Präparationswerkzeug

Druckluftpräparation Teil 5 - Vergleichstest HW10 / HW25 / HW60

Hier als weiterer Teil der Serie über Druckluftstichel ein Vergleich der mir vorliegenden Geräte von Hardy Winkler (www.hw10.de) : HW10-3 mit Hartmetall- Nadel, HW-25 und HW-60. Wie angekündigt habe ich einen "live-Test" aller Stichel an einem Referenz-Gesteinsstück ausgeführt, um die Schlagkraft der Stichel zu visualisieren und damit besser einordnen zu können. Als Vergleich ist in den Test auch der im vorigen Teil bereits beschriebene Krantz-Stichel W224/W226 einbezogen worden.
 
Vorab ein"Disclaimer" : Ich habe keine Verbindung zur Firma HW , bin dort nur zufriedener Kunde. Etwaige Fehler oder Ungenauigkeiten im Bericht sind meine eigenen, der Bericht ersetzt nicht die Betriebsanleitungen und Sicherheitshinweise des Herstellers. Preise der Stichel sollten der aktuellen Preisliste von HW entnommen werden.
 
Die HW-Geräte habe ich ca. 6 Monate in Betrieb und habe damit Funde von 2 jeweils 14-tägigen Sammelurlauben in Yorkshire präpariert. Die Krantz-Stichel sind bei mir ca. 10 Jahre in Betrieb (was man teilweise auch an der Abnutzung sieht...)


Hier die Übersicht der getesten Geräte :
AS_stichel.jpg
Von links nach rechts : HW-60 , HW-25, HW-10/3, Krantz Stichel W224, W226.
Alle Stichel im Bild sind für den Test mit Hartmetall-Spitzmeissel ausgerüstet worden, jeweils rechts neben den Sticheln ist auch der Hartmetall-Flachmeissel abgebildet.
 
Die Meissel aller Geräte ausser dem HW-60 arbeiten mit einem mit Gummiring abgedichteten Teller, der den Druck der Druckluft auf den Meissel überträgt.Die Größe des Tellers hat direkte Auswirkung auf die maximal übertragbare Kraft.

Unterschiede sind hier im Vergleich HW-25 zu HW-10 und den Krantz-Sticheln bereits im obigen Bild zu sehen. Alle Geräte ausser dem HW-60 stellen den Meissel nach vollzogenem Schlag mit einer Spiral-Feder zurück, die zwischen Stichelkopf und Meisselteller arbeitet. Beim HW-60 fehlt diese Feder, stattdessen liegen dort 3 dickere Gummi-Ringe.

Der Griff des HW-60 ist mit Gummi ummantelt, was sowohl ein sehr angenehmes Griffgefühl erzeugt als auch eine effektive Dämpfung darstellt. Ein Nachteil des Gummigriffes ist seine Empfindlichkeit gegenüber scharfen Gesteinssplittern, wenn man nicht aufpasst können Splitter, die einem zwischen Hand und Griffstück geraten, dort Spuren hinterlassen. Man kann halt nicht alles gleichzeitig haben...
Die Griffe der anderen Stichel bestehen aus Metall, bei HW sieht dies wie rostfreier Edelstahl aus. Auch die HW-Geräte nutzen Schnellkupplungen mit Kugeldrehventil zum Druckluft-Anschluss.
 
Detail-Bilder der jeweiligen Stichel :
 
HW60
AS_hw60det.jpg
Beim HW60 erfolgt der Stichelwechsel durch Abschrauben des Kopfes mit einem 14er Schlüssel, Herausziehen des Stichels, Einsetzen des neuen Stichels in den Sechkant-Einsatz und Aufschrauben und leichtes Anziehen des Kopfes - schnell, extrem stabil & problemlos.

Der Meissel läuft im Betrieb in einer Kunststoff-Buchse (Teflon ?) und braucht nur sehr geringe Schmierung, z.B. beim Wechsel etwas Sprühöl auf den Meissel. Wichtig ist beim Einbau, dass man darauf achtet, dass der Stichel möglichst sauber ist, etwaig anhaftender Gesteinsstaub würden sicher auf Dauer die Buchse beschädigen.
 
Schlagfrequenz : ca. 7.000 Schläge / Minute
Der Betrieb des Stichels erfolgt mit 0.5 - 2.5 bar, der Druck darf 2.5 bar nicht überschreiten, sonst kann es laut Hersteller zu Abrissen des Meissels führen.
2.5 bar klingt erstmal relativ niedrig, der später dargestellte Test zeigt aber deutlich, wozu der HW60 mit diesem geringen Druck fähig ist...
Der Luftverbrauch ist erfreulich niedrig, ca. 28 l/min bei 2.5 bar, d.h. der HW60 kann auch an einem kleinen Flüsterkompressor betrieben werden !
 

HW25
AS_hw25det.jpg
Beim HW25 erfolgt der Wechsel des Stichels wie bei den Krantz-Sticheln durch
manuelles Abschrauben des Kopfes, Abziehen der Spiralfeder, Aufsetzen der
Spiralfeder auf den neuen Meissel, Einsetzen in den Kopf und Aufschrauben des Kopfes auf das Handstück. Der Teller der Meissel ist ein ganzes Stück größer als beim HW10 oder bei den Krantz-Geräten, eine höhere Durchschlagskraft wird hiermit erreicht. 
 
