Fund- und Präparationsbericht über Solnhofenamia elongata GRANDE & BEMIS

Seit Ende der 1980-er Jahre suchen mein Bruder und ich mittlerweile Fossilien im Hobbybruch Blumenberg. In diesen vielen Jahren haben wir eine ganze Reihe sehr schöner Funde machen können. 2012 kam ein weiteres Highlight hinzu. Anfang Oktober war mein Bruder einmal ohne mich zum Sammeln gefahren – nicht ohne einen Besuch am Vorabend bei mir in Nürnberg. Dann, am Folgetag erreichte mich schon am späten Vormittag der Anruf: „Besenfisch gefunden!“ Er hatte sich gerade erst einen Claim ausgesucht und ein erstes größeres Schichtpaket vom Rand aufgenommen, schon zeigte sich eine längliche „Beule“, die keinen Zweifel an ihrem Inhalt aufkommen ließ: da musste ein sehr seltener Besenfisch im Inneren stecken. Ohne Hektik konnte der gesamte Block ungebrochen geborgen, verpackt und im Auto verstaut werden. Nur wenige Tage später lag der Stein dann bei mir auf dem Tisch, verbunden mit dem Auftrag das Fossil zu präparieren. Wertvolle Tipps, wie mit dem Stück zu verfahren sei, holte ich mir von befreundeten Sammlern, die schon seit vielen Jahren außergewöhnlich gute Präparationen von Plattenkalkfossilien ausführen und stets hilfsbereit ihr Wissen teilen. Ihre Vorschläge berücksichtigend, habe ich mich also an die Arbeit gemacht.

 

In folgenden Schritten bin ich vorgegangen:

 

Als erstes erfolgte das gründliche Reinigen des Blockes – ein im Wortsinn schweres Unterfangen bei einer Größe von ca. 80 x 40 cm und mehreren Schichten.

 

Abb1a

Abb. 1a: Der gereinigte Block.

 

Abb1b

Abb. 1b: Eine unverkennbare Besenfisch-Beule.

 

Da der Fisch gewissermaßen umgedreht werden sollte, um die vermutlich besser erhaltene Seite freizulegen, musste der Block auf einen Trägerstein aufgedoppelt werden (dafür verwendete ich eine ordentliche Portion Akemi – gut, dass ich derzeit nur etwa 300 Meter vom Nürnberger Akemi-Laden entfernt wohne). Daran anschließend konnten das ganze Paket auf das ursprüngliche Maß formatiert sowie die Plattenränder verspachtelt werden.

 

Abb2

Abb. 2: Das Schichtpaket auf einem Trägerstein „aufgedoppelt“.

 

Nun erfolgte das vorsichtige Abspalten der drei noch über der gewünschten Hangendseite befindlichen Lagen, das klappte problemlos. Jetzt schaute der „Besen“ also in die andere Richtung. Auch wenn dadurch das Gewicht des Blocks etwas reduziert wurde, blieb es doch ein recht unhandliches und schweres Stück, was sich nicht mal eben aus dem Handgelenk unter dem Mikroskop hin und her schieben ließ.

 

Abb3

Abb. 3: Der umgedrehte „Besen“.

 

Dann ging es ans Freilegen: Mit Elektrostichel, diversen Nadeln und Schabwerkzeugen wurde der Fisch über mehrere Abende hinweg vom Stein befreit, was sich als durchaus knifflig erwies, da an mehreren Stellen Kristall auf der feinen Substanz lag und sich nur schwer abkratzen ließ. Die Präparationsstunden habe ich nicht genau vermerkt, es waren aber viele! Abschließend war nur noch der Fossilrand mit Skalpellen glatt zu schaben und der Fisch mit einer dünnen Schicht Zaponlack zu versiegeln.

 

Abb4

Abb4b

Abb. 4 a und b: Fertig präpariert und bereit für den Sammlungsschrank.

 

Abb.5

Abb. 5: Detailaufnahme des Kopfes.

 

Im Ergebnis liegt ein 21 cm großer Besenfisch Solnhofenamia elongata GRANDE & BEMIS 1998 in sehr guter Erhaltung vor, dem ein Ehrenplatz in unserer Sammlung sicher ist. Solche Knochenganoiden (Holostei) kamen im Mesozoikum in großer Artenvielfalt vor. Aus den Solnhofener Plattenkalken sind zwei Arten von Besenfischen bekannt: Solnhofenamia elongata und Amiopsis lepidota.

 

Guido M. Berndt, Nürnberg

 

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Eine erste Version dieses Berichts wurde veröffentlicht in Roger's Plattenkalk Fossilienforum (http://www2.rogers-fossilien.de/forum/viewtopic.php?t=2242, Login zum Lesen erforderlich).