Präparation eines Eryon cuvieri von der Oberen Haardt, Solnhofen

Dieses Jahr hatten die „Solnhofener Fossilientage“ (die Veranstaltung fand 2013 bereits zum 12. Mal statt) unter extremen Wetterbedingungen zu leiden. Am Samstag zunächst schon morgens früh brütende Hitze, am Sonntag dann das große Donnerwetter. Die Folge davon: nur vergleichsweise wenige Besucher. Schade für die Aussteller, die an ihren schönen Ständen eine ganze Reihe außergewöhnlich guter Fossilien anzubieten hatten. Neben fertig präparierten Stücken wartete auch der ein oder andere „Rohling“ auf ein neues Zuhause. So auch der hier vorzustellende Panzerkrebs. Eine „Katze im Sack“ war es freilich nicht, denn dass ein Eryon dabei herauskommen würde, war sowohl durch den typischen Abdruck auf der Platte als auch durch ein kleines Fenster, das beim Aufspalten im Steinbruch entstanden sein dürfte, klar zu erkennen. Schnell war ich mir mit dem Anbieter handelseinig und der immerhin 7 Kilogramm schwere Stein (ein Flinz mit 2,5 cm Stärke) mitsamt Deckelstein im Auto verstaut. Erst daheim bei der Vorbereitung der Präparation bemerkte ich, dass offenbar bereits bei der Bergung ein kleiner Teil des Panzers verlorengegangen war. Die Arbeit erwies sich für mich als echte Herausforderung, da ich bislang noch kaum Fossilien von der Oberen Haardt bearbeitet hatte. Zudem war eine Übertragung des auf der Gegenseite haftenden Rückenpanzerfragments notwendig; eine Prozedur die gerne schiefgeht, wenn man mit dem Kleber schlampt.

 

Abb1-Ausgangslage
Abb. 1: Die Ausgangslage.

 

Abb2-Eryon-Rest-Uebertragung
Abb. 2: In der Gegenseite hängt ein Stück des Rückenpanzers.


Die Präparation begann also mit dem Formatieren des im Negativ befindlichen und zu übertragenden Panzerteils. Dieses wurde ausgeschnitten, auf das Positiv aufgepresst – in diesem Falle mit dünnflüssigem Sekundenkleber – und anschließend mit einer Dremel-Trennscheibe möglichst dünn heruntergeschliffen.

 

Abb3-Zuschnitt

Abb. 3: Formatiert zum Übertragen.

 

Abb4-aufgeklebtes-Negativ
Abb. 4: Das aufgeklebte Fragment.


Das folgende „normale“ Freischaben wurde dann zum Nervenspiel: das auf dem Fossil haftende Material saß sehr fest und immer wieder wollten sich kleinste Substanzstücke verabschieden, so dass permanent mit Sekundenkleber gefestigt werden musste. Auch die Konsistenz des abzutragenden Materials wechselt ständig von hart zu kristallhart – ein wirklich zickiges Stück! So dauert die Freilegung lang und länger.

 

Abb5-aufgeklebt
Abb. 5: Allmähliches Herunterschleifen.

 

Abb-6runterschleifen
Abb. 6: Ab hier wird geschabt.


Dann passiert auch noch ein Unfall: Beim Vorsticheln bricht am rechten der bedornten Panzerränder ein kleines Stückchen heraus und reißt zwei der Dornen mit sich. Dieses muss vorsichtig wieder aufgesetzt werden, um dann weiter runterschaben zu können.

 

Abb7-Malheur

Abb. 7: Das Malheur.


Nach und nach kommt der gesamte Krebs zum Vorschein. Um den Gesamteindruck noch zu verbessern, wurden an einigen winzigen Stellen Kolorationen (mit Wasserfarbe, daher reversibel) vorgenommen. Nach dem Entfernen von Kleberresten erfolgte zu guter Letzt die Versiegelung mit einer dünnen Zaponlackmischung.

 

Abb-8-fertig
Abb. 8: Endlich liegt er frei.

 

Abb-9-die-ganze-Platte
Abb. 9: Der Panzerkrebs in seinem „letzten Bett“.


Im Ergebnis liegt ein 7 cm großer Eryon cuvieri, DESMAREST 1817 in Rückenlage vor, der zwar aufgrund der Fehlstelle im Rückenpanzer sicher kein perfektes Museumsstück ist, mir aber als „Charakterfossil“ der lithographischen Plattenkalke von Solnhofen (Malm Zeta 2 b) doch sehr gefällt. Dazu tut auch die mittige Lage auf einem hellen, naturgebrochenen Stein (ca. 35 x 40 cm) mit typischer Solnhofener Oberflächenstruktur ihr Übriges.

 

Guido M. Berndt, Nürnberg, September 2013