Präparation und Ergänzung eines Nautilus aus Winnberg/Sengenthal

Die folgenden Fotos dokumentieren den Verlauf von Präparation und Ergänzung eines Cenoceras sp. mit 13 cm Durchmesser von der Lokalität Winnberg/Sengenthal. Es entstammt dem grauen (unter Verwitterung gelblich oxidierenden) Garantianen-Oolith, Schichten 5 und 6 nach CALLOMON 1987.

Die damit verbundene Geschichte wird in der Steinkern-Zeitschrift ausführlicher erzählt werden. Hier nur so viel: Im Sommer 2014 fand auf Initiative von Sönke Simonsen eine dreitägige Grabung im legendären Steinbruch am Winnberg statt. Ein Bagger legte auf einer ca. 6 x 8 Meter großen Fläche den roten Oolith des Unterbathonium (Convergens-Zone) frei und schuf ideale Bedingungen zum Abbau bis hinunter in die Garantianen-Schicht des Oberbajocium.

Herzlichen Dank an Dich, Sönke, für Dein Durchhaltevermögen bei der aufwendigen Planung, und auch an Tobi, der den Bagger „gerettet“ hat!

Zwölf kräftige, mehr oder weniger junge Sammler stemmten und wuchteten in einer Gemeinschaftsaktion, die vermutlich historisch bleiben wird, in einer Atmosphäre von Kameradschaftlichkeit und einer gewissen Glückseligkeit die schweren Schichtpakete, spalteten, fanden und sammelten. Zuletzt wurden die Funde auf Planen ausgelegt und die Empfänger im Losverfahren durch Ziehen von Nummern bestimmt. Die Fairness und kameradschaftliche Gelassenheit aller Teilnehmer anlässlich der Verteilung ihrer Funde wird mir für immer in beispielhafter Erinnerung bleiben!

 

sengenthal 2014

Abb. 1: Grabungsteam bei der Arbeit.

 

Meine persönliche Auswahl gehorchte eher dem Interesse an besonderen Funden als an Ästhetik, so konzentrierten sich bei mir zahlreiche Pseudogarantianen (Mikroconche zu Garantiana), aber auch zwei große Nautiliden.

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Abb. 2: Ein „Halbmond“, von meinen Sammlerkollegen verschmäht, „vielleicht ein Nauti“, der anfangs noch eher nach einem Ärgernis als einem besonderen Fund aussah.

 

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Abb. 3: Ergebnis nach Strahlen mit Eisenpulver mit geringer Beimengung an Dolomit, was den Abtrag verbessert. Den hohen Primär-Druck von 9 bar variiere ich durch unterschiedliche Entfernung der Düse vom Fossil. Eine Entfernung von 5, 10 oder 15 cm entspricht einer geschätzten Reduktion auf ca. 7, 4 oder 1-3 bar, was ich einfacher finde als ständiges Schrauben am Manometer - sicherlich ein sehr persönlicher Standpunkt, aber meine Erfahrungen damit sind gut. Thomas Bastelberger hat in seinem Beitrag "Sandstrahlen und Physik" fachkundig zusammengefasst, welche Faktoren beim Strahlen eine Rolle spielen und wie sie sich auswirken - für ein punktuelles Arbeiten empfiehlt es sich ggf. mit mehreren Faktoren (geringerer Druck und Abstand, ggf. schmalere Strahldüse) zu variieren.

 

Recht schnell wurde eine fantastische Schalenerhaltung des „Kringels“ mit hervorragend erhaltenen Anwachsstreifen sichtbar, die eine weitere Beschäftigung mit dem Stück lohnenswert machte. Der Schwung der Anwachsstreifen und der abgeflachte Venter identifizieren das Stück auch ohne sichtbare Lobenlinien als Nautilus, nachdem primär für kurze Zeit auch ein Phylloceras möglich schien. Der Wulst im Nabelbereich zeigt, dass der Schalenrand hier bis in die Mündungsregion reichte. Eine solche perfekte Anwachsstreifung ist bei fossilen Nautiliden aus Sengenthal nur sehr selten zu finden.

 

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Abb. 4: Da mein Auge gern „Vollständiges“ sieht, entscheide ich mich für eine Ergänzung des Fossils mit einem Gemisch von Akemi und Gesteinsmehl, mit dem Ziel, dabei keinesfalls zu schummeln - die Ergänzung darf klar sichtbar bleiben, soll den Fund aber doch optisch aufwerten. Hierzu platziere ich das Fossil in einer vorgefertigten Mulde auf dem Sandsack. Alufolie ermöglicht ein besseres Anmodellieren, um später möglichst wenig Akemi-Reste abtragen zu müssen. Erst nachdem die Farbe „stimmt“, wird Härter eingerührt und das Akemi zügig verteilt. Dabei werden leicht unterschiedliche Gesteinsmehl-Farben nur grob verrührt, um ein naturnahes, „grobes“ Bild zu erreichen. Oben ein rezenter Nautilus zum Vergleich- die Anwachsstreifung ist nahezu identisch! Als eigentliches Modell diente aber ein 12 cm großer fossiler Nautilus aus dem Bajocium von Sengenthal von der Website eines Fossilienhändlers.

 

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Abb. 5: Das Fossil nach Ergänzung mit Akemi/Gesteinsmehl.

 

Nach Aushärten des Akemi im Freien erfolgt die Abtragung des Überstandes mit Druckluftstichel und dem Proxxon-Minimot-Schleifgerät (rosa Schleifscheibe) in der Strahlkammer mit Staubabzug, da die Staubentwicklung sehr stark ist und ein Einatmen sicher nicht gesund wäre. Wie (jedenfalls bei meinen Arbeiten mit Akemi) leider üblich, zwingen Löcher, Fehlstellen und eine noch nicht ganz perfekte Form zum Auftragen einer zweiten Schicht Akemi/Gesteinsmehl (gleiches Prozedere), mit erneutem Schleifen und abschließendem Füllen und Festigen kleiner Risse und Löcher mit Sekundenkleber und Gesteinsmehl, insbesondere auf der Rückseite. Eine letzte Glättung gelingt mit einer großen Feile auf der Terrasse. Es dauert etwas, bis die gewünschte Form erreicht ist, denn das Auge verzeiht dabei keinen Millimeter!

 

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Abb. 6: Ergebnis nach Einlassen mit Rember Steinpflegemittel.

 

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Abb. 7: Die nicht erhaltene Gegenseite des Nautilus.

 

Der ergänzte und geglättete Bereich erscheint mir immer noch zu „geschleckt“, so dass jetzt nach leichtem, erneuten Anrauhen hauchdünn Sekundenkleber aufgetragen und mit Gesteinsmehl überpudert wird. Nach dem Trocknen wird der Gesteinsstaub mit verdünntem Mowilith gefestigt. Ziel ist, dass das Auge den ergänzten Bereich nicht mehr als störend wahrnimmt.

 

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Abb. 8: Das fertige Cenoceras, mit Rember eingelassen. Was anfangs wie eine „fehlende Hälfte“ aussah, entspricht letztlich nur noch etwa einem Fünftel des Nautilus, das ergänzt werden musste.

 

Über das Vorgehen und Ergebnis kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein. Für mich persönlich gilt jedenfalls: Ich geb´ das Stück nicht mehr her!

 

Arbeitsaufwand: ca. 5-6 Stunden.

 

Literatur:

CALLOMON, J. H. (1987): Zur Stratigraphie des Mittel- und unteren Oberjuras in Sengenthal bei Neumarkt/Opf. (Fränkische Alb), in: Stuttgarter Beitr. Naturk., Serie B, Nr. 132, S. 1-53.

 

Danylo Kubryk für Steinkern.de