Private Sammlungen

Fossilien von der Isle of Skye aus der Sammlung von Michael Sowiak

Michael Sowiak aus dem niedersächsischen Glandorf - gelegen im Dreieck Osnabrück/Bielefeld/Münster - sammelt seit rund 20 Jahren Fossilien. In dieser Zeit ist es ihm gelungen eine äußerst umfangreiche und imposante Sammlung zusammenzutragen, die er in einem extra für Fossilien eingerichteten Raum in großen gut beleuchteten Vitrinen eindrucksvoll präsentiert - der Traum eines jeden Sammlers! Hervorzuheben ist, dass Michael sich schwerpunktmäßig ganz speziellen Fundpunkten gewidmet hat, wo er jeweils über äußerst viel Fundmaterial verfügt, wodurch stets ein guter Überblick über die Fauna der jeweiligen Fundstelle gewährleistet ist. Es sind im Besonderen die Lokalfundstellen im Jura, Karbon (Piesberg!) und Perm des Osnabrücker Berglandes sowie die Kreide von Halle Westf. (heteromorphe Ammoniten) die einen wichtigen Teil der Sammlung stellen, andererseits aber auch Fundpunkte in Großbritannien und Frankreich. Das französische Calvados (Département-Hauptstadt ist Caen) wird vor allem durch die jurassischen Fundstellen Fresney-le-Puceux (Lias) und Ste. Honorine des Pertes (Dogger) repräsentiert, die jedoch beide inzwischen nicht mehr oder nur unter strengen Auflagen für Sammler zugänglich sind. Die Funde aus Großbritannien teilen sich auf die nordostenglische Küste um Whitby sowie die Isle of Skye und die benachbarte Isle of Raasay im Nordwesten Schottlands auf.
Neben den Fossilien gilt Michaels Interesse im Übrigen auch den Mineralien. Auch auf diesem Bereich verfügt er über hervorragendes Fundmaterial von seinen Lokalfundstellen des Osnabrücker Berglands.
Alle Fossilfunde wurden von Michael mit Chemie (bspw. KOH, Salzsäure), per Hand oder mit dem Druckluftstichel präpariert. Ein Sandstrahlgerät wird in Kürze das bisherige Equipment ergänzen. Einige Stücke sollen dann noch einen letzten Nachschliff mit dem Strahler bekommen, was aber angesichts der bisher erzielten Ergebnisse kaum notwendig erscheint - Michael ist ein begnadeter Präparator! Sicherlich wird der Strahler aber bei der Aufbereitung des - trotz der vielen präparierten Funde - noch in unzähligen Kisten auf die Präparation wartenden Rohmaterials vielfach eine Arbeitserleichterung sein. Für weiteren Nachschub ist sowieso gesorgt, da Michael nahezu jedes Wochenende in Sachen Fossilien unterwegs ist.
Aufgrund des Umfanges und der nach meinem Dafürhalten herausragenden Qualität des in der Sammlung Sowiak vorhandenen Fundmaterials habe ich mich dafür entschieden, mich in diesem Bericht auf die Vorstellung der Fundstücke von der schottischen Isle of Skye und deren Nachbarinsel der Isle of Raasay zu beschränken.

sowiak4.JPG
Abb. 1: Michael Sowiak mit einem seiner zahlreichen Prachstücke (Detailbild des Stephanoceras aus Schottland, siehe Abbildung 39).

Die Isle of Skye und die Isle of Raasay
Die beiden Inseln liegen unmittelbar vor der schottischen Westküste und bieten durch ihre Steilküste sowie im Inselinneren stellenweise auch durch tief eingeschnittene Bachbetten, interessante Sammelmöglichkeiten für den Fossiliensammler. Aufgeschlossen sind Schichten vom Lias bis zum Dogger mit interessanter Ammoniten- und sonstiger Fossilführung. Im Anstehenden darf hier, wie übrigens in ganz Großbritannien, nicht geschürft werden, da aber durch die rauhe See und die im Winter starken Regenfälle immer wieder neues Material ausgewaschen wird, bestehen dennoch gute Fundmöglichkeiten (auch dadurch bedingt, das "bequemes Sammeln vom Auto aus" hier nicht möglich ist).
Um erfolgreich zu sein braucht man ein Auge für die richtigen Gerölle und am besten fachkundige Begleitung, wenn man sich selbst noch nicht auskennt. Auch der Tide-Kalender ist unentbehrliches Handwerkszeug. Man sollte zudem wissen, dass manche Buchten schneller mit Wasser volllaufen als andere und dass einem daher schnell der Rückweg abgeschnitten werden kann...
Das Sammeln ist ohnehin nur etwas für Sammler mit Unternehmungslust und guter Kondition, da die zurückzulegenden Fußwege an der Küste sehr lang und beschwerlich sind. Um an die Wasserlinie der Ostseite der Isle of Skye zu gelangen, muss ein Höhenunterschied von fast zweihundert Metern in Serpentinen überwunden werden - auf dem Hinweg "nur" mit Werkzeug (für größere Gerölle kann das schon mal der Vorschlaghammer sein) und Verpflegung, auf dem Rückweg aber im Idealfall zusätzlich mit schwerer fossiler Last. Einen Hauch von Abenteuer hat das Sammeln in dieser menschenleeren Gegend (die Insel hat nur etwa 10 000 Einwohner) in jedem Fall.
Michaels Funde stammen hauptsächlich von der Ostseite der Isle of Skye, nördlich der Inselhauptstadt Portree. Aber auch von der Isle of Raasay kommen viele gute Funde. Als Highlights sind hier die schwarzen bestachelten Lias-Ammoniten von Abbildung 17 und 18 zu nennen. Diese stammen teils von der Küste, teils aber auch aus einem Bachlauf im Inselinneren von Raasay.

