Lollipop - Von Präparation und Restauration eines Pfeilschwanzkrebses

Ich möchte hier einen weiteren Limulus vorstellen. Es handelt sich um ein juveniles Exemplar, besonders geringer Größe in jedoch hervorragender Qualität.
Sehr junge Formen von Mesolimulus walchi sind echte Raritäten. Ab einer Körpergröße von 11-12 cm sind sie beinahe als „häufig“ zu bezeichnen. Ab einer Länge um 20 cm werden sie schon wieder richtig selten. In einer Verteilungskurve bilden die Individuen zwischen 14 cm und 16 cm das Häufigkeitsmaximum.

Fundsituation
Gefunden habe ich das Stück auf dem Stock eines befreundeten Arbeiters in den Solnhofener Plattenkalken. Er lag in mehrere Teile zerbrochen und zudem verspalten unbeachtet in einer Ecke auf dem Stock. Der erste Eindruck war unansehnlich. Mit Krümeln und kleinen Splittern übersät, verschmutzt und verklebt von dem in der Region sehr schweren und lehmigen Boden. Bei genauerem Hinsehen jedoch war zu erkennen, dass sich unter den anhaftenden Partikeln ein kleines, leider unvollständiges, Juwel fand.

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Präparation
Zunächst wurden alle Teile vorsichtig gereinigt. Nachdem alles einen Tag getrocknet hatte, folgte eine neue Bestandsaufnahme. Das Stück hatte eine wirklich hervorragende Qualität. Nun wurden die aufzuklebenden Teile vorsichtig mit Zange und Trennscheibe formatiert. Die dabei anfallenden Reststücke wurden sicherheitshalber in die Schachtel gelegt, falls man sie doch noch brauchen könnte, oder für den Fall, dass man etwas übersehen hat.
Der Trägerstein wurde im Bereich des Fossils isoliert, ebenso der Stein außerhalb der zu verklebenden Bereiche um später überschüssigen Klebstoff besser entfernen zu können. Nach erfolgter Verklebung und einem weiteren Tag Wartezeit wurde der Winzling freigelegt. Dies gestaltete sich auf der rechten Seite des Thorax problemlos, auf der linken Seite jedoch klebte er sehr. Sowas kommt halt manchmal vor.

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Restauration
Nachdem die Präparation abgeschlossen war, wurde der Stein geteilt, um einen Ansetzstein aus der gleichen Schicht zu gewinnen. Die Kante wurde zurechtgeschliffen, damit die Steine gut zusammenpassen und keine zu große Fuge entsteht. Dann werden beide Teile zusammengefügt. Wieder lässt man das Stück einen Tag liegen. Nun wir der Stein auf das gewünschte Format gebracht. Anschließend kommen die zuvor aufgehobenen Fragmente der Deckplatte zum Einsatz. Ein passendes Steinchen wird ausgewählt um den Schwanzstachel ergänzen zu können. Es wird in passender Form ausgeschnitten und in Verlängerung des Stummels Aufgeklebt. Nach ein, zwei Stunden wird aus diesem Stück das Fehlende des Schwanzstachels herausmodelliert. Dabei ist darauf zu achten, dass die Proportionen stimmen. In dem Fall habe ich einen anderen Limulus als Muster genommen und das Verhältnis Cephalothorax zu Schwanzstachel ausgerechnet. Mit dem Faktor wurde dann die Länge des Stachels errechnet und die Länge auf dem Stein festgelegt.
Anschließend die Kanten gemacht und überschüssiges Gestein und auf der Platte anhaftende Klebstoffreste entfernt. Fertig.

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Dokumentation
Der letzte Schritt ist die Dokumentation. Auf dem Stück wird die Sammlungsnummer und die Restauration mit einem witterungs- und UV-beständigem Stift vermerkt (hier eignen sich Edding oder Tusche). Alle weiteren Informationen werden in der Datenbank hinterlegt.

Es handelt sich um einen kleinen Mesolimulus walchi (DEMAREST) aus der Region um Eichstätt mit einer (restaurierten) Körperlänge von 5,5 cm.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Udo Resch