Präparationswerkzeug

Druckluftpräparation - Teil 1: Grundausrüstung

Druckluftpräparation - Teil 1 : Grundausrüstung

Vor ungefähr nun 20 Jahren hat die Drucklufttechnik in Form von Druckluftsticheln

der Fa Krantz bei den Hobby-Präparatoren Einzug gehalten.

Davor waren eigentlich nur 2 Typen von Geräte bei Museumspräparatoren im Einsatz (Biax und Desouter). Im Privatbereich fanden diese aufgrund des hohen Anschaffungspreises jedoch nur selten Anwendung.

Seither hat sich auf dem Sektor der Druckluftpräparationsgeräte viel getan.

Mittlerweile hat jeder ernsthafte Hobbypräparator ein Gerät - manche auch mehrere - für die unterschiedlichsten Zwecke im Einsatz.

Voraussetzung für den Einsatz von Druckluftwerkzeugen ist das Vorhandensein eines geeigneten Kompressors.

Mit den Kompressoren will ich deshalb die Beitragsreihe zur Druckluftpräparation beginnen.

Kompressor_01.JPG

Mein ca. 20 Jahre alter Kompressor der ohne ein Problem bisher arbeitete.


Vor der Anschaffung eines Kompressors müssen folgende 2 Fragen geklärt werden:

1. Sind bereits Druckluftgeräte vorhanden ? Wenn ja, wieviel Luft verbrauchen diese pro Minute ?
Welche Druckluftgeräte sollten zukünftig angeschlossen werden und wie hoch  ist deren Luftverbrauch ?

2.  Soll der Kompressor in einem eigenen Kellerraum betrieben werden oder in einer Wohnung ?

Zu 1:    Luftbedarf:
Die aktuell "gängigen" Druckluftstichel benötigen alle relativ wenig Luft.
Der Luftverbrauch sollte beim Verkäufer im Vorfeld angefragt werden.
Je nach Gerät liegt dieser bei ca. 20-60 ltr. je Minute - je nach Arbeitsdruck.
Das ist eine Menge, die selbst der kleinste Baumarktkompressor problemlos
liefert.
Will man dagegen sog. Stabschleifer, Druckluftmeißel oder gar Steinmetz-Schriftmeißel betreiben, so ist meist ein Luftbedarf von 220 -300 ltr (und mehr) Voraussetung für einen ununterbrochenen Betrieb dieser Geräte.
Auch für Sandstrahlgeräte geben manche Anbieter an dass man diese mit mind. 200 ltr. je Minute betreiben sollte um nicht in der Leistung eingeschränkt zu werden.
   

Zu 2:    Kompressoren produzieren Lärm:
Die billigen, hochtourig laufenden Einstiegs-Kompressoren aus dem Baumarkt produzieren meist einen Lärm, den man nur noch mit Gehörschützern ertragen kann. Aufgrund des kleinen Kesselvolumens muß der Kompressor oft ununterbrochen laufen um genügend Luftnachschub zu produzieren.
Diese sind weder für den Einsatz in einer Wohnung noch im Keller eines Mehrfamilienhauses geeignet. Der penetrante Lärm durchdringt selbst dicke Wände und macht "entspanntes" Arbeiten am Abend fast unmöglich.
   
Besser sind größer dimensionierte Kompressoren (Mittelklasse) wobei größer
sich nicht nur auf das Volumen des Kessels bezieht. Geräte mit 1-2 Kolben, einem Riemenantrieb über ein großes Schwungrad und einem großen Lüfterrad laufen viel niedertouriger und damit leiser. Durch das entsprechend größere Kesselvolumen kann sich der Kompressor öfters mal abschalten weil immer genügend Luft zur Verfügung steht. Dadurch reduziert sich der Lärm und der Kompressor kann kurzfristig abkühlen.

Alternativ zu den sog. Standard-Kompressoren bieten manche Hersteller sog.
Flüsterkompressoren an..
Diese sind baulich bedingt viel leiser als die zuvor genannten Kompressoren.
Mit solchen Flüsterkompressoren kann man dann durchaus in einer Wohnung arbeiten (vorausgesetzt, die eingesetzten Geräte sind ebenfalls leise). Flüsterkompressoren sind jedoch Nischenmodelle weshalb diese unverhältnismäßig teurer sind als die herkömmlichen Kompressoren !
Meist produzieren diese auch nicht die großen Luftmengen wie die zuvor genannten Geräte - außer man steigt auf entsprechend größere Geräte um die dann aber schnell "unbezahlbar" sind.