Geografische Lage der Isle of Skye und der Isle of Raasay

isle_of_skye_isle_of_raasay123.jpg
Abb. 2: Im Nordosten Großbritanniens befinden sich die Isle of Skye und die Isle of Raasay, rot markiert. Verwendung der Karte mit freundlicher Genehmigung von GoogleMaps.

isle_of_skye_isle_of_raasay2.jpg
Abb. 3: Die Isle of Skye, 80 Kilometer Nord-Süd-Ausdehnung, 11 bis 40 Kilometer West-Ost. Im Osten, in Richtung des Festlands liegt die langgestreckte Isle of Raasay. Verwendung der Karte mit freundlicher Genehmigung von GoogleMaps.

Doch damit genug der Einleitung - im Nachfolgenden geht es mit reichlich Bildern von Funden aus dem Lias und anschließend des Doggers weiter.

Funde aus dem Lias

isle_of_skye_1_amaltheus_125mm.jpg
Abb. 4: Schalenerhaltener Amaltheus mit 12,5 cm Durchmesser.

isle_of_skye_1_amaltheus_125mm_2.jpg
Abb. 5: Der Amaltheus von Abb. 4, der aufgrund der Erhaltung der für gewöhnlich abplatzenden Schale ein ganz außergewöhnlicher Fund ist, im Detail.

isle_of_skye_2_amaltheusstufe.jpg
Abb. 6: Handstück mit mehreren unterschiedlichen Amaltheen und zwei Muscheln.

isle_of_skye_2_amaltheus.jpg
Abb. 7: Detailaufnahme zweier Amaltheen auf der "Rückseite" der auf Abb. 6 gezeigten Fossilstufe.

isle_of_skye_3_amaltheusstufe.jpg
Abb. 8: Stufe mit Amaltheen. Die calzitischen Crinoidenreste sind ein guter Indikator für die Interessantheit des Materials.

isle_of_skye_4_dactylioceratenstufe_rueckseite.jpg
Abb. 9: So unscheinbar sehen die Gerölle im Fundort oft aus. Nur unten links im Bild steht eine Ammonitenwindung ein wenig aus dem Stein. Die Gegenseite ist präpariert und auf Abb. 10 zu sehen.

isle_of_skye_4_dactylioceratenstufe.jpg
Abb. 10: Ein Dactylioceraten-Friedhof, Durchmesser des Handstücks 10 cm.

isle_of_skye_6.jpg
Abb. 11: Calzitisch erhaltenes Pleurolytoceras hircinum aus dem Toarc der Isle of Skye.

epsilon_harpoceras_nautilus.jpg
Abb. 12 (links): 10 cm Nautilus (Cenoceras sp.) aus dem Toarcium der Isle of Skye.
Abb. 13 (rechts): 9 cm großer Sichelripper der Gattung Harpoceras.

isle_ofskye_grosstufe_phylloceras_dactylioceras.jpg
Abb. 14: Bildausschnitt einer riesigen Gesteinsplatte (mehrere Kilometer und hunderte Höhenmeter transportiert...)  mit einem 10 cm großen Phylloceras sowie zahlreichen kleinen Dactylioceraten.

isle_of_skye_8.jpg
Abb. 15: Dactylioceras-Standstück. Das Dactylioceras durchmisst 10 cm.

isle_of_skye_7.jpg
Abb. 16: Calzitisch erhaltener Nautilus (Cenoceras sp.).

vier_bedornte.jpg
Abb. 17: Großwüchsige unbestimmte Ammoniten (größtes Exemplar über 20 cm) mit starker Bedornung.
Nach Besprechung im Steinkern.de Forum kommt eine vorläufige Bestimmung als cf. Apoderoceras in Frage.

