Ein Scherbenhaufen wird zu einem dekorativen Sammlungsstück

Hier ein kleiner Bericht, wie man aus Scherben doch noch ein schönes Stück generieren kann.
                                                        
Ich habe das Stück zur Präparation erhalten und dankenswerterweise die Genehmigung bekommen, die Präparation hier vorstellen zu dürfen.
 

 

Die Basis

 

Zwei Kisten Trümmer, die überraschenderweise einige Teile eines Quastenflossers offenbarten. Alles sah zu Beginn recht trostlos aus. Lediglich die Hauptplatte,  auf der sich die hinteren 2/3 des Fisches befinden, lässt hoffen.
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Nachdem die Steine grob gereinigt sind, fällt eine Beurteilung leichter. Leicht lassen sich nun die einzelnen Steine zusammenfügen. Zur Überraschung stellt sich das Individuum als annähernd vollständig heraus. Lediglich ein Stück der Schnauzenspitze von ca. 1,3 cm Länge fehlt.
 
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Daraus lässt sich doch sicher etwas machen. Es gilt nun also ein Konzept zu entwickeln, wie mit dem Stück zu verfahren ist.
 

 

Auf der Negativplatte haben sich im Bereich der Schwanzflosse zwei Platten gelöst. Nachdem die Bruchkanten mittels Pinsel gereinigt sind, werden die Steine mittels Sekundenkleber auf dem Hauptstein fixiert. Nun sind die Platten stabil genug um gründlich gereinigt zu werden.

Der Plan
Die Steine jetzt zusammenzusetzen ist nicht das Problem. Jedoch ist das Negativ nicht vollständig. Ein Teil „hängt“ noch auf dem Positiv und zwar ausgerechnet der Kopf.

Dieses Stück soll übertragen werden. Dazu werden zuerst die beiden Platten unter Druck mittels einer schweren Schraubzwinge zusammengefügt und am Folgetag mit einem sehr scharfen Meißel vorsichtig gespalten. Dies tut man, indem man der Spaltebene folgend langsam Schläge ausübt. Dies glückt erfreulich gut und nun ist auch das Negativ annähernd vollständig.
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Jetzt müssen nur noch die Platten gestaltet werden, indem Steine angefügt werden und anschließend müssen beide Seiten des Fisches noch an der Schnauze etwas ergänzt werden. Das sollte keine weiteren Schwierigkeiten bereiten.

Materialgewinnung
Leider finden sich in meinem Fundus keine Platten die in Struktur oder Farbe passen. Es müssen also die vorhandenen Steine vorsichtig gespalten werden um so passende Ansetzsteine zu gewinnen. Es ist kniffelig, da immer die Gefahr besteht, dass die Hauptplatten zerbrechen. Letztlich konnten die Teilungen ohne Folgeschäden vorgenommen werden, Ansetzsteine sind nun also genug vorhanden.

 

Aufbau der Platte
Die Form wie die Platten aussehen sollen, wird auf einem Blatt Papier skizziert. Nun werden Schablonen aus Pergamentspapier angefertigt und diese auf die zuvor als einigermaßen passend ausgewählten Steine aufgelegt um  zu sehen, wie sie passen.

 

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Nun werden die Steine ausgeschnitten und dann am Bandschleifer zurechtgeschliffen. Anschließend werden die dünnen Steine einer nach dem Anderen angefügt.
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Nachdem alle Stücke angefügt sind, werden die so entstandenen Platten vorsichtig umgedreht um die angebauten Partien auf Plattenniveau aufzufüllen. Es werden Decksteine vorbereitet, die die Lücken nur ungefähr ausfüllen müssen. Danach werden Abstandshalter aufgebaut, damit die Deckplatten das Niveau der Rückseite einhalten. Jetzt wird Kunstharz angerührt und die Decksteine werden aufgeklebt, wobei gleichzeitig das Volumen zwischen den beiden Platten aufgefüllt wird.
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Am folgenden Tag wird die Platte am Bandschleifer vorsichtig umschliffen, nachdem überstehende Plattenbereich vorsichtig zurechtgezwickt wurden.
 

 

Restauration
Auf der Negativplatte werden zuerst vorhandene Löcher mit Akemi aufgefüllt. Nachdem der Kunstharz abgebunden hat, wird er vorsichtig in Form geschliffen und das Relief angepasst. Nun wird mit feinen Nadeln die Oberfläche der restaurierten Partien angeraut, so dass eine farblich bessere Anpassung erreicht wird.
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Bei der Positiv-Seite verhält es sich ähnlich. Nachdem diese Arbeiten getan sind, wird die Schnauzenspitze rekonstruiert. Dazu werden zuerst die zu erstellenden Umrisse angezeichnet. Danach werden die Konturen in den Stein hineinmodelliert. Dies gelingt sehr gut, die Restauration fällt, auch ohne dass sie farblich retuschiert wird, kaum auf.

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Das Ergebnis:
Nach ca. 30 Stunden Arbeit liegt das Ergebnis vor. Es handelt sich um einen nicht näher bestimmten Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken. Die Qualität ist für ein Spaltfossil in Anbetracht der Größe von ca. 36 cm recht gut. Man erkennt neben den markanten Flossen auch eine Reihe von Schuppen, die wie eine Perlenschnur über den Körper verlaufen. Diese erinnert deutlich an das Seitenlinienorgan moderner Fische, wie ich es in dieser Erhaltung selten gesehen habe. 
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Fossil:              Quastenflosser sp.

Größe:             36 cm

Fundort:           Eichstätter Bruchrevier

 

Verwendete Werkzeuge:

Hardo Caravelle

Proxxon Mikrobohrmaschine (RIP)

HW-10

Diverse Nadeln

Diverse Schleifkörper
 
 
Dank:
Ich danke an dieser Stelle für die Möglichkeit diese Dokumentation zu publizieren und Herrn O. Schädlich für die Möglichkeit zur Nutzung der Maschinen im Betrieb.

Udo Resch für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor.