Private Sammlungen

Eine weltweite Krebs- und Krabbenparade

Ich möchte euch einen weiteren Teil meiner Fossiliensammlung präsentieren (Erster Teil und Vorstellung meiner Fossiliensammlung: siehe Steinkern.de/Hauptmenü/Private Sammlungen/Eine Norddeutsche Sammlung). Schon seit Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Krebsen und Krabben weltweit. Dabei greife ich auf unterschiedliche Quellen zurück. Ich sammle, tausche und kaufe Decapoden weltweit. Aber auch gerne als guter Bezug ist das Wold Wide Web geeignet. Dadurch sind gute und beständige Kontakte über Jahre entstanden. Von Wien bis Wellington City ist alles dabei. Und nicht zu vergessen die Internetseite www.steinkern.de. Diese Vernetzungen haben mir Spaß, eine Menge an Hilfen und Informationen gebracht. Jetzt aber meine “Augenauf-Einladung“ annehmen und einfach inspirieren lassen von der nun folgenden Aufstellung!

Die Reihenfolge ist gewählt nach Kontinenten und Deutschland macht als meine Heimat den Anfang.

Europa:
Deutschland:


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Abb. 1: Tassadia carniolica (BITTNER, 1884), Pectunculus Geschiebe, Miozän, Fundort ist Zarrentin. Breite: 6 cm, Diese Art ist auch im Reinbeker Gestein, Flensburger Gestein und Bockuper Sandstein zu finden. Heute sind Funde von dieser Krabbenart fast gar nicht mehr denkbar! Die Verarbeitung von Steingut (Geschieben) in den Norddeutschen Kiesgruben ist industrieller geworden, so dass kaum noch größerer Steinhalden entstehen oder lange liegen bleiben. Herrlich ist es, wenn man als Sammler eine Kiesgrube betritt, und in dieser ein jungfräulicher Steinhaufen liegt, der vom Regen gründlich gereinigt wurde. Ein wahres Eldorado!


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Abb. 2: Coeloma (Paracoeloma) credneri NOETLING 1881, Sternberger Gestein, Oberoligozän, Fundort ist Kobrow. Coeloma Krabben im Sternberger Kuchen sind große Raritäten. Sternberger Gesteine mit Intrageröllen sind am besten geeignet für Funde. Die Intragerölle gesondert aufschlagen! Nach meiner Einschätzung muss man ca. 2000 Sternberger Kuchen finden, diese aufschlagen und als Krönung kommt ca. eine Krabbe dabei heraus. Natürlich wesentlich häufiger sind Seeigel, Haizähne und Mollusken beim Aufklopfen zu finden. Etwas häufiger kommt diese Krabben-Art im Consrader Gestein vor.


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Abb. 3: Coeloma (Paracoeloma) rupeliense STAINER 1887. Unteroligozän, Malliß bei der Kleinstadt Ludwigslust in Mecklenburg, Rupelton mit septischen Konkretionen. Krabbenfunde dieser Qualität sind lange schon nicht mehr möglich in der Mallißer Tongrube. Die ertragreichen Schichten sind von jüngeren Deckschichten und fossilienfreien Tonen überdeckt.


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Abb. 4: Coeloma (Intercoeloma) taunicum H.v.MEYER, 1862, Obere Böhler Schichten, Phosphorhitknollenhorizont, Unteroligozän, Ost-Markkleeberg, Leipziger Tieflandsbucht.
Krabben und Krebse wurden früher in der Leipziger Tieflandsbucht häufig gefunden. Vor 20 Jahren schlug ich mein Zelt am Rande des Braunkohletagebaus auf und in kurzer Zeit konnte ich die Krabben, Haizähne und andere Fossilien gut einsammeln. Das waren tolle Exkursionen für mich!

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Abb. 5: Coeloma (Paracoeloma) helmstedtense BACHMAYER & MUNDLOS 1968, Unteroligozän, Latdorfium, Helmstedt, Ziegeleigrube am Silberberg: Tagebau Helmstedt/ Teue. Krabbenfunde dieser Art wurden vor 30 Jahren gemacht. Schon lange nicht mehr kommt neues Material dazu. Manche Krabben können eine Breite von mehr als 20 cm aufweisen! Allgemein sind die Panzergehäuse nicht vorhanden!


Dänemark

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Abb. 6: Coeloma (Paracoeloma) n.sp., Velje Fjord, Lyby in Dänemark, Oberoligozän. Diese Krabbenart ist gegenüber Coeloma (Paracoeloma) incarinatum beeindruckend größer (durchschnittlich 130 mm in der Breite), hat einen anderen Vorderseitenrand, eine etwas andere Aufteilung der Regionen und die Oberfläche ist anders strukturiert. Es ist relativ einfach hieraus eine neue Art zu schaffen! In meiner Sammlung befinden sich alle Coeloma Untergattungen und Arten weltweit und allesamt zeigen eine andere morphologische Gegebenheiten

Diese Krabbe wurde vom "Lybyman" gefunden und präpariert.
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Abb. 7: Coeloma (Paracoeloma) incarinatum, Velje Fjord, Lyby in Dänemark, Oberoligozän. Erhaltungszustand der Scheren besonderes attraktiv! Weiterhin ist dieses Exemplar besonders groß für seine Art.


