Amaltheus: In sieben Schritten zum Ausstellungsstück

Anhand eines großen Amaltheus aus dem Lias Delta vom Donaukanal Sulzkirchen werden detailliert die Präparationsarbeiten vom Rohling bis zum fertigen Sammlungsstück gezeigt. Dieses Stück ist insofern interessant, weil hier eine breite Palette an Werkzeugen und Material eingesetzt wurde, um für mich zu einem guten Ergebnis zu gelangen.

 




Fundsituation:

Der hier gezeigte Amaltheus stammt aus der Fundstelle des Donaukanals bei Sulzkirchen (siehe auch Artikel in der Rubrik "Fundstellen aus Bayern" und eigener Ordner in der "Galerie"). Weil er auf dem Top der damaligen Fahrbahn gelegen hat, ist die Oberfläche durch Baufahrzeuge (siehe rote Punkte) an einigen Stellen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Ammonit steckt in einer pyrit- und eisenhaltigen Konkretion, was die Präparation nicht einfach macht. Im Gegensatz zu vielen anderen Jura-Ammoniten ist bei den Amaltheen aus Sulzkirchen in der Regel die Oberseite besser überliefert als die Unterseite, wie auch in diesem Fall.

1. Schritt: Nach gut 20 Jahren in meinem Materiallager habe ich die Konkretion mit dem rund 24 Zentimeter messenden Amaltheus geholt und est einmal mit einem Flachmeißel den "Deckel" abgehoben. Nur wenn dies gelingt und bereits die inneren Windungen erkennbar sind, hat es einen Sinn weiterzuarbeiten. Bei rund 70 Prozent aller Funde sind die Innenwindungen nicht überliefert. Mit Sekundenkleber habe ich einige der Schadstellen (rote Punkte) gefestigt. Die blauen Punkte zeigen die pyrithalte Schwarte, deren Entfernung sehr viel Zeitaufwand erforderte. Bei der Präparation hatte ich mir folgende Ziele gesetzt:
- Der Ammonit soll auf einem Rest Matrix aufliegen
- Der vordere stark zerstörte Bereich wird abgetragen, das Stück damit etwas verkleinert
- Die Schadstellen werden ausgebessert und farblich angeglichen

Anfang.jpg

2. Schritt: Nach einigen Stunden Arbeit mit dem Präparierstichel ist der Ammonit außen im wesentlichen freigelegt und auch die Stelle markiert, bis zu dem der zerstörte Teil wegpräpariert werden soll.


Erste_Schritte.jpg

3. Schritt: Jetzt geht es um die Präparation der Innenwindungen. Auch im Zeitalter des Sandstrahlens hat sich bei den Amaltheen aus Sulzirchen KOH bewährt: Die mit einem Schalenüberzug erhaltenen Steinkerne sind von mehreren Mergellagen bedeckt. Beim Sandstrahlen weiß man nie, wie tief man noch darf. Die Schale selbst ist sehr stabil, wird durch das KOH nicht angegriffen, könnte aber durch den Druck des auftreffenden Eisenpulvers vom Steinkern gelöst werden. Außerdem haben Amaltheen überhängene Nabelkanten. Die Zwischenräume, die mit dem Strahlgut nur schwer erreichbar sind, verwandelt das KOH zu einem Brei, der dann leicht ausgewaschen werden kann. Damit keine KOH-Lösung in irgendwelche Risse eindringen kann, habe ich diese (rote Punkte) vor dem Ätzvorgang noch mit Sekundenkleber dicht gemacht.

KOH.jpg

4. Schritt: Es hat geklappt. Nach einer kurzen Wässerungszeit und der Neutralisation der Lauge durch stärkstens verdünnte Salzsäure ist der Nabel frei. Auch der "neue Mundsaum" ist inzwischen weitgehend fertig.


Roh_fertig.jpg

5. Schritt: Als nächstes habe ich die Fehlstellen mit einer Mischung aus Ponal und Gesteinsmehl ausgefüllt. Die Farbangleichung ist ein Geduldsspiel und kann aus eigener Erfahrung nur durch Versuchen und Probieren gelingen. Bei Ponal habe ich festgestellt, dass die Masse nach dem Trocknen einen eindeutig dunkleren Farbton annimmt.  


Vor_dem_Einlassen.jpg

6. Schritt: Nach dem Aushärten des Ponals habe ich den Ammoniten noch kurz mit einer feinen Messingbürste abgebürstet - ich weiß, dass sich bei Puristen jetzt die Zehennägel einrollen - und mit einer Mischung aus Mowilit und Aceton eingelassen.

Fertig.jpg

7. Schritt: Zum Schluss bekommt der Ammonit noch eine Inventarnummer (3495), wird eingescannt und in meiner Sammlungsdatenbank integriert. Es handelt sich um einen rund 24 Zentimeter großen Amaltheus sp. aus dem Lias Delta 1. Die Wohnkammer fehlt. Leider ist der Kiel nur mäßig überliefert. Es ist kein Perschnurstrang zu erkennen. Außer den typischen Spiralrippen und der Spiralstreifung ist keine prägnante Skulptur erkennbar. Auch die Innenwindungen sind bis auf feine Anwachsstreifen glatt. Ob der Ammonit innen einen Zopfkiel hatte, muss offenbleiben.
Fazit: Trotz der mäßigen Erhaltung der Außenwindung hat sich die Präparation gelohnt, weil das Zentrum für Sulzkirchen beinahe perfekt überliefert ist. Die farbliche Abstimmung der Ergänzungsarbeiten möchte ich als ausreichend bezeichnen. Wenn ich einmal mehr Zeit habe, werde ich vielleicht noch nachbessern.

COPYRIGHT: Dieser Artikel und die Fotos sind urheberrechtlich geschützt und exklusiv für steinkern.de geschrieben. Eine Veröffentlichung in anderen Medien ist ohne Einverständnis des Autors Victor Schlampp ausdrücklich nicht gestattet.

Foto und Sammlung: Victor Schlampp