bedornter_grossammonit.jpg
Abb. 18:  Der größte der bedornten Ammoniten von Abbildung 15, gefunden auf der Isle of Raasay.

crucilobiceras_psiloceraten.jpg
Abb. 19 (links oben): Crucilobiceras crucilobatum von der Isle of Raasay.
Abb. 20 (rechts oben): Unbestimmte Kleinammoniten aus dem Lias.
Abb. 21: Psiloceras sp., 10 cm.
Abb. 22: Psiloceras sp., 7 cm

isle_of_skye_schnecke3cm_ammo.jpg
Abb. 23: 3 cm hohe Schnecke mit unbestimmtem Ammoniten.

isle_of_skye_krokodil.jpg
Abb. 24: Sensationeller Fund eines Krokodilschädels. Rechts befinden sich zudem noch Wirbel mit Fortsätzen. Größter Durchmesser der Matrix zirka 25 cm.

isle_of_skye_krokodi_detaill.jpg
Abb. 25: Detailausschnitt des Gerölls mit den Krokodilknochen.

michael_sowiak_stephanoceras.jpg
Abb. 26: Bildausschnitt einer Stufe mit mehreren Vertretern der Ammonitengattung Catacoeloceras.

Funde aus dem Dogger

isle_of_skye_turmschnecke.jpg
Abb. 27: Stufe mit dem Steinkern einer Turmschnecke. Nur die Bruchkante am Unterende der Schnecke schaute vor der Präparation aus dem Gestein. Die Ludwigien kamen allesamt erst beim Präparieren ans Tageslicht.

isle_of_skye_19cm_zahn2.jpg
isle_of_skye_19cm_zahn.jpg
isle_of_skye_19cm_zahn_7mm.jpg
Abb. 28, 29, 30: Eine 19 cm lange Stufe, beidseitig übersät mit Sonninien und als Besonderheit tauchte noch ein 7 mm messender Zahn beim Präparieren auf.

isle_of_skye_sonninien_pflanze_15cm.jpg
isle_of_skye_sonninien_detail.jpg
Abb. 31, 32: Stufe mit seltenem Pflanzenrest und verschiedenen Ammoniten (u.a. Sonninia).

isle_of_skye_5.jpg
Abb. 33: Kontrastprogramm: Schwarze Sonninien auf heller Matrix.

isle_of_skye_ludwigien.jpg
Abb. 34: Große Ludwigien-Stufe.

isle_of_skye_ludwigia_murchinsonae16cm_matrix.jpg
Abb. 35: Glattschalige Variante von Ludwigia murchinsonae auf Gesteinsuntergrund. Der Durchmesser des Ammoniten beträgt 16 cm.

isle_of_skye_ludwigia_murchinsonae18cm.jpg
Abb. 36: Auf den Innenwindungen kräftig berippte Ludwigia murchinsonae. Auf der Wohnkammer verliert sich die Skulptur. Durchmesser 18 cm.

ludwigia.jpg
Abb. 37: Kleine, sehr stark berippte juvenile Ludwigia murchinsonae mit Ohransatz und deutlich sichtbarer Pathologie im Bereich der Wohnkammer.

isle_of_skye_witchellia.jpg
Abb. 38: 7,5 cm messende Witchellia sp..

stephanoceras.jpg
Abb. 39: Das große Stephanoceras, welches Michael auf Abb. 1 in Händen hält.

cardioceras.jpg
Abb. 40 (links): Cardioceras aus der Staffin Bay (Isle of Skye).
Abb. 41: Perlmuttig irrisierender Perisphinctes mit Mündungsapophyse.

Ich hoffe, dass es mir mit dem Bericht gelungen ist, anhand der Bilder einen guten Überblick über das, was man mit dem entsprechenden Knowhow auf der Isle of Skye und der Isle of Raasay finden kann, zu geben.

Danksagung
Herzlichen Dank an Michael und Mechthild Sowiak für die Einladung, die Sammlungsführung und die freundliche Erlaubnis für die Veröffentlichung der Bilder bei Steinkern.de.
Abschließend möchte ich an dieser Stelle auch noch Heribert Schwandt aus Oststeinbek für die Herstellung des Kontakts zu Michael danken.
 
In der Sammlung Sowiak gibt es übrigens noch einiges mehr zu sehen, bloß beispielhaft abschließend noch ein Blick in eine weitere Vitrine.


michael_sowiak_sammlungsstuecke.jpg
Abb. 42: Links: Funde aus dem Karbon des Piesbergs, mittig: Kreideammoniten aus Halle Westf., rechts: Funde aus dem Osnabrücker Bergland (Jura-Ammoniten, Kupferschiefer-Fische).
 
 

Ergänzender Hinweis (Stand Juni 2016):
Die Fossilien von der Isle of Skye und Isle of Raasay befinden sich nicht mehr in der Sammlung von Michael Sowiak.