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Abb. 8: Coeloma (Paracoeloma) incarinatum mit allen Extremitäten, Velje Fjord, Lyby in Dänemark, Oberoligozän.

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Abb. 9: Homolopsis spiniga JAKOBSEN & COLLINS 1997, Danium, Fakse in Dänemark. Diese Art ist selten zu finden in der Fakse Kalk Grube! Ca. 20 Decapoden Arten kann man in der Fakse Grube finden, wobei 3 bis 5 Arten häufiger sind (z.B. einige Dromiopsis-Arten).

 

 

Österreich



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Abb. 10: Einsiedlerkrebs aus dem österreichischen Steinbruch Erstbrunn, Malm. Der Krebs befindet sich in einer Schnecke mit Quarzkristallen an den Außenwandungen. Die Schnecke ist 17 cm lang. Die Präparation wurde von mir durchgeführt.


Btw. der HINWEIS: Ich habe großes Interesse an Einsiedlerkrebsen! Vielleicht hat ein Steinkernleser einen Fund abzugeben?



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Abb. 11: Seespinne aus dem Steinbruch Retznei, Miozän. Sehr selten ist diese Krabbenart im Steinbruch.

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Abb. 12: Macromthalmus vindobonerisis, Krabbenbreite: 35 mm, Miozän, Teisitzberg bei Wien, Fundstelle ist schon lange erloschen.

 


Belgien

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Abb. 13: Coeloma (Paracoeloma) rupeliense STAINER 1887, Unteroligozän, de Boom bei Burght Nähe Rupelmonde, de Boom a Contich, Klein van Boom. Etwas seltener von diesem Fundort sind Krabben mit anhängenden Extremitäten.

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Abb. 14: Protocallianassa faujasi, Maastricht Eben Emael in Belgisch Limburg, Nach meinem Kenntnisstand wurden am Fundort keine kompletten Protocallianassa gefunden, sondern nur Scheren mit Pereiopodensegmenten.


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Abb. 15: Binkhorstia ubachsii, Maastrichtien, Eben Emael in Belgisch Limburg.

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Abb. 16: Glyphithyreus wetherelli (BELL, 1858), Eozän, Egem Clay of Egemkapel, W. Flandern, Diese Krabbenart kann man in Frankreich, England, in norddeutschen Tongruben und auch im Geschiebe finden.
Frankreich

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Abb. 17: Harpactocarcinus punctulatus WOODWARD 1876, Eozän, Landes, 35 mm.
Großbritannien

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Abb. 18: Hoploparia gammaroides M’COY. Lower Eocene, London Clay, Isle of Sheppey, Kent. Gestreckt wäre der Hummer 29 cm lang. Tiere in dieser Qualität sind selten für Sheppey.


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Abb. 19: Zanthopsis leachi (DESMAREST), Lower Eocene, London Clay, Isle of Sheppey, Kent. Diese Krabbe ist die häufigste von Sheppey.


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Abb. 20: Basinotopus lamarckii (DESMAREST) Lower Eocene, London Clay, Isle of Sheppey, Kent. Sehr selten in dieser guten Erhaltung.


Italien

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Abb. 21: Micromaia tuberculata, (Seespinnenart) Mittel Eozän, Cava Main (Vicenza).



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Abb. 22: Lophoranina marestianaFABIANI 1910, Eozän, Arzignano, Scheren auf der Unterseite.

 



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Abb. 23: Harpactocarcinus punctulatus, Monte Baldo Quarry, Verona, Beide Scheren vorhanden. In der Regel werden diese Krabben auf Einbettungsgestein aufgeklebt. Sieht attraktiver aus, sollte aber nicht sein!



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Abb. 24: Eriphia cocchii MACLAEY 1838, Die Krabbe ist sehr gut erhalten und weist eine Breite von 9 cm auf. Pliozän, Toskana.


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Abb. 25: Cancer sismondae (LATREILLE, 1802), Puglia, Terra d'Otranto, Miozän, Sehr guter Zustand und Scheren vorhanden, der Panzer ist 11 cm breit.


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Abb. 26: Neptunus granulatus (EDWARDS 1834) Miozän, Bosa Beds, Sardinia, Die Scheren sind in einer recht unnatürlichen Stellung angeklebt. In diesem Zustand werden sie häufig angeboten. Krabbenbreite: 10 cm.



Spanien


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Abb. 27: Xanthopsis dufouri, Eozän, Ypressian – Lutetian Puebla de Roda, Huesca, Aragon Province, Northern Spain. Das Einbettungsgestein darunter ist korrekt.


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Abb. 28: Daira speciosa (REUSS, 1871) Miozän, Messiniense Orihuela Alicante. Nach meiner Ansicht sind bei allen Daira Krabben aus Spanien die Scheren komplett angeklebt worden. Auch bei diesem schönen Exemplar!


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Abb. 29: Der Krebs Mecochirus magnus in einer ovalen Geode, Kreide, Ubon.


Kroatien


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Abb. 30: Harpactocarcinus punctulatus istrianus, Eozän, Roc-Istra, Kroatien. Sehr schönes Exemplar mit zwei Scheren. Krabbenbreite 7 cm.


Asien

Kasachstan

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Abb. 31: Coeloma taunicum, Oligozän, Salucapi, Location: Mangyshlak, Kasachstan.

Nordamerika

Kanada

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Abb. 32: Paleonephrops browni (Hoploparia browni) WHITFIELD, 1907 , Kreide, Cretaceous, Bear Paw Shale Formation, North Eastern Montana. Der Krebs ist 26 cm lang und beide Scheren sind gut erkennbar.

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Abb. 33: Longusorbis cuniculosus, Campanian, Kreide, Northumberland, Shelter Point, Nahe Cambell River. Direkt unter dieser sichtbaren Krabbe befindet sich fast deckungsgleich eine zweite Krabbe der gleichen Art. Weiterhin befinden sich unzählige angewachsene rezente Seepocken und Muscheln an der Gesteinsoberfläche.
USA

 


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Abb. 34: Callinectes aapidus, „ Blue crabs“, Pleistozän, Ship Channel, Pelican Island, Galveston, Texas. Zwei Exemplare in einer Geode.


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Abb. 35: Ranina sp., Oligozän, Lincoln creek Formation, Wakkiakum, Krabbenpanzerlänge 55 mm.
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Abb. 36: Avitelmessus grapsoideus travisana, Untere Kreide, Ripley Formation, Alabama. Sehr schwer zu präparieren, da das Gestein sehr hart ist!
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Abb. 37: Orbitoplax stephonsoni, Eozän, Bueno Looking Glass Formation, Gold Beach, Oregon.


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Abb. 38: Lophorania georgiana, Eozän, Ocala Limestone, Florida. Weiterhin befindet sich neben dieser Krabbe eine große Krabbenschere von Ocalina floridana.


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Abb. 39: Ranilia sp., mit zwei Scheren, Pliozän, Intracoastal Formation, Libery Country, Florida. Viele Exemplare, die im Handel sind, werden fantasievoll zusammengeklebt und aufgesetzt. Dieses Stück ist das nicht.


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Abb. 40: Callianopsis callamensis, Oligozän, Pyskt Formation, Plymic peninsula in Washington.




Südamerika

Chile



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Abb. 41: Portunites araucanus (PHILIPPI 1887), Miozän-Oligozän, Das Bild zeigt die Krabbe als Positiv. Im vorhandenen Negativ liegt noch die rechte Schere. Die Präparation steht noch aus.



Patagonien



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Abb. 42: Chaceon peruvianus, Miozän, Patagonien, 23 cm ist die Krabbenbreite. Diese Art kann noch viel größer werden!


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Abb. 43: Archaeogeryon sp., Miozän, Rio Fogel, Bariloche, Patagonien. Emotional hänge ich an dieser Krabbe. Gleich nach der Wende besuchte ich die die Lüneburger Fossilienfachgruppe und bekam diese Krabbe geschenkt!



Afrika
Ägypten


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Abb. 44: Lobocarcinus paulinowurtembergensis v. MEYER 1847, Eozän, Ägypten.


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Abb. 45: Palaeocarpilius simplex MILNE EDWARDS 1862, Eozän, Mokattam, Ägypten.
Australien


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Abb. 46: Thalassina anomala, Port Darvin, Der Krebs ist hellblau und über 14 cm lang. Top Qualität!
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Abb. 47: Seespinne Homolopsis etheridgei BELL 1863, Kreide, Albien- Cenomanien, Longreach Area, Queensland. Beide Scheren sind vorhanden. Müssen noch freigelegt werden.


Neuseeland
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Abb. 48: Tumidocarcinus giganteus, Miozän, North Canterbury. Auf der Kieler Börse kaufte ich die Krabbe für 200 Mark. Heute werden diese Krabben für das Zwanzigfache gehandelt.


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Abb. 49: Trichopeltarion greggi DELL, 1969, Pliozän, Motunau Beach, Canterbury. Außergewöhnlich ist, dass dieses Exemplar noch beide Scheren hat. Diese sind recht kleinwüchsig.

Stefan Polkowsky