Schlagfrequenz : ca. 30.000 Schläge / Minute
Der Betrieb des Stichels kann mit 2-6 bar erfolgen, Luftverbrauch 35-55 l/min.


HW10-3
AS_hw10det.jpg
Der HW10 ist der kleinste Stichel im Programm von HW, hier gezeigt als Modell HW10-3 mit feiner Hartmetall-Nadel im Kunstoff-Einsatz und Ersatz- Nadelhalter mit Flachmeissel-Nadel.

Die Hartmetall-Nadeln haben den offensichtlichen Vorteil der deutlich besseren Haltbarkeit gegenüber den gehärteten Stahl-Nadeln im Krantz W-226 Einsatz, sie sind extrem scharf. Ich persönlich präpariere damit sehr gerne Innenwindungen von in Pyrit-Knollen erhaltenen Toarc-Ammoniten aus der Gegend von Whitby/Yorkshire, mit den Stahlnadeln des W-226 ist dies nur unter ständigem Schärfen möglich.
 
Schlagfrequenz : ca. 35.000 Schläge / Minute
Der Betrieb des Stichels erfolgt mit 2.5 - 6 bar, Luftverbrauch ca. 25 l/min.

Insgesamt ist die Betriebsweise den W-224 Sticheln von Krantz recht ähnlich, die Ausführung des HW-Stichels ist meines Erachtens aber deutlich besser.
 
 
Der Test:
AS_stein1.jpg

Der Test wurde unter folgenden Bedingungen durchgeführt:
Als Testobjekt dient ein recht zäher, homogener, mittelharter, feinkörniger Kalkstein aus der stokesi-Subzone des mittleren Lias,  Robin Hoods Bay / Yorkshire.

Die Fläche des Test-Objektes wurde in 4 jeweils 4 x 6 cm große Felder unterteilt. Alle getesteten Stichel wurden gereinigt, frisch gefettet (Vaseline) und vor dem Test ca. 1 min zur Aufwärmung und Verteilung des Fettes im Leerlauf betrieben.

Der HW60 wurde für den Test mit 2 bar betrieben, alle anderen Stichel mit 5 bar.
Mit jedem Stichel wurde auf einem markierten Feld für 1 Minute gestichelt.

Das Ergebnis:
AS_stein2.jpg
Von links nach rechts im Überblick: HW10, HW25, HW60, Krantz W-224 und W-226(unten).
 
 
Im Detail:
AS_hw10.jpg
Der HW10 hat sich recht wacker im Vergleich mit den anderen Sticheln geschlagen,
den Ausschlag hat hier sicher der extrem scharfe Spitzmeissel gegeben.
 
 
AS_hw25.jpg
Der HW25 erzeugt mit seinem größeren Meisselteller mehr Druck und damit mehr Abtrag.

AS_hw60.jpg
Der HW60 hat große Tiefenwirkung und reisst große Splitter aus dem Gestein. Die Abtragsmenge ist ca. 2-3 x so hoch wie beim HW25.

Die extremeTiefenwirkung und Schlagkraft des HW60 wird in einem weiteren Test noch verdeutlicht:
 
AS_hw60t1.jpg
Umgerüstet auf den Flachmeissel wurde mit dem HW60 eine Rinne auf der Oberfläche einer ca. 4 cm dicken Hälfte einer Pyrit-durchsetzten Toarcium-Knolle aus Whitby gezogen. Nach ca. 80 Sekunden Meisseltätigkeit mit dem HW60 spaltete die Knolle entlang der Rinne...
 
AS_kr.jpg
Die ausser Konkurrenz mitlaufenden W-224 und W-226 Stichel von Krantz
haben insgesamt das feinste Stichelbild und die geringste Abtragsleistung.
 
 
Fazit des Tests :
 
Abtragsleistung ist sicher nicht das einzige Kriterium zur Auswahl eines Stichels. Qualität des Stichels, Präzision der Meisselführung und ermüdungsfreies Arbeiten sind weitere Kriterien.

Für jede Arbeit sollte man die richtige Art von Stichel einsetzen - der HW60 ist sicher nicht für Arbeiten unter dem Binokular geeignet, während man mit dem HW10 besser keine größenen Mengen von Matrix abtragen sollte.

Ich setze den HW60 für sehr grobe - mittlere Arbeiten an hartem Gestein ein, den HW25 für genauere mittlere Arbeiten, den HW10 für die Feinarbeit. Die Tiefenwirkung des HW60 kann sehr gut zum Formatieren von Matrix und dickeren abzutragenden Gesteinsschichten genutzt werden.
 
Die Qualität der Präparationsgeräte sowie des Services von HW halte ich persönlich für sehr gut. Ich habe in den 6 Monaten des Betriebes keinerlei Probleme mit den Sticheln festgestellt.
 
Am Ende hier noch die andere Seite des Test-Objekts :
AS_amaltheus.jpg
Eine Gruppe von 6 Amaltheus stokesi , 1-8 cm, natürlich präpariert mit den HW- Sticheln !
 
Andreas Schmidt / AndyS