Private Sammlungen

Der Traum vom eigenen Fossilienmuseum - Das private Museum E. Bernt

 

Normalerweise ist es nicht üblich, dass man eine Sammlung zweimal vorstellt  - und
schon gar nicht innerhalb eines Jahres. Normalerweise ... tut sich in dieser Zeit nicht
so viel in einer Sammlung ... als dass es unbedingt notwendig wäre ... nochmals darüber zu berichten.

Im Spätsommer des vergangenen Jahres war ich auf Besuch beim Sammler Ede Bernt
(kurz E.B.) der in Flacht bei Weissach (bei Leonberg) wohnt.


Damals erwähnte E.B., dass er ein in der Nachbarschaft freigewordenes Haus erstanden will um dies so herzurichten, dass er darin irgendwann seine Fossiliensammlung angemessen präsentieren kann.

Ein Haus ... nur für sein Hobby ... nur für seine Fossilien. Das war sein Traum der ihn schon viele Jahre "verfolgte". Und nun bot sich die Gelegenheit ... einen
Anfang zur Umsetzung des Vorhabens zu machen.


Wie es bisher war ...

Bei E.B. war es in in den vergangenen Jahren so, dass viele Altfunde aus der Sammlung ausgelagert werden mussten. Er hatte zwar ordentlich viel Platz in seinem Wohnhaus (andere Sammler würden von den Möglichkeiten träumen), nur ... die Ammoniten standen in zig Reihen hintereinander auf den Regalen. So war das Betrachten der vielen Ammoniten nur noch eingeschränkt möglich. Auch konnten die Objekte zum Bearbeiten kaum noch weggenommen werden ... und auch das Abstauben wurde immer schwieriger.
Es war eine Situation ... die mehr und mehr unbefriedigend wurde ... zumal wöchentlich neue Objekte hinzukamen ... die gar nicht mehr angemessen präsentiert werden konnte.

So schlummerten viele tolle Funde über viele Jahre in Kisten verpackt in Außenlagern ... und selbst E.B. wußte zuletzt nicht mehr, welche Schätze da im Verborgenen noch schlummerten.

Immer wieder hörte ich Ihn erzählen ... dass es da noch "geheime" Depots gab ... wo tolle Funde "gebunkert" sein sollen. Das hörte sich spannend an ... aber irgendwie konnte ich nicht so richtig daran glauben diese Funde jemals zu Gesicht zu bekommen.

Aber letzte Woche wurde ich eines Besseren belehrt.



Die Umsetzung ...

Nachdem der Kauf unter Dach und Fach war begann er mit der Entrümpelung
des Gebäudes. Just zu der Zeit, also im im Herbst 2005, hatte ich einmal die Gelegenheit, Ihn bei dieser Arbeit zu besuchen um die zukünftige Bleibe für die Fossilien vorab zu besichtigen. Nur ... ich konnte beim besten Willen nicht viel sehen. Mein Blick war "getrübt" von dem vielen Unrat der beim Räumen des ca. 500 Jahre alten Hauses anfiel. Dreck, Staub, Moder, kaputte Wände. Bei manchem Tritt mußte man Angst haben durch den evtl. morschen Boden durchzubrechen und irgendwo im EG zu landen. Aber je länger mir E.B. "sein Haus" zeigte und erzählte ... wie alles  werden wird ... desto eher konnte ich mir vieles vorstellen und um so mehr wurde mir klar ... dass er das "Ding" durchziehen wird – egal was kommt. Und es kam einiges. Jeder, der schon mal in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt ein Haus restauriert hat, der weiß, dass Behörden ganz schön nervig sein können. Und waren es mal nicht die Beamten die für Überraschungen sorgten ... so war es das Haus das immer wieder eine Überraschungen auf Lager hatte. Und dann war da noch der überlange Winter der die Arbeit in einem ungeheizten "Rohbau" auch nicht unbedingt leichter machte.

