Präparation einer Konkretion der Green Ammonite Beds aus Charmouth, Südengland

Die Green Ammonite Beds in Südengland liegen stratigrafisch im Pliensbachium. Sie umfassen die Zone des Prodactylioceras davoei. Sehr gut aufgeschlossen sind diese Schichten an der Jurassic Coast bei Charmouth in Südengland. Da der Küstenabschnitt als Weltnaturerbe ausgezeichnet ist, darf man hier allerdings nicht direkt in den Schichten nach Fossilien graben, sondern ist darauf angewiesen, dass die Brandung und die Erosion entsprechende fossilführende Konkretionen ans Tageslicht bringen.


Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Präparation dieser Konkretionen nur schwer möglich, da es kaum eine Trennfuge zwischen Gestein und Fossil gibt. In der Regel wurden die Ammoniten aufegsägt und poliert. Dabei kam der die Kammern ausfüllende grüne Calcit zum Vorschein. Seit es jedoch die Sandstrahltechnik gibt, ist das Freilegen dieser Ammoniten auch Amateursammlern möglich. Meist versucht man die Form der Konkretion zu erhalten und die Ammoniten in einer Art Schale zu präparieren. Bei dem hier gezeigten Stück wurde ebenfalls genauso begonnen.
 
 
 
 01.JPG

Unpräparierte Konkretion. Sehr schön zu erkennen, die dickere Unterseite, links im Bild.
 
 
 02.JPG

Ich begann die Konkretion von der Unterseite her zu öffnen. Von dieser Seite sind die Ammoniten meist besser erhalten.

 
03.JPG

Die Konkretion nach ca. 1 Stunde Arbeit, das was hier von den Ammoniten zu sehen ist, wurde freigestrahlt.
 

Ich benutze für diese Arbeiten den Druckluftstichel GMD 100 der Fa. Biax mit sehr scharf geschliffenem Meißel. Man muss sehr vorsichtig vorgehen, damit ggf. enthaltene Ammoniten nicht unnötig beschädigt werden. Beim kleinsten Anzeichen eines Schalenrestes wechselte ich in die Strahlkabine um diesen weiter frei zu legen. Das Sandstrahlen erfolgte bei ca. 8 – 10 bar und Eisenpulver. Sobald zu erkennen war, wie die Fossilien in der Konkretion liegen wurde mit dem Stichel weiter gearbeitet, für die feineren Arbeiten benutze ich den GMD 3 von Biax.
 
 
04.JPG
 

Ich achte beim Freilegen darauf, dass die Schale nicht abspringt. Ich „rasiere“ quasi mit dem Stichel knapp über die Rippen. Immer wieder wechsele ich in die Strahlkabine, um den genauen Verlauf der Windungen besser erahnen zu können. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass die eine oder andere Rippe beschädigt wird. Diese wird ggf. zum Schluss wieder ergänzt. Nachdem einigermaßen sicher war, dass in der Konkretion mehrere Ammoniten enthalten sind, entschied ich mich, sie auch von hinten zu öffnen und die Ammoniten quasi „freizustellen“, aber die Umrisse
zu erhalten
.
 05.JPG
Nach ca. 3 Stunden Arbeit
 
 

07.JPG


Immer wieder wechselte ich vom Stichel in die Strahlkabine. Die Innenwindungen wurden komplett gestrahlt, was einige Zeit in Anspruch nahm.

 
 
 09.JPG



10.JPG
Detail, ab hier wird nur noch gestrahlt.



11.JPG
Vorderseite nach dem Sandstrahlen
 
 
 12.JPG

Rückseite nach dem Sandstrahlen
 

Eine weitere Schwierigkeit stellten diverse Calcitadern dar, die auch quer über die Ammoniten liefen. Diese wurden, wenn sie sich nicht wegstrahlen ließen, mittels einer kleinen Schleifmaschine entfernt.
 
13.jpg

Zum Schluss wurden die Ammoniten mit einem Wachs eingelassen.
 
 

In der Konkretion befinden sich:
 

3 Ammoniten der Art Androgynoceras lataecosta zwischen 4 und 6 cm Durchmesser, 5 Androgynoceras sp, je ca. 1 cm.
1 Exemplar von Tragophylloceras loscombi, ca. 4 cm,
 

Der Tragophylloceras ist im Bereich der Wohnkammer beschädigt. Hierbei handelt es sich nicht um einen Präparationsfehler; die Schale war schlichtweg nicht vorhanden. Entweder ist der Ammonit einem Fressräuber zum Opfer gefallen oder sonst wie mechanisch beschädigt worden. Denkbar ist z.B., dass er durch die Strömung gegen einen Gegenstand getrieben wurde. Der Durchmesser der Konkretion beträgt ca. 25 cm. Präparationszeit ca. 14 Stunden.


Sammlung, Präparation und Fotos: K. Genzel