Caturus aus dem Plattenkalk - ein Fall für die Tonne?

 

Dieser Bericht soll zeigen, was mit Geduld, Übersicht, einer Menge Kleber und zuviel Zeit aus einem Haufen Scherben machbar ist.

Von einem Freund erhielt ich im Tausch gegen Kleinigkeiten diese Großbaustelle, von der er sagte, dass sie allenfalls als ganz schlechter Beleg tauge, eher aber in die Tonne gehöre.

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Da in der Magenregion des Fisches aber eine seltsame Beule zu sehen war, entschloss ich mich das Stück zu übernehmen. Mal sehen, was man daraus machen kann. In Summe, nachdem falsche Steine aus dem Puzzle entfernt wurden, blieb noch eine Fleischwanne voller Brocken über.

Nachdem die bröseligen Partien mit Sekundenkleber fixiert waren, wurden die Teile sorgfältig verpackt und nach Hause geschuckelt. Dort wanderte die Kiste erstmal in den Stapel der Präparierhalde.

Jahre später war die Zeit dann reif, sich mal an das Teil zu machen. Die Arbeit beginnt damit die Kiste auszupacken, die Steine zu entstauben und zu sortieren. Das Ergebnis sieht viel besser aus als die Erinnerungen die ich an den Scherbenhaufen hatte.

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Die Substanz des Fisches ist gut, ein Zusammenkleben erscheint lohnend. Nun werden die ersten Steine zusammengefügt und ein Plan gemacht, welche Teile in welcher Reihenfolge aufgeklebt werden sollen. Dann werden die ersten zu übertragenden Partien ausgeschnitten und aufgeklebt.

Vorab werden sie aber zur Probe nur aufgelegt um zu sehen wie viel Spielraum man zwischen den einzelnen Stückchen hat. Und dann geht es auch schon los.

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Zuerst werden die kleinen Schnipsel aufgeklebt. Die lassen sich gut von Hand so fest andrücken, dass das Fugenmaß sehr dünn ist. Bei den großen Stücken kommen Schraubzwingen und Klemmen zum Einsatz um den Druck konstant zu halten, damit überschüssiger Kleber aus der Fuge gepresst wird. Hier macht sich erstmals der auch bei der Festigung eingesetzte Sekundenkleber bemerkbar. Leider nicht in positiver Weise, denn "aufgepilzte" oder aufgeblätterte Partien waren so fest geworden, dass sie sich nicht einfach wieder zusammenpressen ließen. Da muss man dann wohl doch etwas stärkere Fugen in Kauf nehmen. Ärgerlich, aber Fehler werden gemacht damit man für die Zukunft aus ihnen lernen kann.

 

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Nachdem die Klammern und Klemmen entfernt werden konnten, was am Folgetag geschah, wurde gleich der Test gemacht. Die Klebungen waren besser als erwartet und die Trennung der Matrix vom Fossil war so, dass die Präparation noch Spaß machte.

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Allerdings war der Stein nicht so toll und die Ansetzstücke so wenige, dass sich ein Plattenproblem andeutete. So nahm ich denn die Steine nach einer Vorformatierung mit in den Betrieb. Da der Fisch in einer Fäule gelegen hatte, werden die Platten, je weiter man sich vom Fossil entfernt, immer dünner. Lediglich die Trägerschicht des Fisches hatte eine Basisstärke von 4 mm. So beschloss ich dem Objekt die Form eines Laibsteines zu geben. So lenkt man zwar den Blick extrem auf das Fossil, aber dafür müssen auch nur  wenige Steinchen angefummelt werden. Nebenbei wird noch ein wenig im Kopf herumgestochert und die obere Hälfte des dorsalen Schwanzlobus an einer voreiligen Klebung wieder entfernt und dieses Stück dann mit dem Negativ verklebt um ihn zu komplettieren. Demzufolge ist die auf den folgenden Bildern zu sehende untere Hälfte des ventralen Schwanzlobus eine aus einer Scherbe herausgeschnittene Formergänzung.

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Im folgenden Arbeitsschritt werden die beiden Enden des Fisches angebracht. So bekommt er wieder Nasenspitze und Antrieb. Dabei wird darauf geachtet, dass austretender Kleber sofort vom Fossil entfernt wird und eine Fuge geringer Tiefe verbleibt, denn es müssen ja noch Steine an- oder aufgeklebt werden.