Dass die Arbeiten in dem Hausteil, der für die Fossiliensammlung gedacht ist, bereits nach weniger als einem halben Jahr weitestgehend abgeschlossen sind .... ja dass die Sammlung bereits komplett eingezogen ist ... ist für mich ein kleines Wunder ... von dem ich mich vergangene Woche überzeugen konnte.

Das Ergebnis ...


Aus der Fossiliensammlung E.B. ist das (private) Fossilienmuseum E.B. geworden !



Auf momentan ca. 150 qm – die sich auf 2 Stockwerke verteilen – können heute die Fossilien präsentiert werden. Ungefähr 95% aller Fossilien sind Ammoniten des Juras ... wobei die Masse aller Objekte natürlich von der Schwäbischen Alb stammt. Einen ganz großen Umfang nehmen die Ammoniten aus dem untersten Lias (Hettangium u. Sinemurium) ein. Aufgrund der teilweise beachtlichen Größe dieser Funde aus den sog. "Arietenkalke" fallen diese natürlich sofort ins Auge.
Fast das komplette EG ist von diesen "Fundschichten" belegt. Das mußte schon alleine aus statischen Gründen so sein. Allein ein Ammonitenblock mit 2 schönen Coroniceraten aus Stuttgart Vaihingen wiegt ca. 700kg. Der steht – nicht zu übersehen – direkt am Eingang zur Sammlung. Alleine die Plazierung dieses
"Teils", das jahrelang bei einem örtlichen Steinhändler den Eingangsbereich zierte,
dauerte einen halben Tag und kostete viel Schweiß u. Nerven.

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Das 700 kg Doppelstück mit Coroniceraten aus dem Lias Alpha von Stuttgart Vaihingen. Durchm. des linken Exemplares ca. 40cm.

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Das linke Exemplar aus der großen Platte nochmals aus der Nähe.
Ein Coroniceras rotiforme.



Neben den Arieten befinden sich in den 3 EG-Ausstellungsräumen (und einem Flur) noch einige andere Objekt, die für das OG zu schwer waren (z.B. eine große komplett Laibsteinknollen aus Franken, große Lias Epsilon Phylloceraten, Lytoceraten, etc.).

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Ecke mit einigen Riesen-Schlotheimien (Schlotheimia, Angulaticeras).
Das große Exemplar unten links hat 80cm. Das rechte Exemplar folgt auf dem
nächsten Bild nochmals aus der Nähe.


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Sog. Riesen-Schlotheimia aus dem Lias Alpha von Stuttgart-Vaihingen.
Durchm. ca. 60cm.


Desweiteren findet man im EG auch 2 der 3 Präparationsräume.
Einer davon wurde in der alten Werkstatt eingerichet (das Haus wurde in früheren Jahrhunderten u.a. von einem Schmied genutzt).
Je nachdem eine Präparation eher mit einem Schriftmeißel durchgeführt wird (viel Dreck !) oder eher mit dem Druckluftstichel (weniger Dreck !) ... steht ein anderer "Schmutzraum" zur Verfügung. Der letzte (3.) Präparationsraum ist für die Sandstrahltechnik reserviert. Und dann gibt’s im OG noch die gemütliche Arbeitsstube wo man am Kamin zusammensitzen kann um über Funde zu reden oder diese zu bestimmen. Ja, Zimmer – auch wenn teil nur klein – hat das Haus viele ... und alle werden irgendwie für das Hobby genutzt.

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Präparationsraum im OG für Sandstrahlarbeiten und feine Druckluftarbeiten.
Incl. Waschplatz ... und was man sonst noch so alles brauchen kann.


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Das Arbeitszimmer ... wo es sich gemütlich arbeiten ... aber auch zusammensitzen läßt.


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Damit es einem nie kalt wird ....


