Ein Notagogus zu Halloween - eine fürchterliche nette Überraschung

Auf meiner letzten Exkursion in die Plattenkalke fand ich auf einer Halde eine Platte auf der sich eine unscheinbare Beule befand. Ich beschloss sie mitzunehmen, da ich zwischenzeitlich gelernt hatte, dass sich hinter Beulen auch nette Fossilien finden können.

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Nach einer schlechten Nacht machte ich früh morgens einen Spaziergang  über einen der bekannten Berliner Trödelmärkte. Es herrschte reges Treiben, alle waren noch mit dem Aufbau beschäftigt. Es fand sich nur eine Kaffeekanne, die mich interessierte, aber wir wurden uns leider nicht einig.

Kurz vor Zehn nahm ich dann die Platte, die sich schon Wochen im Kofferraum befand mit in meine Wohnung. 
Der annähernd quadratische Stein hat die Abmessungen von etwa 25 cm auf 26 cm. Die Beule die sich auf dem Stein findet, ist gerade mal etwas über 3 cm lang.

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Ich begab mich mit der Platte in meine Präparierkammer und begann lustlos die Beule zu "fenstern". Die Müdigkeit und Lustlosigkeit waren sofort wie weggeblasen, denn es fanden sich wider Erwarten bestachelte Schuppen. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet, denn die Beule sah ja nun nicht wirklich nach etwas Brauchbarem aus.

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Von dem kleinen Fenster buddelte ich mich dann vorsichtig weiter in Richtung Schwanzflosse. Alles gestaltete sich recht problemlos. Auch die Schwanzflosse machte am Ansatz sauber auf.

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Nun ging es weiter in Richtung des Kopfes. Mit Erreichen des Kiemendeckels platzte auch eine kleine Scherbe weg, die den Ansatz der Brustflosse freigab. Auch hier wurde der Ansatz freigelegt, auch hier war die Trennung gut.

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Nun arbeitete ich mich in Richtung der Genitalflossen vorwärts, nachdem das bedeckende Gestein, welches hier verhärtet war, mit dem Diamantschleifer erschütterungsfrei auf ein Minimum reduziert wurde. Sicherheitshalber wurde fixiert und an anderer Stelle weiter gemacht.

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Die Rückenflosse war das primäre Ziel. Wie ich schnell feststellen musste, hatte der Kleine deren zwei. Im Anschluss wurde dann  die Schwanzflosse vollständig freigelegt. Die Aufregung wurde größer, ebenso die Brustflosse. Nun konnte ich mich wieder der Genitalflosse zuwenden und diese auch recht einfach freilegen. Auf zur Letzten, der Afterflosse. Auch die stellte kein Problem dar, sah aber komisch aus.

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Der letzte Abschnitt, es geht in den Kopf. Hier wurde auch vorsichtig gestichelt und genadelt. Wider erwarten trennte der Kopf, trotz des in diesem Bereich sehr mehligen Gesteins, gut. Schnell ist der Kopf freigelegt und die Kiefer starren unter dem Mikroskop vor Zähnen. Als vorletzter Schritt wird die Augenhöhle ausgeräumt. Dann werden die Kanten um das Fossil gesetzt und letzte Versäuberungen vorgenommen. Nun nur noch versiegeln und das Stück ist fertig.

 

 

 

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Erst nach einem Telefonat mit einem Freund, dem ich gleich Bilder geschickt hatte, bemerkte ich, dass es sich nicht um einen Propterus elongatus handelt, sondern um den viel selteneren Notagogus denticulatus. Also handelt es sich bei diesem Tag wirklich um ein happy Halloween!

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Fossil: Notagogus denticulatus
Fundort: Wintershof
Größe: 4,9 cm

 

 

 

Verwendete Werkzeuge:
Diverse Nadeln
Diamantschleifköper
HW 10

Zeitaufwand: ca. 8 Stunden


Udo Resch

Bericht für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor