Präparation eines Wasserläufers aus den Plattenkalken um Eichstätt

Präparation eines Wasserläufers aus den Plattenkalken um Eichstätt


Es ist manchmal erstaunlich, was man so alles in Sammlungen finden kann, die ein paar Jahre auf dem Buckel haben…
In diesem Fall handelt es sich um einen recht großen Wasserläufer der Form Chresmoda obscura.

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Abb. 1: Die Platte im Ausgangszustand vor der präparatorischen Bearbeitung.

Es handelt sich um einen bereits formatisierten Stein, der ein paar Jahre in einer Gartenlaube zugebracht hat. Im Gegensatz zu Fischfossilien, die sehr unter dem Frost leiden, dem sie bei einer solchen Lagerung mitunter ausgesetzt sind, macht dies Insekten relativ wenig aus. Im Gegenteil, es scheint sogar fast vorteilhaft für ihre spätere Präparation.

Das vorliegende Stück war von einer dünnen Kalkschicht bedeckt, die zwar trennt, aber doch nicht wirklich „willig“ war. Im Bereich des Körpers wurde, nachdem die Konturen mit Bleistift angezeichnet waren, eine „Probegrabung“ mit einem PPS 70 unternommen. Keine gute Idee, die Schlagfrequenz des Geräts erwies sich als zu hoch. Die Deckschicht verhielt sich komisch - es wirkte fast so, dass eher gebohrt, denn gemeißelt wurde.

Was also tun? Zum Glück gibt es noch immer die guten alten Elektrogravierer. Harter Schlag, bestimmbarer Hub, unter dem Binokular eingesetzt sollte da doch etwas gehen!
Mit diesem Werkzeug konnte der Wasserläufer tatsächlich erfolgreich vom anhaftenden Gestein befreit werden.
Immer schön unter Streiflicht bei 50-facher Vergrößerung den Strichen folgend, wurde das Objekt freigelegt. Je weiter man sich den Beinenden näherte, desto dünner wurde die bedeckende Gesteinsschicht; teilweise lagen Abschnitte sogar offen. Die Bewegungen der Stichel- oder Vibrograph führenden Hand bewegten sich im Mikrometerbereich – es war sehr anstrengend, aber es ging.

Am Ende galt es noch die Konturen zu ziehen und das Fossil mit einem dünnen Schutzlack zu versehen.


Leider läuft bei diesem gut erhaltenen Exemplar das rechte hintere Bein aus der Platte heraus. Dieses wurde aus ästhetischen Gründen nicht vollständig freigelegt.

Besonders an diesem Individuum von Chresmoda sind die behaarten Fortsätze am Kopf, die fotografisch leider für mich nicht darstellbar sind. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen.


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Abb. 2

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Abb. 3

Fossil: Chresmoda obscura
Spannweite: 13 cm
Fundort: Solnhofener Plattenkalke um Eichstätt
Sammlung: privat
Verwendete Werkzeuge: PPS 70, Vibrograph
Zeitaufwand: ca. 4 Stunden

Udo Resch für Steinkern, alle Rechte liegen beim Autor.


Literatur:
Resch, U. & Rückert, A. (2011): Die Wasserläufer der Solnhofener Plattenkalke, Der Steinkern, Heft 6, S. 28-33.