Alternativ kann man sich auch nach sog. Airbrush-Kompressoren umschauen.
Diese sind meist klein und handlich und nicht besonders laut.
Jedoch produzieren diese Geräte auch nicht so viel Luft wie die zuvor genannten Geräte.
Wenn diese bei ca. 3 bar nur 20 ltr Luft produzieren, dann ist das natürlich zu wenig !!
Also aufpassen !!!


Was kann man beim Kauf falsch machen ?
Beachtet man beim Kauf die zuvor genannten Punkte, dann kann man beim Kauf
eigentlich nicht viel falsch machen.
Mein Noname-Kompressor ist mittlerweile seit 20 Jahren ohne eine Störung im
Einsatz. Auch ist es nicht notwendig, ein sog. wartungsfreies Gerät zu kaufen.
Kompressoren benötigen relativ wenig Öl. Meist genügt es den Ölstand ein bis
zweimal im Jahr zu kontrollieren und ggf. nachzufüllen.
Beim Kauf war für mich nur die Leistung ausschlaggebend nicht der Preis.
Der billigste Baumarktkompressor (der Mittelklasse !!) ist meiner Ansicht nach also
für unser Hobby durchaus ausreichend
. Viel mehr sollte man auf die unter 1 und 2
erwähnten Punkte achten damit man sich spätere Einsatzmöglichkeiten nicht
frühzeitig verbaut.

Das Geld das man sich dadurch bei der Anschaffung des
eigentlichen Kompressors spart, sollte man vielmehr in geeignete Armaturen
(Filterwasserabscheider, Filterdruckminderer) investieren.
Diese können sehr wichtig
sein wenn man z.B. Sandstrahlen will bzw. Geräte hat, die nur mit ölhaltiger Luft
arbeiten (was meist die Regel ist).


Folgende Begriffe sollte man beim Kauf nicht verwechseln:

Ansaugleistung: Die Luftmenge, die der Kompressor ansaugt.
Nicht zu verwechseln mit der Füllleistung. Die Füllleistung ist die Luftmenge,
die der Kompressor abgibt ... also letztendlich dem jeweiligen Druckluftgerät zur
Verfügung steht. Der Wert der Ansaugleistung ist immer kleiner als der Wert der
Füllleistung.


Worauf sollte man beim Kauf außerdem achten ?

Wichtig ist zu wissen, dass die meisten Druckluftgeräte trockene aber ölhaltige Luft
benötigen. Aus diesem Grunde sollte man gleich bei der Anschaffung eines
Kompressors folgende Anbauteile mitkaufen:

Filterwasserabscheider mit Druckminderer (Filterdruckminderer):
Wird unbedingt benötigt, um das Kondenswasser in der Druckluft "herauszufiltern".
Das Druckluftgerät wird erst "hinter" dem Wasserabscheider angeschlossen und
erhält somit trockene Luft in der über den Druckminderer eingestellten Bar-Zahl.
Trockene Luft wird z.B. auch beim Sandstrahlen benötigt !
Manche Präparatoren schalten wohl sogar 2 Wasserabscheider in Reihe
hintereinander um möglichst trockene Luft zu erhalten.
Ebenso funktionieren die neuesten Druckluftstichel teilweise nur mit trockener
(und ölfreier) Druckluft.

Filterwasserabscheider.jpg
Filterwassserabscheider mit Druckminderer


Nebelöler mit Druckminderer:

Viele Druckluftgeräte benötigen nach wie vor ölhaltige Luft zur Schmierung.
Auch hier wird das Druckluftgerät "hinter" dem Öler angeschlossen und erhält somit
leicht ölhaltige Luft in der über den Druckminderer eingestellten Bar-Zahl.

Ohne ölhaltige Luft laufen die Geräte heiß und gehen kaputt.

Teilweise werden Filterwasserabscheider in Kombination mit Nebelölern und
Druckminderer angeboten. Man spricht dann von einer sog. Wartungseinheiten 3-
fach.

Wartungseinheit.JPG

Wartungseinheit 3-fach (Wasserabscheider links, Druckminderer Mitte, Öler rechts)
Die Luft fließt von links nach rechts !