Kommt man ins OG, fallen die vielen Braunjura Ammoniten ins Auge die zu hunderten – alle fein säuberlich bestimmt u. beschriftet – auf den Wandregalen stehen. Bei so vielen Ammoniten fällt es einem schwer irgendwo hin zu sehen.
Alles was für die Regale zu klein war ... liegt dann in den unzähligen Schubfächern.

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Prall, jedoch übersichtlich gefüllte Regale mit Dogger Ammoniten.


Eigentlich ist es falsch zu sagen ... der Sammlungsschwerpunkt liegt auf dem unteren Lias (siehe weiter oben). Dieser Eindruck kommt vielleicht nur dewegen auf ... weil der Lias mit so vielen Großfunden vertreten ist. Der Baunjura steht – was die Qualität und die Anzahl der Objekt angeht, ganz sicher dem Lias in nichts nach – auch wenn die Funde nicht ganz so riesig sind. Und auch der Weißjura ist so umfangreich vertreten dass nur wenige Sammler da mithalten können.

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Schubladen mit Lias Ammoniten die sich unter der Last schier durchbiegen.
Was man da zu sehen bekommen ...
da bin selbst ich immerwieder platt ... vor staunen.


Selbst einer umfangreichen Plattenkalksammlung kann man bewundern.
Man muß sich nur einmal die Mühe machen einige der vielen Schubladen herausziehen - die leider manchmal etwas klemmen. Aber in einem so alten Fachwerkhaus sind halt die Balken alt und die Böden mit der Zeit etwas uneben geworden ... .
Was für ein Glück dass er diese Sammlungsteil vor Jahren – als der Platz knapper und knapper wurde – nicht verkaufte. Es würde etwas fehlen !

Lediglich die verdrückten Fossilien aus Holzmaden fehlen – bis auf wenige dekorative Ausnahmen. Hierzu zählen auch einige sehenswerte Fische, Seelilien und ein Fischsaurier. Aber dafür findet man um so mehr unverdrückte Unter-Toarcium Ammoniten – insbes. aus Franken – in der Sammlung.
Natürlich fehlen Funde aus Frankreich oder England auch nicht.

In der Sammlung findet man Alltägliches genauso wie Außergewöhnliches oder Hochkarätiges.
Gerade das macht die Sammlung in meinen Augen so wertvoll.
So findet man z.B. unzählige pathologische "Arieten" ... die manch anderer Sammler
- aufgrund der Erhaltung oder Bruchstückhaftigkeit – gar nicht mitgenommen hätte.
Und das schöne ist ... alle Fossilien kann man anfassen weil keines hinter Glas verborgen ist.

Auf ca. 15000 Fossilien schätzt E.B. seinen aktuellen Ammoniten-Bestand
(wobei z.B. die vielen kleinen Pyrit-Ammos aus Südfrankreich gar nicht mitgezählt wurden).

Damit dürfte er sicherlich eine der größen privaten Jura Fossiliensammlung haben.

Mit dem Fossilien-Museum hat sich E.B. einen Lebenstraum erfüllt.

Wer den Traum anschauen will ... E.B. wohnt in Flacht.
Das ist eine Teilgemeinde von Weissach. Und Weissach wiederum liegt
wenige Kilometer NW von Leonberg – zu erreichen z.B. über die A8 Ausfahrt bei
Heimsheim oder Leonberg.

Nur am Rande bemerkt. Weissach ist vielleicht die reichste Gemeinde Deutschlands ... weil dort Porsche sein Entwicklungszentrum incl. Teststrecke hat. Das hört man manchmal und man "spürt" es auch ... denn dass fast jedes 2. Auto ... das einem entgegenkommt ... ist ein Porsche. Man wird es also auch an der Porsche-Dichte merken ... wenn man sich dem Fossilienmuseum E.B. nähert.

E.B. ist jederzeit gerne Bereit, seine fossilien Schätze anderen Sammlern zu zeigen.



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Der stolze Besitzer dieser Schätze ...



