Präparation einer Harpactoxanthopsis quadrilobata aus dem Heilighafener Kieselgestein Ostholsteins

Hallo Steinkerne,

 
wir hier oben in Schleswig Holstein sind zwar bekannt dafür, dass wir nicht gerade mit Ammonitenfundstellen gesegnet sind, dafür haben wir aber unsere vielfältigen Geschiebefunde, die die Suche nach Fossilien nicht weniger interessant gestalten. In einigen Kiesgruben um Ostholstein herum kann man sogar mit sehr viel Glück ganz besondere Zeitzeugen eines vergangenen Erdzeitalters entdecken. Heute möchte ich Euch gerne einen davon vorstellen.
 
Es gibt dort eine bestimmte Gesteinsart zu finden, die man Heilighafener Kiesel oder auch Scherbelstein nennt. Ein mir bekannter Sammler hat mir zur Fundhäufigkeit des besagten Fossils mitgeteilt, dass man im Schnitt ca. 250 Scherbelsteine aufschlagen muss um so einen Fund überhaupt machen zu können. Erschwerend kommt noch hinzu das diese Gesteinsart auch bei weitem nicht so oft aufgeschlossen ist wie man es sich gerne wünschen würde.

 
Die Präparation des Materials ist ziemlich schwierig, da das Gestein ausgesprochen hart ist. Selbst mit einem modernen Druckluftstichel lassen sich immer nur millimeterkleinste Bruchstücke abheben. Richtig tückisch wird es aber erst wenn man mit dem Stichel am Fossil arbeitet und plötzlich auf eine Weichzone trifft die sich durch den Scherbelstein fleckenartig hindurchziehen. Es handelt sich hierbei um weniger verkieselte Bereiche innerhalb des Sedimentes. Das kann zur Folge haben, dass man das Fossil dabei beschädigt, da man mit zu viel Druck gearbeitet hat.

 
Hier nun die Präparationsschritte des Fossils. Zu diesem Zeitpunkt ist der Erhaltungszustand des Tieres noch völlig offen.


Ein Scherbelsteinbrocken im Fundzustand
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Der Stein springt beim Anschlagen - wie es der Name bereits sagt - Scherbenartig auseinander. Hier der Querbruch:
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Mit sehr viel Glück geben sich dann solche Gebilde zu erkennen:
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Hier beide Seiten zur besseren Ansicht. Die hellen Bereiche im Gestein sind die besagten Störzonen.
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Die Lage des Fossils wird markiert……
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….. und anschließend wird alles wieder zusammengeklebt. Der Kleber wird hierzu mit farbig angepaßtem Pulver angerührt und verarbeitet.

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Mit einem Druckluftstichel tastet man sich nun vorsichtig in den Stein hinein. Der  bräunliche Bereich, der sich an der Oberfläche ganz leicht abzeichnet, ist das erste Anzeichen des Fossils.
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Unter 10 facher Vergrößerung läßt es sich am besten arbeiten, da die Fossiloberfläche nicht zerstört werden darf. Die Oberflächenstruktur der Schalung ist körnelig und sollte, sofern möglich, auch erhalten bleiben.
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Die beiden kleinen Einbuchtungen bzw. Vertiefungen am unteren Ende des Fossils sind typisch für diese Art und gleichzeitig ein sicheres Zeichen für mich, dass ich von der richtigen Seite her herunterpräpariere.
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Vielleicht „klingelt“ es nun auch schon bei einigen von Euch……inzwischen habe ich nun das linke...
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sowie das rechte Segment gefunden und es scheint auch bis jetzt alles wunderbar im Verband zu liegen. Bei weitem nicht selbstverständlich, denn oftmals hat man es mit verdriftetem Material zu tun…
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Das Suchen der Schreitbeine ist die schwierigste Aufgabe.Hierzu muß man sich in die Anatomie des Tieres hineinversetzen. Die Beine laufen meistens von unten nach oben längseits des Körpers und so kann es passieren,das wenn man wiederum einfach von oben nach unten herunterstichelt,die Beine ohne es zu merken einfach wegpräpariert.Die Schreitbeine auf der linken…
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...sowie auf der rechten Seite geben sich nun auch zu erkennen. Erst jetzt kann man den genauen Erhaltungszustand des Tieres erahnen.

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Mit Diamantschleifscheiben wird die Umgebung der Krabbe kreisrund geschliffen. Das Tier wird dadurch besser in „Szene“ gesetzt. Es folgen nun die Feinarbeiten an den Scheren und Beinsegmenten……
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Mit verdünnter Salzsäure wird nun der Kalkschleier auf dem Carapax entfernt.Somit bleibt die körnelige Oberflächenstruktur auch hervorragend erhalten. Es folgt noch ein kurzes "Finish" mit den Sandstrahler und... fertig !
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Hier einige Ansichten.....
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Es handelt sich um eine wunderbar erhaltene Decapode der Art:
Harpactoxanthopsis quadrilobata aus dem Eozänen Heilighafener Kiesel/Scherbelstein aus Ostholstein; Alter ca. 50 Mill Jahre. Maximaler Durchmesser der Krabbe ca. 4,5 cm; Präparationszeit ca. 20 Stunden.

 
An dieser Stelle vielen Dank an Herrn Stefan Polkowsky, der mir das Stück freundlicherweise überlassen hat nachdem mein Eigenfund aus dieser Region leider nicht präparierbar war.

 
Zum Schluss darf ich noch auf unser neues Buch - Lyby-Strand Fossilien -  hinweisen.Eine Neuauflage wird in einigen Wochen erscheinen.
 

 
Hier werden wunderbar Erhaltene Decapoden der Limfjord Region vorgestellt.
 
Vielen Dank für Euer Interesse !
 
 
Fotos und Beschreibung: Axel Cordes für Steinkern.de
Alle Rechte beim Autor.