Restauration eines kleinen Besenfischs der Gattung Amiopsis

Einen Besenfisch zu restaurieren ist nicht einfach, aber zum Wegschmeißen ist er einfach zu selten und somit auch deutlich zu schade. Um eines klarzustellen, hier geht es nicht darum aus Sch... Gold zu machen, sondern darum unvollständige Fossilien adäquat aufzuwerten, ohne sie groß zu verfälschen.

Ende 2011 bekam ich einen kleinen, bereits geklebten Besenfisch auf einer sehr dünnen Platte. An sich war es ein recht hoffnungsloser Fall. In mehrere Teile zerbrochen, das „Fleisch“ verrissen, sogar weitgehend verloren und dann fehlten auch noch Teile der Deckelscherben. Nicht genug der Hiobsbotschaften, auch der Schwanz schien nahezu vollständig verloren gegangen bzw. nicht geborgen worden zu sein.

 

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Nun ja, einem geschenkten Barsch schaut man bekanntlich nicht in die Kiemen und so wurde geschaut, was noch zu retten sein würde.

Die Arbeit begann mit der Reinigung des verstaubten Stücks und der Erkenntnis, dass die eine Seite schon einmal mit Sekundenkleber zusammengeklebt worden war. Leider kam es dabei zu einem leichten Versatz. Man könnte die Klebung wieder auflösen und neu machen, aber aufgrund der filigranen Knochen des Schädels wurde der Stein in seinem suboptimalen Zustand belassen.

 

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Auf alle Fälle musste nachgeschaut werden, wie die Flossen erhalten sein würden. Also wurde munter darauf los gestichelt. Zunächst wurde locker vorne angefangen, die Brustflosse zeigte sich „zerfusselt“, die Genitalflosse war weitgehend als Negativ erhalten, die Afterflosse voll aufgestellt und super, die Rückenflosse voll aufgestellt und mit Bissverletzung (nicht wirklich häufig bei diesen Räubern) und siehe da, die Schwanzflosse ist doch fast komplett!

 

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Es schien sich also doch zu lohnen, etwas Arbeit in die weitere Präparation zu investieren. Einmal abgesehen davon, dass Besenfische mit einer Größe von acht Zentimetern nicht unbedingt als häufig zu bezeichnen sind. Im folgenden Arbeitsschritt reduzierte ich die Gegenseite auf die zu übertragenden Teile und klebte diese auf. Nach dem Abbinden trug ich den Steinsockel über dem Fossil grob mit Stichel und Diamantfräse ab. Am Kopf wurden dabei sofort einige Zähne sichtbar.

 

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Im nachfolgenden Schritt teilte ich die verbliebene Platte. Aus dem abgetrennten Stück wurde der Ansetzstein gewonnen, um die Schwanzflosse restaurieren zu können und um das Fossil etwas weiter in die Mitte des Steins zu rücken.

 

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Die Arbeit verlief nach bewährtem Schema, Schablone anfertigen, Kontur übertragen und ´ran an den Bandschleifer. Das Ergebnis sah dann so aus:

 

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Nun wurden die beiden Steine zusammengefügt. Die Klebung erfolgte mittels Akemi-Marmorkitt.

 

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Dann wurde die so entstandene Platte, die recht instabil war, vorsichtig formatiert. Dabei sprang sie unkontrolliert, aber nicht unattraktiv!

Im nächsten Arbeitsgang wurde die fragile Platte auf einen ebenfalls dünnen Stein aufgedoppelt, um der ganzen Sache etwas mehr Stabilität zu verleihen.

 

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Nachdem auch der Trägerstein formatiert war, konnte als nächstes die Kontur der unvollständigen Schwanzflosse übertragen werden. Dann wurde mit Fräsern vorgearbeitet. Im selben Atemzug wurde auch im Bereich der Brustflosse Material abgetragen und um den Kopf herum überschüssiger Kleber entfernt.

 

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Dabei gingen leider die Reste der rechten Brustflosse mit „flöten“, aber es fand sich an gleicher Stelle die linke Brustflosse in nur einem halben Millimeter Tiefe. Diese ist im Gegensatz zur Geopferten schön abgestellt und nicht zerfallen!

 

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Dann ging es vorsichtig am Schädel weiter. Die Kiemendeckel wurden freigelegt und zwischendurch immer wieder mit Sekundenkleber gefestigt.

 

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Da die Klebenaht im Bereich der Schwanzflosse nicht ideal war, wurde sie vorsichtig mit einem feinen Rosenbohrer ausgefräst und mit entsprechend abgetöntem Akemi neu aufgefüllt. Man kann auf dem Foto auch schon den ersten Rekonstruktionsversuch sehen, der aber komplett wieder eingestampft wurde.

 

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In der Zwischenzeit, als der Kleber im hinteren Bereich ersteinmal abbinden musste, wurde wieder am Kopf gearbeitet. Ich legte die Kiefer weiter frei und fräste vorsichtig an der Augenhöhle. Auch den bauchseitigen Teil des Kiemenapparates galt es weiter zu bearbeiten.

 

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Nachdem der Kleber in der Fuge der Schwanzflosse abgebunden hatte, wurde er nivelliert und die Restauration erneuert. Sie wurde nun so angelegt, dass sie nicht unmittelbar auffällt, aber ist nicht so angelegt, dass man sie auch bei genauer Betrachtung gar nicht erkennen kann.

Anschließend wurde der überschüssige und verlaufene Kleber vom Rumpf des Fisches entfernt. Durch die vorhergehende Versiegelung gelang dies sehr gut. Die Strukturen des Schuppenkleides blieben erhalten. Das Erscheinungsbild der Wirbelsäule hingegen blieb desolat.

 

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Nun ging es dem Ende der Arbeit zu. Am Kopf wurden noch die „Zähne geputzt“ und die Augehöhle „schick gemacht“, dann konnten die Konturen gesetzt werden. Dabei kamen noch einige schöne Details des Kiemenapparats zum Vorschein, die das Gesamtbild abrundeten.

 

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Am Ende liegt ein zwar arg gebeutelter Amiopsis vor, den man so aufgearbeitet aber gut aufhängen kann, ohne dass man sofort unwillkürlich zu Weinen beginnt.

 

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Fossil: Amiopsis lepidota

Fundort: Solnhofener Plattenkalk, Eichstätter Bruchrevier

Zeitalter: Oberjura / Tithonium

Größe: 8,5 cm

Zeitaufwand: ca. 8 Stunden

Werkzeuge: Rosenbohrer, Nadeln, Skalpell, Druckluftstichel

Sammlung: Privat

 

Udo Resch für Steinkern.de