Ich bin sicher ... niemand wird seinen Besuch bereuen.

- Thomas B. –


Seine persönliche Homepage:

http://edmundbernt.de




Und nun zu weiteren Bildern ... einfach anschauen und genießen !


Funde aus dem Schwarzen Jura (Lias)


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Riesen-Ariet aus dem Lias Alpha der Gegend um Balingen. ca. 80cm.
Perfekte Erhaltung ... nichts geschnitzt !



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Microderoceras rasinodum, Lias Alpha, Schw.Gmünd, ca. 35cm.
Perfekt erhalten incl. Wohnkammer.



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Angulaticeras martinschmidti, Lias Alpha, Aldingen b. Rottweil, ca. 70cm


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Ein seltener Cleviceras aus der sog. Beta-Kalkbank von Balingen, Lias Beta, ca. 35cm.


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Schublade mit Coroniceraten, meist aus der Lias Alpha von Stuttgart-Vaihingen,
Durchm. des linken Exemplares ca. 25cm.



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Schublade mit Vermiceraten aus dem Lias Alpha, z.B. der Gegend um Rottweil.
Durchm. des großen Exemplares ca. 25cm.



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Arnioceras sp. Was leider nicht so gut zu erkennen ist, die Innenwindungen sind
wie eine Turmschnecke in die "Höhe" gewachsen und liegen also nicht mehr planspiral. Lias Alpha, Balinger Gegend.




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Pyrit-Ammoniten aus dem Lias Beta. Bei den kleinen Ammoniten handelt es sich
meist um Bifericeras u. Echioceras. Der große flache Ammonit ist ein Oxynoticeras mit ca. 20cm.



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Pseudoamaltheus engelhardti u. Pleuroceras spinatum. Lias Delta, Lixhausen im Elsass. Durchm. des Pseudoamaltheus ca. 35cm.


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Riesen-Phylloceras aus dem Lias Epsilon von Altdorf. Durchm. ca. 50cm.


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Ein Regal mit großen Phylloceraten aus dem Lias Epsilon (mittlerer Boden u. oben) bzw. Lytoceraten (unterer Regalboden). Der große Pylloceras oben in der Mitte hat ca. 35cm.


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Eine tolle Platte mit Dactylioceras commune aus dem Lias Epsilon von Kalchreuth.
Durchm. der größten Exemplare ca. 10cm.



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Als Vergleich zur Platte aus Kalchreuth ... eine Platte aus Schlaifhausen.
Gleiche Schicht ... nur Dactylioceras athleticum. Breite des Stücks ca. 40cm.


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Ein ca. 70cm hoher Laibstein aus dem Lias Epsilon von Altdorf.


Funde aus dem Braunen Jura (Dogger)

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Weißschalige Ammoniten (Pachylytoceras torulosum) aus dem Dogger Alpha der ehem. Tongrube Heiningen bei Göppingen. Durchm. des großen Exemplares ca. 8cm.

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Regale mit Dogger-Ammoniten.

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Macrocephalen aus dem obersten Braunen Jura von verschiedenen Fundorten. Das große braune Stück in der Mitte hat ca. 25cm.

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Peltoceras aus dem obersten Braunen Jura von der Küste in der Normandy.


Funde aus dem Weißen Jura (Malm)

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Regal mit Malm-Ammoniten

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Regal mi Malm Ammoniten.
Der Taramelliceras  unten rechts hat ca. 25cm.


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Schublade mit viel Kleinmaterial aus dem Malm


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Regal mit Malm-Ammoniten.


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Und zum Abschluss noch ein ganz besonderer Fund:
Ein bedornter Ammonit aus dem Malm Gamma.
Durchm. ca. 10cm.

 

Nachtrag im Januar 2018:

Ede Bernt verstarb am 19.04.2016. Im Steinkern.de Forum ist ihm ein Nachruf gewidmet: https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=87&t=22520