Spalten verwendet. Nach einer letztmaligen Prüfung und Nachbesserung der empfindlichen Teile unter dem Binokular wurde dann als allerletzter Vorgang eine dünne Schicht verdünnten Zaponlacks aufgetragen. Nach rund 40 Stunden Arbeitseinsatz war der Fisch zu unserer beider Zufriedenheit fertig gestellt:

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Makrelenfisch aus der Familie der Scombridae (Bleeker 1851)
Länge: 18 cm.
Fundschicht: Obere-Moler-Serie, Silstrup-Member, Fur-Formation, Eozän, Tertiär (Ypresium)
Fundstelle: Grube Ejerslev, Insel Mors, Limfjord, Jütland, Dänemark.

Nun hat das „Makrelen-Projekt“ seinen Abschluss gefunden und der Fisch hat inzwischen seinen Ehrenplatz in meiner Sammlung eingenommen. Es bleibt nur zu erwähnen, wie wertvoll diese Erfahrung für mich gewesen ist; nicht nur in Hinsicht auf die gewonnenen präparatorischen Fähigkeiten, sondern auch auf eine vertiefte freundschaftliche Beziehung zu einem allseits erfahrenen und hilfsbereiten Sammlerkollegen.
Karsten und mir ist der Fisch richtig ans Herz gewachsen.

Roger Furze