Präparation eines Krebses der Gattung Hefriga

Es fing damit an, dass ich bei ziemlichem Mistwetter mal wieder zusammen mit meiner Frau in den Steinbruch gegangen bin und herumgeklopft habe. Nach einiger Zeit habe ich so einen etwas kleineren Krebs gefunden. Noch unter Kalk und erst einmal nicht gerade der Renner. Nach etwas lustloser Formatierung wurde das Ding dann schließlich mitgenommen und wanderte in die Vorratskiste.

 

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Ca. ein halbes Jahr später, es war inzwischen Winter geworden, kam dieses Stück bei meiner Frau an die Reihe zur Präparation. Zunächst wurden der Carapax und Teile des Abdomens mit dem Vibrografen freigelegt und die Lamellierung zeigte uns, dass es Richtung „Hefriga“ geht. Nun denn, sagte ich mir, lohnt sich kaum, aber ein Eigenfund ist doch immer was wert.
Etwas später waren die 2. Pereiopoden teilweise freigelegt und nun zeigte sich, dass es große Überreinstimmungen mit Hefriga frischmanni gibt.
 
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Meine Stimmung besserte sich augenblicklich und von nun an setzte meine Frau die Präparation mit aller Vorsicht hauptsächlich mit Schaber und Nadel fort. Extrem schwierig und besonderes Feingefühl erfordernd war die Präparation des Rostrums. Ein "fast nicht" Überstreifen mit der Nadel über die ventrale Seite des Rostrums musste genügen, um die zarte Kalkschicht zu entfernen. Nur dadurch gelang es ihr, die 3 entscheidenden ventralen Zähne auf dem Rostrum zu retten, also sichtbar zu machen.

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Eine Skizze verdeutlicht das Aussehen des Rostrums.

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Es war nun klar, dass es sich um etwas „Neues“ handeln würde. Anschließend wurden alle übrigen Teile freigelegt, wobei auch die Pereiopoden durchaus „knifflig“ waren.
 
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Alles in allem waren ca. 20 Stunden für die Präparation notwendig. Endlich war der Krebs aus dem Stein "befreit".

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Abschließend eine UV-Aufnahme und dann hieß es, die Meinung eines Wissenschaftlers einzuholen.

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Nun, ca. 4 Jahre nach meinem Fund ist das gute Stück beschrieben und trägt den Namen „Hefriga norbertwinkleri“. Solch ein Fund – auch wenn es „nur“ ein Schwimmkrebs ist – ist sicher ein Höhepunkt meiner „Sammlerlaufbahn“. Dabei ist mir völlig klar, dass ohne die Hilfe vieler Sammlerfreunde und Wissenschaftler es dazu nicht hätte kommen können. Deshalb danke ich hier in erster Linie natürlich meiner Frau für die perfekte Präparation und Herrn Dr. Schweigert vom Naturkundemuseum in Stuttgart für die Bereitschaft, diesen Fund zu beschreiben. Ohne die umfangreiche Homepage von Roger Frattigiani wäre mir der Zugang zu den Krebsen viel schwerer gefallen und ohne die Tipps von Udo Resch wäre auch meine Frau bei der Präparation nicht so weit, wie sie es jetzt ist.

Norbert Winkler