Kompressoren-Öl:
Das Öl, das im Öler in kleinsten Mengen Verwendung findet kann auch als
Kompressorenöl (also für den Motor selber) verwendet werden.
Ein Kanister mit 500 ml reicht für Jahre aus !

Druckluftkupplungen:
Wenn man mehrere Druckluftgeräte parallel betreiben möchte ohne jedesmal die
Geräte jedesmal aus / ein zu stecken, empfiehlt es sich, den Nebelöler und den
Filterwasserabscheider so zu erweitern, dass möglichst 2 Ausgänge (Kupplungen)
vorhanden sind. Das Entfernen von Kupplungen, die unter Druck stehen, ist nicht nur
lästig sondern auch nicht ganz ungefährlich (außer man verwendet sog.
Sicherheitskupplungen). Diese sind jedoch um vielfaches teurer als die
herkömmlichen Messing-Schnellkupplungen.
Tipp: Je kleine die Kupplungen, desto kleiner Druckluftschläuche kann man später
für die Geräte verwenden. Mit dünne flexiblen Druckluftschläuchen lassen sich
Geräte (wie z.B. Stichel) leichter und genauer führen als mit zähen sperrigen !

Sicherheitsschnellkupplung.jpg
Sicherheits-Schnellkupplung mit Tülle


schnellkupplung_mess.jpg
Herkömmliche Schnellkupplung aus Messing mit Tülle

 

Neuerdings werden auch sog. Schnellsteckkupplungen eingesetzt.
Dies ist eine sehr feine Sache weil die dünnen PVC-Schläuche ohne Werkzeug
in die Kupplung gesteckt werden können. Man zieht einfach den blauen Ring etwas zurück und kann dann den Schlach einstecken. Läßt man den blauen Ring wieder los, hält der Schlauch.
schnellsteckkupplung.jpg
Schnellsteckkupplung (hier allerdings mit einem Schraubanschluß)


Ausblaspistole:

Beim Präparieren mit Druckluft verstaubt - je nach Druckluftgerät - der
Arbeitsbereich sehr schnell. Um wieder freie Sicht auf das Fossil zu haben
empfiehlt es sich - auch wenn dadurch der Staub in der ganzen Werkstatt verteilt
wird - eine sog. Ausblaspistole anzuschaffen.
Am besten eine mit einem langen Blasrohr mit der man gezielt Dreck wegblasen
kann.

ausblaspistole_lang.jpg
Ausblaspistole mit langem Blasrohr


Druckluftschläuche:
Hier ist Flexibilität angesagt.
D.h. starre Druckluftschläuche sind immer im Weg.
Beim Milimetergenauem-Arbeiten unterm Bino hat mir früher ein
unflexibler Schlauch manchesmal einen Ausrutscher produziert weil
ich mehr mit dem Schlauch beschäftigt war als mit dem Fossil.
Besser sind etwas teurere flexible Schläuche die natürlich ölresistent
sein müssen. Noch leichter zu handhaben sind die superdünnen
PVC Schläuche die insbes. beim Einsatz von Schnellsteckkupplungen
Sinn machen.

pvc_gewebeschlauch_weich.jpg
Blauer flexibler Gewebeschlauch


Weitere Tipps:

Aus OSB Platten und Schalldämmplatten läßt sich relativ schnell und günstig eine
Schallschutzbox für den Kompressor bauen.
Jedoch sollte man sich an die Box unbedingt einen Ventilator anbauen der für Frischluft (und damit Kühlung) in der Box sorgt. Ich verwende einen günstigen
Einschubventilator für HT Rohre mit 10cm Druchmesser. Solche Ventilatoren werden
oft in Bad und WC eingebaut. Da man keinen leise laufenden Ventilator benötigt (die Druckluftgeräte sind ja ohnehin etwas lauter), kann man auf die günstigen Angebote
im Baumarkt zurückgreifen.

- Thomas B. -


P.S. Anregungen bzw. Tipps nehme ich gerne - auch nachträglich - in diesen Beitrag auf.

Ansonsten gibt es im Forum einen Menüpunkt  "Berichte der Homepage"

http://www.steinkern.de/forum/viewforum.php?f=3

wo dann gerne über dieses Thema weiterdiskutiert werden kann.