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Nun ist der Stein an der Reihe, der die Gaumenleisten beinhaltet. Nachdem der angesetzt ist, werden vorhandene Löcher, in die noch Steine eingesetzt werden müssen, vorsichtig an der Basis mit Spachtelmasse aufgefüllt. Das erleichtert später das Einsetzen oder vollständige Auffüllen, da der Kleber nicht mehr nach unten weglaufen kann.

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Wieder ein paar Arbeitsstunden später - zwischenzeitlich war der Brocken noch mal mit im Betrieb, wo die Kontur noch etwas nachgearbeitet und auch die Rückseite in eine homogene Form gebracht wurde. Langsam gefällt mir das Ergebnis, ist die Bauchseite des Fisches doch schon annähernd vollständig freigelegt. Auch hat er seine Schlundleisten wieder und die linke Brustflosse ist annähernd raus. Und da einen die Neugierde ja nie verschont, wird noch ein kleines Fenster in die komische Beule im Bauchraum gemacht. Treffer! Zwischen den Schuppenschichten der rechten und der linken Körperseite findet sich das Vordere Ende eines Schädeldaches. Man schaut also quasi von oben auf den Schädel eines verschlungenen Beutefisches. Dies lässt sich im jetzigen Zustand allerdings nur schlecht in einem Bild zeigen.

Nachdem also dieses Grundbedürfnis befriedigt ist, werden Partien nahe der Schwanzflosse ausgeschnitten und aufgeklebt.

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Weitergemacht wird mit dem abgenommenen oberen halben Lobus bis er vollständig freiliegt. Danach ist der Kopf an der Reihe. Er wird so weit es geht freigelegt. Nachdem einige Hohlräume aufgetreten sind, werden sie zunächst mit Kunstharz unterspritzt und zugleich das ziemliche ramponierte Maul für die Restauration aufgebaut. Hier hatte der Meißel die Kieferpartie recht übel erwischt, als jemand das Schichtpaket geöffnet hat, um zu sehen, was sich in der Beule verbirgt. Wenn man schon beim Kleben ist, dann kann man auch gleich die schon vorbereiteten Ecken einbauen und nachfolgend verschleifen.

Auch die Brustflosse wird gleich freigestellt, wenn man schon mal sägt und schleift.

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Dem genauen Beobachter ist es aufgefallen, auf den vorhergehenden Bildern war die Rückenflosse noch nicht so hoch. Auch gab es da mal ein Stück Flosse, das auf dem Rumpf in deren Nähe gelegen hatte.

Dieses konnte sauber und ohne Schäden für den Fisch herunterpräpariert und erhalten werden. Es wurde genau in Form geschliffen und an der Stelle eingesetzt, wo es hingehört und die teilweise fehlende Zwischenpartie ergänzt.

Nun wird der obere Schwanzlobus angeklebt und der untere mit Hilfe eines Steins formergänzt. Anschließend werden die fehlenden Bereiche der Kiefer modelliert. Nun müssen noch die Klebestellen im Fisch kaschiert werden. Danach werden die restaurierten Partien des Kopfes und der Rückenflosse koloriert.

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Im Streiflicht kann man schön die Beule erkennen, die der Fischkopf im Bauch des Caturiden erzeugt hat. Der Steg in der Mitte repräsentiert dabei das sich durchprägende Schädeldach, die Gruben auf beiden Seiten die Augenhöhlen. Wo der Rest des Beutefisches geblieben ist, das ist leider nicht erkennbar.

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Hier noch einmal der Schädel im Streiflicht, so dass man das hohe Relief gut erkennen kann.

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Und hier noch einmal das ganze Tier im Streiflicht.

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Fossil:              Caturus sp.

Fundort            Wegscheid

Größe              44,5 cm

Fundjahr          2006

 

 

Verwendete Werkzeuge:

Verschiedene Druckluftmeißel

Nadeln und Schaber

Dentalfräser und Diamantschleifer

Industriebandschleifer Hardo Caravelle

 

Verwendete Klebstoffe:

Akemi Juragelb

Spachtelmasse

Diverse Sekundenkleber

Stabilit Express

 

Arbeitszeit: ca. 23 Stunden

an dieser Stelle noch ein Filmchen:

http://www.youtube.com/watch?v=rml-SGg2AzA

 

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

 

Dank:

Mein Dank an dieser Stelle gilt O. Schädlich für die Erlaubnis der Nutzung des Maschinenparks im Betrieb.

 

Fotos und Text: Udo Resch; für steinkern.de; alle Rechte liegen beim Autor